Teresina

Zuletzt bearbeitet: 7. Dezember 2020

Die Wurzeln der Hauptstadt Teresina – der Brutkasten Brasiliens – liegen an der Mündung des „Rio Poti“ in den „Parnaíba“, einem Ort, den man damals „Barra do Poti“ nannte.

Gründung: 16. 08. 1852
Lage: 72 Meter über Meer
Bevölkerungszahl: 868.075 (Stand 2020)
Grösse/km2: 1.392 km2
Bevölkerungsdichte/km2: 584,95 Einw./km2
Regenzeit: Januar bis April

Hier gab es 1760 bereits eine kleine Siedlung von Fischern, Tabak- und Maniokpflanzern. Durch seine privilegierte geografische Lage an der navigierbaren grössten Wasserstrasse der Provinz und, darüber hinaus, auch an der Strasse, die „Oeiras“ mit „Parnaíba“ verband, registrierte „Barra do Poti“ einen aussergewöhnlichen Anstieg der Bevölkerung und wandelte sich in eines der grössten kommerziellen Zentren der Region, was ihm den Status einer „Vila“ (Kleinstadt) einbrachte.

Man installierte die neue Kleinstadt „Vila do Poti“ auf der „Chapada do Corisco“, einem Vorgebirgs-Plateau, das seinen Namen von den starken Gewitterbildungen und heftigen Blitzen hatte, die sich während der Regenzeit an dieser Stelle zu bilden pflegten. Und das erste Gebäude der neuen Stadt war die Kirche zu Ehren der Schutzheiligen aller Bewohner vom „Rio Poti“, der „Nossa Senhora do Amparo“. Sie diente dann als Referenzpunkt für den weiteren Bebauungsplan der Stadt, deren Territorium, von Nord nach Süd, einer „Viertel Légua“ entsprach – etwa 1.650 m – und von Ost nach West der Entfernung zwischen den Flüssen „Parnaíba“ und „Poti“ – mit der Kirche als genauem Mittelpunkt.

Es sollte erwähnt werden, dass sich der Umzug der Hauptstadt der Provinz Piauí von Oeiras nach Teresina unter dem Protest verschiedener angesehener Bürger der oeirensischen Gesellschaft vollzog, deren Geschäfte durch die Verlegung gefährdet waren. Aber der neue Präsident Dr. Antônio José Saraiva setzte sich durch. Am 16. August 1852 schickt er ein Rundschreiben an alle Provinz-Präsidenten des Imperiums mit der Mitteilung seines Umzugs.

Die Geschichte behauptet, dass die Imperatriz Teresa Cristina Maria de Bourbon ihrem Ehemann Dom Pedro II. die Idee der Hauptstadtverlegung in Piauí erst schmackhaft gemacht habe und so wird Saraivas Dankbarkeit verständlich, die sich im Namen der neuen Hauptstadt „Teresina“ ausdrückte.

Nach dem Umzug, der im Oktober 1852 beendet war, begann Teresina sich relativ schnell zu entwickeln. Noch im Juni 1851 wohnten auf der „Chapada do Corisco“ lediglich 49 Bürger, während sich diese Zahl, ein Jahrzehnt später, auf mehr als 8.000 erhöht hatte. Teresina war die erste Stadt Brasiliens, die man nach einem geometrischen Plan anlegte – eine auf dem Reissbrett konzipierte Stadt, in deren Symmetrie Saraiva persönlich viel Zeit und Ideen investierte.

1860 präsentiert die neue Hauptstadt bereits ein urbanisiertes Areal von einem Kilometer Ausdehnung, von Nord nach Süd, mit den folgenden Extremen: am einen Ende der Platz des „Quartel do Batalhão“ (heute „Estádio Municipal Lindolfo Monteiro“) und am andern der „Barrocão“ (heute „Avenida José dos Santos e Silva“). In Richtung Ost-West ging die Entwicklung jedoch nicht mit der gleichen Schnelligkeit voran. Ausgangsbasis war hier der „Rio Poti“, aber alle Strassen von dort endeten schon ein paar Dutzend Meter oberhalb der beiden Hauptplätze, dem der „Constituição“ (heute Praça Marechal Deodoro da Fonseca“) und dem „Largo do Saraiva“ (heute „Praça Saraiva“) ohne, wie geplant, sich bis zum „Rio Parnaíba“ fortzusetzen. Nun, man musste der Bevölkerung wenigstens die Wahl ihrer bevorzugten Wohn- und Arbeitsstätten überlassen – die Zeit würde das Problem der gleichmässigen Ausbreitung der Stadt nach allen Richtungen schon lösen.

Die „Rua Grande“ (heute „Rua Alvaro Mendes“), eine der Hauptarterien der neuen Hauptstadt, spielte eine wichtige Rolle in ihrer weiteren Entwicklung. Teresina wurde schon sehr früh als „Cidade Verde“ (Grüne Stadt) bekannt – den Beinamen hatte sie vom Schriftsteller Coelho Neto, angesichts der zahlreichen Bäume am Rand ihrer Strassen und Plätze, verliehen bekommen. Teresina ist immer noch ein Distrikt in der Entwicklung – derzeit umfasst er ein Areal von 1.673 km² und hat eine Bevölkerung von rund 692.000 Einwohnern (nach der letzten Zählung vom Jahr 2.000).

nach obenTeresina heute

435 km oberhalb der Mündung des „Rio Parnaíba“ liegt die Hauptstadt, nach Manaus/Amazonas die heisseste Brasiliens, mit Werten bis 42º C. In den Monaten mit der Endsilbe „ber“ (Setember bis Dezember) herrscht diese starke Hitze vor – während die Temperaturen im ersten Semester in der Regel angenehmere Werte präsentieren – besonders in der Nacht und am frühen Morgen.

Als einzige Hauptstadt des Nordostens, die nicht am Meer liegt, hat Teresina seine Flussstrände entwickelt und strukturiert, und die gastfreundlichen Bürger erzählen dem Fremden gerne aus ihrem unerschöpflichen Schatz von Sagen und Legenden, die mit dem Fluss angetrieben wurden und den andern, die sich auf den Strassen und Plätze ihrer Stadt zugetragen haben.

Weil ihnen das Meer fehlt, hat die Bevölkerung von Teresina ihr Nachtleben besonders intensiv entwickelt. Wöchentlich gibt es hier unzählige Optionen für Shows, Musik-Präsentationen, Theateraufführungen, Kinos und Nachtclubs, ausserdem bieten feine Restaurants eine typisch lokale Küche von unvergleichlichem Geschmack! Entsprechend ist es der Stadt gelungen, nationale und internationale Veranstalter von Messen, Kongressen und Konventionen von ihrer guten Infrastruktur zu überzeugen – heute geben sie sich hier gegenseitig die Tür in die Hand.

Kleine Unternehmen haben sich entwickelt, besonders diejenigen, welche mit der Konfektion von Textilien beschäftigt sind. Sie haben kreative Marken entwickelt, die sich auf der gleichen Ebene mit den Grossen der Branche halten können. Das Kunsthandwerk ist ebenfalls von unvergleichlicher Kreativität und Güte: in der sakralen Kunst, in der Korbflechterei, der Bildhauerkunst, der Weberei oder der Herstellung von Klöppelspitze, sind die Künstler aus Teresina weit über ihren Staat hinaus bekannt.

Für den an seiner Geschichte interessierten Besucher gibt es viele interessante Gebäude aus der kolonialen Epoche der Stadt zu besichtigen, alle in gut restauriertem Zustand. Aber auch die Grünanlagen und Parks sind einen Spaziergang wert.

Wir empfehlen Ihnen:
Die historische Villa des Barons von Gurgueia aus dem 19. Jahrhundert hat seine Pforten für das Projekt „Casa de Cultura de Teresina“ geöffnet. Hier sind jetzt eine Bibliothek, ein Video-Raum, Tanz- und Kunstgewerbliche Kurse und das Kammerorchester untergebracht (in der „Rua Rui Barbosa).

Anstelle einer Militärkaserne, ein künstlerisches Zentrum: das „Centro Artesanal „Mestre Dezinho“ präsentiert 25 kleine Geschäfte, die Kunsthandwerk aus Fasern, Leder, Holz und Keramik offerieren. Darüber hinaus Tanz- und Musikkurse und ein Restaurant mit einer der besten Speisekarten für lokaltypische Gerichte (im Zentrum).

Eindrücke aus der Geschichte Piauís sammelt man am besten bei einer Besichtigung der historischen Reminiszenzen:
Zum Beispiel ist der alte Gouverneurs-Palast, „Palácio de Karnak“ – neu-griechisch inspiriert, Residenz des Staatsgouverneurs – hat eine Kunstsammlung. Der Garten wurde vom bekanntesten Gartenarchitekten Brasiliens „Burle-Marx“ konzipiert (westlich vom „Praça Serafim“).

Oder der „Palácio da Cidade„, in neo-klassischem Stil aus den 20er Jahren, in dem eine Grundschule vorübergehend untergebracht war, und der seit 1984 die Präfektur aufgenommen hat. Hier gibt es eine permanente Ausstellung plastischer Künstler (am „Praça Marechal Deodoro“).

Und der „Palácio Arquiepiscopal“ – Ex-Residenz traditioneller Familien – beherbergt heute den Erzbischof von Teresina. Erbaut in gotischem Stil, in der Kapelle wertvolle Werke sakraler Kunst. Die schattigen Gärten laden zum Verweilen und Meditieren ein (Avenida Serafim).

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das „Museu Histórico de Piauí“ im Gebäude, das bereits dem Staatspräsidenten als Amtssitz diente. Hier findet man von der Prähistorischen bis zur republikanischen Zeit alles über Piauí.

Schöne Spaziergänge kann man im „Parque da Cidade“ machen, einem Stadtpark von 100.000 Quadratmetern Fläche – man hat auch die Möglichkeit, sich hier sportlich zu betätigen, es gibt Fussball- und Volleyball-Plätze. Unter der Woche ist hier auch das Sekretariat für Umweltschutz untergebracht (Avenida Duque de Caxias).

Interessant auch der „Parque Poticabana“ – am rechten Ufer des „Rio Poti“ – eine Alternative für Wanderungen und sportliche Betätigung, zum Beispiel Radeln oder Skate fahren. Hier gibt es auch einen Wellen-Pool und ein Tobogan ins Wasser. Viele tropische Bäume, ein Restaurant und einige Kioske sorgen für einen angenehmen Aufenthalt.

Dann gibt es gleich daneben den „Parque Poti Um“ – hier hat man sich besonders mit den Prinzipien des Umweltschutzes auseinandergesetzt: an den früher mal abgeholzten Flussufern macht sich wieder native Vegetation breit – sehr schön, für Wanderungen oder Velofahrten.

Und ein Zoo darf natürlich nicht fehlen: er ist auf 300.000 m² Fläche, etwa ausserhalb der Stadt, untergebracht, das heisst, der „Parque Zoobotânico“ ist beides – Zoo und Botanischer Garten zusammen. Viel Grün zum Spazierengehen, Pfade zu Picknick-Arealen, natürliche Seen zum Bootfahren. Hier funktioniert unter der Woche die Umwelt-Schule (Rodovia PI-112, Km 5).

Weitere Sehenswürdigkeiten sind:
Der interessante freie Markt zwischen „Praça Deodoro“ und dem Fluss dort, wo die Wäsche am Flussufer zum Trocknen ausliegt.

Jeden Morgen kann man am gleichen Flussufer des „Rio Parnaíba“ auf dem Tauschmarkt „Troca-Troca“ interessante Szenen beobachten.

Und den überdachten „Mercado Central de Artesanato“ (Kunsthandwerksmarkt) in der „Rua Paissandu“, sollte man ebenfalls nicht auslassen.

Die Flüsse „Parnaíba“ und „Poti“ haben in der Regel niedrige Wasserspiegel, aus denen viele Sandbänke herausragen, die die Einheimischen mit „Coroas“ (Kronen) bezeichnen. Sie werden vorübergehend als Flussstrände (zwischen Juni und November) von den Einheimischen benutzt. Hier treffen sich die Bürger der Stadt zum Relax – es gibt sogar Rettungsschwimmer, die den Badebetrieb überwachen und kleine Kioske sorgen für das leibliche Wohl.

Ein schönes Spektakel, besonders am Nachmittag, bietet das Zusammentreffen der beiden Flüsse „Parnaíba“ und „Poti“, deren Wasser im schräg einfallenden Sonnenlicht tanzen.

Einen versteinerten Wald – und zwar in vertikaler Position, wie im Leben – das gibt es, ausser in Rio Grande do Sul, nur noch in Piauí! Der „Floresta Petrificada„, bestehend aus Fossilien, die mehr als 250.000 Jahre alt sind, befindet sich auf dem rechten Ufer des „Rio Poti“, weniger als 300 Meter vom Park „Poticabana“.

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