Domingos Martins

Zuletzt bearbeitet: 19. Dezember 2012

Ist einer der prosperierendsten Distrikte der „Região Serrana“ (Bergregion) von Espirito Santo, 42 Kilometer von der Hauptstadt Vitória in südwestlicher Richtung gelegen – leicht über die Bundesstrasse BR 262 zu erreichen – man verbindet einen solchen Besuch am besten mit einem Ausflug zum „Pedra Azul“ (20 km weiter).

In „Domingos Martins“ steht die erste evangelisch-lutheranische Kirche des Bundesstaates, gebaut 1866 – und es gibt hier noch eine ganze Reihe erstaunlicher Errungenschaften, Begebenheiten und touristischer Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel die Erfrischungsgetränke-Fabrik „Coroa“ – mit einem sehenswerten Naturpark, der Orchideen, Bromelien und Begonien, unter vielen anderen Pflanzen, präsentiert, kultiviert von einem der anerkannt grössten Orchideenkenner des Landes, „Roberto Kaustky“. Oder das Haus des Kunsthandwerks, das Haus der Kultur, das Denkmal des Emigranten und viele andere Sehenswürdigkeiten.

Der von deutschen (80%) und italienischen (20%) Einwanderern gegründete Ort (1847) hat heute 31.000 Einwohner und liegt auf einer Höhe von 620 Metern, mit gemässigten Temperaturen (Mittelwert pro Jahr liegt bei 19º C – mit einem absoluten Minimum von +7º C). Hier ist es, nach einem Strandaufenthalt im Sommer, bei über 35º C, sofort angenehm kühl und frisch. Kein Wunder also, dass jene europäischen Einwanderer diese Klima vorgezogen haben. Der kleine Ort hat eine perfekte Infrastruktur, mit allem was der Mensch zum Leben braucht – fürs leibliche wie fürs geistige Wohlbefinden – ein Ort mit Lebensqualität! Aber nicht nur innerhalb des Ortes, auch an der Strasse BR-262, die den gesamten Distrikt von Domingos Martins durchquert, gibt es Hotels von internationalem Standard und charmante Pousadas im Baustil der deutschen Jahrhundertwende.

Die verstreuten Bauernhöfe, mit ihren typischen Einrichtungen, ihren traditionellen Sitten und Gebräuchen und ihrer deutschstämmigen Kost, sind Optionen eines wachsenden Agro-Tourismus in Brasilien – besonders für die Brasilianer aus den grossen Städten. Viele dieser Bauernhöfe haben inzwischen Appartements an- oder eingebaut und vermitteln ihren Gästen die Teilnahme am täglichen Bauernhof-Betrieb. Auch für Wanderungen innerhalb der landschaftlich sehr reizvoll gelegenen Besitze – in der Regel mit Beständen von Atlantischem Regenwald – für Badefreuden in Wasserfällen oder den Stromschnellen des Rio Jucu, sind solche Aufenthalte konzipiert.

Zur allgemeinen Erheiterung hier ein Auszug aus den in Domingos Martins angebotenen „exotischen Köstlichkeiten der lokalen Gastronomie“ deutschen Ursprungs, die aber im Lauf von mehr als einem Jahrhundert einige Verstümmelungen, nicht nur von Seiten der deutschen Nachfahren, sondern auch der bei Fremdworten stets entgleisenden Brasilianer, hinnehmen mussten. Letztere beschreiben diese gastronomische Exotik folgendermassen:

„Wenn es ans Essen geht, ist die deutsche Tradition auf dem Teller präsent mit Sauerkraut (chucrute), Blutwulst (chouriço feito de sangue e açucar = gemacht aus Blut und Zucker), Schwartnmagen (mortadela), Milhobrot (Brot aus Kartoffeln) soll aber wohl Maisbrot sein (Milho=Mais), Kuchen (bisteca de porco = Schweinekotelett) hier haben sie sich total verhauen, Eisben (joelho de porco = Knie vom Schwein), Käseschminer (queijo cremoso = cremiger Käse) gemeint ist wahrscheinlich Schmierkäse, Michsuppe mit Nudlen (sopa de leite com macarrão = Suppe aus Milch mit Maccaroni), Michabrot (pão de milho = Maisbrot), Spitzbuben (bolo = Kuchen), Streuzelkuchen (Torte)“.

Eine herzallerliebste Geschichte habe ich von einem dieser deutschen Emigranten gehört, die passt, glaube ich, gerade in unsere Stimmung. Sie ist ein bisschen philosophisch, ein bisschen ökologisch, und gefällt hoffentlich auch Ihnen:

„Es war einmal ein Millionär (dieser Anfang hat mir gleich gut gefallen) – einer von diesen wirklich superreichen Ausländern aus der Stadt – der entschloss sich eines Tages, mit seiner ganzen Familie aufs Land zu fahren, hier in unsern Ort, denn er hatte verschiedene seiner Bekannten darüber erzählen gehört – wie gut es ihnen gefallen, über das angenehme Klima und die netten Leute dort.

Nachdem alles bestens vorbereitet und abgesprochen war, kam endlich der Tag des von allen Beteiligten so lange erwarteten Ausflugs. Alle stiegen sie in die luxuriöse Limousine und die Reise aufs Land begann. Sie brauchten nur vierzig Minuten auf der gut ausgebauten Strasse bis zu unserem Ort – und schon sahen sie eins unserer typischen Postkartenmotive vor sich. Also hielten sie an und stiegen aus, um nun diesen lieblichen Ort persönlich kennen zu lernen.

Sie betraten das „Haus des Kunsthandwerks“, in dem die Bewohner der Kolonie ihre unzähligen hausgemachten Produkte anboten – alles schön arrangiert. Sie beobachteten einige Touristen, die sich bestimmte Produkte aussuchten, bezahlten und in ihren Rucksäcken verstauten – und nahmen die Gelegenheit wahr, zum nächsten Gebäude zu schlendern, wo sie ebenfalls eintraten – das war das „Haus der Kultur“, und es informierte sie über die Geschichte der Emigranten dieses Ortes, die aus „Pommern“ in Deutschland stammten.

Nach vielem Herumlaufen und Beobachten und Zuhören kamen sie zum Dorfplatz und setzten sich müde auf eine der dort aufgestellten Bänke. Sie bewunderten die vielen Blumen, die dort gepflanzt waren, und die wunderbar mit dem Gesamt des Ambientes harmonierten. Es überkam sie eine angenehme Ruhe an diesem Platz und sie liessen ihre Blicke rundherum schweifen – über die alten Gebäude, die lutheranische Kirche mit ihrem eleganten Turm und immer wieder wurde der Blick eingefangen von den Blumen – und der Geist bewunderte den Frieden und Beschaulichkeit, die über dem Platz lag und den wenigen Menschen, die bedacht ihrer Wege gingen.

Er, der Millionär, nachdem er still und nachdenklich geworden, auch ein bisschen gedöst hatte im Schatten der alten Bäume, erhob sich schliesslich von seiner Bank, ging auf eine Gruppe von Männern zu, die in der Nähe herumstanden und sich unterhielten – und als es ihm gelungen war, ein paar Worte zu wechseln, fragte er einen der alten Emigranten: „Wenn du reich wärst, ein sehr reicher Mann, der reichste auf der ganzen Welt – mit unendlich viel Geld zum Ausgeben – sag‘ mir, was würdest Du tun ? In was würdet du investieren?“

Der einfache Landmann, ein Mann aus der Kolonie wie er, antwortete nicht sofort, denn er hatte ein bisschen über die Frage nachgedacht. Aber dann kam die Antwort ohne Zögern: „Wenn mir so ein unerschöpflicher Geldschatz gehörte, würde ich ein riesiges Hotel bauen – sicher das grösste Hotel, das man in diesen Bergen je gesehen hat. Dann würde ich viele Heilkräuter pflanzen, einen riesigen Garten mit allen möglichen Gemüse anlegen, viele Kühe, Schweine und Hühner halten, viele Bäume pflanzen und schöne Blumen, um das traurige Leben aufzuheitern.

Und wenn dieser riesige, reiche Besitz dann endlich fertig wäre, würde ich alle die armen Reichen der Städte einladen, sich mit ihren Familien von ihrem Stress, ihren Neurosen und ihren Ängsten zu kurieren – in unserem gesunden Klima, in unserer frischen Luft, von der sie jeden Tag, so viel sie wollten einatmen könnten, um schliesslich, verjüngt und voll neuer Energie, zu ihrem harten und nervenaufreibenden Stadtleben zurückzukehren. Gesundheit, mein Freund, ist das höchste Gut, das uns der liebe Gott gegeben hat, hier in unserem Paradies sind wir die Reichen!“

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