Gilberto Gil

Zuletzt bearbeitet: 2. Dezember 2020

Gilberto GilGilberto Gil führte zusammen mit Caetano Veloso die „Movimento Tropicalista“ (Bewegung des Tropikalismus) in den 60er Jahren an und wurde einer der bedeutendsten Komponisten der „Música Popular Brasileira“ (Brasilianische Volksmusik). Gilberto Passos Gil Moreira erblickte das Licht der Welt in Salvador (Bahia) am 26. Juni 1942 und verbrachte seine Kindheit in dem Städtchen Ituacu, im Interior desselben Bundesstaates, wo er anfing, sich für die Musik der städtischen Bands zu interessieren. Seine Vorbilder: Orlando Silva und Luiz Gonzaga.

Im Alter von 9 Jahren ziehen seine Eltern mit ihm und seiner Schwester nach Salvador, um den Kindern eine bessere Schulbildung zu ermöglichen – Gilberto lernt nebenbei Akkordeon zu spielen. Im weiteren Verlauf seiner Jugend intensiviert er sein Musikstudium und gründet mit 18 Jahren die Gruppe „Os Desafinados“. Ende der 50er Jahre übt der Sänger und Komponist João Gilberto einen prägenden Einfluss auf ihn aus, und Gil lernt Gitarre zu spielen.

Auf der Universität kommt er in Kontakt mit der zeitgenössischen Intellektuellen-Elite, zum Beispiel der Komponisten-Vanguarde von Bahia – in der Walter Smétak und Hans Joachim Koellreuter den Ton angeben. Im Jahr 1962 nimmt er seine erste Single-Platte auf mit „Povo Petroleiro“ und auf der Rückseite “ Coça Coça, Lacerdinha“ – lernt den Komponisten Caetano Veloso kennen und in seiner Begleitung seine Schwester Maria Bethânia und ihre Freundin Gal Costa. Im darauf folgenden Jahr, mit Eintritt von Tom Zé in seine Band, präsentiert er die Show „Nós, por exemplo“ im Teatro Vila Velha, in Salvador – und damit beginnt die Karriere der vier Künstler.

Bald darauf zieht Gil nach São Paulo um, wo er als Angestellter der Firma Gessy-Lever untertags arbeitet und am Abend Bars und Show-Häuser frequentiert. In dieser Epoche lernt er auch Chico Buarque, Torquato Neto und Capinam kennen. Gil wird bekannt durch das Fernsehprogramm „O Fino da Bossa“, unter der Leitung der Sängerin Elis Regina. Mit dem Erfolg verlässt er seinen Arbeitsplatz bei Gessy-Lever und unterzeichnet einen Vertrag mit der holländischen Firma Philips, die seine erste LP herausbringt unter dem Titel “ Louvação“ (Loblied) im Jahr 1967.

Schon in Rio de Janeiro ansässig, nimmt Gil an Festivals der TV-Kanäle Record und TV-Rio teil und erhält sein erstes TV-Programm beim TV-Excelsior, es heisst „Ensaio Geral“ (Allgemein-Probe). Nach seiner Trennung von seiner sersten Frau, tut er sich auch privat mit der Sängerin Nana Caymmi zusammen, welche die Sendung „Bom Dia“ des TV-Senders Record bestreitet und ihn lanciert – beim „Dritten Festival der Record-TV“ im Jahr 1967. Auf der gleichen Veranstaltung spielt Gil „Domingo no Parque“ (Sonntag im Park) begleitet von der Gruppe „Mutantes“ – sein Song gewinnt den Zweiten Platz des Festivals. „Alegria, Alegria“ von Caetano Veloso – klassifiziert an vierter Stelle diese Festivals – erwies sich zusammen mit „Domingo no Parque“ als Einleitungsmelodien der „Bewegung Tropicalista“, die damals entstand – eine Musik, die zwar elektrische Gitarren einsetzte, aber sich nicht unter dem Rock-Genre einordnen liess.

Im Jahr 1968 kam die LP „Gilberto Gil“ heraus, sie bedeutete den deutlichen Anfang des „Tropicalismo“ – Gil und Veloso waren seine bedeutendsten Figuren. Als eine Kampfansage gegen die kulturellen Werte des Auslands, nach einer Idee von Oswald de Andrade, verewigte sich der Tropikalismus mit der Platte „Tropicália ou Panis et Circensis“, auf der ausser Gil und Veloso auch die „Mutantes“, Torquato Neto, Capinam, Gal Costa, Tom Zé, Nara Leao und Arrangements des Maestros Rogério Duprat zu hören waren.

1969 wurde Gil von der Militärdiktatur festgenommen – und lancierte das ironische „Aquele Abraço“, einer seiner berühmtesten Songs inzwischen. Es folgte das Exil in England, zusammen mit Caetano Veloso. Im Januar 1972 kam er zurück und nahm gleich an einer Show teil, zu deren Anlass er die Songs „Oriente“ und „Back in Bahia“ präsentierte, die sich auch auf seiner folgenden Platte „Expresso 2222“ wieder finden.

Seit Ende der 60er Jahre hat sich Gilberto Gil zu einer der kreativsten und einflussreichsten Persönlichkeiten der brasilianischen Musikszenen weiterentwickelt. Immer in Abstimmung mit dem, was es in der internationalen Musikwelt an Neuem gab, wurden seine Platten in verschiedenen Ländern grosse Erfolge, und seine internationale Karriere bescherte ihm unter anderem auch den Grammy in der Kategorie „Beste Platte der World Music“ im Jahr 1988, durch sein Album “ Quanta Ao Vivo“.

Im Jahr 1972 erweckte er die Kultur des Nordostens wieder zum Leben mit deiner LP „Expresso 2222“ und später folgte „Refazenda“ auf derselben Welle. Das Album „Realce“ war 1979 der sozusagen die „Wasserscheide“ seiner Karriere, als er anfing mit dem Reggae und der Pop-Musik zu flirten. Aus dieser Phase stammen die LPs „Luar“, „Um Banda Um“, „Extra“, „Raça Humana“, „Dia Dorim“, „Noite Neon“ und „O Eterno Deus Mu Dança“.

Seine Gegenwart lässt sich auf seinen CDs verfolgen – die Pionier-CD war „MTV/UNPLUGGED“ (1994), die eine wahre Manie von akustischen CDs in Brasilien begründete, und „Tropicália 2“ an der Seite von Caetano Veloso, wo Gil in dem Song „Haiti“ mit dem Rap flirtet. Zwischen den Scheiben „Quanta“ und seiner Live-Verion „Quanta Gente Veio Ver“, brachte er ohne grösseren Werbeeinsatz „O Sol de Oslo“ auf den Markt, an der Seite von Marlui Miranda, Rodolfo Stroeter, Bugge Wesseltoft und Toninho Ferragutti.

Im Jahr 2000 erlebte er seinen grössten Radioerfolg seiner gesamten Laufbahn mit dem Volkslied „Esperando na Janela“ von Targino Gondim, aus dem Film „Eu, Tu, Eles“ interpretiert von Gil. Im gleichen Jahr ging er eine Partnerschaft mit dem mineirischen Sänger Milton Nascimento ein, verewigt auf der CD „Gil & Milton“.

2002 dann wurde er von der Regierung Lula zum Kulturminister von Brasilien ernannt – eine überraschende Einladung, die aber im Volk auf ein grosses positives Echo stiess. Ende Juli 2008 gab er seinen Rücktritt bekannt, um soch wieder voll seiner Musik zu widmen.

2005 erhielt Gil den “Polar Music Prize“, der als inoffizieller Nobelpreis für Musik angesehen wird.

2006 konnte Gil, damals noch brasilianischer Kulturminister, mit seinem Live-Album “Eletroacústico“ den begehrten Grammy in der Kategorie “World Music” freudestahlend mit nach Hause nehmen.

Seit einem Jahr beehrt der Ex-Kulturminister Gilberto Gil nun wieder seine Fans an Events in der ganzen Welt mit brasilianischen Rhythmen und Klängen.

In den mehr als 40 Jahren seiner Musikerkarriere waren seine grössten Erfolgssongs: „Preciso Aprender a Só Ser“, „Refazenda“, „Expresso 2222“, „Eu só quero um Xodó“, „Maracatu Atômico“, „Punk da Periferia“, „Filhos de Gandhi“, „Haiti“, „Palco“, Sítio do Pica-pau Amarelo“, „Realce“, „Toda Menina Baiana“, “ Drão“, „Se Eu Quiser Falar com Deus“, „Super Homem“, „Estrela“ und viele weitere mehr.

Diskographie Gilberto Gil
  • OK OK OK (2018)
  • TRINCA DE ASES WITH GAL COSTA & NANDO REIS (2017)
  • DOIS AMIGOS, UM SÉCULO DE MÚSICA – MIT CAETANO VELOSO (2016)
  • GILBERTO’S SAMBA VOCE E EU (2014)
  • FÉ NA FESTA (2010)
  • BANDADOIS (2009
  • BANDA LARGA CORDEL (2008)
  • GIL LUMINOSO (2006)
  • ELETRACÚSTICO (2004)
  • KAYA N’GAN DAYA AO VIVO (2003)
  • KAYA N’GAN DAYA (2002)
  • SÃO JOÃO VIVO (2001)
  • GIL E MILTON (2000)
  • AS CANÇÕES DE „EU, TU, ELES“ (2000)
  • O SOL DE OSLO (1998)
  • QUANTA GENTE VEIO VER (1998)
  • QUANTA (1997)
  • TROPICÁLIA 2 (1993)
  • SALVADOR 1962 – 1963 (1963)
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