Die Kayapó leben in Dörfern, die sich auf den Oberlauf der Flüsse Iriri, Bacajá, Fresco und andere Nebenflüsse des Rio Xingu verteilen – insgesamt ein Territorium in Zentral-Brasilien, fast so gross wie Österreich, bedeckt beinahe in seiner Gesamtheit von äquatorialem Regenwald, ausgenommen sein östlicher Teil, in dem der Cerrado vorherrscht. Ihre Kosmologie, ihr rituelles Leben und ihre gesellschaftliche Organisation sind extrem reichhaltig und komplex, und auch ihre Verbindungen mit der nationalen Gesellschaft, und mit Umweltexperten der ganzen Welt, sind intensiv und vielfältig.
Kayapó
Andere Namen: Kaiapó, Caiapó, Gorotire, A’ukre, Kikretum, Xikrin Makragnotire, Kuben-Kran-Ken, Kokraimoro, Metuktire, Kararaô, Mebengokre Sprache: Kayapó (Stammm Macro-Jê, Familie Jê) Population: 8.638 (2010) Region: Süden des Bundesstaates Pará (Im Norden von Mato Grosso) |
INHALTSVERZEICHNIS Name und Sprache Lebensraum und Ökologie Bevölkerung Untergruppen, Wanderungen und Erstkontakt Geschichte und Besetzung der Region Feminine Aktivitäten Männliche Aktivitäten Umzüge Gesellschaftliche Organisation Politische Organisation Kosmologie und Ritual Namensgebung Die Lebenden und die Toten Der menschliche Körper Zeitgenössische Verbindungen mit den ”Weissen” |
Name und Sprache
Der Terminus “Kayapó” (manchmal auch “Kaiapó” oder “Caiapó” geschrieben) wurde zum ersten Mal gegen Anfang des 19. Jahrhunderts gebraucht. Sie selbst bezeichnen sich nicht mit diesem Ausdruck, der von benachbarten Gruppen als Diskkriminativ eingeführt wurde und bedeutet “jene, die Affen ähnlich sind” – die Idee stammt wahrscheinlich von einem Ritual, zu dem sich die Männer der Kayapó während vieler Wochen mit Affenmasken verkleiden und Tänze veranstalten. Die Kayapó selbst dulden diese Bezeichnung der Aussenstehenden und nennen sich selbst aber “Mebêngôkre”, was so viel bedeutet wie “die Menschen aus dem Wasserloch” oder “die Menschen vom Ort des Wassers”.
Ihre Sprache gehört zur linguistischen Familie “Jê” des Stammes “Macro-Jê”. Es gibt Dialekt-Verschiedenheiten zwischen den unterschiedlichen Kayapó-Gruppen, die von den Spaltungen herrühren, von denen diese Gruppen in der Vergangenheit betroffen wurden, aber sie alle haben eine einheitliche Sprache, die beweist, dass sie einer gemeinsamen Kultur entstammen.
Die Kayapó selbst, für die eine gute Rede zur gesellschaftlichen Praxis gehört, definieren sich selbst als “Menschen, die gut (schön) reden können” (Kaben mei) – im Gegensatz zu allen anderen Gruppen, welche nicht ihre Sprache sprechen. Bei bestimmten Gelegenheiten, wie zum Beispiel zu Ansprachen vor dem Ältestenrat oder bei Zeremonien, verstellen die männlichen Redner den Ton ihrer Stimme, so als ob jemand ihnen einen Schlag in den Magen (ben) versetzt hätte – um damit ihre Rede von der normalen Sprache abzuheben.
Die Kenntnis der portugiesischen Sprache ist von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich, je nach Alter ihres Kontakts mit der nationalen Gesellschaft und dem Grad der Isolation der einzelnen Gruppen.
Lebensraum und Ökologie
Das Territorium der Kayapó befindet sich auf dem Plateau von Zentral-Brasilien – etwa 300 bis 400 Meter über dem Meeresspiegel. Dabei handelt es sich um ein Gebiet mit vielen Tälern, gesäumt von niedrigen Hügeln mit maximal 400 Metern Höhe, in isolierten kleineren Gruppen, verteilt über das gesamte Territorium. Die grossen Ströme werden gespeist von unzähligen Bächen und Rinnsalen, manchmal so klein, dass sie bisher noch nie von Weissen entdeckt wurden und deshalb auch keine Namen haben.
In Zentral-Brasilien (oder im Mittelwesten Brasiliens) ist das Jahr aufgeteilt in zwei Jahreszeiten: die Trockenperiode (Winter) – die sich vom Monat Mai bis zum Monat Oktober erstreckt – und die Regenperiode (Sommer) – die vom Monat November bis zum Monat April reicht. Die Trockenperiode wird von heissen, windigen Tagen bestimmt, von kühlen Nächten und der Abwesenheit der Moskitos. Dies ist die angenehmere Jahreszeit, die von den Kayapó auch entsprechend gewürdigt wird – sie nennen sie “Schöne Zeit”. Die Regenperiode dagegen wird von strömendem Regen bestimmt, von der Überflutung der meisten Flüsse und Bäche und von der lästigen Moskitoplage und der anderer Insekten. Diese Zeit wird von den Indianern einfach nur als “Zeit des Regens” bezeichnet. Der jährliche Niederschlags-Index ist bemerkenswert, er schwankt zwischen 1.900 mm, im Nordosten des Territoriums, bis zu 2.500 mm im Südosten – um einen Vergleich heranzuziehen: in Belgien, einem als regenreich bezeichneten Land, rechnet man mit einem Niederschlags-Mittel von 1.000 mm pro Jahr!
Bevölkerung
Es ist schwierig, die genaue Zahl der Kayapó-Bevölkerung zu beziffern, die sich in diesem immensen Gebiet aufhält. Ausser den 19 Stämmen, welche reguläre Kontakte mit unserer nationalen Gesellschaft pflegen, weiss man von drei oder vier kleineren isolierten Gruppen, deren Bevölkerung auf zwischen 30 und 100 Individuen geschätzt wird, mit denen aber selbst die Kayapó keinen direkten Kontakt haben.
Inzwischen haben wir uns mit einem überraschenden demografischen Wachstum dieser Indianer auseinanderzusetzen: Seit zwei Jahrzehnten vergrössert sich die Kayapó-Bevölkerung konstant. Innerhalb bestimmter Gruppen wächst sie sogar schneller als in anderen, und zwar bis zu 5% pro Jahr, was einer Verdoppelung der Bewohner eines Dorfes in nur 14 Jahren entspricht. Eine echte demografische Explosion! Aber, weil Indianer, wenn sie isoliert leben, nicht gegen Grippe, Masern, Pocken und andere westliche Krankheiten immunisiert sind, wachsen sich eingeschleppte Erreger häufig zu wahren Epidemien aus und fordern innerhalb kürzester Zeit zahllose Opfer. In Amazonien sind Fälle nicht selten, in denen die Bevölkerung eines ganzen Dorfes in weniger als zwei Wochen ausgestorben ist. Gegenwärtig pflegt der grösste Teil der Kayapó mehr oder weniger regelmässige Kontakte mit der Welt der Weissen, und die Gefahr der Epidemien steht unter Kontrolle. Trotzdem gibt es immer wieder mal Probleme in dieser Richtung, und ein grosser Teil der Fälle an Kindersterblichkeit und Krankheiten unter Erwachsenen ist immer noch auf die fehlende Immunität gegen Zivilisationskrankheiten zurückzuführen.
Die Zahl der Kayapó-Indianer genau zu schätzen ist auch wegen der demografischen Fluktuation und wegen der fehlenden Angaben über die isolierten Gruppen schwierig. Eine Schätzung des Jahres 2000 gibt eine Gesamtbevölkerung von annähernd 6.300 Personen an, was zumindest den Schluss erlaubt, dass die Kayapó hinsichtlich der Zahl ihrer Bevölkerung zu den 15 bedeutendsten Gruppen Amazoniens gehören.
Ihre Dörfer sind relativ gross im Vergleich zum Standard Amazoniens: der normalerweise ein Indianerdorf zwischen 30 und 80 Bewohner aufweist – bei den Kayapó bewegt sich diese Zahl zwischen 200 und 500 Einwohnern. Aber diese Bevölkerungsdichte schwankt: während das kleinste Dorf nicht mehr als 60 Einwohner hat, kann ein grosses auf bis zu 900 kommen.
Untergruppen, Wanderungen und Erstkontakt
Die ältesten Daten, welche man zweifelsfrei den Kayapó zuordnen kann, stammen vom Ende des 19. Jahrhunderts und werden als Basis benutzt, um verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den verschiedenen existenten Dörfern nachzuverfolgen. Eine ethno-historische Untersuchung hat gezeigt, dass die Kayapó ursprünglich in drei grosse Gruppen unterteilt waren: die “Irã’ãmranh-re” (jene, die auf den Plateaus leben), die “Goroti Kumrenhtx” (Menschen der wahren, grossen Gruppe) und die “Porekry” (die Menschen des kleinen Bambus). Die zwei ersten Gruppen zählten, jede für sich, ungefähr 3.000 Personen und die letzte ungefähr 1.000 – das ergibt annähernd eine Gesamtzahl von 7.000 Personen.
Diese drei grossen Gruppen von gemeinsamer Herkunft bewohnten, seit undenkbarer Zeit, die Region des unteren Rio Tocantins. Es war ein Territorium von Hochebenen, durchzogen von Flüssen, deren Ufer mit Galeriewald bestanden waren. Die Dörfer lagen stets in Nähe des Waldes, und die Kayapó konnten auf diese Weise die beiden unterschiedlichen Biotope bestens nutzen. Doch diese wirtschaftliche Lebensform wurde beeinträchtigt, als am Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten Kolonisatoren in ihrem Gebiet auftauchten.
Die Konsequenzen der ersten direkten Kontakte zwischen Kayapó und “Weissen” kann man, ohne Übertreibung, als verhängnisvoll bezeichnen. Banden von Eroberern griffen die Kayapó-Dörfer an und töteten unzählige von ihnen. Viele Frauen und Kinder wurden gefangen genommen und als Sklaven in den Städten verkauft. Die Kayapó hatten nicht die Mittel, Widerstand zu leisten. Obwohl zahlenmässig den Eindringlingen überlegen, hatten sie doch diesem deutlich besser ausgerüsteten und bewaffneten Feind nicht viel Gegenwehr zu bieten. Es war eine ungleiche Schlacht – Musketen gegen Bogen und Pfeile, Schwerter gegen Keulen. Als es ihnen klar geworden war, dass sie gegen jene mächtigen Eroberer nichts würden ausrichten können, verliessen die Kayapó ihr traditionelles Territorium und flohen gegen Westen, ins Landesinnere.
Doch ihr Friede war von kurzer Dauer. Die Front der Kolonisation schob sich unaufhörlich voran und verfolgte sie – 30 Jahre später erschienen die Eroberer wieder vor ihren Dörfern. Diesmal kam die eigentliche Bedrohung aus ihren eigenen Reihen: nämlich durch eine interne Spaltung zwischen Sympathisanten und Gegnern eines Freundschaftsversuchs mit dem “Stamm der bleichen Fremden”. Die Sympathisanten waren offensichtlich durch die unzähligen Güter weich geworden, über welche die Eroberer verfügten – sie bildeten sich ein, dass sie nach der einmal gefestigten Freundschaft, alle diese Objekte ebenfalls geschenkt bekommen würden (besonders auf die Musketen hatten sie es abgesehen). Die Gegner ihrerseits, hoben die Gefahren hervor, welche ein solcher Versuch mit sich bringen würde. Denn schon damals hatten die Kayapó wohl bemerkt, dass jedweder auch noch so kurze Kontakt mit den “Weissen”, stets von einer Periode gefolgt wurde, in der viele von ihnen aus unerfindlichen Gründen starben – als Schock mit den von den Eroberern eingeschleppten infektiösen Viren, nicht selten von den Indianern als “Hexerei der Weissen” bezeichnet.
Jene inneren Spannungen resultierten in einer Reihe von sukzessiven Teilungen der Bevölkerung, die drei Hauptgruppen zerfielen in verschiedene Untergruppen. Bemerkenswert ist, dass jene Gruppen, welche damals sich entschieden hatten, mit den ”Weissen” in Freundschaft zu leben, heute vollkommen verschwunden sind: noch vor 1930 wurden zwei der Untergruppen ”Porekry” ausgerottet, und der gesamten Hauptgruppe ”Irã’ãmranh-re” blühte dasselbe Schicksal.
Die “Goroti Kumrenhtx” und die übrig gebliebenen “Porekry” weigerten sich, mit den Weissen weitere Freundschaftsversuche zu unternehmen und suchten ihr Heil in der Flucht. Auf dieser Wanderung nach Westen erreichten sie eine Übergangsregion zwischen äquatorialem Regenwald und Cerrado-Plateaus. Dort liessen sie sich nieder und begannen systematisch jedermann anzugreifen, der sich ihrem neuen Territorium näherte. Sehr schnell wurden sie dank ihrer Aggressivität berühmt und berüchtigt – die Bewohner des brasilianischen Inlandes klassifizierten sie als die kriegerischsten Indianer Amazoniens. Wegen ihrer häufigen und wiederholten Attacken trauten sich nur wenige Menschen in die Nähe ihres Gebiets. Und dies ist auch einer der Gründe, warum Zentral-Brasilien bis vor relativ kurzer Zeit noch unerforscht geblieben war.
Diese Situation jedoch war unhaltbar, befand die Regierung. Unter dem Druck von lokalen Politikern entschied sie in den Jahren 1950 und 1960, den Kayapó einige Equipen von Spezialisten zu entsenden, mit der Mission, jene “Wilden” endlich zu befrieden. Die “Bedrohung” durch die Annäherung der Gesandten der Regierung führte dann abermals zu Unstimmigkeiten zwischen den Kayapó, die sich erneut in kleinere Kommunen aufspalteten. Einige dieser Gruppen, wie zum Beispiel die “Mekrãgnoti” (Menschen mit grossen roten Zeichnungen im Gesicht), zogen sich weiter ins Innere des Landes zurück, wo sie sich in einem Territorium festsetzten, das vollkommen vom Regenwald bedeckt ist. Aber auch dort erreichten sie schliesslich die Regierungsbeauftragten – und heute steht der grösste Teil der überlebenden Kommunen in permanentem Kontakt mit unserer Gesellschaft.
Geschichte und Besetzung der Region
Die Mehrheit jener Berichte aus der Kolonialzeit Brasiliens und der Erforschung Amazoniens gibt an, dass die die meisten Indianerstämme – im Gegensatz zu den Kayapó – sich entlang der grossen navigierbaren Ströme aufhielten. Solche Konzentration der Eingeborenen erklärt sich in erster Linie aus den offensichtlichen Transportmöglichkeiten. Lange Wanderungen innerhalb des Regenwaldes sind sehr beschwerlich und ermüdend, und sie erfordern viel Zeit. Während der Regenperiode werden sie noch beschwerlicher durch Überschwemmungen und den aufgeweichten Zustand der Pfade. Der Transport per Kanu oder gar Motorboot ist leichter, weniger gefährlich, verbraucht weniger Kraft und ist während des gesamten Jahres möglich. Trotzdem schlossen sich die Kayapó dem nicht an. Stämme, die man als ”Flussbewohner“ bezeichnet, und die sich vorzugsweise auf Flüssen fortbewegen, leben in der Regel verteilt auf zahlreiche kleinere Kolonien entlang der Ufer, sie sind sesshaft und haben eine Bevölkerung von maximal 80 Personen pro Dorf. Der Kontakt zwischen den weiter auseinander liegenden Dörfern wird von kleinen Gruppen aufrechterhalten, welche unaufhörlich den Fluss hinauf und hinunter fahren. Der Wohnsitz in Flussnähe erleichtert die Kommunikation und begünstigt ebenso die Verteilung kleiner lokaler Gruppen auf das Stammes-Territorium, was wiederum den demografischen Druck abbaut. Ein Schwachpunkt dieser Art von ”Urbanismus“ ist allerdings, dass sich solche Flussbewohner-Gruppen als relativ verwundbar erwiesen haben, durch die Tatsache, vom Feind leicht lokalisiert werden zu können.
Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass die Wahl der Gründung einer Kommune weniger von den Transportmöglichkeiten als vielmehr von ökologischen Faktoren abhängig ist. Die grösseren Flüsse bieten, ausser einer grösseren Menge von Fischen, auch grosse Konzentrationen aller Arten von Tieren und, um genauer zu sein, auch von grösseren Säugetieren. Dieses Phänomen hängt vor allem mit dem typischen Jahreszyklus der Region zusammen. Die grössten Flüsse transportieren mit sich enorme Quantitäten von fruchtbarem Schlamm. Wenn nun die Flüsse über die Ufer treten, wird eine grosse Menge dieses Schlamms auf den temporär überfluteten Flächen abgelagert. Im Anschluss werden die Böden der säumenden Galeriewälder zu fruchtbaren Zonen. Dort angelegte Felder bringen die besten Ernten hervor – und in der Regel wachsen dort auch die meisten Früchte tragenden Bäume. Viele Tiere konsumieren diese Früchte als Basis ihrer Ernährung, deshalb werden sie von diesen Gebieten angelockt. Und solche tierischen Vegetarier locken wiederum die Fleischfresser und Aasvertilger an. Man kann also zusammenfassend sagen, dass ein Leben entlang der Flüsse einerseits viele gute Möglichkeiten für Jagd und Fischfang bietet, und andererseits auch eine ertragreiche Landwirtschaft ermöglicht. Und so müssen wir uns fragen, warum dann so genannte ”Waldindianer“, wie die Kayapó, sich bis zum Oberlauf kleinster Bäche im tiefen Regenwald zurück gezogen haben, um weitab von jenen fruchtbareren Regionen ihr Leben zu fristen? Wie können sich diese Indianer bis zum heutigen Tag mit den notwendigen Nährstoffen versorgen, die ihr physisches Gleichgewicht unbedingt braucht?
Traditionell basiert die Wirtschaft der Kayapó auf der Jagd und dem Ackerbau. Ihre Gesellschaft ist auf einer Verteilung der Aufgaben zwischen den Geschlechtern aufgebaut.
Feminine Aktivitäten
Es sind in erster Linie die Frauen, welche die notwendige Menge an kalorienhaltigen Nahrungsmitteln produzieren. Die Felder, angelegt in einem Umkreis von vier bis sechs Kilometern vom Dorf, werden von ihnen bestellt und abgeerntet. Jede Familie besitzt ihre eigenen Felder, auf denen sie vor allem Süsskartoffeln anbaut, Mais, Zuckerrohr, Bananen und Maniok – alles kalorienreiche Pflanzen. Ergänzend kommen ein paar tropische Früchte, Baumwolle und Tabak hinzu.
Die Kayapó sind sehr penibel, wenn es um die Auswahl des fruchtbaren Bodens geht: die für sie ideale “Oase” ist ein Waldstück mit nicht besonders dichter Vegetation, nicht weit von einem Fluss und am Fuss eines Hügels gelegen. Auch bei der Wahl eines Ortes zur Errichtung eines neuen Dorfes gehen sie äusserst umsichtig vor: erfahrene Spezialisten untersuchen den Boden genau – die Farbe des Erdreichs und seine Zusammensetzung. Auch die vorhandene Vegetation wird in die Beurteilung einbezogen.
Den Männern fällt die Aufgabe zu, bestimmte Bäume zur Anlegung der Felder zu fällen. Diese Rodung findet gegen Anfang der Trockenperiode statt (Mai) – dann bleiben die gefällten Bäume einige Monate liegen, wie sie gefallen sind, bis kurz vor dem Einsetzen der Regenzeit. Der normale Zustand des Bodens im äquatorialen Regenwald ist ein Problem, denn er ist extrem arm an Mineralien. Deshalb verbrennen die Kayapó, kurz vor dem Oktober, jene jetzt abgetrockneten Bäume, deren mineralienhaltige Asche den Boden düngt. Nach dem Abbrennen und Erkalten der Asche fangen die Frauen mit der Einsaat an – in konzentrischen Kreisen mischen sie die verschiedensten Pflanzengruppen. Diese Mischkultur hat verschiedene Vorteile: Zum Beispiel schützen Pflanzen mit grossen Blättern den Boden vor sturzbachartigen Regenfällen, die sonst den Boden wegschwemmen könnten – so wie andere hohe Pflanzenarten ihn vor der austrocknenden Sonne schützen. Einige Pflanzungen sind auch dazu da, die Felder vor Insektenplagen zu bewahren. Zum Beispiel säen die Frauen an den Feldrändern in der Regel Heilpflanzen ein. Einige davon produzieren einen Nektar, der eine ganz bestimmte Gattung von aggressiven Ameisen anlockt, die sind natürliche Feinde der Schadinsekten. Und sollte man den Eindruck haben, dass ein Kayapó-Feld etwas chaotisch aussieht – Tatsache ist, dass seine Bepflanzung nach einer aussergewöhnlichen Logik strukturiert ist!
Die Frauen begeben sich täglich auf die Felder, um Gemüse zu ernten. Das Leben einer Kayapó-Frau ist schon ein bisschen monoton. Jedoch einige Male pro Jahr, in der Regel während der Trockenperiode, begeben sich kleine Frauengruppen in den Wald, um Waldfrüchte zu sammeln und Öl von Palmen. Solche Ausflüge dauern mindestens zwei Tage, manchmal auch eine Woche. Die Frauen trennen sich eigentlich nie ganz vom Dorf – halten sich höchstens innerhalb eines Umkreises von 30 Kilometern davon auf – einem Gebiet, welches sie kennen, und in dem ihnen immer wieder auch bekannte Jäger aus ihrem Dorf begegnen.
Männliche Aktivitäten
Das Leben der Kayapó-Männer zeichnet sich durch eine aussergewöhnliche Mobilität aus. Die meisten ihrer Aktivitäten finden ausserhalb ihrer Behausung und ihres Dorfes statt: die Jagd, der Fischfang, die langen Wanderungen, die Herstellung von Objekten und Werkzeugen – oder einfach nur die Unterhaltung mit anderen im ”Männerhaus”. Weil sich in erster Linie die Frauen mit den Feldern beschäftigen, mit der Zubereitung der Nahrung und der Erziehung der Kinder, fühlen sich die Männer nicht zu irgendwelchen Heimarbeiten im Dorf verpflichtet. Vielmehr verbringen sie ihre meiste Zeit auf der Jagd oder beim Fischen.
Man liebt fettes Fleisch, wie das vom Tapir, vom Wildschwein oder vom Hirsch. Aber nicht jeden Tag begegnet man einer solchen Beute. Die Mehrheit der Vögel wird lediglich wegen ihrer bunten Federn geschossen. Jaguar, Wildkatzen und Puma werden getötet, wenn sie den Pfad des Jägers kreuzen, aber man pflegt sie sonst eigentlich nicht zu jagen. Denn die Kayapó glauben, dass Fleisch von wilden Katzen bestimmte Krankheiten provozieren könnte. Affen, Agutis, und vor allem Landschildkröten, werden dagegen häufig gejagt und spielen eine wichtige Rolle im Speiseplan der Indianer.
In der Regel jagen die Männer allein. Mit Sonnenaufgang verschwinden sie im Wald – jeder in einer anderen Richtung. Derjenige, der das Glück hat, bald ein Beutetier aufzutreiben, ist gegen Mittag wieder zurück – die andern laufen hinter einer Spur her, und wer gar kein Glück hat, irrt im Wald herum bis es dunkel wird. Die traditionellen Waffen werden zunehmend durch Gewehre ersetzt. Bogen, Pfeile und Speere kommen nur noch bei Zeremonien zum Einsatz – oder wenn die Munition ausgegangen ist.
Ein Mann kehrt allerdings nie mit leeren Händen von der Jagd zurück. Selbst wenn es ihm nicht gelungen ist, ein Tier zu töten, hat er wenigstens einige Heilpflanzen aufgetrieben, Fasern oder Waldfrüchte, um daraus Gebrauchsgegenstände oder dekorative Objekte zu fertigen. Der glückliche Jäger übergibt seine Beute seiner Frau oder, falls er nicht verheiratet ist, seiner Mutter oder einer seiner Schwestern. In Windeseile hat sich sein Jagdglück rumgesprochen, und die ersten Personen tauchen auf, um ein Stück von der Beute zu erhalten. Auf diese Weise befindet sich jeder Kayapó, ob Mann oder Frau, stets in einer Situation des Tausches mit anderen Personen seines Dorfes. Die Sitte verlangt, dass ein glücklicher Jäger stets einen Teil der Beute weiterreicht, besonders wenn es sich um ein grosses Tier handelt. Aber dafür kann er auch jederzeit bei anderen an die Tür klopfen, wenn ihm einmal das Glück nicht hold sein sollte, oder er zu krank ist, um auf die Jagd zu gehen. Durch solche konstanten Tauschhandlungen gibt es eigentlich immer Fleisch in der Kommune, und es ist selten, dass mal eine Familie während mehrerer aufeinander folgender Tage kein Fleisch zu essen hat.
Bei bestimmten Zeremonien, die unter Umständen mehrere Monate dauern können, braucht man eine enorme Menge von Fleisch. Deshalb organisiert man drei bis vier Mal im Jahr grosse Jagdexpeditionen. Dabei begleiten die Frauen mit ihren Kindern die Männer, das Dorf bleibt leer zurück. Jeden Tag wird ein neues Jagdlager innerhalb des Waldes aufgeschlagen – von dort aus unternehmen die Männer dann ihre Streifzüge. Mit Ausnahme der Landschildkröten wird alles Fleisch im Wald selbst verzehrt. Nur die Schildkröten werden für das Bankett am Schluss des Festes aufgehoben. Im tropischen Klima ist es nicht leicht, eine grosse Menge Fleisch zu konservieren, deshalb stellen die Schildkröten eine einfache Alternative dar: diese Tiere halten sich ohne zu fressen oder zu trinken über längere Zeit am Leben. Aber ihr Transport ist ein kleines Problem. Um sie bequemer tragen zu können, werden sie Seite an Seite zwischen zwei Holzstangen aufgehängt. Auf diese Weise kann man etwa 15 der Tiere, mit einem ungefähren Gesamtgewicht von 60 kg, transportieren – aber der Weg durch den Regenwald mit dieser Last ist beschwerlich. Den Jägern vorauseilen die Knaben mit Haumessern, um den beladenen Jägern den Weg von Vegetation freizuschlagen. Diese bewegen sich langsam vorwärts – sie kehren nicht eher ins Dorf zurück, bis sie eine genügende Menge dieser Tiere zusammen haben, um ein Bankett zu veranstalten. Und das heisst, dass sie 200 bis 300 Schildkröten finden müssen, was sie etwa einen bis zwei Monate kosten kann.
Man fischt auch das ganze Jahr über, aber vor allem am Anfang der Trockenperiode, wenn der Wasserstand besonders niedrig ist und die Fische in grossen Mengen gefangen werden können. Dafür benutzen die Kayapó (wie viele andere Indianer auch) den Saft der Timbó-Liane. Von den Männern werden die Lianen mittels Holzkeulen zerklopft – der Saft tropft ins Wasser und zersetzt den Sauerstoff desselben – die Fische treiben nach einiger Zeit an der Wasseroberfläche und sind nun eine leichte Beute. Aber da die Kayapó an relativ kleinen Flüssen leben, fangen sie auch nur Fische von bescheidener Grösse.
Innerhalb der Kayapó-Gesellschaft nimmt der Fischfang keine so bedeutende Stellung ein, wie bei anderen Völkern – für sie ist die Jagd wichtiger. Die Wirtschaft dieses Volkes ist, so erinnern wir uns, in doppeltem Sinne benachteiligt: durch die Lage ihrer Dörfer innerhalb von ökologisch wenig vorteilhaften Zonen und wegen der relativ grossen demografischen Dichte ihrer grossen Kommunen. Wie lösen die Kayapó dieses Problem? Andere Waldindianer, die in ähnlichem Ambiente leben, sind zahlenmässig bescheidener und leben als Nomaden, die kontinuierlich unterwegs sind. Sie durchqueren Gebiete, in denen noch niemals gejagt wurde und in denen sie viele Produkte der Natur vorfinden. Kleine Felder legen sie nur sporadisch an, mit schnellwüchsigen Pflanzen, wie Maniok und Süsskartoffeln.
Umzüge
Ein Nomadenleben wäre keine Lösung für die Kayapó. Sich dauernd durch den Wald bewegen mit einer Bevölkerung von 1.000 Indianern und mehr, ist in der Praxis unmöglich, es würde nichts weiter bewirken als einen Defizit von Proteinen in einen Defizit von Kalorien zu verwandeln. Für die Kayapó-Gruppen mit zahlreichen Mitgliedern wäre ein Nomadenleben nur möglich, wenn sie die Gemeinschaft der grossen Dörfer endgültig auflösten – und eine solche Idee kommt nicht infrage, sei es aus Gründen der Verteidigung oder aus gesellschaftlichen und rituellen Gründen.
Man sieht also, dass die Aufrechterhaltung eines sesshaften Lebens in ungünstigen Regionen sich besonders schwierig gestaltet. Die Kayapó haben diese Lehre aus der eigenen Erfahrung gezogen, als sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts ihr gegenwärtiges Territorium erreichten. Nach der Flucht verblieben sie lange Zeit am gleichen Ort und Beutetiere für die Jagd wurden immer weniger. Zur gleichen Zeit sahen sie sich gezwungen, ihre neuen Felder immer weiter weg vom Dorf anzulegen. Die Arbeit der Frauen wurde dadurch immer schwerer, und mit ihren langen täglichen Märschen in Richtung dieser Felder waren sie der Gefahr feindlicher Angriffe ausgesetzt. Als schliesslich die Frauen anfingen, ihrem Unmut über diese Zumutung Luft zu machen, fingen einzelne Gruppen von kleineren Familien an, vorübergehend kleine Dörfer in der Nähe der weiter ab gelegenen Felder anzulegen, während der Trockenzeit. Die maximale Entfernung zwischen solchen “Satelliten-Dörfern” betrug nicht mehr als 40 km – weit genug, um neue Jagdterritorien zu erkunden, aber nicht zu weit, um sich gegenseitig zu besuchen. Nun ist das zeremonielle System eine gewaltige Zentrifugalkraft: bestimmte Riten verlangen, das ist Fakt, eine intensive Zusammenarbeit von verschiedenen Familien. Daraus folgte, dass sich die kleinen verteilten Gruppen anlässlich der Organisation für die Zeremonien wieder im grossen Dorf zusammenfanden.
Jedoch waren diese kleinen Gruppen grundsätzlich zu verwundbar gegenüber eventuellen Angriffen von Feinden, deshalb konnte dieses Wirtschaftsmodell auch nicht lange überleben. Gegen Anfang des vergangenen Jahrhunderts entwickelte sich ein anderes System. Einige grosse Dörfer wurden konstruiert in einem Umkreis von 30 bis 50 Kilometer zueinander, um dann in einer Art rotativem System bewohnt zu werden. Wenn nach der Besetzung eines Dorfes, über ein bis zwei Jahre, die jagdbaren Tiere in diesem Umfeld weniger wurden, zog die gesamte Bevölkerung ins nächste Dorf um. Der Vorteil dieser konstanten Zirkulation war einerseits, dass die Bevölkerung in ein Dorf zurückkehrte, dessen Felder teilweise noch produktiv waren. Neue Felder wurden zusätzlich angelegt. Zum zweiten hatte sich die jagdbare Fauna inzwischen in diesem Bereich ebenfalls erholt, weil sie während zweier Jahre nicht mehr bejagt worden war. Diese Form des Halbnomadentums bestand, de facto, aus zwei Zyklen: zu Anfang stand die zweijährliche Wanderung zum nächsten Dorf und dann folgten die langen Jagd-Expeditionen, die man für die Endphasen der grossen Zeremonien benötigte. Und so hatten die Kayapó einen Lebensrhythmus entwickelt, in dem die Feldfrüchte stets zu ihrer Verfügung standen und die Jagdmöglichkeiten sich bemerkenswert verbessert hatten. Es war ihnen gelungen, die grosse Bevölkerung mit ihren grossen Dörfern innerhalb einer Region zu erhalten, die im Prinzip dafür zu wenig ökologische Ressourcen zu haben schien.
Dieses Modell wurde dann aber kaum noch respektiert, nachdem die Kayapó in den Jahren 1950 und 1960 mit den Funktionären der Regierung und den Missionaren in Kontakt getreten waren, die in Windeseile kleine Posten im Indianergebiet errichteten. Und weil der Transport durch den Regenwald ein grosses Problem darstellte, wurden diese Posten entlang der grösseren, navigierbaren Flüsse angelegt, ziemlich weit weg vom traditionellen Wohngebiet der Kayapó. Aber, angelockt von den Industriegütern und der medizinischen Assistenz, die sie nunmehr erhalten konnten, siedelten sich die Indianer, eine Familie nach der andern, im Umkreis dieser Posten an.
Und dieser Prozess zog seinerseits eine völlige Umstellung in ihrem Wirtschaftssystem nach sich. Nach ein paar Jahren hörten die Bewohner der Dörfer im Einzugsbereich eines Postens auf, umzuziehen, denn die Posten selbst und ihre Infrastruktur (Luftlandepiste, Funkstation, eine kleine Schule, Krankenstation etc.) konnten nicht verlegt werden. Heute gibt es zwar immer noch ähnliche Wanderungen in kürzerer Form, aber an denen nehmen fast nur noch Männer teil, die Frauen und Kinder bleiben im Dorf, um stets im Bereich ärztlicher Hilfe bleiben zu können.
So sind die Kayapó langsam sesshaft geworden, und damit haben natürlich die Möglichkeiten der Jagd im Umfeld ihrer Dörfer immer mehr abgenommen – auf keinen Fall reichen sie noch aus, ihre Bevölkerung zu ernähren. Dies ist der Grund, warum jetzt der Fischfang für sie immer wichtiger geworden ist. Im Verlauf der letzten beiden Jahrhunderte haben sie ihr traditionelles Ambiente aus Cerrado und Regenwald, mit Dörfern an versteckten kleinen Flussläufen, immer weiter in Richtung eines Habitats mit dichtem Regenwald verschoben – und ihre Dörfer liegen inzwischen an navigierbaren, grossen Wasserstrassen.
Gesellschaftliche Organisation
Die traditionellen Dörfer der Kayapó bestehen aus einem Kreis von Häusern, welche rund um einen von jeglicher Vegetation befreiten Dorfplatz angeordnet sind. In der Mitte des Dorfes befindet sich das “Männerhaus”, in dem sich die politischen Fraktionen der Männer täglich zum Schlagabtausch versammeln. Dieses Zentrum ist ein symbolträchtiger Ort, Ursprung und Herz der gesellschaftlichen und rituellen Organisation der Kayapó, berühmt wegen ihrer Komplexität. Anzumerken, dass diese Struktur innerhalb anderer Indianer aus der Jê-Familie ebenfalls anzutreffen ist.
Die Peripherie des Dorfes wird von Häusern gebildet, welche ihrerseits in Kreisform angeordnet sind – in denen leben Grossfamilien. Dieser Abschnitt des Dorfes entspricht vor allem den häuslichen Aktivitäten, der physischen Entwicklung des Individuums und seiner Integration in die Gruppe der Verwandten. Wenn die Frauen nicht auf dem Feld arbeiten, sammeln sie Früchte oder Brennholz oder sie baden sich. Den Rest der Zeit verbringen sie im Innern oder im Umfeld des Hauses, wo sie spinnen, sich mit den Kindern beschäftigen, Essen zubereiten oder einfach nur sich mit Mitgliedern ihrer Familie unterhalten. Konzeptionell ist das Umfeld des Hauses Territorium der Frau – bestimmt für “feminine Angelegenheiten”. Hier ist auch Raum für individuelle Relationen, wie Zuneigung und Trauer, Gegenseitigkeit und Vermittlung. Ausserdem ist diese periphere Zone auch assoziiert mit Nahrungs-Tabus, Lebenszyklus, Verwandtschaft, Ehe und freundschaftlichen Beziehungen.
Die Kayapó sind monogam. Wenn ein Mann heiratet, verlässt er das Männerhaus, um fortan unter dem Dach seiner Frau zu wohnen. Die Frauen ihrerseits verlassen ihr Geburtshaus nie. Theoretisch beherbergt ein Haus verschiedene, durch Heirat verbundene Familien: eine Grossmutter und ihren Mann, ihre Töchter mit ihren Ehemännern und entsprechenden Kindern. Wenn die Zahl der Bewohner zu gross geworden ist (40 Personen oder mehr), unternimmt die Bewohnergruppe eine Spaltung und baut ein oder mehrere neue Häuser neben dem alten.
Das Zentrum des Dorfes besteht aus zwei Teilen: dem Dorfplatz, auf dem sich der grösste Teil der öffentlichen Aktivitäten abspielt, und dem “Männerhaus”. Die Eingliederung eines jungen Mannes in das Leben im Männerhaus geschieht mittels freundschaftlicher Beziehung, welche gar nichts mit einer verwandtschaftlichen Beziehung zutun hat. Und so ist auch die Eingliederung eines Mannes in die politischen Gruppen der erwachsenen Männer (die männlichen Fraktionen) ein gegenüber der verwandtschaftlichen Beziehung vollkommen unabhängiger Vorgang, der ganz im Gegensatz zu jenen Relationen steht, welche an der Peripherie des Dorfes praktiziert werden. Das Zentrum ist demnach eng verbunden mit den typischen, exklusiv für die Männer reservierten Aktivitäten: sich versammeln, diskutieren, Zeremonien und öffentliche Rituale veranstalten.
Politische Organisation
In der Kayapó-Gesellschaft gibt es keinen Häuptling, der etwa das ganze Dorf beherrscht und administriert. Dagegen besitzt jede Fraktion einen oder zwei Führer, die ihre eigene Gruppe befehligen. Und es ist nicht einfach, ein Führer zu werden. Denn ein solcher muss, während einer Reihe von Jahren, bei einem erfahrenen Führer in die Lehre gehen. Und jener instruiert mindestens vier junge Leute – nicht nur seine direkten Nachkommen (wie Söhne oder Enkel), die damit privilegiert sind – sondern auch andere, nicht verwandte Männer. Dieser ”Unterricht” findet am Abend statt, im Haus des Chef-Veterans. Jene, welche nicht mit ihm verwandt sind, müssen ihm Nahrungsmittel mitbringen. Ein Instruktionsabend dauert zirka zwei Stunden, kann sich aber, aus bestimmtem Anlass, auch über fünf oder sechs Stunden hinziehen. Diese Unterrichtsabende werden lediglich unterbrochen von längeren Jagdexpeditionen oder Waldwanderungen.
Das Wissen, welches auf diese Weise weitergegeben wird, ist enorm. Vor allem andern wird den Schülern ein bestimmtes Repertoire an Gesängen und Rezitativen beigebracht, die eine bedeutende Komponente innerhalb der verschiedenen Zeremonien ausmachen. Dieses Repertoire enthält häufig eine Reihe von moralischen Ermahnungen und Ermutigungen, sich rechtzeitig für ein bestimmtes Ritual vorzubereiten, in würdiger Weise zu tanzen, sich in adäquater Weise zu bemalen und zu schmücken, etc. Und es enthält rituelle Formeln, deren Absicht es ist, Naturkatastrophen zu verhindern (wie Sonnen- oder Mondfinsternis, den Absturz eines Meteors u.a.).
Solche Gesänge und Rezitative in der Öffentlichkeit korrekt vortragen zu können, ist eine der fundamentalen rituellen Funktionen eines Führers. Auf dieselbe Art und Weise werden eine bestimmte Anzahl ”Segnungs-Gesänge” vom Führer in der Öffentlichkeit intoniert, jedesmal wenn so genannte ”Wilde Objekte”, wie zum Beispiel Kriegsgefangene, ins Dorf eingebracht werden. Die Gesänge sind notwendig, damit die Übernahme dieser Objekte den Siegern keine Gefahr bringt, zum Beispiel ein Unglück oder Krankheiten.
Diese Art des Unterrichtens von Nachfolgern beschäftigt sich vor allem auch mit Praktiken der Kriegsführung (im Fall von Konflikten mit Feinden von aussen intervenieren dieselben Führer als Verantwortliche für den Krieg), mit der Behandlung der Mythologie und der Geschichte des Stammes. Eine fundamentale Kenntnis der letzteren ist äusserst wichtig für spätere öffentliche Ansprachen oder im Fall von bestimmten Entscheidungen. In der Tat stützt sich eine Argumentation in solchen Ansprachen häufig auf Vergleiche mit Geschehnissen oder ähnlichen Situationen wie die von den Vorfahren erlebten. Auch die Mythologie spielt da eine bedeutende Rolle, denn die Mythen beschwören stets moralische Werte, welche sehr gut in eine bestimmte Argumentation passen können. Da die Führer nicht über Mittel verfügen, um ihren Schülern eine bestimmte Entscheidung aufzuzwingen, ist ihre Redegewandtheit das einzige Mittel, mit dem sie überzeugen können. Also stellen sie bei ihren Diskursen die moralischen Werte und die Interessen der Fraktion in den Vordergrund und benutzen ihren Einfluss und ihr Prestige, um gewisse Ideen und Vorschläge einzubringen und durchzusetzen.
Aber ein solcher Führer trifft keine Entscheidung im eigentlichen Sinn des Wortes, denn dazu fehlt ihm die Macht. Und niemand würde einen Führer respektieren, der seine persönlichen Ansichten durchsetzen wollte – für den Fall, dass er das täte, hätte er sogar eine Bestrafung zu erwarten. Vielmehr sollte ein Führer aufmerksam beobachten, welche Ideen und Ansichten innerhalb seiner Gruppe von Schülern zirkulieren und, wenn sich ein Konsens abzeichnet, sollte er derjenige sein, welcher ihn schnell und geschickt formuliert – sodass sich auf diese Weise die andern dieser Idee oder Aktion einheitlich anschliessen, bei der er selbst als derjenige dasteht, der den Vorschlag gemacht hat. Und an genau dieser Stelle erreichen Diskussionen ihren entscheidenden Punkt: Sie vermitteln nämlich den Eindruck, als ob der Führer etwas vorschlägt, aber das ist falsch! Er formuliert lediglich geschickt und schnell eine Idee, um die herum sich ein gemeinsamer Konsens abzeichnete! Und das ist ein gewaltiger Unterschied! Für den Fall einer Ablehnung konsultiert der Führer in der Regel die ältesten Mitglieder der Fraktion.
Wie man sieht, ist seine Beredsamkeit die Grundlage der Führungsqualitäten eines Kayapó. Für den Fall, dass diese extreme Eloquenz ihm fehlen sollte, kann sie allerdings durch andere aussergewöhnliche Fähigkeiten eventuell kompensiert werden. Die Kayapó ziehen gegenüber schwachen Führern die starken, kämpferischen vor. Es ist interessant festzustellen, dass die Funktion eines Führers von einem scheinbaren Paradox verfolgt wird: auf der einen Seite werden sie zur Härte und zum Kampfgeist ermutigt, zum andern verlangt man ihre Beredsamkeit zur gegenseitigen Versöhnung. Der erste Charakterzug (Kampfgeist) appelliert an die maskuline Tugend der physischen Kraft, der Gleichgültigkeit gegenüber dem Schmerz, der Kapazität ein guter Krieger sein zu können und die Interessen der Fraktion und der Kommune gegen Bedrohungen verteidigen zu wollen. Der zweite Charakterzug (Eloquenz) ist unverzichtbar, um die Einigkeit zu verbreiten und zu erhalten. Diese letzte Qualität ist verbunden mit der Grosszügigkeit, welche die Führer unter allen Umständen unter Beweis stellen müssen: Alle Mitbewohner erwarten von ihnen, dass sie sofort alle Güter, welche sie erhalten, unter sie verteilen (in der Vergangenheit waren es die Kriegsgefangenen, heute sind es die Geschenke von Besuchern). Führer haben die Interessen der Gruppe in die erste Reihe zu stellen, zur Benachteiligung der persönlichen, und beweisen mit ihrer Grossherzigkeit ihr Gefühl für Solidarität.
Darüber hinaus haben die Führer dafür zu sorgen, dass individuelle Dispute nicht zu Querelen zwischen den einzelnen Fraktionen absinken, was ein Risiko für die Einheit der gesamten Gesellschaft darstellen könnte. Individuelle Dispute werden deshalb im Männerhaus nicht toleriert, denn das Dorfzentrum der Kayapó ist der Ort öffentlicher Aktivitäten der Gruppe und nicht dazu da, individuelle Probleme zu regulieren – die regelt man im familiären Kreis. Das ist es, warum Dispute extrem gefährlich für die Einigkeit der Gesellschaft sein können, besonders wenn sich der Führer in interne Konflikte hineinziehen lässt – entweder, weil er persönlich angegriffen wird, oder, weil er die Interessen seiner Fraktionsschüler verteidigen möchte. Führer unterschiedlicher Fraktionen sollten, soweit es ihnen möglich ist, solche Implikationen vermeiden und tunlichst versuchen, den Willen zu gegenseitigem Verständnis aufrecht zu erhalten. Deshalb ist auch die Fähigkeit zum Konsens eine der Hauptkriterien bei der Einsetzung eines neuen Führers.
Durch diesen regulierenden Prozess zur Ausbildung neuer Führer kommt es in keinem Kayapó-Dorf je zu einer Machtkonzentration. Nach der Initiation geschieht es wohl, dass sich einige junge Männer als Führer ihrer gleichaltrigen Kameraden aufspielen. Andere erkennen, dass ihnen eine Führungsrolle überhaupt nicht liegt – sie entwickeln keinerlei politische Ambitionen und unterbrechen ihre Ausbildung. Während die Aktionen jener, die diese Ambition haben, in den folgenden Jahren von den sie ausbildenden Führern und den Ältesten des Dorfes exponiert und eventuell auch angezweifelt werden können.
Der alte Führer verbleibt im Mittelpunkt der Entscheidungen seiner Organisation, jedoch beginnt er mit fortschreitendem Alter gewisse Aufgaben auf die jüngeren Führer in seiner Gruppe zu übertragen. Das ist der Moment, in dem die Aspiranten endlich ihre Qualitäten unter Beweis stellen können. Aber weil sie noch nicht das entsprechende Alter erreicht haben, um ihren Reden auch die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen – denn sie gehören ja der Gruppe der Ältesten in der Fraktion noch nicht an – erlaubt man ihnen auch noch nicht, dieses mächtige Instrument zur Manipulation der Massen praktisch einzusetzen. Vielmehr werden sie in dieser Etappe nach ihrem beispielhaften Benehmen beurteilt. Um die Eignung eines Kandidaten zum Führer zu testen, werden verschiedene Kriterien angewendet – dazu gehören: sein Allgemeinwissen, sein Interesse an der Kultur seines Volkes, sein Kampfgeist, seine Solidarität und seine Grosszügigkeit. Die “Lehrzeit” geht weiter, bis der junge Führer sich verheiratet und sich dann einer der Männer-Fraktionen anschliesst.
Einige Jahre später hat der Führer-Veteran ein Alter erreicht, dass es ihm schwer fällt, an den öffentlichen Aktivitäten teilzunehmen. Die jungen Führer sind inzwischen Väter von drei oder vier Kindern und können bereits in die Gruppe der Älteren ihrer Fraktion aufgenommen werden. Das ist der Moment, in dem ein Nachfolger ernannt wird. Diese Nachfolge wird aber nicht in Form einer Wahl vorgenommen. Vielmehr ist die Beurteilung der Fraktion, welcher der Kandidat angehört, entscheidend – sie schlagen ihn zum Führer vor. Allerdings hat der Veteran das letzte Wort in dieser Sache, besonders wenn zwei oder mehr junge Männer als ernst zu nehmende Kandidaten aufgestellt worden sind. Um spätere Querelen zwischen den einzelnen Kandidaten zu vermeiden, konsultiert der Veteran die Führer anderer Fraktionen, denen er den Namen des von ihm bevorzugten Kandidaten nennt – weil dieser die bessere Reputation mitbringt oder das adäquateste Verhalten an den Tag gelegt hat. Und es sind die Führer der anderen Fraktionen, welche schliesslich die Entscheidung für den neuen Führer fällen und seine Wahl auch den Bewohnern des Dorfes öffentlich verkünden.
Die Funktion eines Führers ist, wie schon erwähnt, von einer gewissen Zwiespältigkeit: auf der einen Seite verlangt seine Position ein befriedendes, schlichtendes Verhalten, und andererseits eine entscheidungsfreudige, kämpferische und fast aggressive Natur. Mit anderen Worten: es steht ihm gut, gegen Fremde aggressiv zu sein und friedfertig im Schoss seiner Dorfgemeinschaft. Eine solche Doppelrolle macht seine Führungsaufgabe besonders schwierig, und die Tatsache überrascht daher kaum, dass verschiedene Kandidaten während ihrer vorbereitenden Ausbildung zurück getreten sind. Ausserdem entsprechen nur wenige Führer wirklich dem dargestellten Ideal: einige sind sehr aggressiv, andere sind zu pazifistisch oder nicht grosszügig genug. Nur sehr starken Persönlichkeiten gelingt ein Gleichgewicht zwischen den beiden vorgezeichneten Rollen.
Wie es scheint, tragen sich auch die gegenwärtigen Führer mit demselben Problem. Tatsächlich wenden sich die Weissen in der Regel an sie, um ihren Leuten Botschaften zu übermitteln und, vor allem, um von der Kommune irgend etwas zu bekommen. Und das erklärt, warum sich die gegenwärtigen Führer häufig unter Druck sowohl der “weissen Welt” auf der einen, und ihrer Fraktion (oder ihrer Kommune) auf der anderen Seite befinden – und jede Seite möchte ihre entsprechende Meinung durchsetzen. Also fällt ihnen die Aufgabe zu, eine für beide Seiten befriedigende Lösung zu finden. Solche neueren Entwicklungen führten dazu, dass die einzelnen Dorfgemeinschaften ihren Führern zunehmend grössere Entscheidungsgewalt übertrugen – aber lediglich betreffs der Verhandlungen mit Weissen! Im Innern der Kommune hält man die alten, bewährten Regeln bei.
Kosmologie und Ritual
Das Dorf ist das Zentrum des Universums der Kayapó, ihr gesellschaftlicher Raum. Der es umgebende Wald wird als “asozialer Raum” betrachtet, wo sich Menschen in Tiere verwandeln können oder in Geister, krank werden ohne Grund oder sogar ihre Angehörigen töten. Dort wohnen halb-tierische und halb-menschliche Wesen. Je weiter weg vom Dorf, um so “asozialer” wird der Wald – um so grössere Gefahren birgt er auch.
Da stets die Gefahr besteht, dass der gesellschaftliche Raum von der Natur vereinnahmt wird und sich damit der menschlichen Kontrolle entzieht, suchen die Kayapó nach einer symbolischen Vereinnahmung der Natur, “sozialisieren” sie mittels ihrer Heilungs-Rituale und in Zeremonien, die einen konstanten Austausch zwischen dem Menschen und der Natur beschwören.
Der Teil des Waldes, in dem die Bevölkerung des Dorfs auf die Jagd geht, fischt und ihre Felder bestellt, wird von ihnen “sozialisiert” durch die Verleihung von Ortsnamen. Und die Eingriffe des Menschen in die Natur werden von Ritualen begleitet. Zum Beispiel: dem Anlegen von neuen Feldern geht ein Tanz voraus, der viele strukturelle Ähnlichkeiten mit einem Kriegstanz hat. Die Anlage neuer Felder ist ja auch in der Tat ein symbolischer Krieg – nicht gegen einen menschlichen Feind, sondern gegen die Wesen der Natur. Nach einer Rückkehr von der Jagd singen die Männer, um die Geister der Beutetiere zu beschwichtigen, deren Körper sie getötet haben. Jeder Tierart ist ein solcher Gesang gewidmet, der stets mit dem Todesschrei des entsprechenden Tieres anfängt.
Die Rituale der Kayapó werden in einer speziellen Sprache vorgetragen: diese Riten drücken fundamentale Werte der Gesellschaft aus und spiegeln gleichzeitig die Vorstellung wieder, welche die Gruppe von sich selbst hat, von der Gesellschaft und vom Universum. Jedes Ritual veranschaulicht einen Teil dieser kosmologischen Vision und festigt eine Verbindung zwischen dem Menschen und der Natur – vor allem die Verbindung zwischen Mensch und Tier.
Die Rituale der Kayapó sind zahlreich und sehr verschieden, und ihre Bedeutung und Dauer ist vollkommen unterschiedlich. Man kann sie in drei Hauptkategorien unterteilen: die grossen Zeremonien der persönlichen Namensgebung – bestimmte landwirtschaftliche Riten, solche der Jagd, des Fischfangs und Gelegenheitsriten (wie bei einer Sonnen- oder Mondfinsternis) – und schliesslich die so genannten “Übergangsriten”. Diese letzteren sind besonders festlich, aber kurz, und selten begleitet von Tänzen oder Gesängen: sie werden organisiert, um den Übergang einiger Personen von einer Altersklasse in die andere publik zu machen.
Zum Beispiel der Fall der “Übergangsriten” – alle werden mit dem Terminus “Mereremex” (Leute, die ihre Schönheit ausweiten) bedacht, und gemeint ist damit die Sorgfalt der Männer sich zu dieser Gelegenheit zu bemalen und zu schmücken. Solche Zeremonien stellen kollektive Aktivitäten dar, deren Ziel es ist, “asoziale” oder “wilde” Werte in die Gesellschaft einzubringen. Und das geschieht in diesem Fall mit der Namensgebung, dem zentralen Thema der meisten Kayapó-Zeremonien, denn die Eigennamen sind aus der Natur entliehen. Es sind die Schamanen, die mit den Naturgeistern in Kontakt treten – von ihnen lernen sie neue Gesänge und neue Namen kennen, die in die Stammeskultur in dem Moment der “Namensgebungs-Zeremonien” eingebracht und der Dorfgemeinschaft erstmals vorgestellt werden.
Bei solchen Gelegenheiten findet der grösste Teil der rituellen Sequenzen auf dem zentralen Dorfplatz statt. Und damit geschieht eine Umkehrung des “Raums für die gewöhnliche Gesellschaft”: der Mittelpunkt des Dorfes, normalerweise den freundschaftlichen und nicht-verwandtschaftlichen Verhältnissen vorbehalten, wird nun von Aktivitäten beherrscht, die sowohl von persönlichen, familiären Bindungen als auch von den Elementen der Natur – also “wild”, wie die Eigennamen oder die der Jagdbeute – dirigiert werden. Die wahre Natur der “Schönheit”, welche die Kayapó mit dem Terminus “Mereremex” bezeichnen, ist nicht nur visuell, sondern wird auch von einer inneren Schönheit bestimmt, die aus der Aktivität der Gruppe resultiert, der gemeinsamen Anstrengung, die nötig ist, um die Namen von Personen und anderer wertvoller Objekte “gesellschaftsfähig” zu machen.
Namensgebung
Die Kayapó unterscheiden zwischen zwei Kategorien von persönlichen Namen: die ”normalen” Namen und die ”schönen” oder ”grossen” Namen. Die Quellen, aus denen sie die normalen Namen schöpfen, sind unterschiedlich, sie können sich auf ein Element der Umgebung beziehen, einen Körperteil, auf eine persönliche Erfahrung etc. Die schönen Namen dagegen, bestehen aus zwei Teilen: einen zeremoniellen ersten Teil und einen einfachen Anhang. Es gibt acht mögliche zeremonielle Namensteile – jeder einzelne entspricht einer bestimmten Zeremonie.
Einige Tage nach der Geburt erhält das Kind eine bestimmte Anzahl von ”normalen” und ”schönen” Namen. Beide können dann angewendet werden, aber es gilt als eleganter, wenn die letzteren nachträglich bestätigt werden – und zwar während einer entsprechenden Zeremonie. Diese Bestätigung findet statt, nachdem das Kind bereits seine elementaren motorischen und linguistischen Fähigkeiten entwickelt hat und – im Fall eines Knaben – bevor er formell in eine der Fraktionen des Dorfzentrums integriert worden ist. Mit anderen Worten, die Bestätigung der Geburtsnamen findet zwischen einem Alter von zwei bis acht Jahren statt, während eines Namensgebungs-Rituals.
Die “schönen” Namen jeder Person basieren auf unterschiedlichen Zeremonien. Im Idealfall wird jedes Kind als Inhaber eines solchen Namens, nochmals durch die ihm entsprechende Zeremonie geehrt. Aber in der Praxis geschieht dies nur selten, aufgrund der grossen “Ausgaben”, die solche Zeremonie den Eltern des Kindes abverlangt. Diese sind dann nämlich die Sponsoren der Zeremonie und müssen die Personen mit Nahrungsmitteln versorgen, welche für ihr Kind singen und tanzen. Und weil eine solche Zeremonie Monte dauern kann, müssen entsprechend enorme Mengen von Lebensmitteln bereitgestellt und zubereitet werden. Vater und Mutter versuchen natürlich eventuelle Verwandte in anderen Dörfern als Sponsoren zu gewinnen, aber nicht alle wollen – oder können – sich an einer so gewaltigen Ausgabe beteiligen. Die Kayapó unterscheiden zwischen insgesamt zwölf Ritualen zur Namensgebung. Jedes einzelne besitzt einen besonderen Namen und verlangt eine Reihe von lang andauernden Tänzen, Gesängen und spezifischen rituellen Praktiken. Während einer dieser Zeremonien werden zwischen zwei und fünf Kinder geehrt, die man vorübergehend als “Mereremex” (jene, die ihre Schönheit ausbreiten) bezeichnet. Die so geehrten Kinder werden von zwei oder mehr rituellen Freunden assistiert, Personen beiderlei Geschlechts und ausserhalb ihrer Verwandtschaft, die auch in Zukunft dem Kind bei allen seinen Problemen stets zur Seite stehen werden. Die Namensgebung ist eine der markantesten Gelegenheiten, bei denen die Hilfe eines rituellen Freundes verlangt wird. Die zeremonielle Namensbestätigung ist tatsächlich aber auch ein gefährliches Vorhaben. Das erklärt sich teilweise aus der Herkunft der Namen, die, so erinnern wir uns, von Elementen aus der Natur stammen, also zu fürchten sind. Aber es gibt noch eine zweite Bedrohung: Während des Ablaufs der Riten versuchen die Geister der toten Verwandten den Geist der geschmückten Kinder zu verwirren.
Die Lebenden und die Toten
Die Kayapó glauben, dass die Geister ihrer Toten in einem abgelegenen Dorf irgendwo in den Hügeln leben. Dieses Dorf ist so organisiert, wie das der Lebenden: in einem Rund und mit einem oder zwei Männerhäusern, mit männlichen und weiblichen Fraktionen, Altersklassen etc. Der grundlegende Unterschied allerdings ist der, dass die Geister während der Nacht wach sind und umhergehen, und das Tageslicht meiden. Deshalb fürchten sich die Kayapó auch allein im Wald die Nacht zu verbringen.
Die Frauen rauchen andauernd, während sie auf den Feldern arbeiten, denn die Geister scheuen den Rauch. Ohne diese Vorsichtsmassnahme würden sich viele Geistwesen an und in ihnen festsetzen, im Moment des Ausgrabens von Kartoffeln oder Maniok – und dann würden sie ihnen ins Dorf folgen. Um die Geister zusätzlich zu verwirren, spucken die Frauen in alle vier Himmelsrichtungen, bevor sie das Feld verlassen und hüllen sich in eine Wolke von dickem Rauch ein. Spucken und Rauchen sind ebenso effektiv wie die Gesänge der Männer nach einer glücklichen Jagd: beide beabsichtigen damit die Geister zu vertreiben.
Die Kayapó beerdigen ihre Toten innerhalb eines genau bemessenen Stück Erde, ausserhalb des Dorfbereichs. Das Grab hat die Form eines kreisrunden Lochs, in welches der Körper in sitzender Position bestattet wird – das Gesicht stets in östliche Richtung gekehrt. Die Grube wird geschlossen, nachdem man verschiedene persönliche Objekte des Verstorbenen vorher noch mit hinein gegeben hat, wie Gefässe, Waffen und einigen Körperschmuck. Der Geist des Toten wird diese Dinge dann mit in die neue Wohnung nehmen. Während der ersten Wochen nach dem Begräbnis hinterlassen die Hinterbliebenen täglich ein wenig zu essen und zu trinken neben dem Grab, denn nicht immer findet der Geist des Toten sofort den Weg zum Dorf der Toten.
Die Geister können unter Umständen in “Nostalgie” verfallen – was unter den Dorfbewohnern die Angst schürt, dass sie versuchen könnten, sich ein Mitglied ihrer ehemaligen Familie zu holen. Deshalb sind Angehörige eines kürzlich Verstorbenen besonders vorsichtig: um die Geister zu vertreiben, beleuchten sie das Haus mit grossen Feuern, die viel Rauch produzieren. Man braucht nämlich einen Geist nur anzusehen, um des Todes zu sein – und die Geister pflegen einen geeigneten Moment abzuwarten, in dem sie sich der Seele eines Kranken oder eines schwachen Verwandten bemächtigen.
Beim Ritual zur Namensgebung befinden sich die zu ehrenden Kinder in einer extrem verwundbaren Situation: Am Anfang der Zeremonie sind sie sozusagen “unfertig” und deshalb einem intensiven Prozess der Sozialisierung unterworfen – mittels einer adäquaten Körperbemalung, Tragen von genau vorgeschriebenem Schmuck, rituellen Tänzen von Männern oder Frauen und, schliesslich, durch die rituelle Bestätigung ihrer Namen. Am Ende dieses Prozesses werden die geehrten Kinder wieder zu vollständigen Menschenwesen. Aus diesem Grund vermeidet man, zu junge Kinder mit einer solchen Zeremonie zu ehren, denn solches Tun brächte sie in Gefahr, trotz der Begleitung verschiedener erwachsener, ritueller Freunde.
Zeichnung – Der menschliche Körper
Wie die Kayapó es sehen, besteht der Mensch aus internen Körperelementen (Blut, Knochen, Organe, Fleisch und Wasser) und einem äusseren Körperelement (der Haut), aus einem Geist (Mekarõ) und aus der vitalen Energie (Kadjwýnh), welche in der Leber sitzt – alles in allem, aus mit dem Lebenszyklus und den sukzessiven Altersphasen verbundenen, “sozialisierten Elementen”, deren besondere Höhepunkte die Namensgebung, die Initiation, die Heirat, die Geburt, eine Erneuerung freundschaftlicher Verbindungen zwischen Gruppen und einzelnen Individuen sind.
Blut ist eine gefährliche Substanz, von welcher der Körper eine genau bestimmte Menge enthalten muss – weniger als diese Menge schwächt die Person oder macht sie krank, und ein Exzess führt zu Trägheit. Daraus erklärt sich, warum die Kayapó sporadisch die Oberschenkel der Jugendlichen schröpfen. Wenn die Ältesten des Dorfes finden, dass ihre Jugend sich langweilt und träge geworden ist, schreiben sie dieses Verhalten dem erhöhten Blutvorrat in ihren Körpern zu – dann nimmt ein Spezialist sich die jungen Männer vor und ritzt ihre Oberschenkel mit einem “Schaber” (einem Stück getrockneter Kürbisschale, in die messerscharfe Zähne eines Fisches eingelassen sind) bis das Blut an den Beinen herunter läuft. Dieser “Schröpfer” agiert mit äusserster Vorsicht, denn der Kontakt mit Blut eines anderen Wesens gilt als gefährlich: dann kann es zu Veränderungen der Blutmenge im Körper desjenigen kommen, der infiziert worden ist. Und vor allem fürchtet man den Kontakt mit Blut von anderen auf der eigenen Haut (von anderen Personen wie auch von Tieren). Deshalb sind die Kayapó besonders vorsichtig nach einem solchen Kontakt: Dann waschen sie sich so schnell und so ausgiebig wie möglich. Je nach Intensität eines solchen Kontakts sind eine Reihe von Verboten zu beachten. Nach dem Angriff auf ein feindliches Dorf, wird die Brust der eigenen Krieger tätowiert, nach einer Schröpfung mit Fischzähnen – in der Absicht, das oberflächliche, “böse Blut” abzutragen und die Gefahr einer Erkrankung abzuwehren. Heutzutage sind die Männer allerdings immer seltener auf dem Kriegspfad, deshalb besitzen nur noch die Dorfältesten solche Tätowierungen auf der Brust.
Zeitgenössische Verbindungen mit den ”Weissen”
In den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlangten die Kayapó eine gewisse Berühmtheit durch Berichte der nationalen und internationalen Medien hinsichtlich ihrer aktiven Mobilisierung zugunsten politischer Rechte, der Demarkation ihrer Territorien und auch durch ihre besonders intensive Art und Weise, wie sie mit dem lokalen Markt verfuhren, bezüglich ihres Bedarfs an industrialisierten Gütern. Im Verlauf dieser Mobilisierung wurden Gesichter wie die ihrer Führer Ropni (besser bekannt als ”Raoni”) und Bepkoroti (bekannt als ”Paulinho Payakã”) weltbekannt, weil sie von der Presse direkt neben die grossen Staatschefs und Filmstars dieser Welt gestellt wurden. Ihre spektakulären Auftritte in Brasília, während des Prozesses der Versammlung zur Änderung des Grundgesetzes, und ihre Artikulationen innerhalb und ausserhalb Brasiliens entwickelten sich zum Symbol dieser Epoche.
Der Höhepunkt schien erreicht anlässlich des berühmten ”Pan-Indianischen Meetings” in Altamira, im Februar 1989, mit enormem Echo in der Presse, bei dem die Führer der Kayapó-Kommunen, zusammen mit 24 anderen Indianer-Völkern und Gruppen von Ambientalisten verschiedenster Länder, sich zusammenfanden, um die Anlage eines hydroelektrischen Komplexes am Rio Xingu zu verhindern – des geplanten Kraftwerks von Kararaô. Im Jahr zuvor war Paulinho Payakã in die USA gereist – auf Einladung der amerikanischen Anthropologen Darell Posey und Janet Chernela – um dort dasselbe Projekt zu denunzieren und Repräsentanten der World Bank zu befragen, welche dieses Projekt zu finanzieren gedachten. Parallel dazu hatte Raoni internationale Hilfe des Sängers Sting zugesagt bekommen, welche zur Gründung von NGOs zum Schutz des Regenwaldes und der Kayapó-Indianer führte – wie die “Rainforest Foundation” und ihr brasilianischer Ableger “Fundação Mata Virgem”. Im November 1989 wurde Payakã die Ehrenmedaille der “Better World Society” verliehen, einer philanthropischen Einrichtung zur Verteidigung der Ökologie und des Wohlbefindens der Menschheit, in der Kategorie “Umweltschutz”.
Anfang der 90er Jahre befand sich die Vereinigung der Kayapó mit ihrem internationalen Umweltschutz-Vortrag auf dem absoluten Höhepunkt ihrer Berühmtheit. Möglich, dass sich die Kayapó-Führer die Umstände zunutze machten, um mit ihrer Präsentation die Aufmerksamkeit der internationalen öffentlichen Meinung auf die Probleme zu lenken, von denen sie persönlich betroffen waren – vor allem auf die prekäre Situation ihres Territoriums. Aber die idealisierte Vorstellung, welche ein Teil der ambientalistischen Bewegung von den Kayapó bekam, hinderte sie daran zu bemerken, dass die Verteidigung des Regenwaldes und der Natur, welche jene Indianer so vehement und publikumswirksam zu präsentieren verstanden, nicht als lautere Gedanken unschuldiger Waldbewohner zu verstehen, noch zur Rettung dieser Ressourcen für die gesamte Menschheit gedacht war. Und es blieb bei dem Eindruck, dass die internationale Hilfe sich lediglich in dem Masse für die Indianer interessierte, wie diese sich als Verteidiger der Natur präsentierten. Wie der Anthropologe William Fisher bemerkte: “Es schien, als ob ihnen die indianische Lebensweise nur schützenswert sei, wenn sie sich als segensreich für die Umwelt erweise – und nicht aufgrund ihrer existenziellen Rechte zur Selbstbestimmung als Volk”. Und wenn es war ist, dass ein einfacher Blick auf Satellitenfotos genügt, um zu beweisen, dass in Amazonien die Territorien der Eingeborenen – inklusive die der Kayapó – grüne Inseln innerhalb der abgeholzten Flächen um sie herum darstellen, dann kommt das aber bestimmt nicht daher, dass die Indianer so denken wie die Umweltschützer.
Denn, in diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass zur selben Zeit, in der man sie noch als Verteidiger des Regenwaldes feierte, die Kayapó bereits ein Riesengeschäft mit jenen schlimmsten Feinden der Umwelt, den Sägewerksbesitzern und den Goldsuchern eingegangen waren. Diese Tatsache schädigte den guten Ruf der Kayapó über die Massen und kostete sie ihre Glaubwürdigkeit – schlimmer wurde es noch, als der prämierte Payakã in jene Anklage als Vergewaltiger einer Studentin verwickelt wurde. Die Nachrichten von der kommerziellen Skrupellosigkeit der Indianer, zusammen mit der ideologischen Ausschlachtung jener Episode, bewirkten, dass die Kayapó von “ökologischen Helden” zu wahrhaften “Verbrechern Amazoniens” degradiert wurden. Die Anschuldigung gegen Payakã fiel wie ein Handschuh auf die Feinde der “Indianersache” – mitten in der “RIO-92”, der grossen Konferenz der Vereinten Nationen zum Schutz und zur Entwicklung der Umwelt. Freire (2001) demonstriert, wie die brasilianische Presse sich darauf stürzte, die ökologische Version der Kayapó zu zerstören, um sie durch eine andere zu ersetzen, in der die Indianer nunmehr als reiche Kapitalisten, Grossgrundbesitzer und privilegierte Waldbeherrscher dargestellt wurden, welche die schlimmsten Laster der Zivilisation übernommen und sich in äusserst umweltzerstörende Aktivitäten verwickelt hätten, wie das Goldschürfen und die Holzfällerei.
Die Perspektive der Indianer sieht allerdings anders aus. Sich einerseits mit den Umweltschützern zu verbünden und andererseits mit der lokalen Wirtschaft gleich zu ziehen, mit der sie nun schon solange zusammenleben, ist beides Teil ihrer Strategie der Relation mit der Welt der Weissen – Teil ihrer Strategie, die neuen historischen Konditionen zu bewältigen, die sich ihnen jetzt präsentieren. In Abwesenheit einer entsprechenden staatlichen Indianerpolitik versuchten die Kayapó aus eigener Kraft, die Mittel (symbolische, politische und wirtschaftliche) für ihre gesellschaftliche Reproduktion einzutreiben. Nicht nur Konsumgüter, Dienstleistungen, medizinische Betreuung standen auf ihrer Liste, sondern auch mögliche Partner und Sponsoren. Deshalb die Notwendigkeit, international auf das Problem der Demarkation ihres Territoriums aufmerksam zu machen – jeden anzusprechen, der gewillt war, zuzuhören. Deshalb auch die Idee, einen Teil ihrer natürlichen Ressourcen ihres Territoriums gegen Geld einzutauschen.
Darüber hinaus erlaubten die Idealisierungen (in positiver oder negativer Form) den Weissen nicht, soweit durchzublicken, dass jene indianischen Strategien niemals einheitlich die Meinung aller darstellten, sondern zu vielen internen Konflikten führten – sogar Spaltungen in den Dorfgemeinschaften verursachten – zwischen den Vertretern der einen und der anderen Meinung und deren Anhängern. Die Kayapó sind kein monolithischer Block mit denselben Gedanken und Massnahmen. Man sollte ihre Aktionen und Strategien sowohl im Zusammenhang mit ihrer externen Politik (Kampf um Autonomie und ethnische Bestätigung) als auch mit dem ihrer internen Politik zu verstehen versuchen – letztere muss sich sowohl mit Machtkämpfen zwischen einzelnen Führern eines Dorfes als auch denen verschiedener Dörfer auseinandersetzen – und, nicht zuletzt mit verschiedenen Altersgruppen.
Die inzwischen kumulierte Erfahrung hat den Kayapó gezeigt, dass sie den “Kuben” (Weissen) nicht immer vertrauen können, und dass irgendwelche Partnerschaften durchaus instabil und voller Konflikte sein können. Aus ihrer Sicht verhalten sich die Weissen nicht wie erwartet, denn sie lügen oft (Kuben ênhire) – oder, wie sie von den Xikrin beschrieben werden: “sie haben zwei Münder” (Japê kré amé). Die Kayapó wissen, dass die Geschäfte mit den Sägewerken und Goldschürfern zum Schaden der Natur und für sie selbst waren – obwohl in gewissen Momenten notwendig – ausserdem waren sie auch noch finanziell für sie von Nachteil. Inzwischen zeigen sie sich offen für Alternativen zum zerstörenden Wirtschaftsmodell, das sich während des Militärregimes in ganz Amazonien auszubreiten drohte.
Die Xikrin (Untergruppe Kayapó) brachen zuerst alle Verträge mit den Holzfällern ab (Anfang der 90er Jahre) und verlegten sich auf die Entwicklung eines Modells der selbsterhaltenden und erneuerbaren Waldnutzung – innerhalb der internationalen Forschungsergebnisse. Sie waren der erste Indianerstamm Brasiliens mit einem “Plan zur Waldnutzung”, der von FUNAI und IBAMA abgesegnet worden ist, und heute präsentieren sie damit ein Beispiel – nicht nur für die übrigen Kayapó – sondern auch für den gesamten Bundesstaat Pará hinsichtlich des Abholzungsproblems. Gegenwärtig entwickeln viele Kayapó-Kommunen wirtschaftliche Alternativ-Projekte zur Selbsterhaltung mit NGOs als Partnern und multilateralen Agenturen zur Finanzierung derselben. Trotz der Fallen der Weissen, gelingt es den Kayapó also, sich auf dem schmalen Grat zwischen ihrer und unserer Welt fortzubewegen. Sie haben viel von uns gelernt. Und wir, was haben wir von ihnen gelernt? Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir unsere idealisierten, romantischen oder zynischen Visionen beiseite schieben und versuchen zu verstehen, wer die Indianer wirklich sind.
Deutsche Übersetzung/Bearbeitung, Klaus D. Günther