Ein Fluss, der in extensiven Trockenperioden vorübergehend austrocknen kann, ist der “Rio Vaza Barris“ – man benutzte ihn zur Befüllung des “Açude de Cocorobó“, einem künstlich angelegten Stausee, von dem aus man eine von der Trockenheit besonders betroffene Region des Nordostens bewässern kann – den so genannten “Perímetro Irrigado do Rio Vaza Barris“ (Bewässerungs-Perimeter des Rio Vaza Barris). Der Fluss durchquert die Distrikte von “Canudos“, in Bahia, und “São Cristóvão“, im Bundesstaat Sergipe, bis er schliesslich in den Atlantik mündet.
Apropos “Canudos”: Der gegenwärtige Ort der Region ist der dritte mit diesem Namen. Der erste entstand im 18. Jahrhundert am Ufer des “Rio Vaza-Barris“ – 12 Kilometer entfernt vom heutigen “Canudos“ – eine kleine Siedlung rund um die “Fazenda“ gleichen Namens. Nach der Ankunft des charismatischen “Antônio Conselheiro“ (1893) – sein richtiger Name war “Antônio Vicente Mendes Maciel“, geboren im Bundesstaat Ceará – scharten sich Bauern, Indios und freigelassene Sklaven um diesen “Messias“, wie sie ihn nannten – und “Canudos“ wurde von ihnen umbenannt in “Belo Monte“.
Die Enklave entwickelte sich durch den Zustrom von Tausenden verarmter Landsleute und war der Regierung ein Dorn im Auge. Endlich gelang es den Regierungstruppen, im so genannten “Guerra de Canudos“ (Canudos-Krieg) von 1896-97, nachdem sie dreimal zurückgeschlagen worden waren, den “verrückten, religiösen Fanatiker und gefährlichen, monarchistischen Konter-Revolutionär“ (so wurde er in den ersten Jahren der Republik von der Presse und vielen Historikern bezeichnet) umzubringen, und mit ihm den grössten Teil seiner Gefolgsleute.
Das zweite “Canudos“ entstand um 1910 auf den Ruinen von “Belo Monte“. Seine ersten Einwohner waren Überlebende des Krieges. Nach einem Besuch des damaligen Präsidenten Getúlho Vargas, im Jahr 1940, entschied seine Regierung, an diesem Ort ein Wasserreservoir anzulegen. 1950, mit Beginn der Arbeiten an dem Stausee, der das Dorf unter Wasser setzen würde, begannen die Einwohner abzuwandern, um sich in anderen Orten der Region niederzulassen.
Ausserdem bildete sich eine neue Siedlung im näheren Umkreis des entstehenden Stausees, etwa 20 Kilometer vom zweiten “Canudos“ entfernt – auf einer antiken Fazenda mit dem Namen “Cocorobó“. Nach Befüllung des Stausees “Açude de Cocorobó“ (1969) war das alte “Canudos“ unter seinem Wasserspiegel verschwunden – nur ein kleinerer Ortsteil war vom Wasser verschont geblieben – der heisst heute “Canudos Velho“ (Altes Canudos). Die Siedlung “Cocorobó“ bekam 1985 den Status eines Munizips und nahm wieder den inzwischen berühmten Namen “Canudos“ an – das dritte “Canudos“ war geschaffen. Zwischen 1994 und 2000 konnte man während der Trockenperioden die Ruinen des zweiten Canudos im Innern des Stausees sehen.
Auf den 402 Kilometern Länge des “Rio Vaza Barris“ teilt sich die Landschaft zwischen der Insel “Ilha do Paraíso“ und der Insel “Ilha de Manguezais“ – obligatorische Stopps für ein entspannendes Bad im Fluss.
So kommt man nach “Canudos“:
Anflughafen Salvador – weiter auf der (BR-324) nach “Feira de Santana“ – weiter auf der BA-052 (zirka 180 km) bis zur Abzweigung der BR-122 in Richtung “Canudos“ – insgesamt 485 Kilometer.