Der Atlantische Regenwald im Zeichen des Klimawandels

Zuletzt bearbeitet: 23. Februar 2014

Alle Welt spricht vom Amazonas-Regenwald während der Atlantische Regenwald eher ein zurückgezogenes Dasein fristet – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nur noch acht Prozent sind von ihm übrig. Doch er wird weiter abgeholzt, von Siedlungen durchfressen und zunehmend von Klimakatastrophen heimgesucht. Er gilt als das bedrohteste Biom Brasiliens und gleichzeitig als geheimer Klimahüter. Um zumindest die kläglichen Reste zu erhalten investiert die Bundesrepublik Deutschland in den kommenden Jahren 14,3 Millionen Euro in Studien, Projekte und Schutzmaßnahmen.

„Biodiversität und Auswirkungen des Klimawandels in der Mata Atlântica“ lautet das Programm, das von Deutschland und Brasilien getragen wird. Die ersten Workshops zu dem Programm fanden bereits statt. Das BrasilienPortal war dabei – als einziges deutschsprachiges Medium. In den kommenden Wochen werden wir exklusiv über das Programm berichten und Ihnen einen Einblick in die einzigartige Welt der Mata Atlântica, des Atlantischen Regenwaldes bieten.

Das grosse BrasilienPortal – Spezial zum Atlantischen Regenwald in Brasilien

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Die Mata Atlântica ist ein Regenwald der Superlative. Sie ist eins der artenreichsten und eins der bedrohtesten Biome unseres Planeten und sie zählt zu den fünf wichtigsten Hot-Spots der Welt. Sie beherbergt über 20.000 verschiedene Pflanzenarten und bietet weit über 2.000 Tierarten einen Lebensraum, nicht mitgezählt ist dabei die unendliche Schar von Schmetterlingen, Bienen und sonstigen Insekten. Fast nirgends gedeihen so viele verschiedene Pflanzenarten auf einem Hektar wie im Atlantischen Regenwald. Das Biom ist mehr als nur Wald, es ist ein Konglomerat von verschiedenen Biotopen. Zu ihm zählen unter anderem Sümpfe und Hangwälder sowie die für den Küstenschutz so wichtigen Mangues (Mangrovenwälder) und die Restingas (Vegetationsgesellschaften auf Dünen).

Einst bedeckte die Mata Atlântica eine Fläche von über 1,3 Millionen Quadratkilometern. Sie erstreckte sich vom Süden Brasiliens bis in den Norden über 17 der 26 Bundesstaaten Brasiliens hinweg. Was die ersten Europäer zu sehen bekamen, als sie am südamerikanischen Kontinent anlegten, das war die Mata Atlântica in ihrer ganzen Pracht. Dort, wo es noch größere zusammenhängende Flächen des Urwaldes gibt, wie im Süden der Bundesstaaten Bahia und São Paulo oder in Paraná, zeigt sie sich auch heute noch in ihrer ganzen Vielfalt. In weiten Bereichen sind jedoch nur noch Reststücke von ihr übrig, gleicht sie einem von Lücken geprägten Mosaik. Werden alle Flächen zusammen gezählt, auch diejenigen, die kleiner als hundert Hektar sind oder vom Menschen schon stark degradiert wurden, sind von der Mata Atlântica heute nur noch 22 Prozent übrig. Nur noch ca. acht Prozent sind es, wenn nur die Teile des Regenwaldes aufsummiert werden, die einen Quadratkilometer überschreiten und gut erhalten sind. Das Biom ist extrem gefährdet. Auch deshalb, weil entlang der Küste etwa zwei Drittel aller Brasilianer leben, dort 70 Prozent aller Wirtschaftsleistungen des Landes erbracht werden.

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Eine neue Bedrohung kommt durch den Klimawandel hinzu. Studien zeigen, dass die Naturkatastrophen im vergangenen Jahrzehnt stark zugenommen haben. Regenfälle, ausdauernder und wesentlich stärker als üblich, führten in den vergangenen Jahren zu etlichen Katastrophen, die Todesopfer forderten, Siedlungen und Straßen zerstörten. Auch dieser Tage kam es wieder zu Katastrophen mit Überschwemmungen und Erdrutschen. In den Bundesstaaten Rio de Janeiro, Espírito Santo und Minas Gerais wurden die Häuser von zehntausenden Menschen überschwemmt und zerstört. Die Katastrophen hinterlassen ihre Spuren in Städten und Siedlungen und sie zeichnen den Küstenregenwald. Enorme Erdrutsche hinterlassen langgezogene, kahle Flächen, weithin sichtbare Erdnarben in den grün bedeckten Hängen des Küstengebirges.

Die Mata Atlântica ist vom Klimawandel stark betroffen und hat gleichzeitig eine enorme Bedeutung für das Weltklima. Nur wenige Waldtypen speichern so viel Kohlenstoff wie sie es tut. Je artenreicher ein Wald, desto mehr Kohlenstoff kann über die Fotosynthese der Pflanzen aufgenommen werden. Es wird davon ausgegangen, dass tropische Wälder pro Hektar eine Biomasse von 224,2 Tonnen aufweisen. In dieser sind wiederum 110,3 Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Hochgerechnet auf die intakte Waldfläche von 16,3 Millionen Hektar ergibt dies die unglaubliche Summe von nahezu 1.8 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Eine Investition in den Schutz und die Wiederaufforstung der Mata Atlântica ist somit auch eine Investition in die Zukunft, um den Klimawandel abzudämpfen und eine weitere Zunahme der Katastrophen zu verhindern.

Wie Brasilien und die Welt zum Erhalt dieses einzigartigen Bioms beitragen können, wollen oder werden, darüber informieren wir Sie in den nächsten Wochen in ausführlichen Reportagen. Wir werden dabei auch beleuchten, wie die Menschen, die vom und im Regenwald leben, vom Naturschutz profitieren können und wie die indigenen Völker zum Klimaschutz beitragen. Wir werden von einem weltweit einzigartigem Programm des brasilianischen Bundesstaates Paraná berichten und darüber, wie sich das Handeln des Menschen in Form von großen und kleinen Katastrophen auf den Küstenregenwald auswirken kann. Und wir werden Ihnen einen kleinen Einblick in die immense Artenvielfalt der Mata Atlântica geben.

In unserer Serie „Der Atlantische Regenwald im Zeichen des Klimawandels“ präsentiert BrasilienPortal-Redakteurin Gabriela Bergmaier Lopes Ihnen folgende Reportagen, Interviews und Informationen:

Biodiversität und Auswirkungen des Klimawandels in der Mata Atlântica

MataDer Klimawandel macht vor Ländergrenzen nicht Halt. Während sich Naturkatastrophen häufen, versucht die Bundesrepublik mit einem binationalen Programm zum Erhalt des Atlantischen Regenwaldes, der Mata Atlântica, und so zum Klimaschutz beizutragen. Über die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die Entwicklungsbank KfW werden bis 2017 14,3 Millionen Euro in das Projekt zum Schutz der Mata Atlântica investiert. Im Vordergrund stehen dabei der Erhalt der Biodiversität, die Auswirkungen des Klimawandels sowie eine nachhaltige Entwicklung der lokalen Wirtschaft in den betroffenen Gebieten.

Regenwald-Schutz: “Intakte Wälder sind die beste Vorsorge!

Ingrid PremDeutschland investiert über die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die Entwicklungsbank KfW 14,3 Millionen Euro in das Projekt “Biodiversität und Auswirkungen des Klimawandels in der Mata Atlântica”. Der Regenwald, der sich entlang der brasilianischen Küste erstreckt, ist eines der artenreichsten Biome der Welt. Seit April diesen Jahres beschäftigt sich Ingrid Prem intensiv mit ihm. Sie ist bei der GIZ Leiterin des Bereiches Nachhaltige Entwicklung und Schutz der tropischen Wälder. Wir wollten von ihr wissen, was sich Deutschland von den Investitionen in den Regenwald verspricht.

Indigene Völker unabdingbar für Regenwald-Schutz

mata-atlantica-5In der Mata Atlântica sind 120 Terra indígenas (Gebiete der Indios) verzeichnet. Die dort lebenden Indios sind allerdings nahezu unsichtbar, wie Marcio Barragana Fernandes vom Conselho do Mosaico Lagamar es ausdrückt. Er und Vertreter der staatlichen Institution zum Schutz der indigenen Völker (FUNAI) setzen sich dafür ein, dass die Indios an den Schutzprojekten zum Atlantischen Regenwald beteiligt werden. Aber auch die Indios kämpfen um ihr Recht und um mehr Aufmerksamkeit.

Im Kreislauf von Katastrophen und Klimawandel

Bucht von AntoninaNoch nie wurden so viele Katastrophen im Bereich der Mata Atlântica gezählt wie in den vergangenen zehn Jahren. Studien zeigen, dass die stärkeren Regenfälle, die Überschwemmungen und Stürme mit dem Klimawandel einher gehen. Gleichzeitig sehen Forscher und Naturschützer im Atlantischen Regenwaldes einen Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Warum dies so ist und wie die Katastrophen den Regenwald beeinflussen, erfahren Sie auf dem BrasilienPortal.

Faszinierende Artenvielfalt im Atlantischen Regenwald

TatuEs ist schwierig durch den Atlantischen Regenwald zu gehen und sich nicht von seiner enormen Artenvielfalt faszinieren zu lassen. In ihm wachsen mehr Pflanzenarten als in Europa und Nordamerika. Der Atlantische Regenwald beherbergt das größte Nagetier und den kleinsten Affen der Welt. Er ist Heimat von Heilpflanzen und Tieren, aus deren Giften Medikamente gewonnen werden. Tauchen sie ein in die immense Artenvielfalt der Mata Atlântica.

Mit dem “Bioclima” das Weltklima beeinflussen

Foto0581Der brasilianische Bundesstaat Paraná, der einst nahezu vollständig vom Atlantischen Regenwald bedeckt war, will mit dem einzigartigen Programm “Bioclima” den Schutz des Klimas und der Artenvielfalt auf allen Ebenen der Politik und der Regierung verankern. Es ist ein ehrgeiziges Vorhaben, das neben den staatlichen Einrichtungen auch Privatunternehmen und die Bevölkerung mit einbezieht. Es reicht von Lehrpfaden an Schulen über Zertifikate zur Biodiversität bis hin zu Regionalplänen, bei denen die nachhaltige Entwicklung im Vordergrund steht.

Die Mata Atlântica als Arbeitsplatz

Landwirtschaft, WiederaufforstungStudien darüber wie viele Menschen vom Regenwald leben gibt es nicht. Es gibt aber Untersuchungen, die zeigen, wie wirkungsvoll Zahlungen für sogenannte Umweltdienste sind. Wer ein Entgelt dafür erhält, dass sein Grundstück mit Bäumen bestanden ist, wird diese nicht abholzen. Bundesstaaten und Regierung haben aber noch andere Programme entwickelt, um den Menschen im Regenwald ein Auskommen zu ermöglichen und gleichzeitig den Atlantischen Regenwald vor weiterer Zerstörung zu schützen.

Selbsterfahrung: Wie lebt es sich in Brasiliens Küstenregenwald?

Alessandro und ichSeit fünf Jahren leben Alessandro und ich am Rande des Atlantischen Regenwaldes, der Mata Atlântica. Ich aus Deutschland, er aus der Stadt. Damit waren wir absolute Regenwaldneulinge, als wir unser Holzhüttlein, mitten im Wald gelegen und 300 Meter weit von der Straße entfernt, bezogen. Es war und ist ein kleines Abenteuer, auf das wir uns eingelassen haben. Ohne Strom, Wasser aus dem Brunnen, der nächste Nachbar gut 500 Meter entfernt, fingen wir an, uns mit dem neuen Leben anzufreunden.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: Gabriela Bergmaier Lopes

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