Aus der Geschichte des Bundesstaates Bahia

Zuletzt bearbeitet: 11. Dezember 2020

„Gold, Silber, Metallsachen oder Eisen – wir sahen nichts dergleichen. Aber das Land ist derart lieblich, dass in ihm alles gedeihen wird. Der grösste Gewinn, den man indessen von ihm haben kann, ist meiner Meinung nach die Rettung der Eingeborenen. Sie muss der wichtigste Samen sein, den Ehrwürdige Hoheit hier ausstreuen sollten, die Verbreitung des heiligen Glaubens.“

Das war der Bericht der ersten portugiesischen Expedition ins spätere Brasilien im Jahr 1500.
Im Verlauf der ersten drei Jahrhunderte, die der Entdeckung Brasiliens folgten, entwickelte sich Salvador da Bahia de todos os Santos – Hauptstadt zwischen 1549 und 1763 – zur Schaubühne der wichtigsten Ereignisse im Land und zum Mittelpunkt des Südatlantiks überhaupt.

Im Jahr 1501 war eine Expedition des América Vespúcio, die den Auftrag hatte, das von Pedro Álvares Cabral neu entdeckte Land näher zu erkunden, auf eine grosse und landschaftlich sehr reizvolle Meeresbucht gestossen, die sie nach dem Tag ihrer Entdeckung, am 01. November, „Allerheiligen-Bucht“ (Bahia de todos os Santos) nannten. Diese Bucht wurde zum markantesten Referenz-Punkt auf den späteren Navigationskarten und auch zum meistbesuchten Ort an der Küste der Neuen Welt.

Einige historische Aufzeichnungen aus dieser Epoche erzählen von so phantastischen Geschehnissen, dass man heutzutage versucht ist, sie eher ins Reich der Fabeln und Legenden zu verweisen.

Zum Beispiel die Geschichte vom portugiesischen Seefahrer Diego Álvares, der im Jahr 1510, als Schiffbrüchiger eines französischen Schiffes, von den Tupinambá-Indianern in eben jener „Allerheiligen-Bucht“ aus dem Wasser gezogen wurde und in ihre Gemeinschaft aufgenommen – sie nannten ihn „Caramuru“ (Sohn des Donners), denn er hatte sich gleich mit seiner Flinte entsprechenden Respekt verschafft. Er entwickelte sich zu einem einflussreichen Mitglied der Kommune, legte mit seinen indianischen Freunden die ersten Felder mit Zuckerrohr und Baumwolle an und heiratete die Tochter des Häuptlings, die er „Catarina Paraguaçu“ getauft hatte.

Caramuru kommt der Verdienst zu, massgebend am Einsatz einer offiziellen Regierung in dem neuen Land mitgewirkt zu haben. 1549 ernannte Dom João III von Portugal den Politiker Tomé de Sousa zum Generalgouverneur von Brasilien und entschied, ihn am 12. Februar desselben Jahres zu seiner Mission zu entsenden. Die Armada, geführt von der „Conceição“, brachte mehr als 1.000 Personen über den Atlantik – unter ihnen Soldaten, Bauern, Fischer, Priester und Prostituierte – in insgesamt 6 Schiffen. Nach 56 Tagen auf See erreichten sie den Hafen „Vila Velha“, wo sie von Caramuru und seinen Tupinambás festlich empfangen wurden.

Tomé de Sousa hatte sein Amt bis 1553 inne und begab sich dann zurück nach Portugal. Ersetzt wurde er von seinem Landsmann Duarte da Costa. Schon 1550 hatten die ersten Schiffe mit Sklaventransporten aus Nigeria, Senegal, Angola, Moçambique, Kongo, Benin und Äthiopien in Bahia angelegt, und diese Arbeitskräften aus den afrikanischen Kolonien bescherten den portugiesischen Machthabern und ihrer Hauptstadt Salvador einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. In erster Linie in den Zuckerrohr- und Tabakpflanzungen, der Viehwirtschaft rund um die Bucht und den Dienstleistungen im Abwicklungsbereich des Hafens.

Schwarze Sklaven waren, anstelle der unter Zwangsarbeit rasch dahin sterbenden Indianer, zäher und ausdauernder. Ihre Frauen und Mädchen willkommene Objekte der Lebensfreude ihrer weissen Herren, mit dem Ergebnis, dass sich die brasilianische Durchschnittsfarbe immer mehr zum Milchkaffeebraun hin einpendelte und man später sogar ein Gesetz schuf, das solche Kinder von Sklavinnen zu freien Bürgern erklärte.

1583 hatte Salvador zwei Plätze, drei Strassen und zirka 1.600 Einwohner. Der Reichtum der Stadt – inzwischen waren in ihrer Umgebung auch reiche Gold- und Diamantenlager entdeckt worden – erweckte auch die Aufmerksamkeit von Ausländern, die Expeditionen ausrüsteten, um Salvador zu erobern. Während 11 Monaten – vom Mai 1624 bis zum 30. April 1625 – war Salvador von den Holländern besetzt.

Auch dem letzten Invasionsversuch – 1638, diesmal unter Moritz von Nassau – war kein Erfolg beschieden. Salvador behielt seinen Status der „Hauptstadt des Portugiesischen Amerika“ bis zum Jahr 1763, dann verlagerte man den Sitz des Gouverneurs nach Rio de Janeiro.

Aber die bahianische Hauptstadt bewahrte ihren wirtschaftlichen, historischen und kulturellen Rang. 1808 empfing sie die portugiesische Königsfamilie auf ihrer Flucht vor Napoleons Expansion in Europa. Bei dieser Gelegenheit öffnete der Prinzregent Dom João die brasilianischen Häfen für alle befreundeten Nationen und gründete die „Medizinisch-Chirurgische Schule“, die sich zur ersten medizinischen Fakultät Brasiliens entwickelte.

Der Freiheitswille der Bevölkerung von Salvador führte im Lauf der Geschichte zu einigen Zusammenstössen mit den Vertretern der portugiesischen Obrigkeit. Unter denen der so genannten „Verschwörung der Schneider“ ein besonderer Platz in der Geschichte gebührt: unzufrieden mit der portugiesischen Tyrannei, waren seine Mitglieder entschlossen, die „Republik Bahia“ auszurufen.

Die „Proklamation der Unabhängigkeit Brasiliens“ (1822) kam ihnen zuvor, aber selbst nach dieser grossen Wende im ganzen Land, blieb Bahia, noch ein Jahr danach, von den portugiesischen Truppen des Brigadeiro Madeira de Mello besetzt, der sich erst am 2. Juli 1823 vor den einmarschierenden brasilianischen Revolutionstruppen aus Salvador zurückzog. Dieses Datum ist als „Befreiungstag Bahias von der portugiesischen Diktatur“ in die Geschichte eingegangen und wird jedes Jahr, unter Beteiligung der ganzen Bevölkerung, gefeiert.

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