Vor langer Zeit gab es einmal einen eingeborenen Stamm kriegerischer Frauen, die “Icamiabas“, die keine Ehemänner hatten und niemandem gestatteten, sich ihrem Dorf zu nähern. Sie verstanden mit Pfeil und Bogen umzugehen, wie sonst niemand weit und breit – es war “Iací“, der Mond, der sie beschützte.
Nur einmal im Jahr empfingen sie die Krieger der “Guaçari“ in ihrem Dorf, um mit ihnen eine Liebesnacht zu verbringen. Entstand aus einer solchen Verbindung ein männliches Kind, übergaben sie es jenen Kriegern, war es ein Mädchen, behielten sie es, um es aufzuziehen und in ihren Sitten und Gebräuchen zu unterweisen.
An jenem Abend der Vereinigung, kurz vor Mitternacht – als der Vollmond seinen höchsten Stand erreicht hatte – formierten sich weibliche und männliche Krieger zu einer Prozession in Richtung des Sees. Dort angekommen, gossen die “Icamiabas“ Gefässe voll mit pflanzlichen Duftstoffen ins Wasser, um das reinigende Bad vorzubereiten.
Genau um Mitternacht tauchten sie dann bis zum Grund des Sees, nahmen eine Handvoll des grünen Lehms auf und formten daraus kleine Tierfiguren – Frösche, Fische, Schildkröten und andere – die sie anschliessend ihren Guaçari-Freiern verehrten. Die trugen sie mittels einer Haarlocke ihrer Braut um den Hals, als Amulett.
Und bis zum heutigen Tag glauben die Bewohner Amazoniens daran, dass ein solches Amulett – sie nennen es “Muiraquitã“ – seinem Besitzer ein Leben lang Glück bringt. Übrigens ist das Amulett in Form eines Frosches das weitaus beliebteste – und das wirkungsvollste, sagt man in Amazonien!