Musik und Folklore

Zuletzt bearbeitet: 10. Dezember 2012

Fandango
Stammt von der iberischen Halbinsel. Melodie und Verse des Fandango, vorgetragen von den Violeiros (Gitarre-Spielern) und dem Chor, haben Originalität, Lyrik und Humor und versetzen die Zuschauer in Bewunderung der Sensibilität und Kreativität unserer Caboclos (Bauern des Hinterlandes).

Die Choreografie – in der Regel vielgestaltig und schwierig – erfordert Technik, Konzentration, Agilität, gute Vorbereitung und Spezial-Schuhe für den Stepptanz.

Die Frauen wiegen sich im Rhythmus, aufmerksam die einzelnen Wechsel verfolgend, während die Männer im Rhythmus steppen, den die Gitarren und Tamburine vorgeben. Die Frauen, die man „Damas“ oder auch „Folgadeiras“ (estar de folga = nichts tun) nennt, weil sie weniger zutun haben beim Tanz, übernehmen in diesem Fall die Choreografie. Die Männer steppen mit Holzpantinen, die sie selber herstellen.

Die musikalische Begleitung wird von zwei Gitarren mit elf Saiten (portugiesische Viola), Tamburinen und einer Geige bestritten. Der Gesangstext wird von den beiden Gitarre-Spielern vorgetragen, zweistimmig, mit traditionellen oder improvisierten Texten.

Der Fandango, den man auf den Landgütern tanzt, heisst Fandango de Pichirão – wenn die Nachbarn dem Gutsbesitzer bei der Feldarbeit helfen, revanchiert sich der mit einem entsprechenden Fest. Oder ein Fandango de Finta – den man spontan, von einem Moment zum andern, organisiert – mit Hilfe einer Sammlung von Geld für die Vorbereitungen – und dann am darauf folgenden Samstag auf Sonntag veranstaltet.

Congada
Deklamiertes episches Drama afrikanischen Ursprungs, getanzt und gesungen zu instrumentaler Begleitung, mit einer Charakterisierung der einzelnen Teilnehmer. Es handelt sich dabei um Dialoge und Auseinandersetzungen zwischen zwei afrikanischen Königreichen, verwoben mit Lobpreisungen des São Benedito (Schutzpatron der schwarzen Sklaven). Historisch gesehen, wurde die Congada im Distrikt von Lapa seit dem Imperium getanzt, immer zur Weihnachtszeit, besonders am 26. Dezember, innerhalb des Festes des São Benedito.

Das Drama wird gesungen unter Begleitung von Perkussions-Instrumenten (Trommeln), einer Violine und, manchmal, auch einer Ziehharmonika. Persönlichkeiten der Congada sind: der König, die Königin, der Hofnarr, der Prinz, der Hofrat, der Fahnenträger und noch sechs bis acht Soldaten – sie alle gehören zum so genannten „Oberen Feld“, das heisst, zum Hof des Königs Ganaiame. Zum „Unteren Feld“ gehören: die Botschaft der Königin Ginga, repräsentiert vom Botschafter, einem Häuptling, einem Unterhäuptling und zwölf Conguinhos (den Soldaten der Königin Ginga) – letztere werden von Kindern dargestellt. Am Anfang, nachdem der König Ganaiame eine Ansprache gehalten hat, präsentieren sich seine Soldaten mit einem Schwert- und einem Stocktanz.

Die Darbietung wird kurz vor Ende unterbrochen von der lärmenden und impertinenten Invasion der Teilnehmer des „Unteren Feldes“ – den Vertretern der Königin Ginga. Der König Ganaiame, irritiert und zornig, befiehlt die Festnahme des Botschafters. Alle diskutieren, und die Soldaten simulieren in ihren Tanzschritten nun eine bewaffnete Auseinandersetzung – während der der Botschafter festgenommen wird. Später, nach seinen Erklärungen, verzeigt ihm der König – der Botschafter verabschiedet sich mit seinen Conguinhos vom Hof, welche nun ihrerseits einen anmutigen Tanz darbieten. Alle nacheinander tanzen, jeder auf seine besondere Art und Weise, zum Abschied von der Bühne.

Boi-de-Mamão
Komisches Drama mit improvisierten Texten und instrumentaler Begleitung. Es setzt sich aus einzelnen Szenen (Bühnenbildern) zusammen, in denen Persönlichkeiten und fantastische Tiere präsentiert werden, die nacheinander die Gruppe erweitern, angekündigt von den Vorsängern. Höhepunkt ist der Tod des Mateus, der von den Hörnern eines Ochsen durchbohrt wurde, und dessen Behandlung durch den Doktor, der auf seinem Pferdchen angeritten kommt. Das populärste Wesen dieses Melodrams ist der Bernunça, ein fantastisches Monster, das Kinder frisst.

Wird in der Regel zwischen Weihnachten und Karneval im Küstengebiet präsentiert.

Romaria de São Gonçalo

Nachdem der Kaplan das Terço-Gebet gesprochen hat, beginnt der Tanz, der in zwei Reihen einander gegenüber aufgestellten Männer und Frauen – zu Ehren der Heiligenfigur vor ihnen. Mit ihrer Teilnahme an diesem religiösen Tanz erfüllen sie ein Versprechen für die Erlangung einer Gnade.

Die Tanzenden werden von einem „Mestre“ und einem „Contra-Mestre“ animiert und geführt, die zur Gitarre singen – ein Chor verstärkt die entsprechenden Refrains. Die Choreografie ist kompliziert und ist unterteilt in so genannte „Passos“ (Schritte, Tanzabschnitte).

Cavalhadas
Dramatische Auseinandersetzung zwischen Mauren und Christen (in ganz Brasilien bekannt – in unserem Text über den Staat „Góias“ bereits beschrieben) im Stil der mittelalterlichen Turniere. Die blauen Reiter (Christen) und die roten Reiter (Mauren), hoch zu Ross, teilen sich in zwei Gruppen. Nach verschiedenen, recht poetischen, Dialogen, simulieren sie Kämpfe mit Säbeln, Schwertern und Lanzen – wobei jeder seine besondere Geschicklichkeit dem Publikum vorführt. Schliesslich herrscht Friede – die Mauren lassen sich bekehren und taufen. Die christlichen Ritter zeigen anschliessend noch eine Reihe von Turnier-Kämpfen zu Pferd und offerieren ihre Prämien den Damen ihres Herzens.

Zwei Musik-Bands begleiten die Auseinandersetzungen: die der Pancadaria (Prügel-Band) begleitet die „Sterbenden“ oder vom Pferd fallenden Helden mit entsprechenden tonalen Beileidsäusserungen, während die andere Band des „Louvor“ (Lobes-Band) die Abschnitts-Sieger hochleben lässt.

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