Fit wie die Brasilianer: Was Europäer von ihrer Lebensweise lernen können

Zuletzt bearbeitet: 25. März 2024

Die Gesundheit eines Landes lässt sich an vielen Faktoren messen, und wenngleich sich Brasilien in Sachen Gesundheitsversorgung weit hinter den westeuropäischen Staaten befindet, können wir dennoch eine Menge von der natürlichen Lebensweise dort lernen.

Die Menschen in Brasilien sind im allgemeinen sehr sportlich (Foto: Peggy und Marco Lachmann-Anke/Pixabay)

Brasilien im globalen Vergleich

Der Global Health Security Index gab dem südamerikanischen Land beispielsweise den 43. Platz aus 195 gemessenen Ländern.

Bei World Population Review 2024 lag Brasilien auf Platz 53 von 197 Staaten, wobei Daten des Bloomberg Global Health Index, der Global Health Security Index wie auch des Legatum Prosperity Index in die Bewertung einflossen.

Obwohl Brasilien in allen Ranglisten deutlich unter der Schweiz liegt, bedeutet dies nicht, dass das südamerikanische Land mit seinem tropischen Klima und gemeinhin sehr aktiven Menschen den Europäern in allen Bereichen nachsteht. Vielmehr hängt das niedrige Ranking oftmals mit ökonomischen Faktoren, der staatlichen Gesundheitsversorgung sowie der Investition der Regierung ins Gesundheitswesen ab, und dabei liegt in Brasilien noch Vieles im Argen, wobei sich das Land in derzeit in einer „Gesundheitsrevolution“ befindet und heftig Etat in diesen Bereich fließen lässt.

Vorbild in Ernährung

Schon lange ist Brasilien jedoch für sein vorbildlicher Ernährungsverhalten bekannt, das tropische Klima unterstützt dies, denn Obst und Gemüse gedeihen hier prächtig. Auch die Regierung setzt seit 2014 den Fokus auf „natürliche Ernährung“. Damals erließ das Gesundheitsministerium mit seiner „Guia Alimentar para a Populacao Brasileira” Richtlinien, die sich anders als in den meisten Ländern nicht auf eine “Ernährungspyramide” konzentrierten, sondern auf den heimischen Anbau und das Essen in Gesellschaft. 2017 hat Brasilien auch als erstes Land die Ziele der United Nations zur gesunden Ernährung unterzeichnet.

In Brasilien setzt sich diese Ernährungspyramide folgend zusammen:

  • Die Basis bilden natürliche, ursprüngliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Fleisch, Milch, Fisch, Getreide und Reis
  • In der Mitte der Pyramide befinden sich Geschmacksverstärker wie Zucker, Salz und Öle oder andere Fette
  • Im oberen Pyramidenteil befinden sich industriell weiter verarbeitete Speisen

Zudem wiesen diese Richtlinien an, die Speisen vornehmlich daheim zuzubereiten und beim Essen auch auf den sozialen Faktor Wert zu legen und mit Familie und Bekannten „Spaß“ und „gute Laune“ in die Ernährungsgewohnheiten zu bringen. Ein krasser Gegensatz zu den aktuellen Richtlinien beispielsweise der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die allenfalls betonen sich mehr Zeit zur Essensvorbereitung zu nehmen.

Was essen die Brasilianer?

Fleischgenuß ist in Brasilien deutlich günstiger (Foto: Guillo Cinque/Pixabay)

Natürlich ist in Brasilien das Klima deutlich anders als in Westeuropa. Zu den Hauptanbauprodukten gehören Kaffee und Zuckerrohr, gleichzeitig die größten Exportprodukte, wie auch Soja, und Obst wie Orangen, Ananas und Bananen sowie tropische Früchte. Auch für seinen Kakaoanbau und die kartoffelähnliche Maniok ist das Land bekannt.

Bekanntlich wird auch Rinderwirtschaft hier großgeschrieben, wobei Brasilien hierfür häufig in Verruf steht. Die Versteppung der Rinderweiden in Amazonien, und die Ausbeutung der Tiere und natürlichen Ressourcen für den Export werden stark kritisiert.

Auch in der heimischen Ernährung spielt Fleisch – vor allem Rind- und Schweinefleisch eine wichtige Rolle, wobei der Verbrauch konstant ansteigt. Laut aktuellen Prognosen wird der Umsatz pro Kopf 2024 bei 155,50 Euro liegen, der Konsum bei 38,7 Kilo pro Kopf und Jahr. Im Vergleich dazu liegt die Prognose für die Schweiz bei 861,60 Euro Umsatz und 34,05 Kilo pro Kopf, womit deutlich wird: der Fleischgenuss ist in Brasilien deutlich günstiger!

Ernährungsbedingte Krankheiten in Brasilien

Hinsichtlich der Übergewichtsraten steht Brasilien ebenfalls schlechter da als die Schweiz, wobei das Land weit unter den negativen Spitzenreitern liegt. Eine Statistik von 2021 zeigt:

  • 57,3 Prozent der Brasilianer sind übergewichtig oder fettleibig
  • 41,9 Prozent in der Schweiz
  • Chile lag mit 67,7 Prozent auf erster Stelle, gefolgt von den USA mit 67,5 Prozent

Ähnliches ergibt sich hinsichtlich Diabetes-Erkrankungen:

  • 8,8 Prozent der Brasilianer zwischen 20 und 79 Jahren leiden an Diabetes
  • In der Schweiz sind 4,6 Prozent der Bevölkerung auf Insulin angewiesen, das hier leicht über Apotheken wie Apomeds online erhältlich ist.
  • Negativer Spitzenreiter ist hier Mexiko mit 16,9 Prozent Diabetes-Prävalenz, gefolgt von der Türkei mit 14,5 Prozent

Bei all diesen Analysen muss jedoch beachtet werden, dass die Schweiz als „High Income Country“ im drastischen Gegensatz zu Brasilien als „Low Income Country“ steht, was Krankheitsprävention, medizinische Betreuung und Vorsorge wie auch Behandlung betrifft.

Sportliche Betätigung

Im Hinblick auf sportliche Aktivität gewinnt ganz klar Brasilien. Der Bevölkerung ist nicht nur ihr Aussehen wichtig, sondern auch die gemeinschaftliche Betätigung und der soziale Aspekt von Sport. Mehr als 30 Millionen Brasilianer spielen Fußball, rund 15 Millionen Volleyball, wobei besonders Beach-Volleyball aufgrund der langen Küstenlinie populär ist, 12 Millionen spielen Tischtennis und 11 Millionen lieben den Schwimmsport. Auch Sportarten wie der Kampfsport Caopeira, Judo, Surfen, Skateboarden und Leichtathletik sind bei den Einwohnern beliebt.

Das das ganze Jahr über warmen Temperaturen, ein hoher Anteil an Sonnentagen und ein Fokus auf eine gesunde Work-Life-Balance machen Brasilien zu einem der sportlichsten Länder, wobei auch das niedrigere Einkommen im Vergleich zu den europäischen Ländern eine Rolle spielt: Kinder spielen hier mehr Straßensport, als an ihren elektronischen Geräten zu sitzen.

Wenngleich also gesundheitlich in Brasilien systemisch noch eine Menge im Argen liegt und das Land zur Jahrtausendwende noch als Entwicklungsland galt, können sich Europäer an ihren natürlichen und geselligen Ernährungsgewohnheiten wie auch in Sachen sportlicher Aktivität doch ein Beispiel nehmen.

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