Lúcio da Silva Ferreira

Zuletzt bearbeitet: 7. Dezember 2020

lucioKünstlername: Lúcio
Kompletter Name: Lucimar da Silva Ferreira
Geburtsdatum: 08/05/1978
Geburtsort: Planaltina (DF)
Position: Abwehr
Link: Fehlanzeige

Vereine:
2019: Karriereende
2018 bis 2019: Taguatinga (Brasilia)
2018 bis 2018: Brasiliense FC (Brasilia)
2018: SE Gama (Brasilia)
2015 bis 2016: FC Goa (Indien)
2014 bis 2015: Palmeiras São Paulo
2013: FC São Paulo
2012: Juventus Turin
20/07/2009 bis 2012: Inter Mailand
01/06/2004 bis 15/07/2009: Bayern München
2000 bis 27/05/2004: Bayer Leverkusen
1997 bis 2000: Internacional (RS)
1997: Gama (DF)
1996: Planaltina (DF)

WM-Einsätze Seleção:
WM 2010 Südafrika
WM 2006 Deutschland
WM 2002 Japan/Südkorea

Lucimar da Silva Ferreira, besser bekannt als Lucio, zählt zu den erfahrensten und besten Verteidigern der Welt und ist nicht umsonst schon seit mehreren Jahren in der brasilianischen Nationalmannschaft vertreten.

Lucio wurde am 08.05.1978 seines Zeichens Stier im Bundesstaat Brasilia in der kleinen Stadt Planaltina geboren. Planaltina liegt ganz in der Nähe der Hauptstadt Brasiliens und besitzt einen eigenen Fussballclub – ganz klar. In diesem begann Lucio auch seine Karriere, mal davon abgesehen, dass er wie jeder andere kleine fussballbegeisterte Junge auf der Strasse beim Kicken mit Freunden die ersten Ballkontakte hatte.

Mit 7 Jahren bereits begann Lucio nach eigenen Angaben richtig mit dem Fussball und wurde von Anfang an von seiner Familie unterstützt. Seine Mutter, Maria Olindina da Silva, war vor allem die treibende Kraft, die seine professionelle Karriere vorantrieb. Sein grosses Idol war seit jeher der famose Spieler Dunga (sein jetziger Trainer in der Seleção), ein Spieler, der – nicht gerade typisch für brasilianischen Fussball – nicht ein perfekter Ballkünstler, aber dafür umso mehr ein technischer Könner und hart arbeitender Perfektionist war. Gerade so wie Lucio, dem nicht selten ein europäischer oder deutscher Fussballstil nachgesagt wird. Hart kämpfend und alles gebend, technisch versiert und – das wiederum typisch brasilianisch – erfolgreich! Im Jahre 1996 spielte Lucio dann das erste Mal für Planaltina, bevor er zu Club Regatas Guara und schliesslich dem grossen Sport Clube Internacional in Porto Alegre im Bundesstaate Rio Grande do Sul wechselte. Dort spielte er von 1998 bis 2000 und gewann mit seinem Team den São Paulo Pokal der Jugend 1999.

Schon bald aber kam das erste Angebot aus Europa und es ging direkt in die erste Bundesliga von Deutschland zu Bayer Leverkusen für 8,9 Millionen Euro. Er kam zu Bayer nach der Winterpause und obwohl in der Verteidigung schoss er in den ersten 15 Erscheinungen seiner selbst auf dem Spielfeld gleich 5 Tore. Sein damaliger Cheftrainer Klaus Toppmöller nutzte die brillante Form des jungen Verteidigers und seine exzellenten Angriffsspitzen nach vorn. Er gab Lucio die Freiheit, auch im Mittelfeld falls nötig mehr zu agieren und so geschah es zum Beispiel auch beim Finale der UEFA Champions League im Jahre 2002 zwischen Real Madrid und Bayer Leverkusen. Lucio schoss sogar das Tor für Leverkusen in dieser Partie im Stadion von Hampden Park, leider aber verlor Bayer 04 das Spiel mit 1:2 unglücklich. Lucio hatte eine super Saison bei Leverkusen und war dann in diesem Jahr auch der einzige des Teams, der einen Titel verbuchte: Weltmeister mit der brasilianischen Nationalmannschaft 2002.

In der darauffolgenden Saison 2002/2003 hatte Lucio grosse Knieprobleme und konnte leider nicht für seine Mannschaft gross aufspielen – und das ausgerechnet nach dem Weggang von Zé Roberto und Michael Ballack, schwer für den Club. Als er schliesslich wieder in der nächsten Saison mitspielen konnte verhalf er der Mannschaft zu einem guten 3. Platz in der Bundesliga und somit auch Einzug in die Champions League, jedoch zum Ende der Saison hin wechselte er zu Bayern München, wo er in der Stammelf quasi als Chef der Verteidigung aufspielte. Er wechselte für 12 Millionen Euro für 3 Jahre, verlängerte seinen laufenden Vertrag vorzeitig bis 2010 und wäre somit den rot-weissen Fans des FCB bis zum Jahre 2010 erhalten geblieben, wäre da nicht ein neuer Trainer auf die Saison 2009/2010 verpflichtet worden…

Schon Wochen vorher hatte es Diskussionen um einen möglichen Abschied des 84-maligen brasilianischen Nationalspielers gegeben. Der neu verpflichtete Bayern-Trainer Louis van Gaal hatte Lucio keine Stammplatzgarantie in Aussicht gestellt, sondern vielmehr einen Konkurrenzkampf zwischen ihm, Martin Demichelis und Daniel van Buyten um den rechten Innenverteidigerposten ins Auge gefasst.

Lucio – der seit 2004 für den deutschen Rekordmeister spielte und insgesamt 236 Bundesligaspiele für den FC Bayern und Bayer Leverkusen bestritt, hat sich nach diesen Aussichten für einen Clubwechsel entschieden. Der 31-Jährige Abwehrspieler hat beim italienischen Meister einen Dreijahresvertrag unterschreiben.

lucioLucio, er ist ein aussergewöhnlicher brasilianischer Fussballspieler, der so gar nicht brasilianisch wirkt. Ruhig und zurückhaltend und besonnen schon fast. Auch im Fussball eher anders: er selbst sagt über seinen Stil, dass er eher vom läuferischen und der Zweikampfstärke heraus geprägt ist und nicht dem Ideal vom schönen Fussball Brasiliens entspricht. Auch wenn in Brasilien mittlerweile viel mehr gekämpft und gearbeitet wird, so ist es doch gerade das spielerische, leichte und schöne Spiel, das das Brasilianische so von den anderen Spielweisen auf der Welt unterscheidet. Auch wenn Lucio sich davon unterscheidet, ist er seit Jahren nicht mehr aus der Nationalmannschaft wegzudenken und hat sich seine Sporen sowohl in der Verteidigung als auch der Offensive der Mannschaft verdient. Lucio: “In Brasilien bekommt man mehr Raum für das schöne Spiel. Bei uns dominiert eher die Technik als der körperliche Kontakt. Da möchte selbst der Verteidiger schönen Fussball zelebrieren. In Deutschland wird im Fussball sicher mehr gearbeitet, und es gibt mehr Zweikämpfe. Aber international gilt sowieso: Wenn du nicht hart arbeitest, hast du auf lange Sicht keinen Erfolg.“

Lucio gilt als ungemein ehrgeiziger Spieler mit einem enormen Siegeswillen. Besonders gefürchtet sind seine Tempovorstösse aus der eigenen Hälfte, bei denen er gut und gerne mal 6 Spieler übersprintet. Er beherrscht es Defensive mit Offensive zu verbinden und gilt somit als Prototyp des modernen Verteidigers. Dies zeigt sich auch im November 2005 ganz aktuell wieder, als er in den europäischen Top 11 als einziger Bundesliga-Spieler vertreten war, unter anderem mit Coupet – Lucio, Cris und Puyol in der Verteidigung, Lampard, Xavi, Cambiasso, Ronaldinho, Toni, Eto`o, Shevchenko. Seine offensive Spielhaltung kommt auch aus dem vielleicht nach wie vor heimlichen Wunsch heraus, einmal im Sturm zu spielen, und so ist es nicht verwunderlich, dass die nicht gerade seltenen Tore die er schiesst, von besonderer Bedeutung für ihn sind und gross von ihm bejubelt werden.

Lucio hat schon immer öffentlich seinen Glauben und seine Haltung zu Gott und Christus gegenüber praktiziert, man erinnere sich an den 2:1 Sieg über Schalke im DFB-Pokalfinale, als er zusammen mit Zé Roberto das gleiche T-Shirt mit der Aufschrift “Gott ist meine Kraft“ trug. Lucio ist gläubig und liest die Bibel, die ihm dabei hilft, ausgeglichen zu bleiben und dies wirkt sich auch auf den Fussball aus. Früher habe er bei Schiedsrichterentscheidungen des Öfteren reklamiert, wenn er z.B. aus dem Gleichgewicht geriet. Mittlerweile akzeptiert er Entscheidungen ausgeglichener und auch in schwierigen Situation sowohl bei Bayer Leverkusen als auch in seiner Anfangszeit beim FC Bayern half seine Glaube ihm und gab ihm neue Kraft. In einem Interview antwortete Lucio auf die Frage nach der Verträglichkeit der Sanftmut der Christen mit der recht aggressiv zeitweise wirkenden Zweikampfspielweise in der Abwehr folgendes: “Ich bin Abwehrspieler, das ist meine Arbeit. Ich kann doch nicht den Stürmer einladen: Bitte, schiess ein Tor. Aber Fairness ist das oberste Gebot beim Zweikampf. Ich bin immer bemüht, den Gegenspieler nicht zu verletzten.“ Lucio schreibt auch über seinen Glauben auf seiner Webseite und zeigt wie gut sich der aktive Glauben mit seinen Fussballer-Leben vereinbaren lässt, mehr noch, wie sehr er seinen Glauben im täglichen Leben mit und ohne Fussball braucht.

Sein Fairness-Verhalten zeigte sich an der WM 2006 in Deutschland, denn vor der Partie gegen Frankreich war Lucio der einzige Feldspieler, der nach vier WM-Spielen noch kein Foul begangen hatte. Lúcio beging im Viertelfinale in der 23. Minute sein erstes WM-Foulspiel und blieb damit 386 Minuten ohne einen Pfiff gegen sich. Lucio verbesserte damit die bisherige Bestmarke von Paraguays Carlos Gamarra aus dem Jahr 1998 (383 Minuten).

Auch seine Familie ist für Lucio von enormer Bedeutung, seine Frau Dione mit den beiden Söhnen Victoria und João Victor leben dort, wo Lúcio seinen Arbeitgeber hat. Eine brasilianische Köchin bringt das geliebte Essen aus der Heimat auf den Tisch, so dass nicht zu grosses Heimweh entsteht. Zu grossen Festen wie Weihnachten fliegt die Familie zurück nach Brasilien um dort im Kreise der Familie zu feiern. Lucio verhalf sobald er konnte seiner Familie zu einem besseren Leben, keine Sorge mehr um das tägliche Brot, nein. Heute lebt die Familie in einem sicheren Condominio und er ermöglichte es seiner Mutter aus der Arbeit bei der Kantine der Universität auszusteigen. Die ganze Familie bangt bei jedem Spiel des Sohnes, vor allem bei den Nationalspielen – wie zum Beispiel beim Endspiel der WM 2002 gegen Deutschland. In einem Gemeindehaus versammelten sich ca. 100 geladene Gäste, Familie, Freunde und Bekannte, um das Spiel zusammen zu verfolgen. Alles in den brasilianischen Farben geschmückt, Lucios Mutter mit der Trikotnummer 3 ihres Sohnes, brasilianisches Essen und schliesslich nach einem spannenden Spiel, ein erlösendes ausgelassenes Fest!

Lucio wird noch einige Erfolge erzielen, sei es mit seinem neuen Verein Inter Mailand oder als Kapitän der Seleção an der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, davon ist sowohl er als auch die Öffentlichkeit überzeugt. Sein Leitsatz im Leben hilft im dabei: “Viel arbeiten und auf Gott vertrauen“.

Lúcio verlängerte im März 2011 seinen Vertrag bei Inter vorzeitig bis Sommer 2013 mit Option auf ein weiteres Jahr. Ende Juni 2012 löste man den Vertrag im gegenseitigen Einverständnis frühzeitig auf.

Lúcio wechselte auf die Saison 2012/13 zum aktuellen italienischen Meister Juventus Turin. Bei seinem neuen Verein unterzeichnete er einen Vertrag bis zum 30. Juni 2014. Mitte Dezember 2012 teilte Juventus Turin mit, dass der Vertrag mit Lúcio einvernehmlich aufgelöst wurde. Lúcio kam in der Saison 2012/2013 nur gerade zu vier Einsätzen, was für einen Kämpfer wie ihn nur schwer zu akzeptieren ist. Auf den 1. Januar wechselt er nach 12 Jahren in Europa zum Traditionsclub FC São Paulo, wo er einen 2-Jahresvertrag unterzeichnete.

2015 wechselte Lúcio zum indischen Superliga-Club FC Goader von brasilianischen Superstar Zico trainiert wurde. Sein letztes Spiel für die Inder machte er am 24. Oktober 2016. Nach einem Jahr (2017) Ruhestand kehrte er in den Profifußball zum viertklassigen SE Gama aus der gleichnamigen Satellitenstadt der brasilianischen Bundeshauptstadt Brasília zurück. Gespielt für den Klub hat er allerdings nicht und wechselte bereits im April 2018 zum Ligakonkurrenten Brasiliense FC. Sein letzter Klub war Taguatinga für den er von Mitte April 2018 bis anfangs Oktober 2019 spielte. Mit 41 Jahren beendete Lucio seine Fußballerkarriere definitiv.

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AutorIn: Monika Gerle · Bildquelle: CBF

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