HINWEIS IN EIGENER SACHE
Wir vom BrasilienPortal-Team möchten Ihnen an dieser Stelle einmal unsere Freude darüber ausdrücken, dass wir zu unserer Karneval-Berichterstattung nicht nur unsere schon seit langem treuen Gäste wieder begrüssen konnten – es hat uns besonders überrascht und gefreut, dass sich auch so viele “NEUE” in die Berichte, Reportagen und Nachrichten des BrasilienPortals über dieses “grösste Spektakel unseres Planeten” eingeschaltet haben!
Natürlich haben uns die vielen Dutzend Fragen unserer Gäste rund um den Karneval auch wieder vermehrt Arbeit beschert, aber die ebenso zahlreichen anerkennenden Rückmeldungen haben uns diese Arbeit leicht gemacht – und so haben wir uns, darüber hinaus, entschlossen, unserer Arbeit einen krönenden Abschluss zu geben, indem wir für Sie an dieser Stelle eine Zusammenfassung des brasilianischen Karnevals bringen und Ihnen Details über die von der Jury zu bewertenden Kriterien bei den Paraden, –dem Karneval Regelwerk – der einzelnen “Escolas de Samba” offenlegen. Danach werden Sie das ganze Spektakel aus einer anderen Perspektive sehen und verstehen, dass hinter jener explosiven Ausgelassenheit und den unvergleichlichen bunten Kostümen eine einjährige, disziplinierte, kreative, kunsthandwerkliche und künstlerische Arbeit steckt, die für Tausende das tägliche Brot bedeutet und deren aufgestauter Drang nach Anerkennung sich schliesslich in jenem weltweit zu vernehmenden “Grito do Carnaval” (Schrei des Karnevals) Luft verschafft.
REGLEMENT FÜR SÃO PAULO
Es gibt 4 Juroren, und keine ihrer Bewertungen darf unter den Tisch fallen – so die Aussage der Presseabteilung der „SUPER LIGA“ – im Falle eines Ergebnis-Gleichstandes wird ausgelost.
Die zu bewertenden Inhalte einer Parade sind:
„Commissão de frente“ – „Evolução“ – „Mestre-sala e Porta-bandeira“ – „Harmonia“ – „Bateria“ – „Enredo“ – „Fantasia“ – „Alegoria“ und „Samba-Enredo“.
REGLEMENT FÜR RIO DE JANEIRO
Beim Karneval von Rio de Janeiro sind 40 Juroren im Einsatz – 4 für jeden der 10 zu bewertenden Inhalte:
„Bateria“ – „Samba-Enredo“ – „Harmonia“ – „Evolução“ – „Enredo“ – „Conjunto“ – „Alegorias e Adereços“ – „Fantasias“ – „Comissão de Frente“ und „Mestre-Sala e Porta-Bandeira“.
Es gibt keine Bewertung, die unter den Tisch fällt. Alle 4 Benotungen werden im Endergebnis berücksichtigt. Die Noten bewegen sich zwischen 7 (Minimum) und 10 (Maximum) und können in Zehntel unterteilt werden. Die Juroren werden von der „Liga independente das Escolas de Samba do Rio de Janeiro“ (LIESA) ausgewählt, entsprechend ihrer professionellen Kapazitäten.
Alle Juroren-Mitglieder absolvieren einen Einführungs-Kurs bevor sie die Paraden bewerten dürfen. Die Reihenfolge der zu bewertenden Inhalte wird vor der Bekanntmachung ihrer Benotungen durch das Los bestimmt. Die Bewertung des letzten Inhalts dient dann zur Verhinderung eines Gleichstandes – sollte der Gleichstand trotzdem erreicht werden, werden die vorletzten Noten miteinander verglichen – und so fort.
Damit unsere Leser die einzelnen Zusammenhänge besser verstehen können, hier eine Erklärung zu den oben erwähnten Bewertungs-Kategorien:
COMISSÃO DE FRENTE
Eine “Front-Kommission” ist das erste menschliche Kontingent, welches sich während einer Karnevalsparade präsentiert. Es besteht aus mindestens 6 und höchstens 15 Mitgliedern. Die Aufgabe einer “Comissão de Frente” ist es, das Publikum zu begrüssen und ihre Samba-Schule zu repräsentieren. Von den Juroren wird die perfekte Koordination und Harmonie der Bewegungen ihrer Mitglieder beurteilt. Heutzutage ist man zu einer eher theatralen Darbietung übergegangen, welche auch nach ihrer Inszenierung und ihrem Zusammenspiel mit dem Thema (Enredo) der Samba-Schule bewertet wird.
ENREDO
Dies ist das “Thema” – die Geschichte, welche von der Samba-Schule während ihrer Parade erzählt wird – etwa wie Theater-Szenen unter freiem Himmel. Bis in die 60er Jahre waren es ausschliesslich historische Themen, die sich auf Persönlichkeiten oder Epochen der brasilianischen Geschichte konzentrierten. Gegenwärtig entwickelt man als “Parade-Themen” neue künstlerische Konzeptionen – von alltäglichen Themen des modernen Lebens angefangen, über politische Krisen, gesellschaftliche Probleme, Kritik und Satyre, bis zur Religion und Metaphysik ist dieser Bogen gespannt. Eine “Escola de Samba” entwickelt ihr Thema mittels ihrer dramatischen, musikalischen und plastisch-visuellen Elemente – dem Samba, den Themen-Riegen, den Kostümen, den allegorischen Wagen und auch den Gesten ihrer Komponenten. Schulen wie zum Beispiel die “Mocidade Padre Miguel” bevorzugen fiktive Themen – die “Imperatriz” liebt historische und die “São Clemente de Botafogo” setzt auf satyrische Themen. Die Juroren bewerten vor allem, ob die Idee des Themas auch gut definiert worden ist – ob die Kostüme und allegorischen Wagen mit dem Thema harmonieren – ob die Reihenfolge der einzelnen Parade-Inhalte mit dem Text der Geschichte übereinstimmt – und schliesslich bewerten sie auch die Kreativität und Originalität des jeweiligen dargestellten Themas.
BATERIA
Die “Percussion” gibt den Rhythmus vor, reglementiert die Kadenz in Einklang mit dem Gesang des Samba-Themas und der “Evolução” – der evolutiven Bewegung der gesamten Parade. Sie wird liebevoll und gerechterweise als “das Herz der Schule” bezeichnet – jede Percussion-Gruppe besitzt ihre eigene Identität und Freiheit zur Gestaltung ihres speziellen Rhythmus und der Verteilung ihrer Instrumente. Hier einige Beispiele:
“Surdo de Primeira” – ist die grösste Bauchtrommel, welche die Paradeschritte markiert und die Basis des jeweiligen Rhythmus vorgibt. Nach ihr richten sich die “Puxadores”, ,jene wertvollen Koordinatoren, welche die Teilnehmermassen (manchmal mehr als 4.000 pro Samba-Schule) nach vorne “ziehen”.
”Surdo de Segunda” – während die “Primeira” jeden Schritt öffnet, schliesst die “Segunda” denselben als Kontrapunkt.
”Surdo de Terceira” – diese Trommel ertönt genau zwischen den beiden erstgenannten – ein bisschen vor der “Segunda” und rundet die Kadenz sozusagen ab mit einem “Balanço”, der die harte, trockene Markierung der beiden anderen “Surdos” weicher macht.
”Caixa de Guerra” – diese “Kriegskiste” genannte kleine Trommel reflektiert den eigentlichen Chrakter jeder “Escola de Samba”, denn sie wird von jedem Percussionisten unterschiedlich, in einem persönlichen Stil, und immer mit zwei Trommelschlegeln bearbeitet. Sie hat zwei über das Trommelfell gespannte Seile, womit man ganz unterschiedliche “Trommelstimmen” erzeugen kann. Sie wird ebenfalls zur Schrittmarkierung eingesetzt, kann jedoch auch rhythmische Ausfälle produzieren, die den Surdos nicht möglich sind.
”Repenique” – dieses Instrument ist eine Antwort auf die “Caixa” – es wird besonders bei rhythmischen Pausen als Übergang von einem Rhythmus in den anderen eingesetzt, während der rest der Percussion schweigt. Inzwischen ist man allerdings bei vielen Schulen auf den Einsatz von Rasseln, Taburins und andern Instrumenten für diesen Einsatz übergegangen.
”Chocalhos” – Diese Rassel-Instrumente verschiedener Bauweise sind für den “Balanço” des Rhythmus verantwortlich – ehemals bestanden sie aus mit Sand gefüllten Büchsen, die aber sehr schwer waren. Heute sind sie aus leichtem Aluminium gefüllt mit ebensolchen Plättchen – sie sind die Lieblingsinstrumente der Frauen, die zunehmend auch in den Percussion-Gruppen ihren Mann stellen.
”Tamborin” – unter den bedeutendsten Instrumenten einer “Bateria”, denn ihm obliegt sämtliches “musikalisches Design” ds Samba. Während “Surdos” und “Caixas” eine kontinuierliche Schrittmarkierung vorgeben, ergeht sich das Tamburin in unterschiedlichen Eskapaden innerhalb des Samba. Sein Schlegel kann eine oder auch mehrere Spitzen haben – was unterschiedliche Töne produziert. Wegen der besonderen Bedeutung innerhalb der Percussion-Gruppe, ist in der Regel ein extra Koordinator für die Tamburin-Truppe zuständig.
”Cuica” – der Sound dieses Instruments wird durch einen feuchten Lappen produziert, den man an einem Holz- oder Metallgriff im Innern einer einseitig bespannten Trommel entlangzieht, wobei das äusserst gespannte Trommelfell mehr oder weniger überspannt wird und weinerliche, fast menschliche hohe oder tiefe Töne erzeugt. Sein Rhythmus richtet sich nach der Vorgabe der “Surdos”, die von der “Cuica” unterstützt werden.
”Agogôs” – sind Instrumente aus Metall mit einer Sequenz von Glocken unterschiedlicher Tonalität – ihre Truppe bringt die hellsten und durchdringendsten Töne einer “Bateria” hervor. Die “Bateria” des “Império Serrano” wurde durch ihre “Agogô-Truppe” berühmt.
”Reco-Reco” – Instrument aus Metall – wie eine riesengrosse Sprungfeder, auf der man einen Metallstab im Rhythmus entlangreibt – deren rhythmischer Sound gut mit der “Caixa” und den “Chocalhos” harmoniert. Allerdings wird sie heutzutage kaum noch eingesetzt.
Nach diesen Instrumenten-Beispielen – es gibt da noch viel mehr improvisierte Instrumente – hier noch etwas über die Bewertungskriterien der “Baterias” : Die Gleichmässigkeit des Rhythmus wird beurteilt, das heisst, Die Percussion-Gruppe darf ihren Rhythmus während der Parade weder zurücknehmen, noch ihn steigern. Sie muss den Samba-Rhythmus einhalten und darf nicht etwa in einen Marschrhythmus verfallen. Harmonie der gekoppelten Instrumente und die Gediegenheit ihrs Tons werden geprüft – desgleichen die rhythmische Kreativität mit ihren Ausfällen (Tamburins) und plötzlichen “Paradinhas” (Pausen). Es wird festgestellt, ob die Instrumente auch stets mit dem Gesang des Themas harmonieren – oder ob sich rhythmische Fehler eingeschlichen haben . . . und noch einige Kriterien mehr.
SAMBA-ENREDO
Der “Themen-Samba” darf sich nicht in einer nur Intellektuellen verständlichen Textur ausdrücken, sondern in einer volkstümlichen Art und Weise. Die Mehrheit der Komponisten kommt daher aus den Reihen des einfachen Volkes und hat fast ausnahmslos keine akademische Bildung. Sie sollte mit dem Talent komponiert werden, Thema und Text harmonisch zu verbinden, denn darin ist die ganze Geschichte des “Enredo” enhalten. Der Juror des “Samba-Enredo” sollte sich einer rigorosen Beurteilung von Reimschlüssigkeit und grammatischen Fehlern enthalten! Der Text eines Samba kann interpretierend oder beschreibend sein. In Rio de Janeiro bewertet man die Einheit “Text + Melodie” – in São Paulo sind Text und Melodie zwei getrennte Inhalte: Während der Samba-Text auf dem Papier verfolgt wird, hören die Juroren der Melodie aufmerksam zu – Kreativität und Originalität geben Extrapunkte.
HARMONIA
Unter Harmonie versteht man bei einer Karnevals-Parade in Rio oder São Paulo die perfekte Übereinstimmung von Rhythmus (Bateria) und Melodie (Gesang) sowie der tänzerischen Anpassung – und die Juroren beobachten genau die entsprechende Verteilung der einzelnen Gruppenkomponenten (alas) der paradierenden Vereine. Als schwere Fehler werden beurteilt:
1. Eine Divergenz im Gesang (Melodie) – die kann passieren, wenn einige der paradierenden Gruppen einen bestimmten Teil des Samba-Textes singen, und andere einen ganz anderen Teil des Textes interpretieren – durch die weit auseinander gezogene Parade bei 4.000 Teilnehmern ein möglicher Ausrutscher. Aus diesem Grund hat jede “Escola” ihre Vorsänger, deren mitreissende Stimmen von der Spitze bis zum Ende einer Parade über Lautsprecher übertragen werden.
2. Eine Divergenz zwischen Rhythmus und Melodie (Gesang) – die kann passieren, wenn der von der “Bateria” vorgegebene Rhythmus von den Sängern oder von den tanzenden Einheiten nicht eingehalten wird.
EVOLUÇÃO
Eine Samba-Schule darf nur nach vorne marschieren, deshalb nennt man diesen zu beurteilenden Inhalt “Evolution”. Die Schule evoluiert – das heisst, sie bewegt sich entsprechend ihrer Samba-Kadenzen nach vorne. Die Juroren beobachten die Vitalität, den Eifer, die Agilität, die Prezision, die Spontaneität, die Eleganz und die Kreativität der “Passistas” – der Vortänzerder einzelnen Gruppen-Komponenten (alas). Bei der “Evolução” zählen ausserdem die markierten Schritte der Ala-Mitglieder, ihre tänzerische Beweglichkeit und, natürlich, ob sie sich progressiv nach vorne bewegen – also evoluieren. Eine gute Evolution lässt auf der Parade-Piste keine “Lichtung” entstehen.
FANTASIA
Das Thema ist das zu inszenierende Theaterstück – der Samba ist die Themen-Musik – die “Allegorie” ist das Bühnenbild und die “Fantasia” (das Kostüm) ist die Bekleidung der Akteure. Diese Kostüme müssen der Epoche entsprechen, falls das Thema sich mit historischen Ereignissen befasst oder sie müssen zu entsprechenden traditionellen, folkloristischen, regionalen etc. Themen passen. Bedeutendstes Kriterium ist in diesem Fall die perfekte Übereinstimmung mit dem von der Schule vorgegebenen Thema – unwichtig sind die dazu verwendeten Materialien, wichtig dagegen Kreativität, Originalität und Grazie. Kostüme der “Comissão de Frente”, “Mestre-Sala e Porta-Bandeira”, “Baterias”, “Baianas” und “Crianças” (Kinder) können na das Thema angepasst werden (müssen aber nicht) oder dürfen sich in traditioneller Form präsentieren. Die Kostüme sollten den vom Samba verlangten Tanzbewegungen genügend Raum lassen – als figurative oder symbolische Kreationen der entsprechenden Künstler.
MESTRE-SALA E PORTA-BANDEIRA
Nur wenige wissen, dass dieses repräsentative Paar aus den einzigen beiden Personen besteht, die nicht Samba tanzen! Sondern sie müssen auf der “Avenida” (Paradepiste) Minuett tanzen, jenen historischen Tanz mit dem sich der europäische Hofadel dermaleinst vergnügte, und den die portugiesischen Eroberer auch in Brasilien einführten. Damals versteckten sich die Sklaven hinter den halb offenen Türen jener Villen ihrer reichen Herrschaften, um ihnen beim Menuett zuzusehen – und immitierten schliesslich die Tanzschritte ihrer Herren bei ihren eigenen festlichen Zusammenkünften – und wie sie es ebenfalls beobachtet hatten, immitierten sie auch das werbende Verhalten der Herren gegenüber ihren Damen, mit vielen eleganten Verbeugungen und Lüften des Hutes.
“Mestre-Sala” und “Porta-Bandeira” stellen heute bei den Samba-Paraden das typische historische Paar aus jener Epoche dar – während der Herr seine Dame mit vielen Verbeugungen umwirbt, dreht sie sich mit der Fahne ihrer “Escola” und trippelnden Menuett-Schrittchen nach allen Seiten zum Publikum. Er, der “Mestre-Sala”, muss seine herrlich geschmückte Dame und das beste Stück der “Escola” – ihre Fahne – in erster Linie beschützen, entsprechend umkreist er sie andauernd wie ein liebestoller Faun. Mit Grazie und offensichtlicher Leichtigkeit präsentieren die Beiden koordinierte Tanzbewegungen, die nichts mehr mit einem ursprünglichen Menuett zutun haben, sondern sich in ihrer Kreativität völlig ungezwungen und frei entfalten dürfen.
Die Juroren bewerten den Synchronismus zwischen den beiden Tänzern – ob vielleicht einer unabhängig vom andern tanzt oder sich nur einer von beiden bewegt. Auch die Gesten und deren Eleganz wird beurteilt – auch nachdem die Beiden schon an dem Balkon der Juri vorbeigetanzt sind, sowie schon etliche Meter vorher. Eleganz des Herrn und Grazie der Dame – ein bedeutendes Kriterium !
ALEGORIAS E ADEREÇOS
Das Szenário des Themas sind seine Allegorien, seine Dekoration der Bühne, seine schmückenden Utensilien in der Hand (gegenwärtig kaum noch üblich) und natürlich vor allem die allegorischen Wagen. Allegorien und Dekorationen sind die plastischen, illustrativen Elemente des Themas – sie nutzen alle Mittel, um eine optimale Darstellung des vorgegebenen Themas zu erreichen. Die Formen und Farben der Allegorien und Dekorationen werden selbstverständlich sinnbildlich dem Thema angepasst – sie “übersetzen” dem Publikum gewissermassen den Themeninhalt – und das Publikum respektiert in ihnen den Interpretationsstil und die Kreativität der Verantwortlichen. In jedem Jahr aufs Neue sind besonders die allegorischen Wagen eine vorbildliche Demonstration der hohen Qualität brasilianischen Kunsthandwerks.
“Carro Alegórico” – darunter verbirgt sich in der Regel das Chassis eines Autos oder eines LKWs ohne Motor – auf dem man die gesamte Konzeption eines bestimmten Ausschnitts des Themas aufbaut. Diese hoch dekorierten Themen-Wagen werden jeweils als Abschluss eines bestimmten Themen-Teils in die Parade eingesetzt – sie trennen die Parade in Etappen innerhalb ihrer chronologischen Reihenfolge.
Die Juroren bewerten vor allem die Kreativität sowohl bei der Verarbeitung des Themas sowie der benutzten Materialien – sie beurteilen ihre Form, Stilisierung und den guten Geschmack. Und sie bewerten natürlich die Übereinstimmung der allegorischen Wagen mit dem Thema.
OFFIZIELLER INTERPRET
Der hatte früher den Namen “Puxador de Samba“ (Zugpferd des Samba). Aber dank Jamalão, der diesen Posten bei der “Estação Primeira de Mangueira“ innehat, hat man seinem Vorschlag entsprochen, und diesem wichtigsten Parade-Mitglied jeder Schule einen ehrenvolleren Titel gegeben. Fast alle haben eine enorme Stimmkapazität die neidisch machen könnte. Der Interpret ist die zentrale Figur des Themen-Samba, verantwortlich für die Harmonie seiner drei bis vier (oder mehr) “Cantores de Apóio“ (Assistenzsänger) – er muss das Thema, den Themen-Samba zirka 65-Mal wiederholen, bis die gesamte Parade von einem Ende der Avenida zum andern marschiert ist. Der Interpret ist derjenige, welcher den Marschtritt der gesamten Parade vorgibt und aufrechterhält. Die meisten von ihnen haben einen typischen “Kriegsruf“, der sie identifiziert und mit der von ihnen repräsentierten Schule assoziiert. Sie sind stets die Protagonisten ihres Vereins. Aber nur der Themen-Samba als solcher wird von der Jury bewertet – nicht der Interpret.
DIE “ALA DOS COMPOSITORES“ (Gruppe der Komponisten)
Vereine komponieren, und einer von ihnen wird schliesslich definitiv als der “Offizielle“ ausgewählt, den man dann auf der Parade präsentiert. Der offizielle Themen-Samba bringt Punkte – die Gruppe der Dichter nicht.
DIE “VELHA GUARDA“ (Alte Garde)
Es gab eine Zeit, da eröffneten die ältesten Mitglieder einer Schule die Parade. Man hat sie inzwischen ans Ende verlegt, und heutzutage pflegen sie die Show abzuschliessen. Einige dieser Mitglieder sind so alt, dass sie schon bei der Gründung ihrer Schule dabei waren. Diese “Ala“ (Gruppe) bringt keine Punkte ist aber immer ein emotionaler Höhepunkt einer Schule.