Unidos da Tijuca

Zuletzt bearbeitet: 15. Februar 2024

Allgemeine Daten der Sambaschule Unidos da Tijuca

bandeira-tijucaGegründet: 31. Dezember 1931
Vereinsfarben: Pfauenblau/Goldgelb
Symbol: ein Pfau
Aus dem Stadtteil: „Tijuca“

Präsident: Fernando Horta
Karnevalist/In: Alexandre Louzada
Karnevalsdirektor: Fernando Costa
Sänger: Ito Melodia
Leiter der Perkussions-Gruppe (Mestre de bateria): Casagrande
Königin der Perkussion (Rainha da Bateria): Lexa

Samba-Enredo 2024 (Themen-Samba)
O conto de fados
Das Märchen

Mitwirkende 2024: 3.200
Alas (Flügel): 26
Allegorische Wagen: 6

Probelokal: Av. Francisco Bicalho 47 – Santo Cristo
Proben: Samstags ab 22h
Werkstatt: Rua Rivadávia Correa 60 – Cidade do Samba – Gamboa
Telefon: (21) 2516 – 2749 und 2263 – 9679 (Werkstatt)

Karnevalssieger Grupo Especial
2014, 2012, 2010, 1936

Video Impression Karnevalsparade 2024

Video Impression Karnevalsparade 2023

Foto Impression Karnevalsparade 2023

Unidos da Tijuca 2023 – Foto: Tata Barreto | Riotur

Video Impression Karnevalsparade 2022

Foto Impression Karnevalsparade 2022

Unidos da Tijuca – Foto: Gustavo Domingues/Riotur

Foto Impression Karnevalsparade 2020

Paraden Rio 2020 – Unidos da Tijuca – Foto: Raphel David/Riotur

Video Impression Karnevalsparade 2020

Video Impression Karnevalsparade 2019

Foto Impressionen Karnevalsparade 2018

Foto Impressionen Karnevalsparade 2017

Foto Impressionen Karnevalsparade 2016

Foto Impressionen Karnevalsparade 2015

Foto Impressionen Karnevalsparade 2014

Foto Impressionen Karnevalsparade 2013

Aus der Vereinsgeschichte

Unidos da Tijuca ist die drittälteste Sambaschule von Rio de Janeiro und wurde am 31. Dezember 1931 gegründet – auf dem „Morro do Borel“ (Favela). Ihre Mitglieder waren, in der Mehrheit, Arbeiter, die in Fabriken in der Umgebung von Tijuca sesshaft waren, einem Stadtteil, welcher zu jener Zeit von wirtschaftlichem Aufschwung geprägt war, und in dem ein Teil der Carioca-Aristokratie residierte.

Das Wappentier, den Pfau, hat man von den antiken Zigarettenpackungen der Marke „Borel“ kopiert, eine Marke der Zigarettenfabrik „Souza Cruz“, die damals im Stadtteil funktionierte, und deren Marke „Borel“ auch der späteren Favela am Berg ihren Namen gegeben hat.

Die Schule wurde zum ersten und einzigen Mal Parade-Sieger im Jahr 1936, mit dem Thema „Sonhos delirantes“ (Träume im Delirium) – und liess damit Konkurrenz-Pioniere aus der Geschichte des Samba, wie „Mangueira“ und „Portela“ hinter sich. Jedoch in den folgenden Jahren hatte die „Tijuca“ grosse Mühe, sich unter den Grossen zu halten. Sie wurde dann zwei Jahrzehnte lang (1960-1980) in die zweite Liga verwiesen.

Das Jahr 1980 brachte dann den erneuten Aufstieg in die Spitzengruppe, mit dem Klassiker „Delmiro Gouveia“ des Karnevalisten Renato Lago, der zum ersten Mal einen Karneval ganz allein gestaltete. Diese Parade gab der „Tijuca“ das Recht zurück, nunmehr wieder unter den Grossen zu paradieren.

1981 absolvierte die Blau-Goldene ihr Comeback in der „Gruppe 1-A“ (wie die Spitzengruppe damals hiess) mit einem markanten Samba: “ Macobeba – o que dá pra rir, dá pra chorar“ (Macobeba – was zum Lachen reizt, reizt auch zum Weinen). Damit kam sie auf den neunten Platz und fing wieder an zu kämpfen, um nicht abzusteigen – jedoch konnte sie weitere zwei Abstiege nicht verhindern.

1988 kehrte sie dann wieder zur Spitzengruppe zurück, und seither punktet sie ihre Paraden mit einer ihrer bedeutendsten Charakteristika: dem portugiesischen Einfluss innerhalb der Formation ihrer Schule – sie ist die einzige Repräsentantin der lusitanischen Kommune innerhalb des Carioca-Karnevals.

Ihre Themen heben die Relation zwischen Brasilien und Portugal hervor, wie zum Beispiel 1989 „De Portugal à Bienal no país do carnaval“ – (Von Portugal zur Bienale im Land des Karnevals) und 1990 „E o Borel descobriu, navegar é preciso“ – (Und Borel entdeckte – man muss navigieren).

Eine dieser pro-portugiesischen Paraden hatte kein Glück: Das war 1998, als die „Tijuca“ den portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama und das Fussball-Team „Cruz de Malta“, welches zu jener Zeit gerade sein hundertstes Jubiläum feierte zum Thema machten. Trotz Schönheit und Originalität – mit Prägung des verstorbenen Karnevalisten Oswaldo Jardim – konnte die Schule die Juroren nicht überzeugen, die sie auf den letzten Platz setzten.

Wieder einmal stieg die „Tijuca“ zur „Grupo do Acesso“ ab – aber ihre Mitglieder hielten durch und legten im Folgejahr (1990) eine Parade hin, die durch einen der schönsten Themen-Sambas unvergesslich geblieben ist: „O dono da terra“ (Der Herr der Welt) – besonders hervorzuheben auch der „Wagen des Gürteltiers“ – vollkommen beschmiert mit dem Lehm des „Morro do Borel“.

Die „Tijuca“ wurde einstimmiger Sieger und sicherte sich somit einen Platz in der Spitzengruppe für das Jahr 2000, dem Jahr, in dem sämtliche Sambaschulen das 500-jährige Bestehen Brasiliens zum Thema nahmen. Ein Fest für die Blau-Rote, die sich von ihren portugiesischen Wurzeln inspirieren liess, um die Ankunft des Pedro Álvares Cabral in seinen Gewässern neu zu erzählen. Sie landete ad hoc auf dem fünften Platz – ein vorher noch nie dagewesener Fall einer Schule, die gerade aus der Zweiten Liga aufgestiegen war.

Im Jahr 2004 machte die „Tijuca“ Schluss mit den historischen Themen. Man setzte nunmehr auf mehr Courage: zum Beispiel ein wissenschaftliches Thema. Die Verantwortung übernahm der damals kaum bekannte Paulo Barros, ein Karnevalist mit einer gewissen Erfolgsquote in kleineren Schulen, die er seinem besonderen Stil verdankte: Anstelle von Federn, Plastkflaschen – Farbeimer und Kochtöpfe anstelle von Steropor – und viel Choreographie auf den allegorischen Wagen. Und selbst ein neuer Samba, der einen Traum beschrieb, in dem sie Karnevals-Champion wurde, konnte nicht verhindern, dass man die „Tijuca“ als Favoriten für einen ersten Platz schon von vornherein ausschloss – bis dann ihre Parade begann, und die Schule Publikum und Juroren gleichermassen überraschte und entzückte – sie wurde Vize-Champion!

Ein Bild ist unsterblich geworden: Die lebendige Allegorie des DNA – mit Darstellern, die eine kühne Choreographie umsetzen – mit einem fantastischen, visuellen Effekt. Die Erfolgsformel wurde dann im folgenden Jahr wiederholt – wieder landete die „Tijuca“ auf dem Zweiten Platz. Paulo Barros hat die Theatralisierung als eine bedeutende Tendenz des gegenwärtigen Karnevals geprägt. 2006, trotz der grossen Erwartungen aller, verwies die „Tijuca“ auf den sechsten Platz.

2010 hat die Tijuca die Sambaparaden von Rio de Janeiro zum zweiten Mal nach 1936 gewonnen. Unter dem mystischen Motto „É Segredo!“ (Es ist ein Geheimnis!) verwandelte Unidos da Tijuca mit ihrer diesjährigen Parade das Sambódromo in eine Arena der Täuschungen und Illusionen. Die Tänzerinnen der Begrüssungskommission wechselten binnen Sekunden mehrere Mal die Kleidung, die Bibliothek von Alexandria ging täuschend echt in Flammen auf und Superhelden erklommen wie von Geisterhand geführt steile Wände. Zu erwähnen sind auch ein Allegoriewagen mit 5.000 echten Pflanzen und ein Michael Jackson Doppelgänger, der auf dem letzten Motivwagen den weltbekannten Moonwalk vollführte. Die 3.600 Teilnehmer, aufgeteilt auf 32 Kostümgruppen und 6 Motivwagen benötigten am Ende 79 Minuten für ihre Präsentation über die Mysterien der Menschheit.

2011 hat die Schule mit der neuen Präsentation deutlich den Anspruch auf die Titelverteidigung angemeldet. Der Vorjahressieger thematisierte die Action- und Gruselfilme im Kino unter dem Motto „Heute Nacht nehme ich deine Seele mit“. So war bereits die Begrüßungskommission mit kopflosen Gestalten mehr als gruselig und überraschte das Publikum mit Spezialeffekten.

Die farbenfrohen Kostümgruppen präsentierten jede Menge bekannte Filme wie Nightmare, Star Wars oder Stargate, die Motivwagen zeigten Szenen aus Kassenschlagern. Überwältigend war dabei jedoch die Ausstattung der Allegorien wie ein scheinbar schwebender Tisch mit 30 Personen aus einem Harry-Potter-Film, ein mit Wasser gefülltes großes Schwimmbecken, aus dem sich der weisse Hai herauswagte oder ein riesiger rollender Stein, vor dem Indianer Jones flüchtete.

2012 präsentierte “Unidos da Tijuca“ “Vaqueiros“ (Kuhtreibern), “Sanfonas“ (Ziehharmonikas) und “Baião“ (typischer Tanz des Nordostens), um den unvergessenen Luiz Gonzaga zu ehren, der 2012 einhundert Jahre alt geworden wäre. Das Thema hiess dementsprechend: O dia em que toda a realeza desembarcou na Avenida para coroar o Rei Luiz do Sertão (Der Tag, an dem der gesamte Adel an der Avenida ausstieg, um Luiz, den König des Sertão, zu krönen).

Die Schule setzte noch einmal auf die Kreativität des Karnevalisten Paulo Barros, berühmt wegen seiner verschiedenen Innovationen, die er auf den “Samba-Laufsteg“ gebracht hat. Die Schule hatte für jeden allegorischen Wagen das entsprechende dekorative Kunsthandwerk speziell aus dem Nordosten importiert.

Die “Bateria“ um Maestro Casagrande, mischte “Forró“ unter das Thema über den “König des Baião“. Vor der Perkussions-Gruppe gab die schnuckelige “Rainha da Bateria“ Gracyanne Barbosa ihr Debüt. Die 80 “Baianas“ der Tijuca drehten ihre Pirouetten auf der Avenida und repräsentierten die Geschicklichkeit der nordöstlichen Kunsthandwerker und ihre Kreativität mit dem Palmstroh – einer der bedeutendsten Rohstoffe für das überleben vieler Menschen im Nordosten. Mit ihrer Präsentation erreichten die Tijucas 299.9 Punkte was den 3. Sieg seit der Gründung der Schule 1931 bedeutete.

Schwebende Hämmer, Kostüme, die ihre Farben wechseln und Sound-Effekte, die Donner imitieren. Um das Deutschland-Jahr in Brasilien zu feiern, überraschte die “Unidos da Tijuca“ mit zahlreichen Spezialeffekten.

Der Champion des Rio-Karnevals im vergangenen Jahr wählte 2013 das Thema: “Desceu num raio, é trovoada! O Deus Thor pede passagem para mostrar nessa viagem a Alemanha Encantada“ (Mit einem Blitz kam er herunter, er ist der Donner! Der Gott Thor möchte auf dieser Reise das entzückende Deutschland präsentieren.). Die Parade zeigte den Beitrag des deutschen Volkes an die brasilianische Zivilisation und erfasste Themen wie Kunst, Musik, Wissenschaft und Technologie.

Es gab einen Wagen “A floresta encantada“ (Der Zauberwald) der 75 Zwerge präsentierte, die sich in tanzende Pilze verwandelten. Die Mitglieder dieses Wagens durften nicht grösser als 1,72 m sein, um in ihr Kostüm zu passen.

Ein Teil der Parade widmete sich der Kunst und der Kultur. In diesem Sektor erschienen Referenzen auf den deutschen Film “Der blaue Engel“, auf das Theater von Goethe, auf die Musik und die Oper “Der fliegende Holländer“, von Wagner, und andere.

Ein Wagen, der einen Vergnügungspark darstellte, präsentierte auf der Piste des Samba einen Pool mit 12.000 Litern Wasser und einem Toboggan (kufenloser Schlitten), von dem dreissig Mitwirkende während der Parade ins Wasserrutschten – bei der herrschenden Hitze ein besonderes Privileg.

Die Parade endete mit einer besonderen Ehrung des Deutschen Jahres in Brasilien, mit der Präsentation der deutschen Küche, dem Bier und dem Vermächtnis der deutschen Einwanderer. Der letzte Wagen präsentierte 60 gigantische “Tulpen“ (Gläser) mit Bier – ein Kompressor produzierte sprudelnden Schaum. Zum erneuten Sieg reichte es in diesem jahr nicht, es wurde der 3. Schlussrang.

Mit dem Thema “Acelera, Tijuca“! (Gib Gas, Tijuca) erinnerte die Parade 2014 an den 20-jährigen Todestag des Rennfahrers Ayrton Senna. Der Karnevalist Paulo Barros brachte eine Herausforderung auf die Avenida: Wer würde in der Lage sein, den dreifachen Weltmeister der Formel-1 zu besiegen?

Die Schule forderte schnelle Persönlichkeiten zu einem Wettrennen auf: “Speed Racer (Zeichentrickserie), Ligeirinho (Cartoon-Figur Speedy Gonzales), Papa Léguas (Cartoon-Figur Road Runner), Sonic (Videospielfigur), The Flash (Comicserie), Penélope Charmosa (Cartoon-Figur einer Art Barbie), Dick Vigarista (Cartoon-Figur grinsender Hund)“ und andere fuhren mit Athleten, Piloten und humanen Erfindungen, wie Schnellzug oder Rakete, um die Wette.

Der Eröffnungswagen symbolisierte die Boxen, in denen sich die Formel-1-Piloten vor dem Rennen vorzubereiten pflegen. Die Gruppe der Baianas rotierten mit Röcken bekleidet, die Details in Gelb und Blau aufwiesen – sie repräsentierten die Startphase. Bruno Senna, der Neffe des Pisten-Helden, und Viviane, die Schwester, waren ebenfalls mit bei der Parade.

Der fünfte allegorische Wagen präsentierte diverse Fotos von Senna. Der Pilot, der bei einem Unfall 1994 in Italien starb, war dreimal Weltmeister – 1988, 1990 und 1991. Der letzte allegorische Wagen, mit dem die Parade endete, zeigte den Anfang von Sennas Interesse am Rennsport – im Go-Kart, und mit einer Menge Trophäen.

Die sechste Ala präsentierte Komponenten, die als Pferde kostümiert waren. Kolibris, Geparden, Schwertfische und Wanderfalken – alles sehr schnelle Tiere – wurden ebenfalls dargestellt.

Die “Unidos da Tijuca“ kämpfte 2014 um ihren vierten Titel, den sie nun zusammen mit dem genialen Karnevalisten Paulo Barros – nach 1936, 2010 und 2012 – erreicht haben.

Mit dem Thema 2015 “Um conto marcado no tempo – o olhar suíço de Clóvis Bornay” (Eine Geschichte geprägt von der Zeit – der Schweizer Blick des Clovis Bornay (brasilianischer Schauspieler und Kostüm-Designer mit Schweizer Wurzeln), karnevalisierte die Unidos da Tijuca berühmte Symbole jenes Landes, wie zum Beispiel die Uhren, die Taschenmesser, die Käseherstellung, die Schokoladen und die Alpen – sogar Schnee, in Form von Seifenflocken, liess sie auf die Avenida fallen.

Der Karnevalist Clóvis Bornay, Sohn eines Schweizer Vaters und legendärer Champion des Rio-Karnevals mit fantastischen Luxus-Kostümen, war die auserwählte Figur als Verbindungsglied zwischen Brasilien und dem Sponsor-Land dieser Parade.

Die Schule tauchte tief ein in die Legenden der Schweiz, mit der Blume Edelweiss, dem Bogenschützen Wilhelm Tell oder den Bernhardiner-Hund, der von den Schweizern als “Engel der Alpen“ bezeichnet wird, weil er von Lawinen verschüttete Personen aufspürt.

Das Land wurde ebenfalls wegen seiner technologischen Innovationen gelobt, zum Beispiel war der Beschleuniger atomarer Teilchen ein Thema und nicht zu vergessen die Schokolade – dafür hielt die Tijuca-Schule einen Wagen in Form einer Schokoladenfabrik bereit.

Zum erneuten Sieg der Tijuca reichte die Parade nicht. Es wurde der 4. Schlussrang nach der Zeitrechnung ohne den Karnevalisten Paulo Barros.

Unidos da Tijuca glänzte 2016 mit einem Thema über die Stadt “Sorriso“, (übersetzt “Lächeln“) im Bundesstaat Mato Grosso, bekannt als die brasilianische Hauptstadt der Soja. Im Mittelpunkt ist dabei die Natur und die Landwirtschaft gestanden.

“Semeando Sorriso, a Tijuca feseja o solo sagrado“ (Lächeln sähen, Tijuca feiert den heiligen Boden) lautete das Samba-Thema. Sorriso ist dabei Doppeldeutig. Zum Einen steht es für das Munizip Sorriso, das als grösstes Soja-Anbaugebiet Brasiliens gilt. Zum Anderen bedeutet “Sorriso“ aber auch Lächeln. Präsentiert wurde zu dem Thema die Bedeutung der Landwirtschaft und des Bodens.

Unidos da Tijuca gewann u.a. 2014 die Paraden und belegten 2015 den vierten Platz in der Elitegruppe. 2016 erreichten sie 269,7 Punkte (die Siegerschule Mangueira 269,8 Punkte) was den 2. Platz ergab.

Es hätte eine bunte Reise durch die Musik Amerikas werden sollen “Música na alma, inspiração de uma nação“ (Musik in der Seele, Inspiration einer Nation). Die 2017 Parade der traditonsreichen Unidos da Tijuca und dem Vorjahresvize wurde allerdings von einem Unfall überschattet.

Am Eintritt der Avenida hat sich beim Wagen, der die Musikgeschichte New Orleans darstellen sollte, zu Beginn der Parade die innere Eisenstruktur gesenkt und ist der Aufbau des obersten Geschosses in sich zusammen gekippt. Mehrere Menschen wurden darunter begraben und 21 verletzt. Fünf mussten ins Krankenhaus gebracht werden, zwei sind schwer verletzt.

Die über 3.500 Teilnehmer und Tänzer haben dennoch versucht, ihr Bestes zu geben und die musikalische Verbindung der USA mit Brasilien präsentiert.

Sie verglichen die Musik der “caipiras“ (Landbevölkerung) mit der Country Musik Amerikas, erinnerten an die gemeinsamen Wurzeln durch die afrikanischen Sklaven, präsentierten den Choro und den Soul, den Jazz und Sertaneja und haben ebenso Musikgrößen ins Sambodrom gebracht.

Als Elvis ist die Percussiongruppe aufgetreten. Mit dabei waren ebenso Michael Jackson mit Thriller, Beyoncé, Diana Ross und Ella Fitzgerald.

Die traurigen Ereignisse schlugen sich auch in der Schlussabrechnung nieder – der 11. Schlussrang – einer der schlechtesten Ergebnisse der letzten Jahre.

Unidos da Tijuca hat 2018 den Schauspieler, Schriftsteller, Direktor und Komödiant Miguel Falabella geehrt. Um coração urbano: Miguel, o arcano das artes, saúda o povo e pede passagem (Ein urbanes Herz: Miguel, Arkana der Künste, grüßt das Volk und bittet Durchlass) Der 61-Jährige sprach hingegen sichtlich bewegt von einer Ehrung aller Komödianten.

„Das Theater ist meine Religion“ lautete das Motto der Front-Kommission. Sie hat die Kunst als Ritual dargestellt. Mit dem „Abre alas“ in Form eines riesigen Schiffes wurde die Kindheit des Humoristen veranschaulicht und wie dieser in die Literatur eingetaucht ist und seine Liebe zum Schreiben entdeckt hat.

Entstanden sind daraus etliche Werke, von Theaterstücken bis hin zu Fernsehserien und Novelas. Einige von ihnen sind in den Alas und allegorischen Wagen symbolisiert worden.

Die Ehrung des Künstlers reichte letztlich für den 7. Schlussrang.

2019 kam auch von Unidos da Tijucas Sozial-Kritisches. Aufhänger war das Brot, das als eins der wichtigsten Lebensmittel gilt . (Cada macaco no seu galho. Ó, meu Pai, me dê o pão que eu não morro de fome! – Jeder Affe auf seinem Platz. Oh, mein Vater, gib mir das Brot, damit ich nicht Hungers sterbe!).

Nach Unidos da Tijuca ist es nicht nur ein Nahrungsmittel, sondern hat auch die Geschichte beeinflußt. Das Brot hat laut Tijuca ebenso die französische Revolution beflügelt. Statt durch den Kauf von Brot Steuern zu zahlen, wurde daheim gebacken.

Beinahe spürbar war das Leid der Schwarzen auf einem Sklavenschiff, das einer der fünf Allegorien darstellte. Gepeinigt und geschlagen von Europäern, die als weiße Teufel aufgetreten sind, steckten sich die Sklaven im Bauch des Schiffes verstohlen Brotkrumen in den Mund.

Eine andere Allegorie zeigte die biblische Teilung des Brotes. Ihr voraus ging eine Szene der Auspeitschung Jesus.

Kritisiert wurden einmal mehr Politiker, die Machtbesessenheit und ebenso die Schere zwischen Reich und Arm, angeheizt durch die hohe Arbeitslosenrate. Unidos da Tijuca erreichte am Schluss den 7. Rang.

Onde moram os sonhos – “Dort, wo die Träume wohnen“ lautete der Titel des Enredos von Unidos da Tijuca, bei dem es um die Architektur und die Urbanisierung ging. Verantwortlich dafür zeichnete der Carnavalesco Paulo Barros.

Auf einzigartige Weise hat Unidos da Tijuca einen Streifzug durch die Architekturgeschichte unseres Planeten geboten. Männer und Frauen verwandelten sich in bauliche Denkmäler der Menschheit wie Pyramiden, griechische Tempel oder die Tempel der Azteken. Zwischen ihnen wurden Modelle der denkwürdigen Bauwerke mitgeführt.

Die Geschichte beinhaltete ebenso die Architektur Brasiliens mit ihren Kolonialbauten. Gedacht wurde aber auch an die Architektur der Ureinwohner des südamerikanischen Landes. Einer der Alas war den Ocas gewidmet, den Rundhäusern vieler indigener Völker Brasiliens, die enorme Ausmaße annehmen können. Selbst die Baianas verwandelten sich in ein Bauwerk. Sie tanzten als Kathedrale von Brasília Oscar Niemeyer durch das Sambódromo.

Nicht fehlte ebenso Kritik an Fehlern und der Vernachlässigung von Siedlungsplanungen, durch die sich Siedlungen ohne Kontrolle ausbreiten. Barros ließ zudem Obdachlose auftreten, zeigte kanalisierte Flüsse voller Müll, Staus und die Abholzungen zum Bau von Großprojekten, Industrie und Wohnanlagen.

Die abschließende Allegorie war dem Traum von einem Rio de Janeiro gewidmet, in dem auch die Favelas mit ihren Menschen integriert sind, in dem es Frieden gibt und auch das Grün seinen Platz hat. Präsentiert wurde dies mit einem Wagen voller Pflanzen, Menschen, die sich in eine urbanisierte Favela verwandeln und einer 14 Meter hohen Christusstatue, dem Wahrzeichen Rios. Für Tijuca reichte es trotz des eindrücklichen Auftrittes am Ende nur zum 9. Schlussrang.

Unidos da Tijuca hat für einen wahren Augenschmaus an der 2. Paradennacht 2022 auf der Samba-Avenida in Rio gesorgt. Erzählt hat sie die Legende des Guaraná, der Frucht aus dem Amazonas-Regenwald, aus der energetische Getränke hergestellt werden. Der Samba dazu: (Waranã – a reexistência vermelha) – Waranã – ein rotes Leben.

Erzählt wird die Legende vom Volk der Sateré-Mawé, dem indigenen Volk, das die Frucht der Rankpflanze kultiviert hat und auf das die Gewinnung des Getränkes zurückgeht. Unidos da Tijuca hat damit nicht nur Religion und Kultur der Sateré-Mawé auf eindrucksvolle Weise vorgeführt, sondern ebenso die Wächter der Wälder und damit alle indigenen Völker Brasiliens geehrt.

Aufgewartet hat die Sambaschule ebenso mit imposanten Allegorien, wie der die das Paradies mit Jaguars, Schildkröte und Kaiman in Gelb-Blau dargestellt hat. Die beiden Farben standen dabei für die Dualität, Tag und Nacht, Sonne und Mond, Gut und Böse.

Aus den Tränen Kahu’ê werden schließlich die roten Guaraná-Früchte, die Augen gleichen, wenn sie reif sind. Auch die Bedrohung des Regenwaldes wurde dargestellt, in Form der Schlange Yurupari, die in der indigenen Mythologie für das Böse steht. Das Ende der Parade bildete jedoch die Wiedererstehung des Waldes und damit die Hoffnung. Die Hoffnung auf einen Spitzenplatz ging nicht in Erfüllung. Es wurde der 9. Schlussrang.

Einmal mehr hat Unidos da Tijuca ein einzigartiges Spektakel geboten «É onda que vai… É onda que vem…» (Es ist eine Welle, die geht… eine Welle, die kommt…). Besungen hat sie die Meeresbucht Baía de Todos os Santos, ein Meeresarm, der bei Salvador da Bahia etwa 80 Kilometer ins Land hinein reicht. Geboten hat Unidos da Tijuca einen Streifzug durch das Meer, durch die Traditionen und Feste der Bevölkerung, die an und von der Bucht leben.

Ein hoher Wagen blieb an einer Brücke hängen was zu Abzügen kam und Tijuca am Schluss auf den 9. Rang brachte.

In einem weiteren Kapitel von „Zurück in die 1990er Jahre“ stiegen die Unidos da Tijuca 2024 in die Zeitmaschine und landeten im Jahr 1990, als ihre Geschichte „E o Borel descobriu… navegar é preciso“ lautete. Die blau-gelbe Schule kehrte mit „Um conto de fados“ (Ein Märchen) nach Terrinha zurück, in dem der Karnevalist Alexandre Louzada das mittelalterliche Portugal, seine Seefahrten und die Ankunft in Afrika thematisierte. Tijuca erreichte mit ihrer Darbietung den 11. Rang und konnte den Abstieg noch vermeiden.

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