Pará ist ein Land, in dem sich die tropische Natur in all ihrem Überfluss an Fauna und Flora und in all ihrer fantastischen Bio-Vielfalt dem Besucher darbietet. Auf der einen Seite umspült vom Atlantischen Ozean mit wunderschönen Stränden, wie zum Beispiel Salinas, Marudá, Algodoal und Ajuruteua in „Bragança“. Alle diese Strände sind leicht zu erreichen, dank einem guten asphaltierten Strassensystem.
Der kulturelle Reichtum dieser „Salzwasser-Region“ von Pará entzückt den Besucher: In „Marapanim“ ertönen an den Wochenenden die kräftigen Trommelschläge des „Carimbó“, in „Bragança“ kann man im Dezember an der berühmten „Marujada“ teilnehmen, in „São Caetano de Odivelas“ tanzt der „Boi Tingá“ im Juni seine Pirouetten.
Das Landesinnere, von einem unvergleichlich grosszügigen hydrografischen Netz gespeist, welches dem Land eine privilegierte Position, mit fantastischen natürlichen Ressourcen garantiert, ist ein Fest für den Naturliebhaber. Unter den idealen Bedingungen – kein Frost, keine Trockenheit – hat sich hier der Erde artenreichste Pflanzenvielfalt entwickelt, die von keinen Jahreszeiten abhängig ist oder bedrängt wird. Blüten und Früchte trifft man hier gleichzeitig und als ob die schöpferische Fantasie überschäumt, meint man zunächst in jedem Baum eine neue Art zu entdecken.
Man kann drei Etagen in der miteinander verschlungenen Wirrnis unterscheiden: Kleine Bäume und Jungwuchs kämpfen sich bis zu 20 Meter durch die ewige Dämmerung empor, die Hauptmacht der Bäume schliesst bis zu 35 Meter darüber hinaus ihre Kronen in und aneinander. Und diese geschlossene Decke wird ab und zu von den noch höheren Stämmen der „Urwaldriesen“ durchbrochen, die sich über 60 Meter und höher gegen die Sonne recken. Eine perfekte biologische Technik von Brett-, Luft-, Stelz- und Stützwurzeln gibt diesem Gewölbe die entsprechende Stabilität. Für den Forscher wie eine Vision der Schöpfung, wenn er hier Pflanzen nebeneinander trifft, die in ganz verschiedenen entwicklungsgeschichtlichen Epochen entstanden sind.
Über den weichen Waldboden ziehen Heere angriffslustiger Insekten: Die meisten Ameisenarten der Erde finden sich hier. Sie beschleunigen die Zersetzung alles Toten und führen es in die lebende Substanz zurück.
Den kriechenden und fliegenden Millionen von Insekten – die zu den Plagen des Urwald-Abenteuers gehören – kommt eine entscheidende Bedeutung in der Bestäubung der Pflanzen zu, denn ein Transport der Pollen durch den Wind, ist wegen der Luftruhe innerhalb des grünen Gewölbes fast ausgeschlossen. Vögel, Affen, Gürteltiere, Ameisenbären, Echsen, Fische und viele andere Tierarten nähren sich vom Insektenüberfluss. Und sie haben sich hier ebenfalls, wie sonst an keinem anderen Ort, zu einem unvergleichlichen Artenreichtum entwickelt.
Trotz dieser enormen Naturkulisse – rund 87% des paraensischen Territoriums sind bedeckt vom Regenwald – war die Präsenz ausländischer Touristen in Pará bisher eher dürftig – zirka 40.600 pro Jahr – das sind nur etwa 1,5% vom Gesamt ausländischer Besucher in Brasilien. Sicher liegt das auch am üblichen touristischen Angebot der lokalen Agenturen in Belém, die sich, in der Regel, mit den nationalen Besuchern begnügen, denn mit denen tun sie sich leichter, hinsichtlich Sprache und auch der Effizienz ihres Service.
Das soll anders werden. Die Landesregierung hat die Entwicklung der Tourismus-Industrie als Priorität eingestuft, der sie mit finanziellen Zuwendungen und steuerlichen Erleichterungen unter die Arme greifen will – die „Dynamisierung des Tourismus“ ist zum offiziellen Slogan avanciert.
„PROECOTUR“ ist ein überregionales Organ der Brasilianischen Föderation, dem die Aufgabe übertragen wurde, die öko-touristische Entwicklung in Gesamt-Amazonien voranzutreiben – also insgesamt in 9 Staaten, darunter auch Pará – mit dem Ziel, durch den Tourismus der Bevölkerung in diesen Gebieten eine Quelle zur Selbsterhaltung zu erschliessen. Die „Interamerikanische Bank für Entwicklung“ (BID) hat eine Investition von 230 Millionen Dollar für das Projekt angekündigt, zu dessen Durchführung jetzt die betroffenen Mitgliedsstaaten ihre eigenen Prioritäten setzen sollen.
Pará hat zur Infrastrukturierung für den Ökotourismus folgenden „Polen“ den Vorzug gegeben:
den Pol TAPAJÓS im Westen des Landes, den Pol MARAJÓ der grössten Flussinsel der Welt und den Pol COSTA ATLÂNTICA der, ausser Belém, auch die anderen 9 Städte an seiner Küste involviert.
Interessant ist, was man sich in Pará an unterschiedlichen Aktiv-Termini für den öko-touristischen Besucher ausgedacht hat:
Trekking
Lange Fusswanderung, mit Übernachtung unterwegs – der Tourist bringt in einem Rucksack Teile seiner Ausrüstung mit sich.
Hiking
Kurze Wanderung, normalerweise nur bis zu 1 Tag lang, ohne Übernachtung unterwegs.
Rafting
Fortbewegung per Floss oder Schlauchboot – mit der Strömung einen Fluss hinab, vorzugsweise durch mehrere Stromschnellen.
Canyoning
An Wasserfällen oder Schluchtenwänden hinabsteigen, mit Hilfe von Tauen und Seilen – auch „Rappel“ genannt.
Canoeing
Per Kanu einen Fluss oder See befahren – selbst gepaddelt.
Biking
Erleben der Natur per Mountain-Bike – auf dafür angelegten und geöffneten Trails.
Jetzt geht es in portugiesischer Terminologie weiter:
Observação
Beobachtungen von Vögeln, Pflanzen, Menschen, Orchideen, Tierarten, Fischen, Reptilien etc. (Foto-Safari).
Montanhismo
Klettersport, mit entsprechender Ausrüstung an Felswänden – ohne Wettbewerb.
Espeleologia
Erforschung und Begehung von Höhlen und Grotten – Studium des unterirdischen Ambientes.
Turismo Equestre
Ausflüge zu Pferd – in Form einer Wanderung, einer hinter dem andern – längere und kürzere Exkursionen sind möglich.
Turismo Rural
Aufenthalt auf einer landwirtschaftlich geführten „Fazenda“ – mit Möglichkeit der Teilnahme an entsprechenden Aktivitäten.
Turismo Esotérico
Aktivitäten in freier Natur, die mit mystischen Experimenten, spirituellen Erlebnissen und übernatürlichen Phänomenen zu tun haben.
Astronomia
Beobachtung des nächtlichen Sternenhimmels mit Hilfe von entsprechenden technischen Instrumenten.
Pesca Esportiva
Angelsport, mit der Regelung „Fangen und wieder aussetzen“!
Nun gut – vielleicht wollen ja einige Besucher auch in Pará immer mit etwas beschäftigt werden, aber viele möchten doch einfach nur das Land, seine Natur und seine Menschen in einer eher „passiven“ Art und Weise kennen lernen, also in Begegnungen, die nicht als Beschäftigungs-Therapie angelegt sind, sondern als einfacher Besuch in einem anderen Land, bei dem man seinen fünf Sinnen die besondere Aktivität überlässt – für sehr viele Reisende sind diese Eindrücke die entscheidenden.