Eines der schönsten Ökotourismusziele Brasiliens liegt fast versteckt im Norden des Bundesstaates Minas Gerais, in der Nähe der Stadt “Montes Claros“. Stellen Sie sich einen Park mit nahezu unberührter Natur vor, der mehr als 140 Höhlen und insgesamt 80 archäologische Stätten voller prähistorischer Zeichnungen präsentiert, die bis zu 12.000 Jahre alt sind! Nun, dieses Ökotourismus-Paradies gibt es wirklich!
Es handelt sich um den Nationalpark der “Cavernas do Peruaçu“, der sich über die Gemeinden “Januária, Itacarambi“ und “São João das Missões“ erstreckt, etwa 200 km von Montes Claros entfernt, einem Ziel, das regelmäßig von der nationalen “Azul Airlines“ angeflogen wird.
Gründungsdatum: 1999
Fläche: 56.448 Hektar
Ökosystem: Höhlen, Waldgebiete
Relief: Mittelgebirgslandschaft, Kalksteinfelsen
Aktivitäten: Höhlenwanderungen, Wanderungen, Höhlenmalereien
Ort: Bundesstaat Minas Gerais zwischen den Gemeinden Januária, Itacarambi und São João das Missões
Der Nationalpark wurde erst 2014 für Besucher geöffnet – daher ist “Cavernas do Peruaçu“ der jüngste Nationalpark Brasiliens! Er verfügt über gut markierte Wanderwege in den Waldgebieten und Holzstege in der Nähe der Feldwände und in den Höhlen. Die Struktur ist gut, aber es gibt keine Verpflegung vor Ort – es lohnt sich also, Wasser und leichte Kost mitzubringen – und geschlossenes Schuhwerk zu tragen.
Der Park ist in sieben Wanderwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden unterteilt. Alle Besuche sollten mit Umweltführern durchgeführt werden, die vom “Chico Mendes Institute for Biodiversity Conservation“ (ICMBio) akkreditiert sind. Der Eintritt in den Park ist kostenlos, für die Dienste von Führern werden jedoch Gebühren erhoben. Nehmen Sie sich mindestens drei Tage Zeit, um die Region zu erkunden, und übernachten Sie in einem Hotel im Ort “Itacarambi“, der nur 15 Autominuten entfernt ist.
Eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten ist die “Gruta do Janelão“, eine 100 m hohe Höhle, die sich zu weiteren Räumen öffnet. In den “Salons“ gibt es monumentale Stalaktiten, wie das “Bein der Ballerina“, der größte Stalaktit der Welt. Weitere beliebte Höhlen sind die “Gruta do Índio“ und die “Gruta Bonita“, die einzige völlig dunkle Höhle, die für Besucher geöffnet und beleuchtet ist.
Besuchen Sie unbedingt die Höhle “Lapa dos Desenhos“ mit ihren farbenfrohen, prähistorischen Felszeichnungen, den Wanderweg “Arco do André“, mit seinen Aussichtspunkten auf die hinreißende Landschaft und den riesigen Höhlen, sowie die “Lapa do Boquete“, wo sich eine der bedeutendsten archäologischen Stätten des Parks befindet.
Wir wollen Ihnen einige der unverzichtbaren Sehenswürdigkeiten dieses unvergleichlichen brasilianischen Nationalparks vorstellen – obgleich es uns nicht gelingen wird, deren majestätische Erhabenheit und Größe in Worte zu fassen, mit der die Natur den Besucher dort empfängt – Sie müssen sie persönlich erlebt haben!
Arco do André
Der Wanderweg zum “Arco do André“ bietet einzigartige Aussichtspunkte auf die Naturumgebung, zwei davon sind der “Mirante das Cinco Torres“ und der “Mundo Inteiro“. Monumentale Höhlen wie die “Arco do André“, “Troncos“ und “Cascudos“ erwarten den Besucher – durch die letzten beiden fließt der Rio Peruaçu. Eine unvergleichliche Landschaft, gesäumt von schroffen Kalksteinfelsen, durchquert von einem Fluss, mit smaragdgrünem Wasserspiegel.
Der Wanderweg zum “André-Bogen“ ist die abenteuerlichste Route, auf der die Besucher in direkten Kontakt mit den Biomen “Cerrado“ und “Caatinga“ kommt, sowie Hunderten von Pflanzenarten mit großem medizinischem und nahrhaftem Potenzial – und auch Tieren, die endemisch sind, also nur in dieser Region vorkommen – viele davon stehen auf der Liste der bedrohten Tierarten.
Die steilen Auf- und Abstiege des unwegsamen Geländes in einigen Abschnitten des Weges setzen ein gewisses Maß an körperlicher Kondition voraus – im Gegensatz zu anderen Schauplätzen im Park – aber er ist auch einer der schönsten!
Ungefähre Entfernung: 8 km (Hin- und Rückweg);
Geschätzte Zeit: 7 Stunden (Hin- und Rückweg).
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer.
Sehenswertes: Höhle, geologische Denkmäler, archäologische Stätten und interessante Landschaftsimpressionen.
Gruta do Janelão
Die “Janelão-Grotte“ ist die wohl attraktivste der Höhlen des Peruaçu-Nationalparks. Ihre Grandiosität präsentiert sich bereits in ihrem Eingangsbereich, der von einem circa 100 Meter hohen Deckenbogen überragt wird. Dieser Höhleneingang erscheint wie ein Phantasiegebilde – in unwirklich anmutenden Formen und Farben – ein bisschen himmlisch, wegen der vielen Blautöne in den helleren und dunkleren Schatten.
Die Spiegelung der Farben und Bögen im Wasser des Rio Peruaçu, der die Höhle durchquert, runden ein Szenario ab, das den überraschten Besucher vor diesem Wunder der Natur in staunender Stille verharren lässt – nur ein paar Vogelstimmen sind zu vernehmen, und irgendwo fällt ein Wassertropfen von der feuchten Höhlendecke – deutlich ist sein Aufplumpsen auf einer Wasseroberfläche zu vernehmen, verstärkt durch eine natürliche Echoakustik.
Die Hauptgalerie hat eine Ausdehnung von ungefähr 3.000 Metern, mit einer durchschnittlichen Breite zwischen 30 m und 40 m und einer Höhe von 70 m. Das sind Dimensionen, die den Menschen auf die Größe eines Insekts schrumpfen lassen! Bis zu ihrer halben Länge ist die Höhle natürlich beleuchtet – das heißt, in eine Art bläuliches Dämmerlicht getaucht, durch Felsspalten in der Decke, die gerade so viel Licht einfallen lassen, dass sich sogar direkt unter ihnen, ein grüner Pflanzenteppich gebildet hat, der mit dem geringen Licht auskommt.
Im Innern der Höhle offenbaren seitlich abzweigende Korridore beeindruckend geformte Stalaktiten, die vom Höhlengewölbe herabhängen. Unter ihnen auch ein extrem langes Gebilde, das die ersten Entdecker “Perna da Bailarina“ (Bein der Tänzerin) genannt haben – das Tanzbein wurde als der Welt größter Stalaktit, mit einer Länge von 27,94 Metern, registriert. Und dann geht es los: wir tauchen in eine Sammlung von phantastischen und skurrilen, von der Natur aus Wasser und Mineralien geformten Tropfstein-Gebilden ein, die wir gar nicht erst versucht haben, zu beschreiben.
Ungefähre Entfernung: 4,8 km (Hin- und Rückweg)
Geschätzte Zeit: 5h30 (Hin- und Rückweg)
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer
Sehenswertes: Höhle, geologische Denkmäler, Wände mit Höhlenmalereien, archäologische Stätten und interessante Landschaft.
Gruta Bonita
Von vielen Besuchern wird die “Bonita-Grotte“ (die Schöne) als eine der interessantesten Höhlen des Parks bezeichnet. Weil sie von Natur aus, ohne erhellende Lichtspalten, sich in völliger Dunkelheit befand, hat die Parkverwaltung sie mit einer künstlichen Beleuchtung versehen – allerdings gerade so dezent, dass man die wundervollen Speläothemen erkennen kann – zarte, zerbrechliche Stalaktiten und Stalagmiten, Travertinen. Perlennester, Heliktiten und Säulen in dem “Roten Salon“, wie er genannt wird.
Die “Schöne Grotte“ ist die einzige “dunkle Höhle“ des Parks, die für Besucher geöffnet ist, wegen ihrer sehenswerten “Schätze“ im Innern – zahlreiche weitere “dunkle Höhlen“ sind noch nicht erschlossen.
Ungefähre Entfernung: 1,5 km (Hin- und Rückweg);
Geschätzte Zeit: 2h20 (Hin- und Rückweg).
Schwierigkeitsgrad: leicht.
Sehenswertes: Der Rote Salon in der Gruta Bonita und Speläothemen.
Gruta do Índio
Man kann prähistorische Felszeichnungen am Eingang zur “Indio-Höhle“ sehen, die bis zur Decke reichen. Die großen Tafeln mit Felsmalereien sind wunderschön und beeindrucken durch ihre perfekte Konservierung. Auch Säulen, aus Stalaktiten und Stalagmiten präsentiert diese Höhle. Vom Indio-Aussichtsturm aus kann man den Eingang zur Janelão-Höhle und das gesamte Gebiet des Janelão-Besucherzentrums einsehen.
Ungefähre Entfernung: 1,5 km (Hin- und Rückweg);
Geschätzte Zeit: 2h20 (Hin- und Rückweg).
Schwierigkeitsgrad: leicht.
Sehenswertes: Prähistorische Höhlenmalereien
Lapa do Boquete
In “Lapa do Boquete“ (der engen Höhle) befindet sich eine der wichtigsten und am besten untersuchten archäologischen Stätten des Nationalparks der Höhlen von Peruaçu, wo einige Grabstätten entdeckt wurden, und ein prähistorisches Silo – eine Struktur zur Lagerung von Lebensmitteln – nachgewiesen werden konnte.
Ungefähre Entfernung: 1,2 km (Hin- und Rückweg);
Geschätzte Zeit: 1h30 (Hin- und Rückfahrt).
Schwierigkeitsgrad: leicht
Sehenswertes: Prähistorische Höhlenmalereien, archäologische Ausgrabungen und Landschaftsbeobachtung.
Lapa dos Desenhos
Die natürlichen Gegebenheiten und Ressourcen des Peruaçu-Tals ermöglichten antiken Bewohnern die Herstellung verschiedener Farbpigmente und damit die Anfertigung von Felsmalereien in beachtlicher Qualität und in respektabler Höhe. In der “Lapa dos Desenhos“ (Höhle der Zeichnungen) kann der ganze Reichtum der Höhlenmalereien des Parque Nacional Cavernas do Peruaçu in verschiedenen Stilen und Techniken betrachtet werden.
Der Wanderweg führt entlang des Peruaçu-Flusses, durch einen Galeriewald mit üppiger Vegetation, bis zu dem Punkt, an dem das Gelände in Trockenwald übergeht. Die Vielfalt der Farben und der Reichtum an Details in den Wandgemälden sind beeindruckend.
Ungefähre Entfernung: 2,6 km (hin und zurück).
Geschätzte Zeit: 2h20 min (Hin- und Rückweg).
Schwierigkeitsgrad: leicht
Sehenswertes: Wände mit Felsmalereien, Galeriewald und Trockenwald.
Gruta do Rezar
Mit einer riesigen Eingangshalle – 40 Meter hoch und 90 Meter breit – vereint die “Gruta do Rezar“ (Gebetsgrotte) die Schönheit des Fluss-Canyons Peruaçu mit der künstlerischen Vielfalt der Höhlenmalereien.
Die Rezar-Höhle (Gebetshöhle) vereint die ganze Pracht der Schlucht des Peruaçu-Flusses mit dem Reichtum prähistorischer Wandmalerei. Sie beherbergt einen Höhlenkomplex mit gut erhaltenen Malereien und Gravuren. Bemerkenswert sind auch die Dimensionen der Eingangshalle, die 90 Meter in der Breite und über 40 Meter in der Höhe erreicht, sowie die Vielfalt und der Reichtum der Speläothemen. Dies ist eine der Attraktionen, die mit über 500 Stufen die meiste körperliche Anstrengung erfordert, aber das Erlebnis lohnt alle Mühe.
Ungefähre Entfernung: 2,4 km (hin und zurück).
Geschätzte Zeit: 3h30 min (Hin- und Rückweg).
Schwierigkeitsgrad: schwer.
Sehenswertes: Regionale Geschichte, Trockenwälder, Galeriewälder, archäologische Stätte, Felsmalereien, Höhlen und Speläothemen.
Gruta do Carlúcio
Auf dem Weg zur “Carlúcio-Höhle“ entdeckt der Besucher Aussichtspunkte, von denen aus man die Variationen des Trockenwaldes zu verschiedenen Jahreszeiten, die Kakteen und die Rupfenvegetation erleben kann. Der Weg führt durch Galeriewald bis zum Eingang der Carlúcio-Höhle, wo er die Felsen umrunden muss, die durch den Einsturz einer Höhlendecke entstanden sind.
Ungefähre Entfernung: 2,2 km (hin und zurück).
Geschätzte Zeit: 2h30 min (Hin- und Rückweg).
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer.
Sehenswertes: Natur, regionale Geschichte und interessante Höhle.
Hinweise für Besucher
Die Höhlen des Nationalparks Peruaçu können von Mittwoch bis Sonntag von 8 bis 18 Uhr besucht werden. Nach Angaben des Instituto “Chico Mendes de Conservação da Biodiversidade“ (ICMBio), von dem das Gebiet verwaltet wird, kann der Park das ganze Jahr über besucht werden.
Es ist jedoch gut zu wissen, wie das Klima in der Region zur jeweiligen Jahreszeit ist, um die beste Zeit für einen Besuch der Höhlen des Peruaçu-Nationalparks zu wählen.
Zwischen November und April regnet es im Park viel, wodurch die Vegetation grüner wird. Wenn Sie es vorziehen, die Region in der trockeneren Jahreszeit zu besuchen, sollten Sie dies zwischen Mai und Oktober tun, allerdings ist die Landschaft dann weniger anziehend.
Außerdem ist für einen Besuch eine Reservierung per E-Mail cavernas.peruacu@icmbio.gov.br oder über die ICMBio-Website erforderlich.
Der Nationalpark “Cavernas do Peruaçu“ liegt 662 km von der Hauptstadt Belo Horizonte (Minas Gerais), 573 km von Brasília (DF), 1.092 km von Rio de Janeiro (RJ) und 1.222 km von São Paulo (SP) entfernt.
Wenn Sie mit dem Flugzeug (Azul Airlines) anreisen, ist der nächstgelegene Flughafen “Montes Claros“. Nach der Ankunft in der Stadt muss man circa 200 km bis “Januária“ fahren. Ideal ist es, ein Auto zu mieten, um mehr Freiheit bei der Anreise zum Park zu haben.
Mit dem Bus gibt es an den Busbahnhöfen von Montes Claros und Belo Horizonte, in Minas Gerais, und Brasilia, im Bundesdistrikt Zustiegsmöglichkeiten nach Januária oder “Itacarambi“. Allerdings müssen Sie von dort noch einen anderen Bus nehmen, um zum Park zu gelangen.
Wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind, ein eigenes Auto besitzen oder eines mieten, befindet sich der Eingang des Parks am Rande der BR-135, bei Kilometer 155, innerhalb der Gemeinde Fabião, 45 km von Januária entfernt.