Eine Schöpfungstheorie

Zuletzt bearbeitet: 29. Oktober 2013

In der ewigen Frage betreffs der Herkunft der Menschheit verteidige ich einen Kompromiss. Sozusagen ein Unentschieden zwischen Darwin und Gott. Einerseits akzeptiere ich die Darwinsche These, dass der Mann vom Affen abstamme, glaube andererseits aber, dass Gott die Frau erschaffen hat. Und wir alle sind die Konsequenz jenes magischen Moments, in dem jener Prototyp von Mann, sich im Urwald von einem Ast zum andern schwingend, die Ebene von Eden erreichte und der Frau zum ersten Male ansichtig wurde.

Stellen Sie sich die Szene vor. Der Affenmensch mit offenem Maul, im Blattwerk versteckt, von wo aus er dieses Kunstwerk betrachtet: eine gerade erschaffene Frau. Wie die Venus, gerade fertig gemalt von Botticelli – die Farbe noch ganz frisch.

Eva spreizt sich am Ufer des Tigris – oder war es der Euphrat? Wie auch immer – Eva in ihrem Garten, noch feucht von der Schöpfung. Eva reibt sich die Augen. Eva untersucht ihren eigenen Körper. Eva dreht sich zur Seite, um sich anzusehen – dann streicht sie sich über die wohlgeformten Hüften – sie scheint zufrieden. Eva betrachtet ihr Spiegelbild im Fluss, ordnet ihre langen schwarzen Haare – oder waren sie blond? Dann lächelt sie ihrem eigenen Spiegelbild zu.

Ihre perfekten Zähne scheinen die Sonne des Paradieses widerzuspiegeln. Und der Fast-Mann leckt sich die Lippen auf seinem Ast – das Wasser läuft ihm im Maul zusammen, wie vor einer Mahlzeit. Und mit grosser Anstrengung gelingt es ihm, einen Gedanken in seinem primitiven Hirn zu formulieren: “Das da ist ein Weib – nicht diese Äffin bei mir zuhause“!

Nun gibt es zwar Kontroversen hinsichtlich dieser Annahme, aber die Theologen glauben, dass Eva zwischen 19 und 23 Jahren alt war, als sie von Gott geschaffen wurde. Und sie durfte “zwei Monde lang“ allein im Paradies herrschen, wo sie, von Gott beraten, den Dingen und den Tieren ihre Namen gab. Den Fluss nannte sie “Fluss“ und das Gras nannte sie “Gras“ und den Baum nannte sie “Baum“ – und das fremdartige Wesen, welches vom Baum herabstieg und mit triefendem Maul wie ein Hund zu ihr aufschaute, nannte sie “Mann“.

Und als dann der “Mann“ vorschlug, mit ihr im Paradies zusammen zu leben und gemeinsam eine andere Spezies zu schaffen, da lachte Eva und stimmte lediglich aus Langeweile zu – sagte ihm aber deutlich, dass er noch gewaltig “evoluieren“ müsse, um ihr das Wasser reichen zu können. Und seitdem haben wir es versucht. Niemand kann behaupten, dass wir es nicht versucht hätten!

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AutorIn: Klaus D. Günther

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