Wie steht es um Amazonien?

Zuletzt bearbeitet: 26. Dezember 2012

Erfahren Sie die Wahrheit, wie es um den Gesundheitszustand des Regenwaldes in Amazonien steht

1. Frage: Warum sollten wir den Regenwald erhalten?
2. Frage: Der Grad der Waldzerstörung?
3. Frage: Die Rinderherden, die Soja-Pflanzungen, die Abholzung?
4. Frage: Das Gesetz und seine Konsequenzen?
5. Frage: Die Bedrohung durch den Menschen?
6. Frage: Welche Vorschläge gibt es für die Zukunft?

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1. Frage: Warum sollten wir den Regenwald erhalten?

Gängige Antwort
Der Amazonas-Regenwald ist die Lunge unseres Planeten. Wenn sie nicht mehr ist, wird sich die globale Erwärmung dramatisch beschleunigen.

Die Wahrheit
Die letzten Untersuchungen zeigen, dass ein Verschwinden Amazoniens sich in erster Linie auf das Gleichgewicht der Regenfälle auf unserem Planeten auswirken würde.

1-faultierEs genügt, dass man ein paar der typischen Eigenschaften des Amazonas-Regenwaldes auflistet, um zu folgern, dass sein Verschwinden eine Tragödie für die gesamte Menschheit bedeuten würde. Als grösstes tropisches Waldgebiet der Welt beherbergt er 15% aller bekannten Pflanzen- und Tierarten unseres Planeten. Nur an Fischen sind das 3.000 Arten. In Amazonien findet man zweimal so viele Vögel als in USA und Kanada zusammen. Und trotz dieser superlativen Zahlen schätzt man, dass erst ein Zehntel dieser Biovielfalt überhaupt wissenschaftlich erforscht ist.

Der Grund dafür ist, dass sich die meisten Sammlungen, unter denen man neue Spezies zu finden hofft, sich auf die Umgegend von Städten und die Uferbereiche von Flüssen konzentriert. Man hat noch keine genaue Vorstellung davon, in welchem Masse sich das Verschwinden dieses aussergewöhnlichen Bioms auf die globale Erwärmung auswirken würde. Aber letzte Studien zeigen, dass das Verschwinden des Waldes die Regenfälle in verschiedenen Regionen des Globus verändern würde – darunter das Prata-Becken, Kalifornien, der Süden der USA, Mexiko und der Mittlere Orient – mit unvorhersehbaren Problemen für die Landwirtschaft dieser Regionen.

In Brasilien wäre es nicht anders. Amazonien produziert ein Wasserdampfvolumen, das für 60% der Niederschläge verantwortlich ist, welche sich in den Regionen Norden, Mittleren Westen, Südosten und dem Süden Brasiliens abregnen. Eine Verringerung der Niederschläge hätte einen direkten Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktivität in Bundesstaaten wie Mato Grosso, Goiás und São Paulo. Das Volumen der Flüsse, welche das Wasserreservoir des Kraftwerks von Itaipu versorgen, würde deutlich zurückgehen und einen Energiekollaps im Land verursachen.

Erst vor kurzem hat das ”Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais (Inpe)” die neuesten Zahlen (2010) der Waldzerstörung veröffentlicht, die von ihren Satelliten gemessen worden sind. Wie schon gegen Ende des Jahres davor, zeigen sie, dass entgegen aller Versicherungen von Seiten der Regierung, die Zerstörung immer noch auf vollen Touren läuft. Im letzten Monat dieser Messung (Februar 2010) wurden 725 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt – gegen 266 Quadratkilometer der vorletzten Messung aus dem Jahr 2005, im selben Monat Februar. Die Eskalation der Waldzerstörung ist eine Nachricht, die den Ruf aller Brasilianer schädigt. Sie ist vergleichbar mit der Niederlage des Landes bei einem sportlichen Wettkampf im Ausland (schlechter Vergleich – Anmerkung des Übersetzers). Schliesslich ist Amazonien ein nationales Erbe, welches man erhalten muss.

2. Frage: Der Grad der Waldzerstörung?

Gängige Antwort
Die Regierung garantiert, dass die Waldzerstörung sich unter Kontrolle befindet.

Die Wahrheit
Die Waldzerstörung ist in den vergangenen Monaten um 30% in ihrem Rhythmus gestiegen.

2-waldbrandDie Aufregung über die Zunahme der Waldzerstörung in Amazonien wurde gesteigert durch ein Boulletin des ”Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais (Inpe)“, welches eine Schätzung bekanntgab, nach der zwischen August und Dezember 2007 mindestens 7.000 Quadratkilometer Amazonas-Regenwald verschwunden sind. Diese Nachricht machte die Regierung zutiefst betroffen, besonders weil sie behauptet hatte, dass die Waldzerstörung in den drei Jahren zuvor zurückgegangen sei. Der Gouverneur von Mato Grosso, Blairo Maggi, gab eine Studie in Auftrag, welche die Behauptung widerlegen sollte, nach der sein Bundesstaat der grösste Waldvernichter sei.

Das Beobachtungssystem per Satellit in Amazonien ist von geprüfter internationaler Qualität – aber in diesem Fall gab es gute Argumente für berechtigte Zweifel. Die Inpe hat zwei Systeme im Einsatz: das ”Prodes“- und das ”Deter-System“. Das erste, besonders akkurat, fotografiert die Region während der Trockenperiode, die im September endet, und dient als Basis für einen Vergleich zwischem dem einen und dem anderen Jahr. Es registriert nur Flächen, die bereits entwaldet sind. Das ”Deter-System“ operiert während des gesamten Jahres, seine Aufgabe ist es, neue Abholzungen aufzuspüren, und dazu erfasst es die verschiedenen Phasen der Vegetationsdegradierung. Die alarmierenden Daten von 2007 stammten aus diesem System.

In Wahrheit hat ”Deter“ 3.235 Quadratkilometer in unterschiedlichen Zerstörungs-Levels festgestellt. Und weil dieses System nur zwischen 40% bis 60% dessen erfasst, was vom ”Prodes“ registriert wird, haben die Wissenschaftler das Resultat verdoppelt – oder mit zwei multipliziert. Dabei handelt es sich nicht um eine feststehende Zahl, sondern um eine statistische Projektion der von den Satelliten erhaltenen Daten. Wer das Ergebnis infrage stellt, argumentiert, dass viele degradierte Areale über Jahre in ihrem Zustand verbleiben, ohne je in der jährlichen Entwaldungsstatistik aufzutauchen. Aber das ändert nichts an der Situation. Was man mit Bestimmtheit sagen kann ist, dass die Zahl der Deter-Alarme in den letzten Monaten um fast 30% gestiegen ist. Und dadurch gibt es nur eine einzige mögliche Erklärung: Die ausbeuterischen Aktivitäten in Amazonien haben zugenommen!

3. Frage: Die Rinderherden, die Soja-Pflanzungen, die Abholzung?

Gängige Antwort
Es macht keinen Sinn, den Wald zu zerstören und durch Weiden und Pflanzungen zu ersetzen.

Die Wahrheit
In bestimmten Gebieten Amazoniens ist die Landwirtschaft nicht mehr rückgängig zu machen. Was fehlt, ist der Respekt vor dem Gesetz.

3-erntemaschinenGegen Ende der 60er Jahre – unter dem Vorwand, Amazonien besetzen zu müssen, um seine Internationalisierung zu verhindern – verteilte die Militärregierung Ländereien und Subventionen an jeden, der sich verpflichtete, sich im Regenwald des Amazonas anzusiedeln. Diese Aktion lockte Kleinbauern und Viehzüchter aus dem Nordosten, Süden und Südosten nach Amazonien. Seither haben sich Landwirtschaft und Viehzucht in einem Gebiet entwickelt, in dem es vorher nur extrativistische Aktivitäten gab.

Gegenwärtig befinden sich 36% der Rinder und 5% der Sojaplantagen des Landes innerhalb der Amazonas-Region. Dort zu investieren ist ein exzellentes Geschäft. Die Ländereien kosten etwa ein Zehntel ihres Wertes im Südosten. Die offiziellen Bankkredite bieten subventionierte Zinsen in der Grössenordnung von 5% bis 9% pro Jahr – gegen 26% bis 34% in anderen Regionen. Die reichlichen Niederschläge haben zur Folge, dass die Viehweiden das ganze Jahr über grünen, und die Folge davon ist, das die Rinder ihre Schlachtreife ein Jahr früher als in anderen Gebieten erreichen.

In den letzten zwei Jahrzehnten führte die Expansion des Agro-Business dazu, dass die Plantagen und Viehweiden zunehmend schneller in den Regenwald vorrückten und so zu seiner Abholzung beitrugen. Es ist eine Tatsache, dass der Amazonas-Regenwald schon 17% seiner ursprünglichen Decke verloren hat. Die Satellitenbilder enthüllen, dass fast 40% dieser Entwaldung in den letzten 20 Jahren geschehen ist. Und nun stellt sich die Frage: Wie viel Entwaldung ist akzeptabel, um dem Agro-Business entgegenzukommen? Niemand weiss das, denn keine Regierung hat je einen Langzeitplan zur Besetzung Amazoniens entwickelt.

Aber eins ist sicher: Die in dieser Region installierten Fazenda-Besitzer sind keine Verbrecher, weil sie einen Teil des Waldes roden um ihr Geschäft zu führen. Sie tragen zur Entwicklung Amazoniens bei, indem sie Arbeitsplätze vermitteln und Punkte für das BIP ihres Landes einbringen. Was bekämpft werden muss, ist die illegale Abholzung im Schatten der ambientalen Organisationen, hinter denen oft jene ”Grileiros“ (illegale Landaufkäufer) stecken, die nicht zögern zur Waffe zu greifen, wenn sich jemand ihren Interessen widersetzen sollte. Die Statistik zeigt, dass die heimlich aus Amazonien entwendeten Hölzer zirka 80% der gesamten Holzproduktion dieser Region ausmachen.

Und bevor diese Hölzer in anderen Bundesstaaten Brasiliens verkauft oder ins Ausland exportiert werden, ”legalisiert“ man sie mit falschen Papieren. Während die sesshaften Fazendeiros und Sägewerksbesitzer sich den gesetzlichen Vorschriften unterwerfen, die einen ”erhaltenden Plan“ vorsehen, nach dem die Menge der gefällten und der aufzuforstenden Bäume durch die IBAMA genau vorgeschrieben ist. Diese Unternehmer sind keine Feinde des Waldes.

4. Frage: Das Gesetz und seine Konsequenzen?

Gängige Antwort
Es ist verboten Bäume zu fällen – und wer Holz verkauft, ist ein Bandit.

Die Wahrheit
Die Abholzung ist in verschiedenen Regionen reglementiert, aber Übertretungen sind an der Tagesordnung.

4-holztransporterTrotz all dieser Sorge um das Wohlergehen des Regenwaldes ist eine Abholzung in keinem der neun Bundesstaaten verboten, die den brasilianischen Teil Amazoniens bilden. In der Theorie sind davon lediglich jene 43% des Territoriums ausgenommen, die aus Naturreservaten und Indianer-Territorien (ITs) bestehen. Innerhalb dieser Schutzzonen sind nur Fischfang, Jagd und die Extraktion von Holz und Pflanzen unter Beachtung der gesetzlich vorgeschriebenen Normen erlaubt. In der Praxis ist das allerdings etwas anders, denn jene Reservate sind durchsetzt von illegalen Landbesetzern.

Die gesetzlichen Auflagen hinsichtlich einer Waldrodung auf privatem Landbesitz – provisorisch festgelegt im Jahr 1996 – sind drakonischer Natur: Der Besitzer darf nur 20% seines Terrains für die Anlage von Pflanzungen oder die Nutzung als Viehweide abholzen. Der native Wald muss zu 80% erhalten werden. Das nennt man eine ”legale Reserve“. Bis 1996 waren bis 50% Waldrodung auf einem Besitz erlaubt. Die Verschärfung der Regeln hatte einen unerwarteten Effekt: Das allgemeine Klima an den landwirtschaftlichen Fronten steht auf zivilem Ungehorsam – Tausende von Landwirten führen an, dass sie ihr Land in der Erwartung erworben haben, mindestens die Hälfte entwalden zu dürfen.

”Niemand ist verpflichtet, diese Norm einzuhalten, denn die Regierung hat die Regeln mitten im Spiel geändert und damit uns alle in die Illegalität verschoben“, sagt der Soja-Pflanzer Fernando Görgen, Präfekt von ”Querência“, im Norden von Mato Grosso. In der Regierungszeit von Fernando Henrique Cardoso als Provisorium eingebracht, wurde dieses Gesetz niemals vom Kongress verabschiedet. Also sind sich die Landwirte sicher, dass ihre Nichtbeachtung keine weiteren Konsequenzen von Seiten der Regierung nach sich ziehen wird. Die Kontrollstruktur des Staates ist prekär, und die meisten seiner Agenten akzeptieren ein Bestechungsgeld.

Die Erlaubnis zum Fällen von Bäumen für den Verkauf des Holzes unterliegt ebenfalls strengen Regeln. Sie wird nur unter Vorlage eines bestimmten Planes von den Umweltschutz-Organen erteilt. Im Vakuum, das durch die Abwesenheit des Staates in Amazonien entstanden ist, funktionieren die Gesetze zum ambientalen Schutz wie ein Ansporn zur Illegalität. Wer versucht, eine Erlaubnis zum Fällen eines Baumes im Süden von Pará zu bekommen – eine der bedeutendsten Regionen der Holzproduktion – muss diese Lizenz in der Hauptstadt Belém einholen, die 1.000 Kilometer entfernt ist.

Um solche Schwierigkeiten einer offiziellen Genehmigung zu umgehen, pflegen die Holzfäller sich zwei Arten von Betrug zu bedienen. Die häufigste Art ist der Handel mit falschen Papieren. Anstatt die Arbeit zu tun und das Holz zu verkaufen, verkauft der Holzfäller die gefälschte Lizenz auf dem Papier. Und der andere Betrug involvierter Angestellte der ambientalen Organe, die entsprechende Dokumente direkt an Mittelsmänner verkaufen.

5. Frage: Die Bedrohung durch den Menschen?

Gängige Antwort
Die Entwaldung und die Konflikte in der Region werden durch die Habgier der Grossgrundbesitzer verursacht.

Die Wahrheit
Verschiedene Faktoren tragen zu dem Chaos bei – aber der grösste Teil der Zerstörung wird von der Regierung selbst verursacht.

Sem-terra deixam o acampamento "Lulao", em Porto Seguro. Foto Wilson DiasDiese Diagnose stammt von dem Ambientalisten Paulo Adário, dem internationalen Koordinator von Greenpeace in Amazonien: ”Man kann nicht umhin, die Aktionen der brasilianischen Regierung als schizophren zu bezeichnen. Während die IBAMA und der ”Serviço Florestal Brasileiro“ lobenswerte Normen und Reglements entwickeln, welche die Kontrolle von Unternehmen und Kommunen verbessern, promoviert ein anderes Organ derselben Regierung, der INCRA, Ansiedlungen der ”Sem-terra“ (Landlosen) inmitten des Regenwaldes. Und da sie mit dem ihnen zugeteilten Stück Land im Urwald nicht umzugehen verstehen, entwalden sie eben alles um sie herum – durch Brandrodung“. Obwohl man es immer wieder vergisst bei der Amazonien-Frage: Die Aktionen des INCRA und seiner Partner, der ”Sem-terra“, sind allein für 20% der gesamten Waldvernichtung verantwortlich, die in Amazonien registriert wurde!

Sechs von jeweils zehn Familien, welche die Regierung zwischen 1995 und 2006 offiziell mit einem Stück Land ausstattete, wurden nach Amazonien gebracht. Heute sind das 1,3 Millionen Familien. Jede von ihnen bekam ein mittleres Grundstück von 100 Hektar und die Erlaubnis, jeweils drei Hektar pro Jahr zu roden. Obwohl dieser Grenzwert nicht respektiert wird, sind diese Kleinbesitze aufgrund eines Regierungserlasses von entsprechenden Kontrollen durch die IBAMA ausgenommen. Und weil ihnen keine Strafe droht, haben sich diese Siedler als die grössten Lieferanten von illegalem Holz entwickelt.

Auf Grund eines ideologischen Lapsus der 60er Jahre, verfolgt der INCRA sogar jene Siedler und Bauern, die den Wald unangetastet lassen. Das hat seinen Grund in der veralteten Idee, dass ein Bauer, der sein Land nicht für die Aussaat vorbereitet, wahrscheinlich mit einem Verkauf desselben spekuliert. Die INCRA-Beamten betrachten eine Waldreserve als unproduktives Land und melden den entsprechenden Besitz als ”zur Verfügung für die Agrarreform“. Ergo: aus Angst, enteignet zu werden, betrachten die Kleinbauern ihre Waldreserve als ein Areal, das so schnell wie möglich abgebrannt werden muss!

In Amazonien treiben opportunistische Gruppen ihr Unwesen, die sich darauf spezialisiert haben, den Grundbesitz von jenen Kleinbauern zu invadieren. Diese ”Sem-terra“ (Landlosen) sind arme Leute, die aber bereits in einem Ort der Umgebung ein Häuschen besitzen und jetzt zusätzlich von der vom INCRA angebotenen Infrastruktur profitieren wollen, um sich ein weiteres Stück Land unter den Nagel zu reissen.

Damit sie angeben können, dass eine ”Gleba“ (kleiner Grundbesitz) unproduktiv ist, attackieren sie die vom Besitzer vorschriftsmässig stehen gelassene Waldreserve und brennen sie ab – dann stellen sie dort ein Camp auf und reissen die Erde auf, um sagen zu können, dass sie diesen Ort ”produktiv gemacht“ haben.

In allen diesen Fällen können die Invasoren auf die Unterstützung des INCRA rechnen. Es genügt, wenn sie eine Aufstellung ihrer Familienmitglieder an die Regierung senden, um monatlich von ihr so genannte ”Cestas Básicas“ (Körbe bestückt mit Grundnahrungsmitteln) geschickt zu bekommen. Ausser der bekannten Bewegung MST (Bewegung der Landlosen), haben sich inzwischen zahllose obskure Gruppen, wie die ”Camponeses Pobres“ (Arme Bauern), die ”Federação Nacional dos Trabalhadores na Agricultura Familiar“ (Nationale Föderation der Arbeiter in Familiärer Landwirtschaft) und die streitbare ”Liga Operária e Camponesa“ (Liga der Arbeiter und Bauern) in das lukrative Geschäft mit der Landinvasion und der Gratisverpflegung eingebracht. Das Ergebnis ist ein Chaos im Regenwald. Von den 761 registrierten Landkonflikten in Brasilien im Jahr 2006 fand fast die Hälfte in Amazonien statt.

6. Frage: Welche Vorschläge gibt es für die Zukunft?

Gängige Antwort
Die einzige Art den Regenwald zu retten, ist ein totales Verbot jedweder wirtschaftlicher Ausbeutung dieser Region.

Die Wahrheit
Es existieren gute Pläne nach denen man eine wirtschaftliche Nutzung mit Schutz und Erhaltung der Natur verbinden kann.

6-bolsa_florestaEinige Länder haben ein Besoldungssystem entwickelt, um die Erhaltung des Waldes vorteilhaft zu gestalten. Dies ist in kleinerem Massstab auch der Fall in Amazonien, wo die Regierung eine ”Bolsa-floresta“ (finanzielle Anerkennung) jenen Kleinbauern in Aussicht stellt, die die gesetzlich vorgeschriebene Waldreserve auf ihrem Grund und Boden intakt erhalten. Es gibt auch Regierungen, die Projekte dieser Art auf lange Sicht finanzieren, um dadurch garantieren zu können, dass die Wälder ihre ambientalen Funktionen ohne Unterbrechung ausüben.

Das von der Regierung entwickelte Agrarreform-Programm hat bereits 1,3 Millionen Familien inmitten des Regenwaldes angesiedelt. Ein Grossteil dieser Ansiedlungen hat sich in Favelas (Slums) verwandelt. Diese Siedler sind verantwortlich für 20% der Waldvernichtung Amazoniens und für einen grossen Teil der regionalen Brandrodungen. Ein Ausweg wäre, die Schaffung weiterer Ansiedlungen zu suspendieren und stattdessen wirtschaftliche Lösungen für die schon existierenden Siedler zu finden.

Nach Schätzungen sind 20% der abgeholzten Flächen, die zu Weidezwecken umfunktioniert wurden, inzwischen wieder verlassen. Diese Areale könnten wieder als Weideland restauriert werden, aber die Kosten dafür sind extrem hoch. Es ist billiger, neues Land zu kaufen und abzuholzen. Diesen Prozess könnte man umkehren, indem der Staat spezifische Kredite für die Restauration und Neunutzung degradierter Terrains einräumt.

Eine gute Massnahme, um den Druck auf den Regenwald zu mindern, wäre (nach einer Gesetzesänderung) für jene Grundstücksbesitzer, die über die Grenze von 20% hinaus Wald gerodet haben, ihnen zur Auflage zu machen, ”aufzuforsten mit exotischen Bäumen, wie dem Eukalyptus – die werfen einen wirtschaftlichen Gewinn ab und sind technisch machbar“, sagt Francisco Graziano, der Umweltsekretär von São Paulo.

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