Brüllaffen sind tagaktive Baumbewohner. Trotz ihrer langsamen und bedächtigen Bewegungen sind sie hervorragende Kletterer. Der Greifschwanz wird dabei als fünfte Hand eingesetzt und ist so stabil, dass sich die Tiere nach einem Sprung von einem Ast allein mit dem Schwanz abfangen können. Männchen und Weibchen belegen oft unterschiedliche Teile der Bäume: Die Männchen halten sich meistens in den Baumkronen auf, Weibchen sind eher in den unteren Teilen der Bäume zu finden. Als Blattfresser müssen sie den geringen Nährwert ihrer Nahrung mit langen Ruhezeiten kompensieren.
Sie leben in Gruppen die meistens 5 bis 20 Tiere umfassen und aus einem oder mehreren geschlechtsreifen Männchen und mehreren Weibchen bestehen. Innerhalb einer Gruppe besteht eine strenge Hierarchie unter den Männchen, Kämpfe untereinander und das Töten von Jungtieren sind keine Seltenheit. Im Erwachsenenalter verlassen die meisten Jungtiere ihre Familiengruppe, weil sie vermutlich innerhalb der Gruppenhierarchie chancenlos wären.
Brüllaffen haben ihren Namen von ihrem lauten Brüllen, das beide Geschlechter von sich geben und über mehrere Kilometer hinweg zu hören ist. Das Gebrüll dient vor allem der Kommunikation verschiedener Gruppen untereinander. Alle Männchen der Gruppe stimmen ein, zusammen mit dem Antwortgebrüll anderer Tiere ergibt sich ein lautes Spektakel.
Die Brüllaffen ernähren sich vor allem von Blättern, obwohl sie sich manchmal auch als Allesfresser präsentieren. Diese Nahrungsgewohnheiten erlauben gute Perspektiven zur Erhaltung der Spezies, die dadurch einen geringeren Lebensraum beansprucht als reine Früchtefresser, zum Beispiel.
Wie alle anderen Arten der Gattung Brüllaffen machen diese Tiere ihrem Namen Ehre, indem sie ihre gutturalen Stimmen zu einem Mark und Bein erschütternden Chor vereinen können – oft ganz spontan – und damit scheinen sie benachbarte Gruppen auf ihren territorialen Anspruch hinweisen zu wollen. Regelmässig kann man diesen Chor der Brüllaffen auch bei Sonnenaufgang vernehmen, mit dem sie den neuen Tag begrüssen – er ist bis zu 16 Kilometer weit zu hören!
Für den Fall, dass eine Gruppe die Stimmen fremder Brüllaffen in ihrem Territorium vernimmt, erhebt das Alphamännchen seinerseits ein Riesengebrüll und macht sich mit seiner Gruppe auf die Suche nach den Eindringlingen.
Brasilianische Brüllaffen
Familie: Atelidae (Klammerschwanzaffen)
Unterfamilie: Alouattinae (Brüllaffen)
Spezies: Alouatta belzebul
Populärer Name: Guariba-de-mãos-ruivas
Deutsch: Rothandbrüllaffe
Biom: Amazonien, Atlantischer Regenwald
Gefährdung: VU
Bemerkungen:
Der “Guariba-de-mãos-ruivas” (Alouatta belzebul) ist ein Primat der Neuen Welt aus der Familie Atelidae und der Gattung Alouatta, dem man im Volksmund viele Namen gegeben hat, der gebräuchlichste ist “Guariba“ oder “Bugio“. Er ist endemisch in Brasilien und ist geografisch weit verbreitet, und zwar in zwei getrennten Populationen: eine in Amazonien und eine andere im Atlantischen Regenwald der Nordostküste Brasiliens.
Familie: Atelidae (Klammerschwanzaffen)
Unterfamilie: Alouattinae (Brüllaffen)
Spezies: Alouatta caraya
Populärer Name: Bugio-preto
Deutsch: Schwarzer Brüllaffe
Biom: Atlantischer Regenwald, Cerrado, Caatinga, Pantanal, Pampa
Gefährdung: VU
Bemerkungen:
Der “Bugio-preto” oder “Bugio-do-pantanal” (Alouatta caraya) ist ein Primat der Gattung Alouatta, der tropische Regenwälder und Savannen des brasilianischen Südostens und Mittelbrasiliens bewohnt, ausserdem im Nordosten Argentiniens, dem Osten Boliviens, Paraguays und auch im extremen Nordwesten von Uruguay anzutreffen ist. Das ausgewachsene Männchen ist schwarz, während die Weibchen und halberwachsenen Exemplare eine gelbliche bist kastanienbraune Fellfärbung aufweisen. Er erreicht die grösste geografische Verbreitung aller Spezies dieser Gattung, ist typisch im Pantanal und im Cerrado, ist heimisch in estational-semidecidualen Wäldern und sogar in der Pampa der Gaúchos.
Der Dimorphismus (Auftreten von zwei deutlich verschiedenen Erscheinungsvorkommen bei derselben Art) der Geschlechter ist extrem – die vollkommen schwarzen Männchen wiegen in der Regel durchschnittlich 6 bis 7 Kilogramm, während die hellbraun gefärbten Weibchen nur durchschnittlich 4,5 Kilogramm auf die Waage bringen. Die Jungtiere haben dieselbe Färbung wie ihre Mütter, die Männchen bekommen ihre schwarze Fellfärbung, wenn sie ein Gewicht von zirka 5 Kilogramm erreicht haben.
Familie: Atelidae (Klammerschwanzaffen)
Unterfamilie: Alouattinae (Brüllaffen)
Spezies: Alouatta discolor
Populärer Name: Guariba-de-mãos-ruivas
Deutsch: Spix-Brüllaffe
Biom: Amazonien
Gefährdung: VU
Bemerkungen:
Der “Alouatta discolor” ist ein Primat aus dem Südosten des brasilianischen Amazoniens, er wurde zwischen dem rechten Ufer des Rio Tapajós und dem Rio Tocantins entdeckt. Sein Körper ist von schwarzem Fell bedeckt, Hände, Füsse, Schwanzspitze und Rücken sind dagegen kastanienrot. Er wird als vom Aussterben gefährdet geführt, denn seine Populationen sind in den letzten drei Generationen um 30% zurückgegangen. Im Norden von Mato Grosso zeigte sich, dass er bevorzugt von Früchten lebt (er wird als einziger Früchtefresser seiner Gattung betrachtet), ausser in den trockenen Monaten, in denen er auch auf junge Blätter zurückgreift.
Familie: Atelidae (Klammerschwanzaffen)
Unterfamilie: Alouattinae (Brüllaffen)
Spezies: Alouatta guariba
Populärer Name: Bugio-ruivo, Bugio-marrom
Deutsch: Brauner Brüllaffe
Biom: Atlantischer Regenwald
Gefährdung: LC
Bemerkungen:
Der “Bugio-ruivo” oder “Bugio-marrom” (Alouatta guariba) ist ein Primat der Neuen Welt, der den Osten und Südosten Brasiliens bewohnt, sowie die Provinz Missiones in Argentinien. Seine Fellfärbung ist kastanienbraun, die Bauchregion tendiert von einer rötlichen bis zu einer orangenen Fellfärbung, ohne Sexualdimorphismus (Unterschiede in Erscheinung, Körperfunktion oder Verhalten zwischen maskulinen und femininen Individuen). Seine geografische Verbreitung kann man mit der des “Schwarzen Brüllaffen” übereinstimmend bezeichnen, was eine Existenz von Kreuzungen zwischen den beiden Arten wahrscheinlich macht. Obgleich Molekular-Studien demonstrieren, dass er genetisch dem “Rothand-Brüllaffen“ näher steht, von dem er sich vor zirka vier Millionen Jahren abgespalten hat.
Die “Bugios“ sind in ihrer Mehrheit Blätterfresser, sie verzehren andere Nahrungsstoffe eher selten. Aber sie suchen sich die von ihnen bevorzugten Pflanzen sehr sorgfältig aus. Zirka drei Viertel ihrer Nahrung wird von Blättern gedeckt, zirka 41% dieses Blattwerks stammt von Lianen, und wie während eines Studienverlaufs im Wald von Santa Genebra, in Campinas (Bundesstaat São Paulo) demonstriert wurde, mehr als die Hälfte ihres Speisenplans stammt von nur sechs Pflanzenarten.
Familie: Atelidae (Klammerschwanzaffen)
Unterfamilie: Alouattinae (Brüllaffen)
Spezies: Alouatta juara
Populärer Name: Bugio-vermelho-do-Rio-Juruá
Deutsch: Roter Brüllaffe
Biom: Amazonien
Gefährdung: LC
Bemerkungen:
Der “Bugio-vermelho-do-rio-Juruá” (Alouatta juara) ist ein Primat aus der Familie Atelidae und der Unterfamilie Alouattinae – er bewohnt den Nordwesten Amazoniens in Brasilien, Peru, Venezuela und Kolumbien. Er kommt südlich vom Rio Solimões vor, und für den Fall, dass es sich bei ihm um dieselbe Spezies wie “Alouatta seniculus amazonica“ handelt, reicht seine Verbreitung bis zum Norden dieses Flusses. Man findet ihn vor allem in den Wäldern der “Várzeas“ (Flussniederungen).
Die Tiere besitzen ein rotbraunes Fell, mit einer Rückenpartie und dem Schwanzende in etwas hellerer Färbung, fast golden.
Familie: Atelidae (Klammerschwanzaffen)
Unterfamilie: Alouattinae (Brüllaffen)
Spezies: Alouatta macconnelli
Populärer Name: Bugio-vermelho-das-Guianas
Deutsch: Guyana-Brüllaffe
Biom: Amazonien
Gefährdung: LC
Bemerkungen:
Der “Bugio-vermelho-das-Guianas” ist eine Primatenart, die im Amazonien von Brasilien, Guyana, Französisch Guyana, Surinam, Trinidad, Tobago und Venezuela verbreitet ist. Man findet ihn nördlich des Amazonasstroms, von der Küste des Bundesstaates Amapa bis zur Ostküste der Flüsse Negro und Branco. Er bevorzugt alle Arten von Wäldern – manchmal ist er auch in Sumpfgebieten und Mangrove-Dickichten anzutreffen. Die Fellfärbung des Rückens ist golden, mit oder ohne einen roten Mittelstreifen vom Genick bis zur Schwanzbasis. Die Tiere ernähren sich von Blättern, und sie fressen gelegentlich auch Blüten und Früchte.
Familie: Atelidae (Klammerschwanzaffen)
Unterfamilie: Alouattinae (Brüllaffen)
Spezies: Alouatta nigerrima
Populärer Name: Bugio-preto da Amazonien
Deutsch: Amazonischer Schwarzer Brüllaffe
Biom: Amazonien
Gefährdung: LC
Bemerkungen:
Der “Bugio-preto da Amazonien” ist ein im brasilianischen Teil Amazoniens endemischer Primat. Man findet ihn in den Bundesstaaten Pará und Amazonas. Sein Lebensraum befindet sich südlich des Amazonasstroms, zwischen der Flüssen Tapajós und Madeira. Er besitzt ein komplett schwarzes Fell, langhaarig und glänzend.
Familie: Atelidae (Klammerschwanzaffen)
Unterfamilie: Alouattinae (Brüllaffen)
Spezies: Alouatta puruensis
Populärer Name: Bugio-vermelho-do-rio-Purus
Deutsch: Roter Purus Brüllaffe
Biom: Amazonien
Gefährdung: LC
Bemerkungen:
Der “Bugio-vermelho-do-rio-Purus” (Alouatta puruensis) ist ein Primat der Neuen Welt, der aus den brasilianischen und peruanischen Teilen Amazoniens stammt. Er bewohnt die Wälder des Purus- und Madeira-Beckens, ist häufiger in Wäldern der Flussebenen (Várzeas). Einst wurde er als Unterart des “Alouatta seniculus“ registriert. In diesem Fall existiert ein deutlicher Sexualdimorphismus – die Männchen besitzen eine dunkelrote Fellfärbung, mit einem leicht goldenen Rücken, das Fell der Weibchen ist insgesamt heller, fast golden.
Familie: Atelidae (Klammerschwanzaffen)
Unterfamilie: Alouattinae (Brüllaffen)
Spezies: Alouatta seniculus
Populärer Name: Bugio ou guariba
Deutsch: Roter Brüllaffe
Biom: Amazonien
Gefährdung: LC
Bemerkungen:
Der “Alouatta seniculus” ist eine Primatenart aus Südamerika, man findet ihn im westlichen Teil des Amazonasbeckens, in Venezuela, Kolumbien, Peru, Brasilien, Ekuador und Bolivien. Es handelt sich um einen Primaten, der schon unzählige taxonomische Revisionen hinter sich hat, inklusive einer Kreation verschiedener bekannter Arten und Unterarten: Mit “Alouatta seniculus“ sind gegenwärtig nur die Populationen im Nordwesten Amazoniens gemeint.
Die Tiere präsentieren einen gering akzentuierten Sexualdimorphismus – die Männchen haben eine Kopfrumpflänge von 72 Zentimetern und die Weibchen bis zu 57 Zentimeter – sie wiegen zwischen 5,4 – 9 Kilogramm und 4,2 – 7 Kilogramm.
Familie: Atelidae (Klammerschwanzaffen)
Unterfamilie: Alouattinae (Brüllaffen)
Spezies: Alouatta ululata
Populärer Name: Guariba-de-mãos-ruivas
Deutsch: Maranhão Brüllaffe
Biom: Amazonien, Caatinga
Gefährdung: EN
Bemerkungen:
Der “Alouatta ululata” ist ein endemischer Primat Brasiliens, seine Verbreitung betrifft die Staaten Maranhão, Piauí und Ceará – er ist häufig in Palmenwäldern. Er ähnelt dem “Alouatta belzebul“ stark, besitzt jedoch einen markanten Sexualdimorphismus: Das Männchen hat ein glänzendes schwarzes Fell, während das weibliche Tier eine blassgelbe Fellfärbung präsentiert.