Samba-Enredos Rio 2016

Zuletzt bearbeitet: 13. November 2015

Die Themen-Sambas (Samba-Enredo) der teilnehmenden Schulen in der Grupo Especial von Rio de Janeiro beim Karneval 2016.

Die Paraden im Sambódromo beginnen jeweils um 21h30 Lokalzeit

Reihenfolge der Sambaschulen in der Grupo Especial

Raphael David | Riotur_Grande Rio4

Sonntag, 07/02/2016

Estácio de Sá
Salve Jorge! O guerreiro na fé.
Heil Georg! Dem Krieger für den Glauben – (gemeint ist Sankt Georg).
Interpret: Leandro Santos
Karnevalisten: Chico Spinosa, Amauri, Santos und Tarcísio Zanon

Zurück in der “Grupo Especial” nach acht Jahren, bringt die Estácio de Sá 2016 den Heiligen Sankt Georg auf die Avenida Marquês de Sapucaí. Man hat darüber spekuliert, ob die Schule eine Neufassung von “Paulicéia Desvairada“ präsentieren würde, mit der die Estácio ihren letzten und einzigen Titel in der Spitzengruppe gewonnen hatte (1992). Aber der Verein aus São Carlos verspricht, ganz carioca-like auf der Sapucaí zu marschieren. Ihr Thema wird den heiligen Krieger innerhalb des Alltags der Bürger von Rio präsentieren. Sankt Georg entspricht im Synkretismus dem afrikanischen Gott “Ogum“, und der wird wahrscheinlich ebenfalls in der Parade erscheinen, so verlangt es die Samba-Tradition.

União da Ilha
Olímpico por natureza… Todo mundo se encontra no Rio.
Olympisch von Natur aus . . . Die ganze Welt trifft sich in Rio.
Interpret: Acraílson Forde (Ito Melodia)
Karnevalisten: Paulo Menezes und Jack Vasconcelos

Sie war die erste Schule, die ihr Thema 2016 bekanntgab. Die União da Ilha wird sich über die bevorstehende Olympiade auslassen, die Mitte des Jahres in Rio de Janeiro stattfindet. Wie ihr Präsident Ney Filardi erklärt, hat sich die Schule sehr früh mit dem olympischen Thema beschäftigt und erhielt die Unterstützung des Präfekten von Rio Eduardo Paes, der das Thema noch vor dem Verein bekannt machte. In der Zusammenfassung: Die Ilha wird die Götter des Olymp präsentieren, die sich beim Karneval in Rio amüsieren, damit vermeiden sie, über olympische Ergebnisse zu diskutieren oder etwas gegen die Geschichte der Spiele zu präsentieren. Die Avenida wird wahrscheinlich das grösste Kontingent von Athleten ihrer Geschichte zu sehen bekommen. Im Disput des Samba ein Fussballer: Ronaldinho Gaúcho konkurriert mit einer Partie.

Beija-Flor
Mineirinho Genial! Nova Lima – Cidade Natal. Marquês de Sapucaí – O Poeta Imortal!
Ein genialer Mann aus Minas Gerais! Nova Lima – die Geburtsstadt. Marquês de Sapucaí – der unsterbliche Poet!
Interpret: Luiz Antônio Feliciano Marconde (Neguinho da Beija-Flor)
Karnevalisten: Karnevals Kommission

Der gegenwärtige Karnevals-Champion – nach seiner Parade über den afrikanischen Staat “Guinea Äquatorial“, auf die Beine gestellt mit unklaren Finanzspritzen – hat sich diesmal aller Polemik entzogen. Die Schule wird ihren Titel mit einem Thema über den Marquis von Sapucaí verteidigen, den Edelmann, der der berühmtesten Samba-Meile ihren Namen gegeben hat. Ausser der Geschichte jenes Deputierten, Senators und Ex-Ministers des Kaiserreiches, dürfte der die Schule auch einen Eindruck von Nova Lima (Bundesstaat Minas Gerais), der Geburtsstadt des Marquis präsentieren. Der Tageszeitung “O Dia“ hat der Karnevalsdirektor Laíla eine “einfachere, leichtere Parade“ versprochen, nach jener üppigen Ausstattung von 2015 – und er enthüllte, dass seine Schule 11 Millionen R$ (rund 3 Millionen Euro) des Sportgiganten NIKE abgelehnt habe, die den Fussballer Ronaldo (“das Phänomen“, wie er in Brasilien bezeichnet wird) als Thema ihrer Parade vorgeschlagen hatten (natürlich um ihre Produkte zu promoten).

Acadêmicos do Grande Rio
Fui no Itororó beber água, não achei. Mas achei a bela Santos, e por ela me apaixonei…
Ich wollte in Itororó Wasser trinken, und habe keines gefunden. Aber ich fand das schöne Santos und habe mich verliebt.
Interpret: Emerson Dias
Karnevalist: Fábio Ricardo

Die Schule aus Duque de Caxias bemüht sich um den bisher unerreichten Titel mit dem Thema über die Hafenstadt Santos (Bundesstaat São Paulo). Sie ehrt ihre Fahne, indem sie viele Berühmtheiten auf die Avenida Sapucaí mitbringt – unter anderem auch den Fussballkönig Pelé und Neymar, den neuen Star. Bis jetzt weiss man nur, dass die Beiden eingeladen wurden – wenigstens zur Parade. Es gibt keine Hinweise darüber, ob das Duo auch finanziell etwas beitragen kann.

Mocidade de Padre Miguel
O Brasil de La Mancha: Sou Miguel, Padre Miguel. Sou Cervantes, Sou Quixote Cavaleiro, Pixote Brasileiro.
Das Brasilien von La Mancha: Ich bin Miguel, Pater Miguel. Ich bin Cervantes, bin der Kavalier Quixote, ein brasilianischer Lausbube.
Interpreten: Bruno Ribas und Dudu Nobre
Karnevalist: Alexandre Louzada und Edson Pereira

Nach dem überraschenden Abschied von Paulo Barros (der die Direktion verärgert hatte) zur Sambaschule Portela, nahm die Mocidade die Karnevalisten Alexandre Louzada und Edson Pereira unter Vertrag. Gleich nach dem Karneval 2015 gab die Schule ihr Thema für 2016 bekannt: “Alendaimaginação“ – über Legenden aus der Vergangenheit – wechselte dann aber das Thema, indem sie sich der Figur des “Don Quixote de la Mancha“ verschrieb, um mit ihr die Wunden Brasiliens und Unverschämtheiten seiner Politiker zu denunzieren.

Unidos da Tijuca
Semeando Sorriso, a Tijuca festeja o solo sagrado.
Indem sie Lachen sät, feiert die Tijuca den heiligen Boden.
Interpret: Tinga
Karnevalisten: Karnevals Kommission

Die Unidos da Tijuca paradiert mit einem Thema über die Stadt “Sorriso“, (übersetzt “Lächeln“) im Bundesstaat Mato Grosso, bekannt als die brasilianische Hauptstadt der Soja. Die Zusammenfassung wurde erst kürzlich bekanntgegeben, zusammen mit dem Versprechen, dass jenes Munizip nicht der Mittelpunkt der Parade sein wird, sondern das bebaute Land und der Arbeiter, der es kultiviert. Man erinnert sich noch der Parade im diesjährigen Karneval, bei der es um die Schweiz ging, und die karnevalistische Equipe unter Mauro Quintaes ihre Inspiration in allen Ecken des geehrten Landes suchte – sogar den berühmten Clovis Bornay liess man wieder auferstehen, dessen Vater Schweizer gewesen ist. Die Schule dementiert, aber Geld dürfte auch diesmal eine Rolle spielen.

Montag, 08/02/2016

Vila Isabel
O maestro brasileiro na terra de Noel… Tem partitura azul e branca da nossa Vila Isabel.
Der brasilianische Maestro im Land des Noel… hat eine blau-weisse Partitur unserer Vila Isabel.
Interpret: Igor Sorriso
Karnevalist: Alex de Souza

Sie war die letzte Schule, die ihr Karnevals-Thema bekannt gab. Die Vila Isabel wählte diesmal den verstorbenen Ex-Gouverneur Miguel Arraes und seinen Bundesstaat Pernambuco zum Thema ihrer Parade. Damit will sie nach zwei Jahren schwacher – um nicht zu sagen verhängnisvoller – Paraden endlich reagieren. Sie war der Champion von 2013 und erlebte anschliessend eine finanzielle Krise, an der sie sich spaltete. Für den nächsten Karneval hat sie mit dem Thema einen Trumpf in der Hand, unterzeichnet vom bekannten Sänger Martinho da Vila. Auf der Avenida Sapucaí wird die Vila Isabel die Taten des Politikers präsentieren, den die Bürger Pernambucos liebevol “Pai Arraia“ (Vater Rochen) nannten, und der 2016 seinen einhundertsten Geburtstag gefeiert hätte. Natürlich wird man auch seinen Bundesstaat entsprechend würdigen.

Salgueiro
A Ópera do Malandro
Die Oper des Gauners
Interpreten: Serginho do Porto und Leonardo Bessa
Karnevalisten: Renato Lage und Márcia Lage

Schon im Vorhinein gelobt als bestes Thema in der “Grupo Especial”, ist der von der Salgueiro vorgeschlagene Sprung zur Gaunerei von Anfang an umgeben von grossen Erwartungen. Das Thema, unterzeichnet von den Karnevalisten Renato und Márcia Lage, verspricht eine der besten Samba-Ernten der letzten Jahre einzubringen – 45 Hymnen sind im Disput. Niemand erwartet weniger als eine alle Konkurrenten niederschmetternde Parade am Karnevals-Montag, besonders wegen der Verbindung des Themas mit der Schule und dem Karneval insbesonders. Die Inspiration ist offensichtlich: “A ópera do malandro“ vom Chico Buarque de Holanda, von 1978. Und die Vorstellung der vielen möglichen Unterthemen für die Parade fällt nur zu leicht – angefangen von der “Madam Satan“ bis zu jener natürlichen Gaunerei, die man dem Carioca nachsagt.

São Clemente
Mais de mil palhaços no salão.
Mehr als eintausend Clowns im Saal.
Interpret: Igor da Silva Moreira (Igor Sorriso)
Karnevalistin: Rosa Magalhães

Die grosse Überraschung des Karnevals 2015, als diese Schule eine Parade zu Ehren des Karnevalisten Fernando Pamplona präsentierte (und vielleicht einen besseren Platz als den achten verdient hätte), möchte auch im Jahr 2016 ihr respektables Niveau mit dem Thema über das Universum der Clowns aufrecht erhalten. Dafür zählt sie weiter auf die Karnevalistin Rosa Magahães, die grösste Gewinnerin der “Ära Marquês de Sapucaí“. Mit den Clowns dürfte sich Rosa “zuhause“ fühlen, um frei und ungezwungen eine weitere grossartige Parade zu entwickeln. Die Erwartungen sind jedenfalls hoch.

Portela
No voo da águia, uma viagem sem fim…
Mit dem Flug des Adlers, eine Reise ohne Ende.
Interpreten: Wantuir, Richahs, Rogerinho und Cremilson
Karnevalist: Paulo Barros

Die Sambaschule Portela erhielt eine neue Führung und hat in den letzten Jahren reagiert. Jetzt will sie den Titel erringen, der ihr seit 1984 – damals musste sie ihn sich mit der Mangueira teilen – immer wieder entging. Alleiniger Champion war sie zum letzten Mal im Jahr 1970. Um zur Spitze zurückzufinden, bekam die Schule aus dem Stadtteil Madureira Schützenhilfe eines Experten: Paulo Barros, der meist umworbene und siegreichste Karnevalist der jüngeren Karnevalsgeschichte. Nach einem kurzen Debut in der Mocidade (die auf dem 7. Platz landete), zog er um in die Portela, nach einem Wortgefecht, welches die Verantwortlichen der Schule Padre Miguel irritierte. In seinem neuen Portela-Debut entwickelt Barros ein Thema über die grossen Entdeckungsreisen und Abenteuer der Menschheit, von ihm selbst kreiert. Barros Kreativität und die Begierde der Portela, den Titel zu erringen, könnte sich zu einer der grandiosesten Paraden der Gegenwart entwickeln.

Imperatriz Leopoldinense
É o amor que mexe com minha cabeça e me deixa assim… Do sonho de um caipira nascem os filhos do Brasil.
Es ist die Liebe, die mir den Kopf verdreht und mich so sein lässt… Aus dem Traum eines Caipira (Bauern) werden die Söhne Brasiliens geboren.
Interpret: Nêgo
Karnevalist: Cahê Rodrigues

Selten hat die Imperatriz ihre Charakteristika so weit verlassen, wie bei der Wahl des Themas 2016, welches sich auf das Country-Duo Zezé di Camargo und Luciano konzentriert. Der Anspruch ist hoch: Es gilt, das Universum der Sertanejo-Musik (brasilianische Country-Music) mit dem Samba zu verquicken! Aber die Schule besitzt die Identifikation und den Apell jener Sänger mit ihren zahllosen Fans als Trumpfkarte im Ärmel, um auf der Sapucaí begeistern zu können. Die Option für die Musiker scheint ein weiterer Versuch der Schule zu sein, sich populärer zu geben. Das war auch der Fall mit Zico 2014 – und es war eine erfolgreiche Parade. Die Imperatriz, gewohnt, ihre Percussion-Gruppe mit Klassikern wie “Liberdade, Liberdade“ anzuheizen, könnte 2016 eine Ausnahme machen mit “É o amor“. Warten wir’s ab.

Mangueira
A Menina dos Olhos de Oyá.
Das Mädchen mit den Augen von Oyá.
Interpret: José Luiz Couto Pereira da Silva (Luizito)
Karnevalist: Leandro Vieira

Während die Imperatriz auf Zezé und Luciano baut, hat sich die Mangueira auf die Sängerin Maria Bethania eingeschossen – eigentlich eine Wiederholung. Der Sängerin, die inzwischen auf 50 Jahre ihrer Karriere zurückblickt, war ein Viertel des Karneval-Themas “Doces Bárbaros“ (Herrliche Süssigkeiten) beim Karneval 1994 gewidmet – ein Erfolg beim Publikum und ein Flop bei den Kritikern – heraus kam ein 11. Platz. (Wer erinnert sich nicht an “Me leva que eu vou, sonho meu, atrás da Verde-e-Rosa só não vai quem já morreu”? – Nimm mich, ich komm’ mit, mein Traum, mit der Grün-Rosa marschiert nur der nicht, der schon gestorben ist). Die Schule hat in der Regel Erfolg mit solchen Themen – sie hat Titel gewonnen mit “Braguinha“ (1984), mit “Dorival Caymmi“ (1986), “Carlos Drummond de Andrade“ (1987) und “Chico Buarque“ (1998). Jetzt jedoch, durch die schwere finanzielle Krise, befindet sich der Titel ausser Reichweite. Aber eine Reaktion nach dem 10. Platz 2015, wäre schon eine gute Botschaft für die Mangueira.

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Aus unserer Redaktion · Bildquelle: Raphael David | Riotur

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