Ab dem Jahr 2000 erschienen einige Künstler in der Szene, die auf der Suche nach einer Annäherung zu den populäreren Traditionen des Samba waren. Unter ihnen Marquinhos de Oswaldo Cruz, Teresa Cristina und die Gruppe Semente, unter anderen, und sie trugen zur Wiederbelebung der Lapa-Region (alter Stadtteil) in Rio de Janeiro bei. Andere Namen erschienen in diesem traditionellen Rückzugsgebiet des Samba, wie zum Beispiel der Komponist Edu Krieger, dessen Werke von bekannten Sängerinnen wie Roberta Sá, Maria Rita und Manu Santos ins Repertoire aufgenommen wurden – letztere präsentierte sich erstmals auf dem in Lapa bedeutendsten Festival der Neuzeit, der „Carioca-Talentshow“ – auf der auch Künstler wie Eliza Ador, Roberta Espinosa, Moyseis Marques und viele andere auftraten.
In São Paulo kehrte der Samba zur Tradition zurück mit Shows im SESC Pompéia, ausserdem durch die Arbeit verschiedener Gruppen, unter ihnen das „Quinteto em Branco e Preto“, welches den Event „Samba da Vela“ (im Stadtteil Santo Amaro) organisierte – auf dem die Teilnehmer ausschliesslich unveröffentlichte Sambas von der Musikindustrie unbekannten Komponisten präsentieren.
Im Jahr 2004 stellte der damalige Kulturminister Gilberto Gil bei der UNESCO einen Antrag zum Schutz des Samba als Kulturerbe der Menschheit, in der Kategorie „Nicht materielles Gut“. Im darauf folgenden Jahr wurde der „Samba de Roda“ des Recôncavo Baiano las „Erbe der Menschheit“ von der UNESCO proklamiert – in der Kategorie „Oraler und immaterieller Ausdruck“.
Im Jahr 2007 registrierte die IPHAN (nationaler Denkmalschutz), im Buch zur Registratur der Ausdrucksformen, den „Samba de Terreiro“, den „Partido-Alto“ und den „Samba-Enredo“ als schützenswerten Kulturausdruck.
Der resistente Samba
Die brasilianische Musik ist eine der diversifiziertesten der Welt – besonders der resistente Samba. So wie die kubanische Rumba und der dominikanische Merengue, ist der brasilianische Samba ein weites, komplexes und diversifiziertes Genre. Diese Diversifikation allein erschwerte in den Ländern seiner Entstehung, eine Ablösung durch einen einzigen Volksmusikstandard, die so genannte POP-Musik, wie es die Phono-Industrie in den restlichen Ländern der Welt geschafft hat. Einer der ersten Versuche, den Samba in Brasilien in die Knie zu zwingen, fand statt mit den Kreationen der Stile „Sambolero“ und „Sambalada“. Aber die erste schwergewichtige Investition, um der brasilianischen Musik einen dominierenden ästhetischen Maulkorb zu verpassen, fand mit der Einführung der Internationalen Song-Festivals Anfang der 70er Jahre statt – und die führten zum Kulminationspunkt mit einer Bewegung im folgenden Jahrzehnt, die sich „Rock Brasil“ nannte.
Universell fundiert durch Platte, Radio, Fernsehen und Videoclips, ist die POP-Musik eine Industrieproduktion, welche der Form den Vorzug vor dem Inhalt gibt – es ist kein Zufall, dass man die Arbeit der Produzenten und Toningenieure so hoch bewertet – sie wird in erster Linie darauf zugeschnitten, die Spitze der Hitparaden zu erreichen und dort ein paar Wochen zu verbleiben, bis sie von einem nächsten POP-Song abgelöst wird. Und durch diesen POP lehnt die Unterhaltungsindustrie jedwede Unterschiede ab – sie arbeitet in Richtung einer einzigen Universalsprache der Volksmusik in der ganzen Welt. Mit der Prämisse einer Globalisierung, die im Sinne einer Ausrottung der nationalen Produktionen operiert, ignorieren oder disqualifizieren die grossen internationalen Korporationen der Musik-, Kultur- und Unterhaltungsindustrie den Samba.
Ab der Mitte der 80er Jahre und, ganz besonders, während der 90er Jahre, machte die Phono-Industrie den Versuch, sich einige brasilianische Stilarten zu eigen zu machen – wie im Fall des Pagode, der verwandelt wurde in „einen verdünnten Samba, ausgedrückt in einem Produkt ohne die typischen Synkopen und ohne die überraschenden rhythmischen Unterteilungen, mit kindisch erotisierten Texten und voraussehbaren Arrangements, sowie immer näher an der Vermassung der POP-Musik“!
Und es geschah nicht rein zufällig, dass die Blogs im Internet zunahmen – trotz der Drohung der Industrie, abgemahnt zu werden – welche antike und obskure LPs anboten, die keine Gefahr liefen, von den Plattenverlegern begehrt zu werden, weil sie keinen „kommerziellen Wert“ darstellten. Die Exekutiven solcher grossen Plattenverlage, wie EMI und UNIVERSAL, die zum Beispiel einen grossen Bestand an Bossa Nova zurückhalten, geben zu, dass ihre Priorität sich einzig und allein darum dreht, verkäufliche Produkte neu oder wieder herauszubringen!