Der Wanderfalke

Zuletzt bearbeitet: 4. Juli 2013
Der Wanderfalke kann eine Geschwindigkeit von 320 km/h erreichen

Sie, der Sie vielleicht ein Vogelliebhaber sind, wissen, dass es genug Motive gibt, um die Vögel zu bewundern. Vielleicht beeindruckt Sie ihr Gesang. Vielleicht sind es auch die Farben ihrer Federn. Auf jeden Fall jedoch machen sie den grössten Eindruck auf uns, weil sie fliegen können. Gerne betrachten wir die Vögel als Ausdruck von Freiheit.

Stellen Sie sich nur vor, Sie könnten sich einfach so in die Luft werfen, ohne Verkehrsgewühl und ohne von einem Transportfahrzeug abhängig zu sein. Sie könnten weite Entfernungen zurücklegen, von einer Hemisphäre in die andere, ohne ein Flugzeug zu brauchen. Wäre das nicht die Erfüllung eines Traums?

Und was das Fliegen betrifft: Die faszinierendsten Flugeigenschaften unter allen Vögeln besitzt der Wanderfalke (Falco peregrinus), der schnellste Vogel auf unserem Planeten, er ist in der Lage, eine Geschwindigkeit von bis zu 320 km/Std. zu erreichen. Deshalb wird er auch als schnellstes Lebewesen auf unserer Erde bezeichnet.

WanderfalkeDen Namen “Peregrino“ (Wanderer) hat er von den grossen Entfernungen, die er während seiner Flüge zurücklegt. Es gibt Aufzeichnungen seiner Wanderungen von bis zu 20.000 Kilometern. Als eine Art Kosmopolit bewohnt der Wanderfalke fast alle Kontinente – ausgenommen die Antarktis – dank seiner überraschenden Kapazität, sich praktisch allen Umgebungen anpassen zu können, von den eisigen Tundras bis zu heissen Wüsten.

Die in Europa und Asien brütenden Wanderfalken suchen Schutz vor dem Winter in Afrika und Indonesien. Während die Wanderfalken aus Nordamerika in den Süden ziehen, und in Brasilien sieht man sie zwischen November und April, wo sie sogar auf hohen Gebäuden der Metropole São Paulo beobachtet wurden.

Ihre Hauptnahrung sind andere Vögel. Die bevorzugte Beutespezies sind Tauben – wilde und domestizierte – aber auch viele andere Vögel stehen auf dem Speiseplan der Wanderfalken. Auch fliegende Säugetiere, wie einige Fledermäuse, jagen sie manchmal.

Der Wanderfalke ist eine perfekte Flug- und Jagdmaschine. Er erreicht eine Kopf-Schwanzlänge zwischen 38 und 50 cm. Seine spitz zulaufenden Flügel können ausgebreitet 120 cm Spannweite erreichen. Er bevorzugt offene Flächen, bergige Regionen, Täler und Küstengebiete.

Er wählt seine Beobachtungsplätze stets in luftiger Höhe, von dort aus startet er Beobachtungsflüge auf der Suche nach Beute. In der Luft nutzt er die warmen Luftströmungen um an Höhe zu gewinnen. Entdeckt er ein Beutetier, fällt er buchstäblich vom Himmel – er legt die Flügel an und taucht ab, wie ein Torpedo von einundeinhalb Kilo – beeindruckend aerodynamisch.

Er benutzt die Geschwindigkeit nicht nur um die Beute zu erreichen, sondern auch um sie zu schlagen – seine Krallen dringen tief ins Fleisch des Opfers. Je nach der Höhe, aus der er herabschiesst – manchmal aus mehr als eintausend Metern – erreicht er Geschwindigkeiten zwischen 270 und 320 km/h. Im horizontalen Flug liegt seine Durchschnittsgeschwindigkeit bei 45 km/h, er kann aber leicht auf 100 km/h beschleunigen, um eine Verfolgung einzuleiten.

Gerade sein Geschick als fliegender Jäger, macht aus dem Wanderfalken eine Exklusivität unter den Raubvögeln – und hat andererseits fast zu seiner Ausrottung geführt. In den 60er Jahren vergiftete der Gebrauch des Pestizids DDT in der Landwirtschaft verschiedene Vogelarten.

Weil der Falke sich von ihnen ernährte, setzte sich das Gift in seinem Organismus fest und schädigte seinen Metabolismus – auch die Schalen seiner Eier wurden in Mitleidenschaft gezogen – das Überleben der Spezies war plötzlich stark gefährdet.

Erst mit dem Verbot des DDT in der Landwirtschaft und nach einem weitläufigen Erhaltungsprojekt – vor allem in den USA – begann die Spezies sich zu erholen. Obwohl es sich um einen Vogel handelt, der auf unserem Planeten weit verbreitet ist, wird er immer noch als selten eingestuft – ihn beobachten zu können, ist ein Privileg.

Nicht erst seit heute bewundern die Menschen den Wanderfalken. Bereits im antiken Ägypten wurde der Vogel als Symbol menschlicher Evolution verehrt. In der ägyptischen Mythologie wird Horus, der Sohn von Isis, als ein Mensch mit einem Falkenkopf dargestellt, er symbolisiert jenen, der die spirituelle Erleuchtung erreicht hat, ein kosmisches Bewusstsein – das Licht, welches die Dunkelheit besiegt hat, die Sonne, durch die das Leben möglich wird.

In unserem Leben bedeutet der freie Flug des Falken eine Einladung zu einem höheren Bewusstsein, eine Sicht auf die uns umgebende Realität von hoch oben – von dort aus zeigt sich der Horizont erweitert und ohne hindernde Grenzen. Von der Höhe unseres Bewusstseins aus können wir neue Destinationen anvisieren und, obwohl sie uns noch unbekannt sind, auf mutigen Schwingen auch erreichen.

Und wenn wir dort oben sind, werden unsere Ziele nicht mehr nur aus Wünschen und Sehnsüchten bestehen, sondern zu festen Punkten werden, die wir einen nach dem andern mit Bravour erreichen. So wie der Wanderfalke seine Beute erreicht – in einem Tauchgang von Glauben und Selbstvertrauen.

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