Allgemeine Daten der Sambaschule G.R.E.S. Unidos Do Viradouro
Gegründet: 24. Juni 1946
Vereinsfarben: Rot/Weiss
Symbol: Krone, Lorbeer + eine weisse + eine schwarze Hand beim Händedruck
Aus der Stadtteil: „Niterói“
Präsident: Marcelo Calil Petrus Filho
Karnevalist: Tarcísio Zanon
Karnevalsdirektor: Alex Fab und Dudu Falcão
Sänger: Zé Paulo Sierra
Leiter der Perkussions-Gruppe (Mestre de bateria): Ciça
Königin der Perkussion (Rainha da Bateria): Erika Januza
Samba-Enredo 2025 (Themen-Samba)
Malunguinho: O Mensageiro de Três Mundos
Malunguinho: Der Bote der drei Welten
Mitwirkende 2024: 3.000
Alas (Flügel): 23
Allegorische Wagen: 6
Quadra-Adresse: Avenida do Contorno, 16 – Barreto Niterói – RJ
Clubräume: Rua Barão de Tefé, 01 Fds.
Quadra-Telefon: (21) 2628 – 7840
Club-Telefon: (21) 2233 – 7463
Karnevalssieger Grupo Especial
2024, 2020, 1997
Video Impression Karnevalsparade 2024
Video Samba Enredo 2024
Video Impression Karnevalsparade 2023
Foto Impression Karnevalsparade 2023
Video Impression Karnevalsparade 2022
Foto Impression Karnevalsparade 2022
Video Impression Karnevalsparade 2020
Video Impression Karnevalsparade 2019
Foto Impressionen Karnevalsparade 2015
Aus der Vereinsgeschichte
Viradouro – 15 Jahre in der Spitzengruppe –, hat viel zu erzählen. Gegründet wurde die Schule 1948 in Niterói, der Nachbarstadt von Rio de Janeiro auf der gegenüberliegenden Seite der Guanabara-Bucht – viele Jahre lang war sie bei den antiken Paraden die Referenz, und sie hat zahlreiche Titel gewonnen. Während 16 Jahren (zwischen 1947 und 1963) war sie nicht weniger als zehnmal Champion in ihrer Heimatstadt!
1964 marschierte sie zum ersten Mal in Rio de Janeiro auf – auf dem Platz „Praça Onze“. Aber zwei Jahre später kehrte sie auf ihre heimatliche Erde zurück, denn dort hatte sie grösseren Erfolg: noch achtmal wurde sie dort Champion – in einer ewigen, aber gesunden, Rivalität mit der Schwester „Cubango“, mit der sie sich hie und da als Karnevalssiegerin abwechselte.
Der Wunsch zu wachsen war so gross, dass die rot-weisse Viradouro 1986 erneut auf die Einladung einging, ihre Grenzen zu überschreiten um sich mit den Cariocas zu messen. Und 1991 hatte sie dann ihr Debut unter den Grossen: Unter der experimentellen Regie des Karnevalisten Max Lopes zeigte die Schule eine schöne Ehren-Parade für die Schauspielerin Dercy Gonçalves und eroberte sich einen überraschenden siebenten Platz – mit dem sie noch vor solch traditionellen Schulen wie „Vila Isabel“ und „Mangueira“ abschnitt!
Die „Viradouro“ wollte mehr – im folgenden Jahr setzte sie alle Karten auf ein Thema aus der Welt der Zigeuner. Und als sie in die Parade-Avenida einbog, hatte man keine Zweifel mehr: Viradouro war eine der luxuriösesten Paraden von 1992. Die Magie des Glücks jedoch war nicht auf ihrer Seite: Einer ihrer Wagen fing Feuer, und das kostete sie 13 Punkte wegen Verspätung!
Allerdings konnte jener Unfall die Mitglieder nicht verdriessen – für 1994 konnte sie den talentierten Joãosinho Trinta für sich gewinnen, der gerade aus der „Beija Flor“ ausgeschieden war. Der Karnevalist klotzte mit Luxus – seinem besonderen Stil – und verhalf der Schule zum ersten Mal zu einem Championplatz innerhalb der Spitzengruppe – es war zwar nur ein Dritter Platz, aber der wurde von der Kommune Niterói wie ein absoluter Sieg gefeiert.
Und der liess auch nicht lange auf sich warten: 1997 bekam die Viradouro „standing ovations“ für ihre Parade „Trevas! Luz! A explosão do universo“ (Dunkel! Licht! Die Explosion des Universums) – ebenfalls unter der Regie von Joãosinho Trinta.
Diesmal war der Luxus der Kreativität gewichen – und einigen Kühnheiten, welche sowohl Publikum wie Juroren im Sturm eroberten: wie zum Beispiel die Frontkommission ganz in Schwarz oder die auf „Funk“ umgemodelte Percussion-Gruppe unter der Leitung von Mestre Jorjão.
Joãosinho Trinta verliess die Schule im Jahr 2000, und die Viradouro öffnete sich für einen neuen Stil. Roberto Szanieck, Chico Spinoza und Mauro Quintaes hatten ihren Auftritt bei dieser Schule, die seit ihrem ersten Sieg 1997 von nun an stets unter den ersten Drei zu finden war und so jedes Mal am „Sábado der Campiões“ (Samstag der Champions – eine Woche nach Karneval marschieren die Schulen des Ersten, Zweiten und Dritten Platzes noch einmal) ihre zweite Parade absolvierte. Erst im Jahr 2005 blieb sie diesem Fest fern – sie war auf den achten Platz verwiesen worden.
Aber nichts konnte ihre geballte Kraft in der „Grupo Especial“ des Carioca-Karnevals mindern.
Schon 2006 erreichte sie wieder den Dritten Platz mit dem Thema „Arquitetando Folias“. Danach setzte sie zwei Jahre lang auf den Erfolg des Karnevalisten Paulo Barros, erreichte die Spitze aber vorläufig nicht wieder.
Auf einer Teilnehmerin der Sambaschule Viradouro lagen im Anschluss die meisten Blicke: der gerade 7-jährigen Júlia Lira, die erst nach dem Beschluss einer Familienrichterin als Königin der Trommlergruppe an der Parade teilnehmen durfte. Im Aufstellungsbereich zeigte die Mini-Samba-Queen und Tochter des amtierenden Präsidenten der Schule zunächst Nerven und rettete sich weinend vor Schaulustigen und Reportern in Mamas Arme. Auch auf der Wegstrecke im Rausch des Samba-Rhythmus schien sie von dem enormen Rummel weiterhin sichtlich nervös und irritiert.
Vielleicht lag es aber auch einfach nur an der Uhrzeit, denn die Schule betrat erst um 1:36 Uhr die Arena. Das Motto der Parade lautete „México, o Paraíso das Cores, sob o Signo do Sol“ (Mexiko, Paradies der Farben unter dem Zeichen der Sonne) und so wurden auf den 9 Allegoriewagen nicht nur wichtige Stationen in der Geschichte sondern auch berühmte Persönlichkeiten wie Diego Rivera, Frida Kahlo, Emiliano Zapata und die Jungfrau Maria von Guadalupe gehuldigt.
Zudem waren unter den 3.700 Teilnehmern in 34 Kostümgruppen neben Kakteen, Tequila und Chihuahuas jede Menge Piraten zu entdecken, die vor Jahrhunderten in der karibischen See ihr Unwesen trieben. Nach exakt 82 Minuten kam der Mexiko-Treck dann auch sicher ins Ziel.
Mit dem 12 und letzten Platz musste Unidos do Viradouro 2011 in der „Grupo Accesso“ an den Start, wie auch 2012 und 2013. In diesem Jahr (2013) machte der Verein aus Niterói grosse Anstrengungen, die Rückkehr in die “Grupo Especial“ zu schaffen und setzte auf den “Magier der Farben“, den Karnevalisten Max Lopes. Nach einer einfachen, aber schönen, Parade landeten sie auf dem Zweiten Platz, mit 299,6 Punkten, nur vier Zehntel hinter dem Champion “Império da Tijuca“, der 300 Punkte erreichte.
Nach dieser Parade büsste die Viradouro auch noch ihren “Barracão“ ein – ihre Werkstatt im Hafengelände von Rio – weil die reformbedürftigen Gebäude und Baracken-Speicher des Hafens nun endlich abgerissen und alles innerhalb eines neuen Projekts neu angelegt werden sollte. Nachdem die Schule ihre Allegorien auf einem Terrain unter freiem Himmel, an der Avenida Brasil, untergestellt hatte, bekam sie einen Platz in einem antiken Schuppen der Schule “Estação Primeira de Mangueira“, in der Nähe des Sambadroms.
Für den Karneval 2014 setzte die Viradouro auf das Thema “Sou a Terra de Ismael, Guanabara eu vou Cruzar… Pra Você Tiro o Chapéu, Rio eu vim te Abraçar“ (Bin aus dem Land Ismael, Guanabara werde ich durchqueren … Für dich ziehe ich den Hut, Rio ich kam um dich zu umarmen). Die Schule sang zu Ehren ihrer Geburtsstadt – verstärkte ihren Sound-Track mit dem Interpreten Zá Paulo, der von der “Mangueira” übergewechselt war, und vertraute auf den jungen Karnevalisten João Victor Araújo in der Gesamtgestaltung ihrer Parade.
Trotz der grossen Probleme mit ihrer Werkstatt legte die Schule eine exzellente Parade hin, nach der sie als Favorit auf den Titel in der Aufsteiger-Gruppe galt. Und diese Vermutung bestätigte sich dann auch nach der Vergebung der Punkte: Mit einer einzigen Note unterhalb von 10 – alle anderen zu bewertenden Details erhielten die maximale Note 10 – ist der Viradouro die Rückkehr in die “Grupo Especial“ für das Jahr 2015 sicher.
Die Schule Unidos do Viradouro, sie startete im vergangenen Jahr noch in der “Serie A“, konnte durch ihren Sieg in diesem Jahr in der Spitzengruppe auflaufen. Viradouro eröffnete den Karneval 2015 in Rio und litt unter dem einsetzenden Regen, besonders die Federn einiger Kostüme wurden in Mitleidenschaft gezogen. Punktabzug werden wohl die Aussetzer im Ton bringen, gleich zweimal in den ersten zehn Minuten der Parade. und der letzte Wagen präsentierte schwarze Engel, einer von ihnen mit einem beschädigten Arm.
Die Schule wählte das Thema “Nas veias do Brasil, é a Viradouro em um dia de graça“ (In den Adern Brasiliens, das ist die Viradouro an einem begnadeten Tag), über die Bedeutung der schwarzen Rasse in der Zusammensetzung des brasilianischen Volkes.
Die rot-weisse Schule verteilte sich auf der Avenida mit Alas über Giraffen und einem Eröffnungswagen mit wilden afrikanischen Tieren – besonders hervorzuheben, die Löwen und die rituellen Masken.
Die Juroren kannten keine Gnaden und setzten die Punkteabzüge konsequent um, so lag Viradoura abgeschlagen auf dem 12. und letzten Schlussrang, was den erneuten Abstieg in die Serie A bedeutet.
Viradouro ist im vergangenen Jahr (2018) in die Elitegruppe aufgestiegen. Mit seiner 2019 gebrachten außerordentlichen Präsentation wird sie sich in dieser nicht nur halten können, sondern sicherlich auch einen der vorderen Plätze belegen.
Einmal mehr hat Carnevalsco Paulo Barros für ein eindrucksvolles Spektakel gesorgt und mit seinen allegorischen Wagen unglaubliche Szenen geliefert. “Viraviradouro“ (Viraviradouro) heisst der Titel des Enredos. Bei dem ging es um das Kind im Menschen. Entsprechend hat Viradouro eine bunte Phantasiewelt auf die Samba-Avenida gezaubert. Anhaltspunkt war die Oma, die ihrem Enkel Geschichten aus einem Buch vorliest.
Aufmarschiert sind nebst Feen, Elfen, Dämonen, Hexen und Spinnen, ebenso Cinderella, Alice im Wunderland und Die Schöne und das Biest. Ein wahres Feuerwerk an Details und Überraschungen haben die allegorischen Wagen geboten.
Mit dem letzten seiner Wagen hat sich Viradouro selbst geadelt. Auf ihm thronte ein gigantischer Phoenix, der aus der Asche aufsteigt. Und wie sie aufgestiegen sind: Um ein Haar hätte Viradouro gewonnen…es wurde letztlich der 2. Schlussrang der Schule.
Erst 2018 war Viradouro in die Elitegruppe aufgestiegen. 2019 hat sie sich mit ihrer eindrucksvollen Präsentation dann gleich den Vize-Titel geholt und 2020 ist Viradouro nun die Siegerschule. Die Sambaschule hat eine überwältigende Parade über afrikanische Ex-Sklavinnen geliefert mit dem Thema Viradouro de alma lavada – ”Viradouro mit reiner Seele”. Ganhadeiras de Itapuã lautete der Titel ihres Enredos. Ganhadeiras waren Frauen, die mit dem Waschen von Wäsche, dem Verkauf von Früchten und Gemüse, dem Tragen von Wasser und anderen Aktivitäten ihr Geld verdient haben.
Präsentiert hat Viradouro damit ebenso eine Ode an die Volkskultur Bahias und die Frauen. Geschehen ist dies mit luxuriös und aufwendig gestalteten Allegorien und Kostümen. Für Staunen sorgte schon die Comissão de frente. Bei der sind die Wäscherinnen vom Seeufer den Berg hinauf gestiegen, der sich geöffnet und ein Aquarium mit 7.000 Litern Wasser freigegeben hat. In dem hat sich eine der Wäscherinnen in eine Nixe verwandelt.. Dargestellt wurde diese von einer Synchron-Schwimmerin.
Unidos do Viradouro – die 5. Schule der ersten Paradennacht – hat das aktuelle Thema Coronavirus aufgegriffen und mit viel Phantasie umgesetzt. Der Samba Enredo 2022 dazu: (Não há tristeza que possa suportar tanta alegria!) – Es gibt keine Traurigkeit, die so viel Freude ertragen kann
Während der Beginn der Parade den dunklen Seiten der Pandemie in schwarz-weissen Farben gewidmet war, schloss sich dem das Leben in all seinen bunten Facetten an. Auch Porta Bandeira und Mestre Sala traten mit überwiegend Schwarz auf. Als Sonne und als Mond tanzten sie das Drama der Pandemie. Dem schloss sich die Kraft des Lebens, der Freude und des Karnevals an.
Auch die Fake-News, die die Pandemien begleitet haben wurden gezeigt. So wurde während der Spanischen-Grippe-Pandemie ein Mitternachtstee als Heilmittel empfohlen. Ihm war eine eigene Allegorie gewidmet.
Viel hat sich in den vergangenen hundert Jahren nach der spanischen Grippe 1918/1919 nicht geändert, wie Viradouro gezeigt hat. In Brasilien wurden während der Pandemie sogar von der Regierung ein Entwurmungs- und ein Malariamittel zur Heilung angepriesen. Am Ende hiess das den 3. Schlussrang.
Auch Viradouro hat eine grandiose Präsentation geboten. Sie hat eine außergewöhnliche und doch unbekannte Frau geehrt, Rosa Egipcíaca, die erste schwarze Frau Brasiliens, die ein Buch geschrieben hat, und das im 18ten Jahrhundert, der Samba dazu: «Rosa Maria Egipcíaca» (Ägyptische Rose).
Mit nur sechs Jahren war Rosa 1725 versklavt und nach Rio de Janeiro verschleppt worden. Als Teenager wurde sie von einem Pater nach Minas Gerais gebracht, wo sie als Mätresse und Prostituierte arbeitete, von Viradouro mit einer eindrucksvollen Allegorie dargestellt. 1748 verkaufte sie ihre Kleider und Schmuck und verteilte den Erlös an die Armen.
Für die grossartige Darbietung reichte es knapp nicht zum Sieg, es wurde der 2. Schlussrang.
Die Geschichte der Viradouro 2024 basiert auf dem Vodun-Glauben der afrikanischen Völker, die an der Mina-Küste lebten, dem Gebiet, das heute zu Ghana, Togo, Benin und Nigeria gehört. Vodun war der Name, der für die Gottheiten oder unsichtbaren Kräfte der spirituellen Welt stand. In der ursprünglichen Tradition werden Frauen ausgewählt und in Riten zur Verehrung der heiligen Schlange Dangbé eingeweiht – der Schlange, die ihren eigenen Schwanz verschluckt, um das Gleichgewicht herzustellen. Nach diesen Orishas beginnt oder endet nichts, alles bewegt sich vorwärts, alles kehrt zurück. Den Glauben an den Sieg konnte Viradouro umsetzen und wird – obwohl gegen die Schule Berufung eingelegt wurde – garantiert Siegerin, denn für die Strafe wird maximal 0,5 Punkte abgezogen und das reicht für einen Sieg mit 0,7 Punkte Vorsprung.