Wasserfälle, Quellen, Bäche, Felsen und das Beste: ein Stück erhaltene Natur, das man noch zu entdecken kann! Der Nationalpark “Serra de Itabaiana“ ist ein einziges Wunder der Natur und präsentiert sich in unvergleichlicher Schönheit. Mit 12 bisher kaum begangenen, atemberaubenden Wanderwegen, die Ökotouristen und auch Abenteurer dazu bringen, die Artenvielfalt des Atlantischen Waldes und der Caatinga kennen zu lernen, und das alles gerade mal 40 km von der Hauptstadt Aracaju entfernt. Einige werden als schwierig eingestuft, andere wiederum kann der Wochenend-Ökotourist ohne große Anstrengung bewältigen. Aber sie laufen alle an einem Ort zusammen: der “Serra de Itabaiana“, dem zweithöchsten Gipfel des Bundesstaates Sergipe, mit 659 Metern Höhe.
Gründungsdatum: Juni 2005
Fläche: 7.999 Hektar
Ökosystem: Mata Atlântica und Caatinga
Relief: Berge, Hügel, Wasserfälle
Aktivitäten: Wanderungen, Wassersport, Tierbeobachtung
Ort: Bundesstaat Sergipe zwischen den Gemeinden Areia Branca, Itabaiana, Campo do Brito
Der Name
Die Ikone des Parks ist in der Tat die “Serra de Itabaiana“, ein großer Berg, der an die großen tafelbergartigen “Tepuis“ in Venezuela erinnert. Der Ursprung des Namens “Serra Itabaiana“ hat mehrere Versionen und in einer von ihnen, in der Etymologie der TUPI-Sprache, finden wir `ita`= Felsen, `taba` = Dorf und `oane`= jemand – Gesamtbedeutung: “In diesem Felsen lebt jemand“.
Zugang
Der Nationalpark liegt in der Nähe der Autobahn BR 235. Es gibt ein Zugangstor an der Straße und eine IBAMA-Kontrolle empfängt Sie, aber es gibt Dutzende anderer Zugänge. Es empfiehlt sich, im Voraus nach einem örtlichen Reiseführer oder einer spezialisierten Agentur zu suchen.
Der Sieg der Umweltschützer
Der Nationalpark “Serra de Itabaiana“ liegt in seiner Gesamtheit innerhalb des Bundesstaates Sergipe und umfasst die Gemeinden “Areia Branca, Itabaiana, Laranjeiras, Itaporanga D`ajuda“ und “Campo do Brito“. Die ursprüngliche Vegetationsdecke im Bundesstaat Sergipe ist stark zurückgegangen, und einigen Studien des Atlantischen Waldes zufolge sind nur noch 0,1 % seiner ursprünglichen Decke vorhanden.
Der Park kommt der Forderung der Naturschützer entgegen, denn Sergipe ist bisher einer der brasilianischen Bundesstaaten mit dem geringsten Anteil an Schutzgebieten und verfügt nur über ein einziges vollständig geschütztes Gebiet, das “Biologische Reservat Santa Isabel“. Die Konsolidierung des Parks war das Ergebnis eines großen Kampfes von Umweltschützern und Personen, die mit Bundes- und Landesbehörden verbunden sind, und die keine Mühen scheuten, um die Einrichtung des Parks zu erreichen
Wanderwege
Der Caldeirão-Weg ist einer der beliebtesten und circa 5 km lang. Der Wasserfall “Três Cachoeiras“ (Drei Fälle) ist eine der ersten Sehenswürdigkeiten dieses Weges – er stürzt aus großer Höhe herab und entzückt die Augen der Besucher. Die Opfergaben an die Götter der afro-brasilianischen Religionen, die in der Umgebung zu finden sind, verleihen der Szene eine besondere Mystik.
Der Kreuzweg, der einen Teil des Gebirges durchquert, ist berühmt geworden, weil er Gläubige aus verschiedenen Regionen anzieht, die jedes Jahr in die Region kommen, um ihre Gelübde abzulegen und an der großen Pilgerfahrt in der Karwoche teilzunehmen. Entlang der gesamten Strecke gibt es fünfzehn Stationen, an denen die Gläubigen anhalten, beten und dann zur nächsten Station weitergehen.
Der Weg ist die beste Möglichkeit, den Gipfel zu erreichen, und dauert durchschnittlich zweieinhalb Stunden, je nach Tempo der Wanderer. Die Aussicht rund um den Aufstieg ist atemberaubend, man kann den allmählichen Übergang der Vegetation beobachten und eine imposante Felswand links vom Aufstieg aus sehen.
Der Gipfel
Auf dem Gipfel des Berges, in einer Höhe von etwa sechshundert Metern, ist die Vegetation reich an Bromelien und es wurde ein interessanter Nadelwald entdeckt. Eine kleine Kirche mit einem Kreuz ist der Schauplatz verschiedener religiöser Veranstaltungen, und das Gebäude ist von Funkübertragungsantennen umgeben. An den Rändern der riesigen Felswand befinden sich einige Galeriewälder mit atlantischer Waldvegetation.
Auf den hochgelegenen Flächen kann man mit etwas Glück Siriemas, Hirsche und Vögel wie die Suindara-Eule beobachten. Auch der “Falken-Klippe“ und der Tataruga-Felsen können auf den Wanderwegen des Parks besichtigt werden. Im unteren Teil bilden sich im Bachbett, dessen Wasser den Berg hinunterfließt, ein kleiner Wasserfall mit klarem Wasser und einige Wasserlöcher. Der Boden ist flach und die Felsen bestehen aus hellem Quarzit, was die Schönheit des Wassers, das in seinem felsigen Bett fließt, noch wesentlich verstärkt.
Wasserfälle
In der Vergangenheit wurde die Existenz von Silberminen im Itabaiana-Gebirge vermutet, was sich zwar nicht bestätigte, aber dennoch lange Zeit Fremde auf der Suche nach diesem nur in der Fantasie existierenden Schatz, anlockte. Heute ist der größte Reichtum des Ortes seine natürliche Schönheit, die seit vielen Jahren Touristen anzieht, die sich meist im “Poço das Moças“ (dem Mädchen-Pool), der beliebtesten Attraktion des Parks, erfrischen.
Der Pool erhielt seinen Namen, nachdem Jäger zwei junge Frauen beim Baden beobachtet hatten, die kurz darauf spurlos verschwanden. An der gleichen Stelle unterhält eine natürliche Rutsche die Kinder, die den Felsen hinunterrutschen und in das klare Wasser des Pools fallen. Das Wasser fließt den Felsen hinunter, und es bilden sich mehrere andere, weniger frequentierte Quellen, die wunderschöne Landschaften schaffen.
Vom Pool aus gelangt man nach einem 10-minütigen Spaziergang zur “Gruta da Serra“, wo der kleine aber feine Cipó-Wasserfall sich den Raum mit verschlungenen Baumwurzeln teilt. Das Gebirge beherbergt auch mehrere andere wichtige Gewässer, wie die Bäche “Água Fria“ und “Vermelho“, welche die Notwendigkeit der Erhaltung des gesamten Itabaiana-Komplexes unterstreichen.
Bedrohte Arten
Der Nationalpark in Sergipe ist ein Gebiet, das vom Umweltministerium als sehr wichtig für die Erhaltung der regionalen, biologischen Vielfalt eingestuft wird. Wissenschaftliche Studien, die unter der Koordination der Bundesuniversität von Sergipe durchgeführt wurden, weisen auf eine Zusammensetzung der Fauna hin, in der endemische und gefährdete Arten vorkommen.
In der Studie wurden 16 Schlangen-, 24 Amphibien- und 123 Vogelarten erfasst, von denen drei allein im Atlantischen Regenwald vorkommen und eine endemisch in der Caatinga ist. Darüber hinaus gibt es in der Region “Serra Comprida“ Berichte über das Vorkommen des Gelbbrustkapuzineraffen, einer vom Aussterben bedrohten Primatenart.
Ein junger Park
Der Park, der erst 2005 eröffnet wurde, wird gerade erst vom Tourismus entdeckt, und viele Attraktionen bleiben noch verborgen. Eines der Ziele der Park- Verwaltung besteht darin, noch wilde Gebiete zu erforschen, interessante Orte zu entdecken und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Gegenwärtig finden bereits jeden Monat Vorträge zur Umwelterziehung am Hauptsitz des Parks statt, bei denen die Schüler der Region Elemente der Natur, die sie nur aus Büchern kennen, aus nächster Nähe erleben können. Das Bewusstsein für den Schutz und die Reinhaltung der Natur zu schaffen ist oberstes Gebot – was in dieser Gegend bisher nicht sehr verbreitet war.
Die regionale Bevölkerung
Die “Serra de Itabaiana“ ist nicht nur ein wichtiger touristischer Ort in Sergipe, sondern dient seit jeher als eine Art Reserve für die lokale Wasserversorgung, insbesondere für die nahe gelegenen Dörfer wie “Povoado Bom Jardim“ und “Povoado Serra“.
Das Wasser welches aus den Höhen der Serra herunterkommt und sich seinen Weg durch die anschließende Ebene gebahnt hat, wird oft zur Bewässerung von Nutzpflanzen abgezweigt, die auf den Feldern der Bevölkerung wachsen, die in der Nähe des Parkkomplexes ansässig ist. Außerdem dient es in den Häusern vieler Familien zum allgemeinen Konsum und dem Garen ihrer Malzeiten.
Forschung
Was die Nutzung für Forschung und wissenschaftliche Studien betrifft, so wird die “Serra de Itabaiana“ von Forschern verschiedener Genres besucht, insbesondere von Ökologen, Botanikern und Zoologen, welche die Gegend für Studien nutzen, um botanisches und zoologisches Material zu sammeln.
Der Nationalpark “Serra de Itabaiana“ ist zweifellos ein großer Sieg für die Umweltschützer von Sergipe. Die Invasion der Zuckerrohrplantagen im ganzen Bundesstaat, die den wenigen noch verbliebenen Wald zerstören, ist allerdings eine traurige Realität. Mit der Einrichtung des Parks wurden die kleinen Flecken des Atlantischen Regenwaldes, die dem Raubbau getrotzt haben, nun offiziell geschützt und vor dem endgültigen Untergang bewahrt.