Die Geckos sind flink, mit einer dünnen Haut, können an Wänden und sogar an der Zimmerdecke entlang spazieren, und in der Lage, bei Gefahr ihren Schwanz abzuwerfen, so wie die anderen Eidechsenarten, zu denen sie gehören. In Brasilien sind sie bekannt unter dem volkstümlichen Namen “Lagartixas“ (gesprochen: la-gar-tischas) – bei uns allgemein bekannt als “Geckos“ – und wer bereits tropische Länder bereist hat, dem sind sie sicher schon mal über den Weg gelaufen, beziehungsweise an einer Hotelzimmerwand begegnet.
Obwohl sie vollkommen harmlos sind, bekommen viele Menschen bei ihrem Anblick Gänsehaut, und manche verfallen sogar in einen Schreikrampf – zu meiner Zeit als Tourguide habe ich dergleichen gleich mehrmals erlebt. Die meisten Brasilianer nehmen an, dass es in ihrem Land nur den einen, allerdings sehr häufigen, “Lagartixa de parede“ (Wand-Gecko) gibt (Hemidactylus mabouia), der übrigens aus Afrika stammt. Ausser diesem, gibt es weitere 33 Arten, und eine Unterart, in Brasilien. Und im Gegensatz zu der öffentlichen Meinung besteht die Gruppe “Gekkota“, zu der diese Reptilien gehören, aus Geckos unterschiedlicher Körperfarben und Grössen.
“Die Geckos gibt es in zahlreichen Varianten. Sie sind in der Lage, ihre Körperfarbe zu verändern, je nach dem Boden oder der Wand, an der sie sich aufhalten oder entsprechend ihrem Stresspegel. Bestimmte Arten können innerhalb von Minuten ihre Körperfarbe dem Untergrund anpassen. Gewisse Arten sind von extrem kleiner Statur, sie können sich auf einer Münze zusammenrollen“, erklärt ein Biologe, der schon viele brasilianische Geckos fotografiert hat.
Wie er weiter erzählt, hat der Wand-Gecko in Brasilien seine Popularität der perfekten Anpassung an das tropische Klima zu verdanken. Einst kamen die ersten Exemplare mit den grossen Schiffen aus Afrika herüber, die während der Kolonialzeit an der brasilianischen Küste vor Anker gingen. Sie begannen sich zu vermehren und verbreiteten sich rasch über das ganze Festland.
“Heute wird der Wand-Gecko als eine in Brasilien vorkommende Spezies betrachtet und befindet sich auf der Forschungsliste über die “Herpetofauna“. Das sind Reptilien, die man den menschlichen Behausungen zuordnet – dort kommen die nativen Arten nämlich in der Regel nicht vor“, erklärt der Biologe.
Die Gruppe “Gekkota” ist auf den gesamten terrestrischen Globus verteilt – ausgenommen an den Polen. Die brasilianischen Geckos sind in drei Familien unterteilt: Gekkonidae, Phyllodactylidae und Sphaerodactylidae. Diese Reptilien sind bekannt durch ihre Kapazität, senkrechte Oberflächen erklettern zu können. Ihre Zehen und Finger – besetzt mit Lamellen und starken Krallen – sind zur Haftung und Fortbewegung auf den unterschiedlichsten Oberflächen befähigt. Diese Reptilien haben eine extrem zarte Haut und besitzen weder Augenbrauen noch Wimpern.
“Also können sie auch nicht mit den Augen zwinkern – sie benutzen ihre Zunge, um die Augen sauber zu halten“, erklärt der Fachmann. In Zusammenfassung, “sie schlafen mit offenen Augen, so wie die Schlangen und die Fische … und wie einige andere Arten von Eidechsen“. Es sind Tiere, deren Mehrheit nachts aktiv ist, und deren Pupillen sich bei Tageslicht vertikal zusammenziehen. In Brasilien findet man auch tagaktive Arten, wie die der Gattung “Gonatodes“ – die haben runde Pupillen.
“Die Gonatoden kann man im Amazonas-Regenwald finden und in einigen Enklaven des Cerrado. Ich bewundere die Körperfarben von Exemplaren dieser Gattung. Die Männchen sind stets bunter und attraktiver als die Weibchen. Wahrscheinlich weil sie tagaktiv sind, ist ihre Färbung so stark ausgebildet, um eine Partnerin anzulocken“, erzählt der Spezialist.
Die verschiedenen Gecko-Spezies haben ganz unterschiedliche Grössen. Manche sind weniger als fünf Zentimeter lang, während andere bis zu 25 Zentimeter erreichen können. Die südamerikanischen und afrikanischen Geckos präsentieren eine Vielfalt an physischen Aspekten. Die Gattung Hemidactylus, zum Beispiel, findet man auf beiden Kontinenten, und sie demonstriert diese Diversifikation der Arten. In Brasilien präsentieren die Gattungen “Chatogekkos“ und “Coleodactylus“ winzige Geckos, während die Gattungen “Phyllopezus“ und “Thekadactylus“ grosse Exemplare darstellen.
Sie sind harmlos
Der Biologe stellt fest, dass die Geckos keine giftigen Reptilien sind, sich aber durch Beissen verteidigen können. Sie haben einen kräftigen Biss und präsentieren kleine Zähne im Maul. Sie ernähren sich grundsätzlich von Gliederfüssern und benutzen ihre Bissstärke zum Zerbrechen der widerstandsfähigen “Panzerung“ von Käfern, Schaben und anderen Wirbellosen.
“Die Geckos besitzen keine Toxine auf ihrer Haut und sind für den Menschen absolut harmlos“, versichert der Biologe.
Zur Verteidigung pflegen die Geckos auch ihren Schwanz abzuwerfen, der, obgleich getrennt vom Körper, sich noch kurze Zeit weiter bewegt und damit den Beutegreifer ablenkt – während der Gecko das Weite sucht. Der Schwanz wächst im Lauf der Zeit nach, allerdings erreicht er nicht seine ursprüngliche Länge.
Bitte vorsichtig anfassen
Wenn Sie so einen Gecko im Haus haben und ihn nach draussen bringen wollen, sollten Sie sehr vorsichtig mit ihm umgehen, um ihn nicht zu verletzen. Wie der Biologe erklärt, genügt eine abrupte Bewegung, um das Tierchen in die Flucht zu schlagen. Für den Fall dass Sie Mut und Vertrauen in seine Harmlosigkeit haben, können Sie ihn in die Hand nehmen und ins Freie aussetzen. Oder Sie vertreiben ihn einfach mit einem Staubwedel, zum Beispiel.
“Sie sollten daran denken, dass die Präsenz eines Geckos im Haus keinerlei Gefahr bedeutet, und dass dieses Tier Ihnen bei der Bekämpfung von Küchenschaben und Moskitos hilft“, bestätigt der Biologe. Der Spezialist berichtet, dass man besonders als Siedler im Regenwald diese nützlichen Reptilien besonders schätzt und schützt – deren reale biologische Vielfalt der Wissenschaft noch weitgehend unbekannt ist. Die Lebensgewohnheiten und ökologischen Besonderheiten der Geckos werden immer noch studiert.
“Immer noch werden neue Exemplare entdeckt und neue Gattungen geschaffen. Ausserdem benötigen zahlreiche Gruppen eine taxonomische Revision“, sagt der Biologe.