Flachlandtapir (Tapirus terrestris)

Zuletzt bearbeitet: 29. April 2021

Bevor wir uns mit dem für Brasilien typischsten Vertreter der Tapir-Familie befassen, möchten wir darauf hinweisen, dass sie einst aus fünf Arten bestand, von denen bereits zwei ausgestorben sind, nämlich der mittelamerikanische Tapirus bairdii und der Tapirus pinchaque, der die Gebirgslandschaften von Bolivien und Peru bewohnte.

Tapir-1870 – Foto: sabiá brasilinfo

In Amazonien der Länder Kolumbien, Guyanas und Brasilien kann man noch Exemplare des Tapirus kabomani antreffen (die Art ist allerdings bereits bedroht), und der in den brasilianischen Savannen (Cerrado) lebende Flachlandtapir Tapirus terrestris ist in seinem Fortbestand ebenfalls gefährdet. Ein fünftes Mitglied der Familie lebt in Indonesien, der Tapirus indicus (Schabrackentapir).

Allgemeine Merkmale:
Flachlandtapire sind die größten Landsäugetiere Brasiliens. Im brasilianischen Volksmund als “Anta” bekannt, kann ein Tapir 300 kg und 2 Meter Länge erreichen, einschließlich eines kleinen Schwanzes von 10 cm. Er hat kurze Beine, einen großen Kopf und eine Schnauze in Form eines beweglichen, nach unten gebogenem Rüssel.

Das Fell ist kurz und rau bei erwachsenen Exemplaren, und dunkelgrau, mit einer kleinen Mähne auf der Rückseite des Halses. Die Jungen werden mit einem helleren Fell geboren, mit weißen Streifen und Flecken. Sie ernähren sich von Land- und Wasserpflanzen, Sprossen, Baumrinde und Früchten und erfüllen die wichtige ökologische Aufgabe der Verbreitung von Samen. Tapire bringen nur ein Jungtier pro Nachwuchs zur Welt und dieses bleibt bis zu einem Jahr bei der Mutter. Tapire sind trotz ihrer Größe und Gewichtes exzellente Schwimmer.

Tapir-1874 – Foto: sabiá brasilinfo

Ein Kuriosum im Verhalten dieses Tieres ist, dass es in der Regel nur im Wasser seinen Kot absetzt, und vorzugsweise stets an der gleichen Stelle. Diese gewählte Stelle wird als “Latrine des Tapirs” bezeichnet und steht im Zusammenhang mit der territorialen Abgrenzung.

Fortpflanzung

Tapire sind nachtaktive, und einzelgängerische Tiere, Männchen und Weibchen sind nur während der Fortpflanzungsperiode zusammen anzutreffen. Die Trächtigkeit währt etwas über ein Jahr, und es wird jeweils nur ein Jungtier geboren. Der Körper des Nestlings ist mit Streifen bedeckt, die ihm helfen, sich in der Umgebung zu tarnen. Bis das Junges etwa eineinhalb Jahre alt ist, bleibt es an der Seite seiner Mutter, damit es von ihr lernen kann, wie man nach Nahrung und Unterschlupf sucht und sich vor Raubtieren schützt.

Tapire kommunizieren in der Regel durch Pfiffe und Schnalzlaute und sind in der Lage, mit ihren Jungen und anderen Individuen der gleichen Art zu sprechen. Hier im Zoo nutzen die Tapire die Pfiffe auch, um sich untereinander zu verständigen, und auch um die Tierpfleger zu begrüßen. Das ist sehr interessant zu hören!

Verhalten

Tapire lieben es, zu schwimmen, und deshalb leben sie immer an Orten mit viel Wasser. Sie sind ausgezeichnete Taucher und können 2 bis 3 Minuten unter Wasser bleiben, ohne zum Atmen aufzutauchen. Sie haben eine spezielle Technik, um Raubtiere wie Jaguare und Kaimane zu meiden. Falls er ein Raubtier wittert oder von weitem sieht, bleibt der Tapir unter Wasser und entfernt sich schwimmend, dabei ist nur seine nur rüsselartige Schnauze an der Oberfläche sichtbar. So kann er beim Schwimmen atmen und vom Raubtier unbemerkt bleiben.

Ernährung

Dieses große Säugetier ist ein Vegetarier, sein Speiseplan besteht hauptsächlich aus Früchten, Blättern, Gräsern und Sprossen. Der Tapir mag Guaven, Jenipapo, Pitangas, Quitten, Jatobá und viele andere Früchte. Da er mit seiner Nahrung viele Samen aufnimmt, ist er zu einem wichtigen Samenverteiler geworden. Das Fruchtfleisch der Früchte, wird verdaut, die Samen jedoch nicht. So passieren sie unbeschädigt seinen Verdauungstrakt und werden mit dem Kot wieder ausgeschieden, bereit zu keimen. Weil er so wichtig für die Verbreitung von verschiedenen Arten von Samen in den Wäldern ist, hat der Tapir den Spitznamen “Gärtner der Wälder” erhalten.

Gefährdung

Abholzung und Waldbrände sind die Hauptursachen für die Zerstörung des Lebensraums des Tapirs, wodurch dieses nützliche Tier, das große Waldflächen zum Überleben braucht, vom Aussterben bedroht ist.

In Brasilien ist es üblich und weit verbreitet – besonders unter Kindern und Jugendlichen – einen ungeschickten oder etwas langsamer reagierende Kollegen oder Mitschüler als “Anta” zu bezeichnen – sie benutzen den Namen des Tieres als Schimpfwort – es soll ihre Verachtung gegenüber dem so Bezeichneten ausdrücken – besonders etwas schüchternen Mädchen kann dieses “Mobbing” zum Albtraum werden.

Dadurch ist die Anta – der Tapir – zum am ungerechtesten behandelten Tier der brasilianischen Fauna geworden, und deshalb möchten wir an dieser Stelle eine Lanze für dieses durchaus schlaue und nützliche Tier brechen, denn vor allem spielt es eine bedeutende Rolle zur Erhaltung Amazoniens, des Pantanal, des Cerrado und des Atlantischen Regenwaldes.

Spezielles

Am 27. April wird der Welttag des Tapirs gefeiert.

1.Intelligenz
Trotz ihrer Verleumdung sind Tapire sehr schlaue Tiere und besitzen eine riesige Menge Neuronen (wissenschaftlich bewiesen). Zum Beispiel gibt es 5 Tapirarten auf der Welt und keine von ihnen zerstört ihren eigenen Lebensraum. Die Menschen andererseits …

2. Nachhaltigkeit
Tapire sind großartige Gärtner. Sie haben wahrscheinlich mehr Bäume gepflanzt als Sie! Laut Patrícia Medici vom Ökologischen Forschungsinstitut (IPÊ) spielen Tapire eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der brasilianischen Biome wie Amazonas, Pantanal, Cerrado und Mata Atlântica. Das liegt daran, dass sie groß genug sind, um sich von ganzen Früchten (mit dem Kern) zu ernähren und dazu ein weites Territorium zu umwandern. Am Ende ihrer Verdauung, sorgen sie dafür. die bereits „befruchteten“ Samen auszuscheiden.

3. Straßenbau
Damit nicht genug, halfen Tapire auch beim Bau einiger Straßen in Brasilien. Das ist eine Tatsache! Indigene Völker und Pioniere profitierten von den „Naturpfaden“, die von Tapiren quer durch die wuchernde Vegetation eröffnet wurden.

4) Sehr speziell
Der Tapir ist das größte wilde Säugetier Brasiliens. In der Tat, von ganz Südamerika! Mit seinen 250 Kilo ein Koloss unter den einheimischen Tieren. Seine Größe und sein Rüssel erinnern uns an Elefanten, aber Tapire sind eigentlich mit Nashörnern und Pferden verwandt.

Junger Tapir – Foto: Marcel Langthim auf Pixabay

5) Und sie sind einfach bezaubernd!
Kein Scherz! Haben Sie schon einmal ein Tapirjunges gesehen? Mit seinem Mini-Rüssel und all den kleinen und großen weißen Flecken? Sie können garantiert nicht widerstehen!

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