Tijuca ist ein traditioneller Stadtteil der Mittelklasse in der Nordzone von Rio de Janeiro.
Historisches
Der Name stammt aus der Tupi-Indianersprache und bedeutet “Sumpf“. Die Anfänge Tijucas als Stadtteil gehen zurück ins Jahr 1759, als die Jünger der Jesus-Kompanie, die Jesuiten, von Sebastião José de Carvalho e Melo, dem “Marquês de Pombal“, aus Brasilien vertrieben wurden. Ihr Besitz (Sesmaria), einstmals von “Mem de Sá“ ihnen überlassen, wurde an Hunderte neuer Interessenten verkauft.
Tijuca war einstmals eine Region mit vielen “Chácaras“ (kleinen Garten-Terrains). Ab dem 20. Jahrhundert verwandelte man dieses Gelände in ein typisches Stadtgebiet. Trotzdem besitzt es immer noch den drittgrössten Stadtwald der Welt – den “Floresta da Tijuca“ – der auf Befehl des Kaisers Dom Pedro II. während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auf enteignetem Gelände früherer Kaffeeplantagen, von seinem Major Archer angepflanzt wurde – um den Wassermangel zu bekämpfen, unter dem die Hauptstadt des Imperiums oft zu leiden hatte. Es handelt sich in diesem Fall um einen so genannten “Sekundär-Wald“, denn er ist das Ergebnis einer Aufforstung und enthält Arten, welche in der originalen Pflanzendecke, dem Atlantischen Regenwald, nicht vorkommen.
Zwischen 1859 und 1866 richtete man den ersten Schienentransport in Rio de Janeiro ein – Wägelchen, die von Pferden gezogen wurden – sie verbanden den “Largo do Rocio“ (heute Praça Tiradentes) im Zentrum mit “Alto da Boa Vista“ dem höchsten Punkt im heutigen Stadtteil Tijuca.
Infrastruktur
Der Stadtteil Tijuca hat eine Fläche von 1.006,56 Hektar (2003) mit 56.980 Wohnungen (2000) und er gehört zur 8. Administrativ-Region von Rio de Janeiro – zusammen mit den Stadtteilen “Praça da Bandeira“ und “Alto da Boa Vista“. In ihm befindet sich der Sitz der Sub-Präfektur von Gross-Tijuca, zu dem auch die Stadtteile Maracanã, Grajaú, Vila Isabel und Andaraí gehören.
Einer seiner bedeutendsten Kumulationspunkte ist der Platz “Praça Saens Peña“ – ein dynamisches Zentrum für Kommerz und Dienstleistungen. Tijuca hat eine Bevölkerung von zirka 170.000 (2007) und wird von verschiedenen Buslinien angefahren – die Metrô Rio (Linie 1) hat ihre Endstation am “Praça Saens Peña“ – für das Jahr 2014 ist eine Weiterführung bis zur Station Uruguay geplant.
Im Stadtteil Tijuca befinden sich die Escolas de Samba “Unidoas da Tijuca“, gegründet am 31. Dezember 1931, zweimaliger Karnevals-Champion und zweimal Vize – die “Império da Tijuca“, gegründet 1940 – die “Salgueiro“, gegründet am 5. März 1953, neunmaliger Karnevals-Champion und sechsmal Vize.
Der Stadtteil beherbergt traditionelle Erziehungseinrichtungen der Stadt, wie das “Colégio Pedro II. “, dessen erste Internatsfunktion auf das Jahr 1858 zurückgeht – das “Instituto Superior de Educação do Rio de Janeiro“, gegründet 1880, damals als “Normalschule des höfischen Munizips“, heute eine Hochschule – das “Colégio Militar do Rio de Janeiro“ (Militär-Kolleg) – das “Casa de Tomás Coelho“, welches seit 1889 Generationen an Führungspersönlichkeiten hervorgebracht hat – das “Colégio Marista São José“, gegründet im Jahr 1902 von den Gebrüdern Maristas – das “Colégio Batista Shepard“, Ergebnis des Idealismus von drei Personen: Dr. A. B. Deter, Sr. W. C. Canadá und Dr. John J. Watson Shepard – und ab 1917 das “Centro Federal de Educação Tecnológica Celso Suckow da Fonseca“ (CEFET) – unter anderen.
Auch traditionelle gesellschaftliche und sportlich orientierte Clubs gibt es: wie zum Beispiel der “Tijuca Tênis Clube“, der “Amérca Football Club“, der “Country Clube da Tijuca“, der “Montanha Clube“, der “Clube Monte Sinai“, der “Clube Municipal“, die “Associação Atlética Tijuca“ und eine Vielzahl portugiesischer Clubs.
Bedeutende historische Gebäude sind zum Beispiel: die Kirche “São Francisco Xavier“, die Kirche “São Sebastião dos Capuchinos“, die Kirchen “Santo Afonso“, “Santa Teresinha“ und die Kirche “dos Sagrados Corações“ – der “Palácio dos Bianca“ (ein majestätischer Palast von 1920, der für die spanische Familie Bianca erbaut und kürzlich unter Denkmalschutz gestellt wurde. Inzwischen hat ihn die Präfektur von Rio in ein “Referenz-Zentrum der Carioca-Musik“ verwandelt – das Haus “Casa Granado“, ein traditionelles Etablissement der Pharmazie, gegründet 1870, das bis heute seine Kunden weiter bedient.Der Stadtteil Tijuca hat sich aber auch seit der 90er Jahre in einen Pol der Kriminalität Rio de Janeiros verwandelt – infolge dessen hat man hier die grösste Bevölkerungsabwanderung aller Stadtteile zwischen 1991 und dem Jahr 2000 registriert! Die gesellschaftlichen Kontraste zwischen diesem Stadtteil und den “Favelas“, welche ihn umgeben – wie “Borel“ und “Salgueiro“ – sowie das Fehlen der Polizeigewalt sind bezeichnende Charakteristika für diese Region. Der “Morro do Borel“ wurde in diesem Jahr 2010 endlich definitiv von der “Achten Einheit der Friedenspolizei“ (Polícia Pacificadora – UPP) besetzt – der ersten Einheit in der Nordzone. Diese Initiative kann für diesen Stadtteil eine neue Zukunft bedeuten – mit einer Aufwertung der Immobilien, neue Impulse für den Kommerz und in erster Linie für das gesellschaftliche Gleichgewicht. Wie der gegenwärtige Gouverneur von Rio de Janeiro, Sérgio Cabral, sagt, werden alle Kommunen in Tijuca UPPs bis Ende 2010 bekommen.