Im brasilianischen Bundesstaat Paraná, der im Süden des Landes liegt, wurde ein einzigartiges Programm entwickelt, das den Erhalt und die Wiederherstellung der Artenvielfalt und den Klimaschutz vereint: das Programm „Bioclima“. Es wird als Plan zur nachhaltigen Entwicklung gesehen und umfasst neben Analysen und Auflagen auch finanzielle Anreize sowie konkrete Projekte – und es bezieht sowohl die politische Ebene als auch die Wirtschaft, Landwirtschaft und die Bevölkerung mit ein.
Einst war der Bundesstaat Paraná nahezu vollständig mit dem Atlantischen Regenwald, der Mata Atlântica, bedeckt. Heute beträgt sein Anteil an der Gesamtfläche Paranás etwa 11,8 Prozent, was über 23.000 Quadratkilometern entspricht. Eine Fläche, die etwa halb so groß ist wie die Schweiz. Die Mata Atlântica mit ihrer immensen Artenvielfalt zu erhalten und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, darum geht es bei dem Programm „Bioclima“.
“Wir wollen mit dem Programm Bioclima diejenigen stimulieren, die für die Natur mehr leisten, als vom Gesetz vorgesehen ist”, sagt Antonio Caetano de Paula Junior, Direktor des Sekretariates für Umweltschutz von Paraná (SEMA). Die SEMA koordiniert das Programm, das eine Serie von innovativen Maßnahmen enthält, wie den Bio-Kredit oder die Bezahlung für Umweltdienste, die auf der Ebene des Bundeslandes im Gesetz verankert werden sollen.
Die Bezahlungen für Umweltdienste werden als wichtiges Instrument gesehen, um ein weiteres Schwinden der Mata Atlântica zu verhindern. Obwohl Kahlschläge längst verboten sind, wurden dennoch allein zwischen 2011 und 2012 knapp 22.000 Hektar Atlantischer Regenwald abgeholzt. Allein in Paraná fielen über 2.000 Hektar den Motorsägen zum Opfer. Das zeigt, dass Verbote alleine nicht ausreichen. Vielmehr muss vermittelt werden, dass es sich lohnt, den Wald zu erhalten, wie Antonio Caetano es ausdrückt. Deshalb sollen Kleinlandwirte, die den Wald erhalten und Biotope wie Quellen und Uferrandstreifen schützen, künftig entsprechend entlohnt werden. Leisten sie doch einen wichtigen Beitrag für den Naturschutz und für die Gesellschaft. Auch für diejenigen, die bereits degradierte Flächen wieder mit einheimischen Baumarten der Mata Atlântica bepflanzen, soll es finanzielle Anreize geben. Profitieren sollen ebenso Kleinlandwirte, die den Einsatz von chemischen und giftigen Pflanzenschutzmitteln verringern.
Bezahlungen für sogenannte Umweltdienste gibt es in Brasilien zwar bereits. Nach einer Studie des brasilianischen Umweltministeriums bestehen 79 Projekte, wobei sich 41 auf den Schutz von Trinkwassereinzugsgebiete beziehen, 33 auf die Bindung von CO² in Wäldern und fünf auf den Schutz der Artenvielfalt (Biodiversität). Eine einheitliche Regelung auf Bundesebene fehlt allerdings bisher. Ein Gesetzesentwurf auf Bundesebene zur Bezahlung von Umweltdiensten ist zwar bereits vorhanden, bis dieser verabschiedet wird, kann es aber noch dauern. Um dennoch eine Handhabe zu haben, wurde über das eigenständige Programm „Bioclima“ bereits ein separates Ländergesetz für Paraná auf den Weg gebracht.
Um auch Unternehmen zum Schutz des Klimas und der Natur zu animieren wurde das “Life-Zertifikat” entwickelt. Um dieses zu erhalten wird untersucht, wie sich das Unternehmen auf die Umwelt auswirkt und wieviel CO² es verursacht. Anhand dieser Daten wird dann errechnet, was das Unternehmen zur Biodiversität beitragen sollte, um die Umweltbilanz auszugleichen. Ist dieser Beitrag erbracht, erhält das Unternehmen das Zertifikat. Staatliche Anreize zum Beispiel über einen Steuererlass sollen die Firmen zu einer Teilnahme an dem Prozess animieren. Ganz abgesehen davon, dass sich Unternehmen mit dem grünen Siegel von der Konkurrenz abheben und werben können. Erste Teilnehmer gibt es bereits.