Próximo – Teil 3

Zuletzt bearbeitet: 31. Oktober 2014

EINE WEITERE EINREISE IN BRASILIEN – 5 MONATE VOR BEGINN DER WM 2014
Vielleicht erinnern Sie sich an meinen ersten Bericht im BrasilienPortal: Dezember 1993, 07:00 Uhr morgens, wir stehen in einer Menschenschlange am Zoll in São Paulo für die Einreise in Brasilien. Ein barsches, unfreundliches “Próximo“ (Nächster), das aus einer der Passkontrollkabinen dringt, bringt mich ein paar Schritte vorwärts, dann verfalle ich wieder mit all den anderen müden Reisenden in dieses zermürbende Warten… endlich wieder ein “Próximo“ – noch ein paar Schritte und wieder warten… mein Warten auf “Próximo“, nach dem ermüdenden, zwölfstündigen Transatlantikflug, legt sich als beklemmender erster Eindruck meines damaligen Traumland auf mein Gemüt.

Einreise im Dezember 2008, 07:00 Uhr morgens, wieder bei der Passkontrolle und anschliessender Zollabfertigung in São Paulo. Das obligatorische “Próximo“ kommt diesmal in kürzeren Abständen als vor vergangenen Jahren – jedoch immer noch genauso barsch und unfreundlich wie damals.

Einreise im Dezember 2010, gleiche Ankunftszeit, gleiche Passkontrolle in São Paulo. Diesmal bringe ich, was die “Próximo-Abfertigung“ betrifft, einen gewissen Optimismus mit, der sich jedoch gleich wieder verflüchtigt: Die Abstände von einem “Próximo“ zum andern – genauso unfreundlich und barsch wie immer – sind eher noch grösser geworden. Später erfahre ich, dass sich die Beamten der Einwanderungsbehörde im Streik befinden.

Aktuelle Einreise im Dezember 2013, um 7:55 morgens stehe ich wieder in der Menschenschlange am Einreise-Terminal von São Paulo. Auch so kurz vor Beginn der Fussball-WM in Brasilien ist alles beim alten: Nach meinem “Próximo“ treffe ich auf Beamte mit verschlossenen Gesichtern – weder ein freundliches “Bom Dia“ noch ein einladendes Lächeln… aber die Abfertigung ging diesmal schneller, denn die Schlange der Brasilienbesucher war nur kurz.

Übrigens können wir von den vieldiskutierten Erweiterungsarbeiten am internationalen Airport Guarulhos weit und breit nichts entdecken; ausser den vielen Verspätungen und dem Chaos, welches durch die geplanten Erweiterungen zur Tagesordnung gehören. Der gesamte Flughafen präsentiert sich immer noch ebenso düster wie die Aufsichtsbeamten, denen die einreisenden Touristen anscheinend aus irgendeinem uneinsichtigen Grund die Laune verderben.

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In diesem Jahr liegt unser Reiseschwerpunkt im brasilianischen Süden, und zwar im Bundesstaat Santa Catarina und seiner Hauptstadt Florianópolis. Wir haben uns vorgenommen, in der uns zur Verfügung stehenden kurzen Zeit möglichst viel von der Natur dieser Region zu erleben – besonders seine gerühmten Strände. Perfekt präsentiert sich das Wetter: (ausser einem stürmischen Tag), mit strahlend blauem Himmel und +30 Grad!

Sogleich stellen wir fest, dass die Südbrasilianer ihren Tag viel gemütlicher angehen als die hektischen Paulistaner – und das springt auch auf ihre Gäste über: Hier nimmt man sich noch die Zeit für einen Schwatz mit den Nachbarn und widmet sich auch Durchreisenden mit einer rührend freundlichen Aufmerksamkeit.

Der Bus ist das beste und billigste öffentliche Transportmittel überhaupt. Mit ihm besucht man seine Freunde, mit ihm erledigt man seine Einkäufe – alles zu einem fairen Preis. Zu den einsamsten Stränden und verstecktesten Winkel gibt es bestimmt eine Busverbindung, die an einem Busbahnhof endet – aber von dort kann man dann den nächsten Busknotenpunkt ansteuern. Die Bürger von Santa Catarina sind sehr hilfsbereit, ein kleines Problem ist allerdings, dass ihre lobenswerte Absicht zu helfen oft ihr tatsächliches Wissen übertrifft – deshalb ist es ratsam, für eine Auskunft mindestens eine zweite Meinung einzuholen.

Tipp: Die Angestellten der Busgesellschaften wissen in der Regel gut Bescheid, zumindest was die Geografie der Gegend betrifft.

Die Stadt Florianópolis liegt auf einer Insel und hat mit rund 415.000 die geringste Einwohnerzahl aller brasilianischen Hauptstädte – aber insgesamt 43 fantastische Strände! Strände mit feinstem, weissen Quarzsand, Strände mit dazwischen gestreuten Felsen, Strände zum ungestörten Entspannen, für Surfer mit hohen Wellen, für FKK-Anhänger in romantischer Abgeschlossenheit oder für Whale-Watcher in unmittelbarem Sichtkontakt mit den gigantischen Meeressäugern.

Fazit: Florianópolis ist eine Reise wert. Der Besucher begegnet gastfreundlichen Menschen in einem interessanten, sicheren Background. Wir empfehlen eine anfängliche Führung mit einem Tourguide und eventuell einen Mietwagen, um die einzelnen Strände kennenzulernen und vergleichen zu können – bis man seinen Lieblingsstrand gefunden hat.

Um noch einmal auf die Fussball-WM zurückzukommen: Sie beginnt in gut fünf Monaten, und längst richten sich die Augen der Welt und ihrer Medien auf das Gastgeberland Brasilien, das bis dahin noch eine Menge Probleme zu bewältigen hat, wie wir meinen. Die gesamte Infrastruktur lässt immer noch sehr viel zu wünschen übrig, die Kommunikation per Telefon und Internet ist kompliziert und funktioniert schlecht, die Geldeinfuhr ist limitiert und unterliegt hanebüchenen Vorschriften, das Dienstleistungspersonal ist schlecht ausgebildet und die Sicherheit in den Grossstädten ist mangelhaft.

Ob es den zuständigen Behörden gelingt, diese schon traditionellen Missstände wenigstens während des WM-Verlaufs unter Kontrolle zu bekommen, kann aus der Perspektive eines Brasilienkenners bezweifelt werden – man wird es aber in Kürze erfahren. Wir sind dann allerdings schon wieder zu Hause und werden die Geschehnisse im Fernseher verfolgen.


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