Salgueiro

Zuletzt bearbeitet: 15. Februar 2024

Allgemeine Daten der Sambaschule GRES Acadêmicos do Salgueiro

bandeira-salgueiroGegründet: 05. März 1953
Vereinsfarben: Rot/Weiss
Symbol: Perkussions-Instrumente
Aus dem Stadtteil: „Andaraí“

Präsident: André Vaz da Silva
Karnevalist/In: Edson Pereira
Karnevalsdirektor: Alexandre Couto
Sänger: Emerson „Quinho“ do Salgueiro
Leiter der Perkussions-Gruppe (Mestre de bateria): Guilherme und Gustavo
Königin der Perkussion (Rainha da Bateria): Viviane Araújo

Samba-Enredo 2024 (Themen-Samba)
Hutukara
Hutukara

Mitwirkende 2024: 3.000
Alas (Flügel): 26
Allegorische Wagen: 6

Probelokal: Rua Silva Teles 104 – Andaraí
Proben: Mittwochs von 20h bis 22h und Samstag ab 21h
Quadra: Rua Silva Teles 104 – Andaraí
Werkstatt: Rua Rivadávia Correa 60 – Cidade do Samba – Gamboa
Telefon: (21) 2223 – 1110 und 2203 – 0897 (Werkstatt)

Karnevalssieger Grupo Especial
2009, 1993, 1975, 1974, 1971, 1969, 1965, 1963, 1960

Video Impressionen Karnevalsparade 2024

Video Impressionen Karnevalsparade 2023

Foto Impression Karnevalsparade 2023

Salgueiro 2023 – Foto: Tata Barreto | Riotur

Video Impression Karnevalsparade 2022

Foto Impression Karnevalsparade 2022

Salgueiro – Foto: Douglas Shineidr/Riotur

Foto Impression Karnevalsparade 2020

Paraden Rio 2020 – Salgueiro – Foto: Gabriel Nascimento/Riotur

Video Impression Karnevalsparade 2020

Video Impression Karnevalsparade 2019

Foto Impressionen Karnevalsparade 2018

Foto Impressionen Karnevalsparade 2017

Foto Impressionen Karnevalsparade 2016

Foto Impressionen Karnevalsparade 2015

Foto Impressionen Karnevalsparade 2014

Foto Impressionen Karnevalsparade 2013

Aus der Vereinsgeschichte

Acadêmicos do Salgueiro – kurz Salgueiro. Beim Carioca-Karneval (dem Karneval von Rio) herrschte lange Zeit eine gewisse Sieger-Hegemonie, die in den meisten Fällen zwischen „Portela“, „Mangueira“ und „Império Serrano“ wechselte. Aber 1953 erschien eine neue innovative Samba-Schule auf der Bildfläche, die wenig später jenen kontinuierlichen Siegeszyklus unterbrechen sollte: die „Acadêmicos do Salgueiro“. Eine Fusion von zweien der drei existenten Samba-Schulen am „Morro do Salgueiro“ (Favela) am Anfang der 50er Jahre. Der „Depois Eu Digo“ (Nachher sag‘ ich’s) und der „Azul e Branco“ (Blau und Weiss) die dritte Schule, „Unidos do Salgueiro“, war mit der Fusion nicht einverstanden und machte allein weiter und verschwand wenige Jahre später von der Bildfläche.

Zu jener Zeit wurden die Paraden noch von den Bürgern des Stadtteils, in dem sich die Samba-Schulen befanden, selbst zusammengestellt. Aber die „Salgueira“ wollte dieses Karnevalsmodell übertreffen und lud 1958 die Bildenden Künstler Dirceu Nery und Marie Louise ein, ihr Thema „Viagem Histórica Pitoresca ao Brasil“ entsprechend umzusetzen. Mit einem erstklassigen Spektakel beeindruckten die Rot-Weissen dann die Juroren und schenkte den zukünftigen Paraden eine Innovation: die Kombination des populären Samba mit der ästhetischen Intellektualität der Kunsthochschule.

Im Jahr 1960 tauchen zwei Persönlichkeiten auf der Bühne des Salgueiro auf, die nicht nur bei dieser Schule sondern im Carioca-Karneval überhaupt, Geschichte machten: Fernando Pamplona und Arlindo Rodrigues. Zusammen entwickelten sie Themen, in denen Schwarze und deren Verdienste im Mittelpunkt der Paraden standen – bis dato eine auf der „Avenida“ noch nicht berührte Thematik. Figuren wie „Zumbi dos Palmares“ (1960) und „Xica da Silva“ (1963) wurden Riesenerfolge und brachten den Rot-Weissen die ersten Siege ein. Noch in den 60er Jahren wurde die Salgueiro weitere zweimal Paradesieger: 1965 mit dem Thema „História do Carnaval Carioca“ – inspiriert von dem Buch der Eneida de Moraes – und 1968 mit „Bahia de Todos os Deuses“.

Der innovative Geist der Salgueiro zeigt sich aber nicht nur im plastischen Part ihrer Paraden. 1971 präsentierte die Schule auch eine neue Kompositionsform des Samba-Themas – mit weniger Text, und leichter verständlich: das war „Festa para um Rei Negro“ (Fest für einen Negerkönig) aus der Feder von Zuzuca. Vielleicht fällt es dem Einen oder Anderen nicht leicht, diesen Titel mit der entsprechenden Musik in Einklang zu bringen, aber Insider und Kenner des brasilianischen Carnavals die sich an den Refrain erinnern, die erkennen sofort die Popularität dieses Sambas: „Ô lê lê / Ô lá lá / Pega no ganzê / Pega no ganzá“. Wieder einmal wurde die Salgueiro Gesamtsieger!

Die Parade von 1971 war auch schon deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie dem Carioca-Karneval drei unvergessliche Namen einprägte: Maria Augusta Rodrigues, Rosa Magalhães und Joãosinho Trinta, die für die einzelnen Figuren und deren Gestaltung verantwortlich zeichneten. Joãosinho selbst, noch bevor er seine Erfolgsserie bei „Beija-Flor“ einleitete, half den Rot-Weissen 1974-75 zu einem Doppelsieg – mit Originalität und viel Luxus.

Der vorläufig letzte Sieg der Salgueiro kam dann erst wieder 1993, mit einer unvergleichlichen und unvergesslichen Parade. Die Zuschauer auf den Tribünen sangen vereint den Themensamba mit, der bis heute immer wieder bei Festen im ganzen Land intoniert wird – die Verse „Explode coração / Na maior felicidade/ É lindo o meu Salgueiro/ Contagiando e sacudindo essa cidade“ krönten eine erneute Vereinigung der Salgueiro mit dem Publikum – nachdem sie 18 Jahre lang keinen Titel mehr errungen hatte.

2005 versuchte die Schule ihren innovativen Geist erneut in ihrer Parade auszudrücken, indem sie die unsichtbare Welt der Wissenschaften unter dem Thema „Microcosmos: o que os olhos não vêem, o coração sente“ (Was die Augen nicht sehn, fühlt das Herz), Autoren Renato Lage und Márcia Lávia. Zum ersten Mal präsentierte eine Schule dieses Thema, aber das Ergebnis war unbefriedigend: ein bitterer 11. Platz – das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte! Wieder lachen konnten ihre Mitglieder dann beim Karneval 2007, als sie mit dem Thema „O Rio de Janeiro continua sendo . . . “ Vize-Champion wurden – die beste Platzierung der Salgueiro nach mehr als einem Jahrzehnt.

Und dann 2009 hat die Sambaschule Acadêmicos do Salgueiro zum neunten Mal die Sambaparaden von Rio de Janeiro gewonnen. Am Ende lag die Schule einen ganzen Punkt vor Beija-Flor. Diese konnte sich nach den Siegen in den beiden Vorjahren den Traum von Hattrick nicht erfüllen. In der Vereinszentrale von Salgueiro wurde ausgelassen gefeiert, liegt der letzte Titel schon ganze 16 Jahre zurück.

2010 drängte Salgueiro mit ihrer Präsentation „Histórias Sem Fim“ (Geschichten ohne Ende) auf einen Doppelsieg nach 2009 und bot neben gigantischen Allegoriewagen auch einige Alas (Kostümgruppen) mit einer perfekten und ausgefeilten Choreographie. Thematisiert wurde vor allem die Historie des Buches und welche Geschichten sich heute damit erzählen lassen. Von den ersten Manuskripten über die Erfindung der Druckkunst mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg bis hin zu Harry Potter, Science-Fiction-Abenteuern mit Robotern oder der brasilianischen Erfolgsserie Sitio do Picapau Amarelo. Der immense Reichtum an Details und Ausstattung machte die Parade zu einem visuellen Erlebnis, welches die 79 Minuten viel zu schnell verstreichen liess. In der Schlussabrechnung reichte es nur für den 5. Rang.

2011 verwandelte Salgueiro das Sambódromo in ein gigantisches Filmset mit dem Motto „Die Stadt Rio im Kino“. Die Trommlergruppe war als Tropa de Elite verkleidet, Spiderman kämpfte gegen ein gewaltiges Dengue-Moskito und King Kong kletterte am Turm des berühmten Bahnhofs „Central do Brasil“ hinauf. Zu Beginn konnten die Zuschauer bereits einen Kinosaal mit 24 Sitzplätzen und einer grossen Leinwand bewundern, auf der nicht nur Film-Trailer liefen sondern auch Livebilder von den Zuschauertribünen eingespielt wurden. Alles schien perfekt zu laufen, doch hinter den Kulissen hakte es gewaltig. Ein Wagen fing Feuer, ein anderer klemmte und zu guter Letzt überzog die Schule die vorgeschriebene Zeit von 82 Minuten. Für jede Minute bekommt sie dafür nun 0,1 Strafpunkte aufgebrummt, die unfreiwillige Zugabe für die Zuschauer betrug am Ende ganze 10 Minuten.

Elemente des “Forró, Baião“ und der gesamten Geschichte der “Kordel-Literatur“ (darunter versteht man eine Art Gibi-Literatur, die im brasilianischen Nordosten entwickelt wurde, um mit den vielen Analphabeten in Bildern statt in Texten zu kommunizieren) mischten sich mit dem von der “Salgueiro“ präsentierten Samba an der Karnevalsparade 2012. Die weiss-rote Schule aus der Nordzone brachte das Thema “Cordel branco e encantado“ (Weisse, magische Kordel) auf die Avenida, eine Kreation der Karnevalisten Renato und Márcia Lage.

Die Schule hatte mit Problemen hinsichtlich einiger besonders grosser Wagen zu kämpfen, die Mühe hatten, in die Avenida einzubiegen. Der Wagen “Pavão misterioso“ (Mysteriöser Pfau) bereitete die grössten Schwierigkeiten in der Kurve zur Sapucaí und führte zu einem “Loch“ innerhalb der wartenden “Alas“ zu Beginn der Parade. Die Schul-Equipe musste sich gewaltig ins Zeug legen, den Wagen innerhalb der Zeit anzuschieben, um keinen Punkteverlust von Seiten der Juroren hinnehmen zu müssen.Der Kraftaufwand lohnte sich für die „Salgueiros“, denn mit den erreichten 299.7 Punkten holte die Schule den 2. Schlussrang.

Die Acadêmicos do Salgueiro präsentierte 2013 das Thema “Fama“ (Ruhm) – das Verlangen nach Anerkennung und der Wunsch nach Unsterblichkeit. Die Schule zeigte Fotoapparate, historische Persönlichkeiten und die Welt der Berühmtheiten – in einer bunten Show, die auch die 60 Jahre Aktivität dieser Samba-Schule beleuchtete.

Der allegorische Wagen “Marcas do tempo“ (Zeichen der Zeit) zeigte Eroberer, Monarchen und Kaisern aus dem Verlauf der Geschichte. Das “Atelier“ ein weiterer Wagen – behandelte die Bedeutung der Porträtisten vor Erscheinen der Fotografie. In dieser Sequenz behandelte der Wagen “Photoshopping“ die Technologien, mit denen man Fehler im Foto retuschieren, Personen verwandeln und die Realität verändern kann. In diesem Sektor spielte die Schule auch auf die Schönheits-Chirurgie an, die Gesichter, Münder, Nasen, Augen, Ohren und noch viel mehr Körperteile “verkauft“, damit anonyme Personen endlich in Zeitungen, Magazinen und dem Fernsehen “entdeckt“ werden.

Im letzten Abschnitt wurden anonyme Personen geehrt, die geholfen haben, den Ruhm der Samba-Schule “Salgueiro“ zu konstruieren. Die Schule wird in diesem Jahr 2013 sechzig Jahre alt und erinnerte auch an ihre zurückliegenden, grossartigen Karnevalsparaden – wie “Xica da Silva – Chico Rei“ und “Debret“. Die diesjährige Parade brachte der Schule 297,9 Punkte oder den 6. Schlussrang.

Zum gewählten Thema 2014 “Gaia – a vida em nossas mãos“ (Gaia – das Leben in unseren Händen) hatte sich die Schule in die griechische Mythologie vertieft, um den Anfang des Universums zu erklären. “Für die Griechen bedeutet “Gaia“ Erde – der Ort, an dem wir wohnen, den wir kultivieren, wo wir unsere Kinder grossziehen, wo wir das Leben mit Festen zelebrieren, in Freude und vor allem, mit dem Karneval“, erklärte die Schule auf ihrer offiziellen Website.

Jedoch begab sich die “Salgueiro“ weit über die Kultur der alten Griechen hinaus. Sie benutzte das Thema, um über diverse andere Erklärungen für die Entstehung der Erde zu philosophieren und um die Erhaltung unseres Planeten zu bitten.

Die Front-Kommission präsentierte die vier Elemente der Natur (Feuer, Wasser, Erde, Luft) dargestellt von afrikanischen Gottheiten – aber der beste Effekt kam dann hinterher, auf dem Eröffnungswagen, wo eine Ballerina scheinbar schwerelos über der Fläche des allegorischen Wagens schwebte.

Der zweite Wagen – er war 47 Meter lang – repräsentierte das Element Erde und mischte Indios und verschiedene Tiere zu einer wohlgestalteten Choreografie. Der Wagen des Elements Wasser stand ebenfalls nicht hinter den anderen zurück. Herrlich beleuchtet und mit einer riesigen Seeschlange bestückt. Der Wagen des Elements Feuer – obwohl mit kleinen Beleuchtungsproblemen während der Parade – zog ebenfalls alle Aufmerksamkeit auf sich, indem er das Feuer als Synonym der Macht und Stärke prä-kolumbianischer Völker Amerikas präsentierte, wie zum Beispiel der Mayas, Inkas und Azteken, die den Sonnengott verehrten.

Für das Publikum auf den Tribünen war klar gewesen der Champion muss Salgueiro heissen. Das sahen die Juroren um 0,1 Punkte nicht so, Salgueiro erhielt 299,3 die Siegerschule Unidos da Tijuca 299,4. Salgueiro wurde 2014 somit Vizemeister.

Der Vize-Champion im letzten Jahr Acadêmicos do Salgueiro war bei ihrer Parade mit dem Thema “Do fundo do quintal, saberes e sabores da Sapucaí” (Aus dem Hinterhof, Genüsse und Weisheiten auf der Sapucaí) die Geschichte der Küche aus Minas Gerais auf der Avenida Sapucaí unterwegs.

Die Alas präsentierten sich in guter Verfassung, harmonisch, mit Kostümen voller Referenzen an die typischen Ingredienzien einer guten mineirischen Küche. Von der Ala des Cachaça, zu der des “Torresminho“, mit sämtlichen Gewürzen aus Minas Gerais und unter den Einflüssen von Afrikanern und Europäern. Einer der allegorischen Wagen verströmte einen intensiven Kaffeegeruch aus einer enormen Kaffeekanne.

Weitere Allegorien benutzten stroboskopische und holografische Lichteffekte, Neonröhren und Spiegel. Die Schule beendete ihre Parade eine Minute vor der maximal erlaubten Paradezeit, mit einer Dauer von 1 Stunde und 22 Minuten.

Salgueiro war schon achtmal Karnevals-Sieger in Rio de Janeiro – zum letzten Mal im Jahr 2009. Sie hofften bei der Punktevergabe auf mehr Glück als im letzten Jahr, wo ihnen 0,1 Punkte zum Sieg fehlten. In diesem Jahr machten 0,4 Punkte den Unterschied zur Siegerschule Beija-Flor und sie wurden erneut nur Vize-Champion.

Salgueiro – der Vize-Champion von 2014 und 2015 – hat 2016 ein buntes Potpourri über den ”Malandro“ gezeigt. Eine Figur, die mit ”Ganove“ oder ”Gauner“ übersetzt wird.

Das Samba-Thema ”A Ópera do Malandro” (Die Oper des Gauners) wurde von der ”Opera dos malandros“ von Chico Buarque inspiriert und hat das Universum des Kabaretts auf die Avenida Marquês de Sapucaí gebracht, die Welt der Kneipen und der Menschen, die nachts auf den Straßen Rio de Janeiros anzutreffen sind.

Mit dabei war ebenso ein 20 Meter langer Zeppelin, der an Seilen gezogen über die Avenida geschwebt ist und ”Geni“ begleitet hat, eine Figur aus der ”Opera do Malandro“.

Lange Zeit sah es so aus, als ob Salgueiro 2016 dem Sieg besonders nahe stand. Sie wussten aber, dass durch die Probleme mit den beiden allegorischen Wagen mit Punktabzügen gerechnet werden muss, was dann auch so kam. 269,5 Punkte bedeuteten den 4. Schlussrang.

Mit einer kleinen Verzögerung ist Acadêmicos do Salgueiro auf die Avenida des Sambodroms getreten. Weil durch einen der Wagen des Vorgängers Öl auf die Bahn gelangte, hatte sich der Präsident der Schule zunächst geweigert, die Parade zuzulassen. Mit Sägespähnen wurde die Avenida jedoch schnell gesäubert und dem Spektakel der Acadêmicos do Salgueiro über “die göttliche Komödie des Karneval“ (A Divina Comédia do Carnaval) stand nichts mehr im Wege.

Inspiriert am Klassiker des Italieners Dante Alighieri hat die Eliteschule das Thema karnevaleskisch dargestellt und die Frontkommission mit Harlekin und Teufel auftreten lassen, die schließlich ihre zweite Seite gezeigt haben, die eines Engels.

Acadêmicos do Salgueiro galt im Vorfeld nicht als Favorit, hat die Parade aber ohne sichtliche Probleme gut gemeistert und mit eindrucksvollen Alegorien und Kostümen aufgewartet. Sie ließ die Nymphen Edens tanzen, brachte die Wildnis der Versuchungen auf die Avenida und ebenso Paradiesvögel.

Gegenüber 2016 konnte sich Salgueiro 2017 um einen Rang von 4 auf 3 verbessern.

Mit einer überwältigenden Darbietung hat Acadêmicos do Salgueiro 2018 die schwarzen Frauen geehrt – Senhoras do ventre do mundo (Damen des Leibes der Welt). Sie hat die Samba-Avenida in ein Meer von Gold, Orange und Rot getaucht und gewaltige Allegorien präsentiert.

Mit afrikanischer Garten Edens war der erste der allegorischen Wagen betitelt. In rot und orange getaucht beherbergte er die große Mutter der Menschheit, auf deren Bauch mit Led-Lämpchen bestückte Menschen saßen.

Während der erste Teil der Parade Frauen als Kämpferinnen sowie als afrikanische und ägyptische Göttinnen gezeigt hat, war ein weiterer Teil den schwarzen Frauen als Unternehmerinnen und Ernährerinnen ihrer Familien gewidmet.

Der Frauenpower endete erneut mit dem 3. Schlussrang.

Die Umbanda-Gottheit Xangô (der Themensamba heisst dann auch (Xangô – Xango) stand 2019 im Mittelpunkt von Acadêmicos de Salgueiro und mit ihr ebenso afrikanische Religionen. Der neunfache Titelhalter hat auch dieses Mal wieder für eine großartige Parade gesorgt.

Xangô ist der Schutzpatron der Acadêmicos de Salgueiro und er ist der Herr des Feuers, der Blitze und des Donners, des Steins und ebenso der Gerechtigkeit.

Die afrikanischen Gottheiten des Umbanda sind mit den Sklaven nach Brasilien gekommen. Weil sie ihre Religion nicht ausüben durften hat sie sich mit dem Katholizismus vermischt. Xangô wurde zu Petrus. Die Verbindung der Religionen wurde auch mit dem Pabstmobil repräsentiert.

Weil Xangô auch die Justiz verkörpert wurde auch sie angesprochen. Dollarnoten auf Kostümen stellten die Korruption dar. Wer wenig stiehlt ist ein Dieb, wer viel stiehlt ein Baron lautete das Thema eines anderen Alas. Xangô der Schutzpatron reichte am Ende zum 5. Schlussrang.

Eine Welt des Zirkus kam mit Salgueiro auf die berühmte Samba-Avenida Rio de Janeiros. Mit Thema O Rei Negro do Picadeiro – “Der Schwarze König von Picadeiro“ hat Salgueiro Benjamin de Oliveira geehrt. Er war der erste schwarze Clown Brasiliens. Würde er noch leben, würde er dieses Jahr seinen 150 Geburtstag feiern.

Benjamin de Oliveira war aber weit mehr als “nur“ Clown, wie Salgueiro mit fantasievollen Kostümen gezeigt hat. Er war Tänzer, Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur, Sänger und Komponist.

Alas und allegorische Wagen ließen die Zuschauer in die Welt des Zirkus eintauchen und ebenso ins Theater. Weil das Theater im 19. Jahrhundert den oberen Gesellschaftsschichten vorbehalten war, hat Benjamin de Oliveira dieses in den Zirkus gebracht. Der wurde wiederum von der ärmeren Bevölkerung besucht. Auf diese Weise kamen auch die weniger gut gestellten Familien in den Genuss von Theaterstücken und Opern. Auch das wurde von Salgueiro ansprechend dargestellt.

Das wahre Gesicht Benjamins, das eines schwarzen Mannes, war indes erst auf dem letzten der allegorischen Wagen zu sehen. Auf dem stand Benjamin de Oliveira in Form einer großen Skulptur, die zunächst ihr Gesicht mit einer weißen Maske bedeckte und es dann freigab. Gewidmet war der Wagen aber allen Clowns und Harlekins Brasiliens. Salgueiro belegte in der Schlussabrechnung den 5. Rang.

Bronzefarbene Tänzer, die immer wieder zu Statuen wurden, haben den Reigen der Parade Salgueiros als 3. Schule eröffnet. Den Samba-Enredo 2022 dazu: (Resistência) – Widerstand

Geehrt wurde die Ballett-Tänzerin Ingrid Silva, die nicht nur für Erfolg der überwiegend schwarzen Bevölkerung der Favelas Brasiliens steht. Ihr Werdegang und ihre Probleme zeigen, wie auch heute noch der Rassismus tief verwurzelt ist. So musste die junge Frau ihre Balletschuhe einfärben, weil es keine hautfarbenen Ballschuhe für schwarze Tänzer gibt.

Salgueiro wartete neben den vielen Kulturgütern Brasiliens, die aus afrikanischen Wurzeln entstanden sind, wie Capoeira und Candomblé, auch mit Kritik auf. Ein Ala war dem Protest gegen den Rassismus gewidmet. Erinnert wurde mit ihm auch an die vor drei Jahren erschossene, afrobrasilianische Stadträtin Marielle Franco, deren Mord bis heute noch nicht aufgeklärt ist. Mit der nachdenklichen Parade reichte es nur auf den 6. Schlussrang.

Wie meistens hat auch Salgueiro für eine atemberaubende Parade gesorgt. Mit gigantischen Allegorien, luxuriösen Kostümen, jede Menge Technik und Tricks hat sie das Publikum auf eine philosophische Reise mitgenommen. Bei der ging es um die «Delírios de um Paraíso Vermelho» (Delirien eines roten Paradieses). In Frage gestellt wurde dabei, was Sünde ist und wie es wäre die Ausgeschlossenen oder mit Vorurteilen belegten Menschen in die Gesellschaft zu integrieren. Bei der Auswertung reichte es für den 7. Rang.

Bei Salgueiros Präsentation 2024 ging es um das Volk der Yanomami. Die Schule im Norden der Hauptstadt Rio machte jedoch deutlich, dass ihr Fokus nicht auf der humanitären Krise liegen wird, die die Schlagzeilen der Zeitungen im ganzen Land im letzten Jahr beherrscht hat.
„Hutukara“, „ya temi xoa“, „Omama“… ein flüchtiger Blick auf einige der Begriffe und Ausdrücke in Salgueiros Samba-Enredo könnte eine Parade vermuten lassen, die karg und schwer zu lesen ist. Genau das war aber nicht der Fall: Die Tijucana-Schule sprach in einer äußerst geschmackvollen Parade, die von dem Karnevalist Edson Pereira unterzeichnet wurde, von der Dringlichkeit der indigenen Sache. Mit ihrer tollen Präsentation hat sich Salgueira und deren Fäns sicher auf einen Platz unter den ersten 3 gesehen. Es reichte nur zu Rang 4.

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