Rivelino Roberto

Zuletzt bearbeitet: 29. Oktober 2013

Rivelino_StartKünstlername: Rivelino
Kompletter Name: Roberto Rivelino
Geburtsdatum: 01/01/1946
Geboren in: São Paulo
Position: Mittelfeld

Vereine:
1979 bis 1985: Al Hilal (Saudiarabien)
1975 bis 1979: Fluminense (RJ)
1965 bis 1975: Corinthians (SP)

WM-Einsätze Seleção:
WM 1978 Argentinien
WM 1974 Deutschland
WM 1970 Mexiko

Spiele für die Seleção: 86
Tore für die Seleção: 23

Hineingeboren wurde Roberto Rivelino in eine italienische Familie aus São Paulo, am ersten Tage des Jahres 1946. Man sagt den Italienern vieles nach, unter anderem auch, dass sie den Fussball im Blute haben. Wie dem auch sei, bei Roberto Rivelino traf es zu. Durch die “Peladas“, Fussball-Spiele mit Freunden im Hinterhof, und den Spielen in der Halle, entwickelte er eine unglaubliche Kontrolle über den Ball. Seine schnellen Dribblings auf engstem Raum und sein schussgewaltiger linker Fuss, katapultierten ihn in die höchste technische Liga erlauchter Fussballstars (Jairzinho, Garrincha, Pelé, Socrates…)

Er wuchs in armen Verhältnissen in São Paulo auf und seine Freunde nannten ihn Maloca, was soviel wie “armes Haus“ bedeutet. Sein erstes Testtraining absolvierte er im Fussballverein Palmeiras. Dort scheiterte er aber kläglich. Viele Fussballfachleute philosophierten in späterer Zeit, dass das Schicksal von Rivelino und Corinthians unzertrennlich in den Sternen zusammenhing. 1962 ging er zum Fussballclub Corinthians aus São Paulo und 1965, mit gerade mal 19 Jahren, begann seine glorreiche Zeit in dieser Mannschaft, die den Spitznamen “timão“ für sich beanspruchte. Er hatte einen Stammplatz im Team inne und spielte sowohl im linken Mittelfeld, als auch Zentral, als Denker und Lenker.

Die Schlachtenbummler von Corinthians lagen ihm sehr schnell zu Füssen, da er mit seinen Dribbelkünsten, seinem sicheren Gefühl für den Ball und seinem “guten Auge“ für den Mitspieler jedes Fussballherz höher schlagen liess. So manchen Torhüter lehrte er mit seinen fulminanten “Krachern“ das Fürchten. Sein effektivster Trick bestand daraus, mit dem Drang zum Tor, kurz vor dem Gegner in schneller Bewegung ein Bein von innen nach aussen über den Ball zu bewegen und dadurch eine Richtungsänderung vorzutäuschen, sich selbst und den Ball aber in die entgegengesetzte Richtung zu beschleunigen. Der Gegner stand dadurch sowohl auf dem falschen Fuss, als auch mit offenem Mund auf dem Platz. Dieser Trick wird heute noch effektvoll imitiert; Ronaldo hat diese Variante bis zur Perfektion verinnerlicht.

1966 feierte er seine einzige Meisterschaft der Rio – Sao Paulo Liga im schwarz–weissen Trikot von Corinthians. Diesen Titel mussten sie sich allerdings mit den Mannschaften von Botafogo, Vasco und Santos teilen. Während der 12 Jahre bei Corinthians schoss Rivelino 165 Tore für seinen Verein und erspielte sich einen Platz in den Geschichtsbüchern der Corinthians als einer der Spieler des Teams, die auch in der brasilianischen Nationalmannschaft spielten. Seine Fans ehrten Rivelino mit einem weiteren Spitznamen, „O Reizinho do Parque“, kleiner König des Parks, benannt nach dem Park São Jorge, in der Nähe des Fussballstadions.

RivelinoEnde 1974, nach der Weltmeisterschaft in Deutschland, verlor Corinthians den Meisterschaftstitel der Rio – São Paulo Liga gegen Palmeiras. Die Fans von Corinthians waren mehr als sauer und gaben Rivelino die Hauptschuld an der “Katastrophe“. Dieser, tief getroffen in seiner Fussballerehre und restlos enttäuscht von seinen “Fans“, beendete für sich das Kapitel Corinthians und unterschrieb einen Vertrag bei Fluminense, einem interessanten und erfolgreichen Verein aus Rio de Janeiro.

Wie das Schicksal es so wollte, hiess der Gegner in seinem ersten Spiel für Fluminense, in den neuen drei Vereinsfarben “Tricolore“, ausgerechnet Corinthians. Diese gingen in der Farbenflut sang- und klanglos unter und verloren vier zu eins. Rivelino “mischte“ seine ehemaligen Kollegen mächtig auf und “erschoss“ Corinthians quasi im Alleingang mit drei Toren. Speziell diese Mannschaft von Fluminense war so gut, dass die Fans die Mannschaft „Máquina Tricolor“ tauften. Sie gewann die Carioca Liga 1976 und 1977.

Rivelino schoss 53 Tore in 158 Spielen für Fluminese und erspielte sich einen Platz unter den 11 besten Spielern in der Vereinsgeschichte von Fluminense. Viele Fans sagten, er wäre der beste Spieler sowohl bei Corinthians als auch bei Fluminense gewesen.

Im Jahre 1978 unterzeichnete Rivelino einen Vertrag mit dem Fussballclub El Helal in Saudiarabien, wo er Champion im Königspokal wurde und zweimal die Meisterschaft in der nationalen Fussballliga feierte. Aufgrund einiger Schwierigkeiten mit dem Prinzen Kaled, beendete Rivellino 1981, mit 35 Jahren, seine Karriere.

1965, zur gleichen Zeit als sein Stern bei Corinthians hell aufleuchtete, wurde Rivelino auch in die brasilianische Nationalmannschaft berufen und bestritt sein erstes Freundschaftsspiel im “canarinho“ Trikot der brasilianischen Farben gegen Arsenal London und ein weiteres gegen Ungarn.

1968 gelang ihm der endgültige Durchbruch im Nationalteam. Er schoss zwei Tore im Freundschaftsspiel gegen Polen. Unter dem damaligen Nationaltrainer Zagallo erspielte sich Rivelino einen Stammplatz und eroberte 1970 in Mexiko den dritten Weltmeisterschaftstitel für Brasilien. Er schoss drei Tore in fünf Spielen und belegte den dritten Rang in der Liste der brasilianischen Spieler mit den meist geschossenen Toren in dieser Weltmeisterschaft, hinter Jair Ventura Filho – Jairzinho, der sieben Tore schoss und Pelé (vier Tore), der wohl schillernsten Figur in der brasilianischen und internationalen Fussballwelt.

Die Mexikaner lagen Rivelino zu Füssen, wenn er mit “Hacke, Spitze“ durch die Abwehrreihen wirbelte. Wegen seiner enormen Schusskraft gaben sie ihm, wie konnte es auch anders sein, einen neuen Spitznamen: “Patada atômica“, was soviel bedeutet wie “Der mit der Schussgewalt einer Atombombe“.

Rivelino war einer der bedeutenden Spieler in den brasilianischen Nationalfarben während der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland. Er spielte in allen sieben Spielen und schoss drei Tore. Der Mannschaft als solches jedoch fehlte die “feine Nase“, es mangelte an der Abstimmung im Team und der grosse Glanz blieb ihr versagt. Brasilien belegte den vierten Platz. Rivelino war einer von den wenigen, die auf hohem Niveau ihre Klasse unterstrichen.

Auch 1978 bei der Weltmeisterschaft in Argentinien war er mit von der Partie. Die meiste Zeit verbrachte er auf der Ersatzbank. Junge, hungrige Spieler wie Zico, kratzten am Fussballthron und zeigten das Ende der grossartigen Karriere von Rivelino an. Er bewies in drei Spielen noch einmal seine fussballerischen Qualitäten, ohne jedoch ein Tor zu erzielen. Im Spiel um Bronze schlug Brasilien Italien mit 2:1 und belegte den dritten Platz.

Rivelino war fast 10 Jahre Stammspieler in der brasilianischen Nationalmannschaft, streifte in 120 offiziellen Länderspielen das “canarinho“ Trikot über. Von den 120 Länderspielen schoss er 40 Tore und verlor nur 12 Partien. In der Liste der brasilianischen Spieler mit den meisten Spielen in der Nationalmannschaft, steht er immer noch unter den ersten 10 Spielern.

Nach seiner Karriere eröffnete Rivelino zwei Fussballschulen für Kinder/Jugendliche in São Paulo. Er spielte in der Nationalmannschaft der altgedienten Fussballer und dirigierte als Trainer einige Mannschaften. Unter anderem das Team von Shinizu S-Pulse aus Japan. Heute arbeitet er als anerkannter Fernsehkommentator im Bereich Fussball und lehrt in seinen Rivelino-Fussballschulen.

Franz Beckenbauer, sagte 1968 nach einem Freundschaftsspiel von Brasilien gegen eine Auswahl der FIFA (Fédération Internationale de Football Association): “Ich kam, um Pelé spielen zu sehen, aber ich sah Rivelino“.

Maradona, der bekannteste argentinische Fussballspieler, bemerkte einmal: “Rivelino war so eine Art Vorbild für mich. Bis heute erinnere ich mich an seine perfekten Dribblings. Seine Pässe waren präzise und sein Schuss unhaltbar“.

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AutorIn: Klaus Reichel

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