Indigene in der Stadt

Zuletzt bearbeitet: 23. Februar 2021

Indios berichten von ihrem Elend auf einer Müllhalde leben zu müssen.

“Ich verkaufe Abfall und schäme mich nicht darüber zu reden. Mein Lebensweg war Hunger, Gewalt, Armut und Diebstahl. Bin geboren, um zu leiden, das können Sie mir glauben, um zu fallen, wieder aufzustehen, zu irren und zu lernen. Dieser Weg ist hart, aber alles ist eine Phase. Die Westzone ist mein Platz in dieser Stadt. Ich bin die aktive Stimme der Peripherie, die Stimme der Unterdrückten, die Stimme der Verrückten, der Gedemütigten und der Banditen, der von der Gesellschaft Vergessenen und der Bescheidenen, die in dieser Stadt nichts zu suchen haben”!

Müllsammler in Boa Vista – Foto: Edilson Rodrigues/AgenciaSenado

Die Melodie und der Text dieses urbanen Rapp sind für den Indio vom Stamm der “Wapixana”, Charlesson da Silva, 21 Jahre alt, der Kanal mit dem er das Elend des Sammlers von wieder verwertbarem Abfall ausdrückt. Er schämt sich nicht, als Müllsammler in Boa Vista sein Leben fristen zu müssen, jedoch was er sich für die Zukunft wünscht, befindet sich außerhalb der Müllhalden dieser Großstadt im brasilianischen Bundesstaat Roraima.

“Mein Leben verbessern, und auch das meiner Familie – habe angefangen zu studieren und möchte meinen Abschluss in Jura machen. Vorläufig hab’ ich den Rapp, aber ich möchte auch eine interessante Arbeit haben”, sagt der Rapper.

Charlesson ist der Stolz seiner Mutter Mara Wapixana. Auch sie sammelt Material auf der Müllhalde, geht aber nicht oft an diesen schrecklichen Ort. “Das hier wünsche ich niemandem, aber um nicht zu betteln und auch nicht zu stehlen, bleiben wir eben hier”.

Der Müllberg am Rande der Landstraße BR-174, die Geier und der starke Geruch der Gülle sind Teil der Arbeitsumgebung dieser Indios. Die Müllkippe ist schließlich die letzte Möglichkeit, um zu überleben, wie der Präsident der Organisation der indigenen Bevölkerung der Stadt Boa Vista, Eliandro Pedro de Sousa, erzählt.

„Für diejenigen, die es nicht mehr aushalten, sich in dieser ausbeuterischen Arbeitssituation zu befinden, sehen viele keinen anderen Ausweg als das selektive Sammeln im Müll. Die Quintessenz des Problems der städtischen Indigenen ist die Arbeit auf der Müllkippe.“

Um die Übersicht zu behalten und die wichtigsten Forderungen dieser Arbeiter herauszufinden, begann das Projekt Nova Cartografia Social da Amazônia im Jahr 2013 mit indigenen Sammlern von Wertstoffen in der Hauptstadt Roraima zu arbeiten.

Die meisten der Indios forderten die Legalisierung ihres Berufes als Müllsammler und den Erhalt von persönlichen Dokumenten. Die Koordinatorin des Arbeitsteams von diesem Projekt, Marineide Peres da Costa, weist darauf hin, dass ein großer Teil der Indigenen “Ausländer” ist, hauptsächlich aus dem benachbarten Guyana und neuerdings auch aus Venezuela.

Für Marineide ist die Müllkippe ein trostloser Ort. „Es ist eine scheußliche Umgebung. Es handelt sich hier zwar um eine offizielle Arbeiterklasse, aber sie wird nicht wertgeschätzt. Diese Menschen können nicht von ihrer Arbeit leben. Sie werden deutlich unterbewertet, vor allem die Frauen, die dabei sind“, sagt sie.

Die Nationale Indigene Stiftung (FUNAI)

Die ursprünglich von weißen Politikern und Ethnologen in Brasília gegründete FUNAI begleitet die Situation der einheimischen Müllsammler auf zaghafte Art und Weise. „Als wir begannen, die Indigenen auf der Müllhalde zu begleiten, zerstreuten sie sich.

Sie wollten nicht zu den Müllsammlern gezählt werden. Der Anfang war dort sehr schwierig. Sie haben sich nicht als Indios identifiziert, sie wollten nicht als Indigene Müllsammler identifiziert werden“, erinnert sich der Koordinator der Stiftung in Boa Vista, Riley Mendes.

Für einige Indigene kann die Anpassung des Geländes an das Abfallgesetz, die Einrichtung von Kooperativen und eine Recyclinganlage eine Verbesserung ihrer gegenwärtigen Situation bedeuten. Die Mülldeponie in Boa Vista sollte Mitte 2018 an das Gesetz angepasst werden (was 2020 immer noch nicht umgesetzt wurde), berichtet das städtische Umweltsekretariat.

Es gibt allerdings „ein Aber“ bezüglich der ausländischen Indigenen, wendet der Funai-Koordinator Riley ein. “Die Gemeinde ist in diesem Fall nicht verantwortlich”, fügt er hinzu. „Wenn er (der ausländische Indigene) illegal im Land ist, habe ich keine Möglichkeit, ihn zum Arbeiten zu bewegen oder davon abzuhalten.

Die Möglichkeit eines Wechsels auf der Deponie ermutigt jedoch Márcio Wapixana, der hofft, mit einem unterschriebenen Arbeitspapier weitermachen zu können.

„Es wird ein unterschriebener Vertrag sein, richtig? Es wird gut werden. Das Leben wird endlich ein bisschen besser werden für viele Menschen. Erst recht für die Menschen hier, die es dringend brauchen. Und wie ich gehört habe, werden drei Kooperativen eröffnet”.

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