Skorpione in Brasilien?

Zuletzt bearbeitet: 6. April 2021

Gibt es eigentliche Skorpione in Brasilien? Und wie gefährlich sind die?

Skorpion – Foto: Kellie Quintana auf Pixabay

Ein Junge von dreieinhalb Jahren starb nach dem Stich eines Skorpions im Kindergarten von Guará, einem Vorort der Landeshauptstadt Brasília. Wie das Sekretariat für Gesundheit des Regierungsdistrikts mitteilt, wurden im vergangenen Jahr (2020) offiziell 781 Unfälle durch Kontakte mit giftigen Tieren registriert – in mehr als der Hälfte dieser Fälle durch den Stich von Skorpionen.

Der Junge spielte im Hof des Kindergartens, als er gestochen wurde. Obwohl man das Kind sofort in die nächste UTI (Hospitalare Intensivstation) einlieferte, starb es kurz darauf durch Herzstillstand.

Spezialisten der “Vigilância Ambiental“ (Umweltschutz) entdeckten in dem Kindergarten drei Skorpione des Gelben Typs, der giftigsten in Brasilien vorkommenden Spezies. Am folgenden Tag, bei einer genaueren Inspektion, wurden weitere zwei gefunden – und als die Spezialisten den Deckel des Abwasserrohres entfernten, der sich direkt vor der Tür des Kindergartens befindet, entdeckten sie dort noch sechs weitere Skorpione.

Beim “Escorpião amarelo“ (Gelber Skorpion), wie ihn der brasilianische Volksmund nennt, handelt es sich in der Tat um die giftigste in Brasilien vorkommende Art, die in der Wissenschaft als “Tityus serrulatus“ bekannt ist. Ihr Stich ist äusserst schmerzhaft, und je nach Menge des injizierten Giftes werden das kardiovaskuläre und das neurologische System in Mitleidenschaft gezogen, die dadurch, je nach Konstitution des Körpers, unterschiedliche Reaktionen auslösen, wie Schwindelgefühl, Übelkeit, Erbrechen, beschleunigten Herzschlag und Atemnot, was sogar zum Tod führen kann.

Shiny Burrowing Scorpion (Opistophthalmus glabrifons).
Inspiriert durch diese Nachricht, haben wir uns mal mit dieser allgemein gefürchteten, aber in Einzelheiten ihres Lebenszyklus kaum bekannten Tierart befasst, die sicher auch beim einen oder anderen unserer Leser eine Gänsehaut auslösen wird, obwohl sie, wie Sie im Verlauf unserer Ausführungen erkennen werden, durchaus eine sinnvolle Aufgabe im wunderbar perfekten Gefüge der Natur erfüllen. Und deshalb sollen sie auch in der Sammlung des BrasilienPortals, unter den Beschreibungen brasilianischer Tiere, nicht fehlen.

Skorpione gehören zur Ordnung der Gliederfüsser (Arthropoda) – in der Klasse der Spinnentiere (Arachnida) – mit dem wissenschaftlichen Namen (Scorpiones). Sie sind terrestrische, gliederfüssige Spinnentiere, mit zirka 2.000 Spezies weltweit, von denen 160 Arten allein in Brasilien vorkommen! Sie haben einen länglichen Körper, bestehend aus einem ungeteilten Cephalothorax (Kopfteil) und einem gegliederten Abdomen, mit einer durchschnittlichen Länge zwischen 10 bis 12 Zentimetern. In der Regel sieht man sie selten, weil sie nachtaktiv leben und sich während des Tages unter Baumstümpfen und unter der Rinde von Bäumen verbergen.

Skorpione besitzen vier Paar Lungen. Ihre Cheliceren (Kieferklauen) sind klein und enden in Zangen, mit denen sie die Beute zerkleinern. Die langen Pedipalpen (umgewandelte Extremitäten im Kopfbereich) enden in Scheren mit zwei “Fingern“, mit denen das Tier selbst ein einzelnes Haar festhalten kann.

Der Abdomen (Hinterleib), gegliedert in zwölf Segmente, ist in zwei Abschnitte unterteilt: der vordere (Präabdomen) mit sieben Segmenten, und der hintere (Postabdomen), er besteht aus fünf Ringen und einem weiteren modifizierten Ring, dem Telson (der letzte, den After tragenden Körperabschnitt). Dieser enthält zwei Giftdrüsen und endet in einem Stachel. Wenn der Skorpion läuft, hält er seinen Schwanz bogenförmig gereckt über seinem Rücken. Im Cefalothorax beginnt ein Nervenstrang, der sich bis ins Ende des Körpers ausdehnt.

Die Sinnesorgane sind nicht besonders ausgebildet: Das Verhalten der Skorpione wird vor allem durch die von ihren Haaren vermittelten Tasteindrücke bestimmt. Diese sind auf den gesamten Körper verteilt und besonders an den Pedipalpen sehr zahlreich. Auch den an der Unterseite des Abdomen befindlichen Kämmen kommt eine bedeutende Rolle als Sensoren zu. Für die Sicht sind verschiedene Punktaugen zuständig – zwei davon befinden sich in der Mitte des oberen Kopfteils, sie werden unterstützt von weiteren zwei bis fünf lateralen Punktaugen an den Seiten des Kopfteils. Einige wenige Skorpionarten sind blind.

Verhalten – Angriff und Verteidigung
Für die kleineren Tiere, von denen sich der Skorpion ernährt, benutzt er seine Scheren. Wird er von Tieren seiner Grösse, oder noch grösseren, angegriffen, verteidigt er sich mit seinem Stachel. Das Gift wird mittels zweier Öffnungen ausgestossen, die neben der Stachelspitze sitzen: Bei einigen Skorpionen ist es hoch dosiert, wirkt auf das Nervensystem der Opfer und kann zum Tod durch Paralyse des Atmungszentrums führen. Es kann auch Menschen töten, besonders Kinder.

Fortpflanzung

Skorpion Babies auf dem Rücken der Mutter.
Skorpion Babies auf dem Rücken der Mutter.
Obwohl ausgewachsene Skorpione einander stets aus dem Weg gehen – egal ob Männchen oder Weibchen – machen sie eine Ausnahme, wenn sie in Hochzeitsstimmung sind. Zum “Skorpion-Sex“ nähern Männchen und Weibchen sich einander in gebotener Vorsicht – verschränken dann ihre Scheren ineinander und beginnen sich vor und zurück in einem gleichförmigen Rhythmus zu wiegen – es sieht aus, als ob sie Walzer tanzen.

Nach einiger Zeit zieht das Männchen seine Auserwählte an sich und lässt ein Päckchen mit Spermazoiden zu ihren Füssen fallen, aus dem viele kleine Häkchen ragen – dann manövriert er sie über das Päckchen . . . im Moment, da die Genitalöffnung des Weibchens sich genau über dem Spermapäckchen befindet, greifen die Häkchen zu und transportieren es ins Innere des weiblichen Körpers. Bald nach der Besamung legt sie ihre Eier ab.

Skorpione können sich vivipar fortpflanzen, das heisst, sie entwickeln sich im Mutterleib bis zur Geburt – oder ovivipar, indem sie in einem Gelege heranreifen. Sogar partenogenetisch (eingeschlechtliche Fortpflanzung) können sie sich entwickeln, wozu sie nur die Mutter brauchen – das hängt von der jeweiligen Skorpion-Spezies ab.

Die jungen Skorpione werden vollkommen ausgebildet, mit allen Körperteilen und Funktionen, geboren. Während sie noch klein und verletzlich sind, und selbst noch keine Insekten, Spinnen und Schaben jagen können, klammern sie sich auf dem Rücken der Mutter fest, beschützt von ihrem giftigen Stachel.

Nachtaktivität
Skorpione leben normalerweise in Kolonien und sind nachtaktiv – von ihrem Ort der Geburt entfernen sie sich kaum. Sie verbringen den Tag unter Steinen, morschen Stämmen, toten Blättern, in kleinen Gruben oder Termitenhügeln, um das Sonnenlicht zu meiden.

Nachts schwärmen sie aus auf der Suche nach Nahrung. Vorzugsweise leben sie an warmen, trockenen Orten, vor allem in Wüsten. Doch man findet sie auch in den feuchten Regionen der Tropen. Es sind Fleischfresser, die des nachts auf die Jagd gehen und sich vorwiegend von Insekten und Spinnen ernähren – es kann unter ihnen auch zu Kannibalismus kommen, besonders in Gefangenschaft.

Sie können lange Zeit ohne Nahrung auskommen, indem sie Nahrung in den Divertikeln des Hepatopankreas (Mitteldarmdrüse) aufbewahren. Beobachtungen in Gefangenschaft haben ergeben, dass Skorpione bis zu 23 Monaten ohne Nahrung ausgekommen sind.

Sie finden ihre Beute mittels jener, schon beschriebenen, sensorialen Haare, den Trikobothria, die sich vor allem an den Pedipalpen befinden und die geringste Bewegung der Luft wahrnehmen. Die optische Wahrnehmung ist dagegen nur gering entwickelt.

Der Stich des Skorpions

Schere eines Skorpion.
Schere eines Skorpion.
Mit einem Skorpion sollte man nicht spielen! Seine Scheren, ähnlich denen eines Krebses, verleihen ihm einen bedrohlichen Aspekt, und sein gebogener Schwanz enthält ein Gift, das Herz und Atemmuskeln seines Opfers zu lähmen vermag. Einige wenige Spezies sind auch tödlich für den Menschen, wie zum Beispiel jene Skorpione von 5 bis 7,5cm Länge, die in den Wüsten Mexikos und Arizonas leben, oder einige Spezies des nördlichen Afrika, nach deren Stich ein Mensch innerhalb von acht Stunden stirbt. Doch für alle Skorpione gilt: Sie greifen den Menschen nur an, wenn sie sich von ihm bedroht fühlen!

Der Stich eines Skorpions verursacht einen intensiven Schmerz, der sich über das gesamte betroffene Glied ausbreitet – ein Gefühl wie nach einer Verbrennung, ein pulsierender, stechender Schmerz. Die Einstichstelle schwillt an und ist stark gerötet. Im allgemeinen werden die Opfer in die oberen Gliedmassen gestochen – mehr als die Hälfte (65%) der Opfer in Brasilien wurden in die Hände oder Unterarme gestochen. Die häufigsten Opfer sind allerdings Kinder unter 14 Jahren.

Die folgenden Symptome können zwei bis drei Stunden nach einem Skorpionstich auftreten:

  • Die Körpertemperatur steigt, starke Schweissausbrüche sind die Folge.
  • Gefühl von Übelkeit, Erbrechen, exzessive Speichelbildung, Bauchschmerzen, Durchfall.
  • Unregelmässiger Herzschlag (Beschleunigung und Verlangsamung) sowie Veränderung des Blutdrucks (Ansteigen und Abfallen).
  • Veränderungen beim Atmen durch Eindringen von Flüssigkeit in die Lunge – dies ist die häufigste Todesursache.
  • Unruhe, Schläfrigkeit, mentale Verwirrung.

Vorsichtsmassnahmen

Detail eines Skorpion Stachels.
Detail eines Skorpion Stachels.
Alle Skorpione haben Giftdrüsen – die einen sind mehr, die anderen weniger wirksam. Persönlich bin ich durchaus dafür, auch diese Tierchen zu schützen, aber wenn es sich um meine Familie handelt… dann geht die Gesundheit und das Leben der Familie natürlich vor. Wenn man von einem Skorpion gestochen worden ist, sollte man die betreffende Stelle mit viel Wasser und Seife auswaschen und sich sofort in Behandlung eines Arztes begeben – und wenn möglich, den betreffenden Skorpion zur Identifikation gleich mitbringen – tot natürlich!

Die Schnelligkeit einer ärztlichen Behandlung kann über Leben oder Tod entscheiden. Eine Selbstbehandlung, besonders in diesem Fall, kann sehr gefährlich werden. Auf keinen Fall das entsprechende Glied abbinden oder die Wunde aussaugen – weder aufschneiden, noch Kaffeesatz, Tabak oder sonst irgendetwas auf die Wunde tun, um die Situation nicht noch zu verschlimmern!

Wenn Skorpione in Ihrem Haus auftauchen, sind sie wahrscheinlich auch dort oder in der Nähe geboren worden. Bei einer Reproduktion der Tiere alle 90 Tage… und jedes Exemplar hat eine Lebenserwartung von durchschnittlich vier Jahren… werden Sie in wenigen Monaten ein Problem bekommen, wenn Sie jetzt nicht etwas dagegen unternehmen.

Skorpione ernähren sich von anderen Insekten, wie zum Beispiel Termiten, Küchenschaben, Fliegen, Grillen und Spinnen – insofern sind sie durchaus als nützliche Helfer gegen diese Plagegeister anzusehen. Und wenn sie ins Haus kommen, dann sind sie hinter ihrer Nahrung her. Sie greifen den Menschen nicht an, wenn sie sich nicht erschrecken, jedoch kann leicht ein Unfall passieren… man tritt auf sie aus Versehen, man setzt sich auf sie, man zieht einen Schuh an, in den sich ein Skorpion vor dem Licht verkrochen hat… solche Sachen eben.

Weitere Vorsichtsmassnahmen:

  • Schuhe und Kleidung untersuchen, bevor man sie anzieht.
  • Innen und ausserhalb des Hauses für Sauberkeit sorgen – Müllhaufen, Baumaterial und Schuttablagen vermeiden.
  • Das Haus ohne Küchenschaben und andere Insekten instandhalten (ohne Nahrung sucht der Skorpion andere Orte auf).
  • Nicht mit Händen oder Füssen in Löcher, Steinhaufen oder Reisigbündel eindringen.
  • Stets bei der Feld- oder Gartenarbeit Stiefel und Handschuhe tragen.
  • Fenster und Türen mit Gaze und anderen Protektoren abdichten.
  • Abwasserrohre mit Protektoren schützen.
  • Hühner, Gänse, Enten und andere domestizierte Vögel sind natürliche Feinde der Skorpione – ihre Haltung lohnt sich in diesem Fall ganz besonders.
  • Die Betten im Haus stets in mindestens 10cm Abstand von den Wänden aufstellen!

Besondere Vorsicht ist im Fall von Kindern und Haustieren geboten. Abgesehen davon, dass sie die tatsächliche Gefahr nicht verstehen, ist ihr Körpergewicht geringer und damit die Wirkung des Skorpion-Giftes stärker. Ältere Personen und Kranke gehen ebenfalls wegen ihrer Immunschwäche ein grösseres Risiko ein.

Skorpione, die in Brasilien vorkommen

Eine Untersuchung, die von Forschern des “Instituto Butantan“, in São Paulo, durchgeführt wurde, ergab, dass 75% der Unfälle mit Skorpionen in urbanen Regionen passieren. Von den 13.000 zwischen 2010 und 2011 registrierten Unfällen durch Skorpionstiche im Bundesstaat São Paulo, passierten 10.000 in der Hauptstadt. Die Waldzerstörung und die unkontrollierte Ausdehnung der urbanen Areale führt dazu, dass die Tiere ihre Nahrung und Verstecke im Umfeld oder auch innerhalb der menschlichen Behausungen suchen.

Die meisten Unfälle passieren mit den Gelben und den Braunen Skorpionen, die sich perfekt an brach liegende Terrains mit herumliegendem Abfall und der Präsenz ihrer bevorzugten Beutetiere, der Küchenschaben, anpassen. Ausserdem vermehrt sich der Gelbe Skorpion einfach und schnell, da das Muttertier, wie bereits erwähnt, kein männliches Exemplar für ihre Reproduktion benötigt, die dreimal pro Jahr durchschnittlich aus 20 jungen Skorpionen besteht!

Skorpione in Brasilien, deren Stiche einer medizinischen Behandlung bedürfen, gehören der Ordnung Tityus an, in der zirka 60% der neotropischen Fauna zusammengefasst sind. Die häufigsten Spezies sind: Tityus bahiensis, Tityus stigmurus, Tityus trivittatus, Tityus cambridgei – dieser letztgenannte ist die häufigste Spezies im östlichen Amazonasgebiet (im Bundesstaat Pará und auf der Marajó-Insel), obwohl es bisher kaum Unfälle mit ihm gegeben hat – dagegen geschehen die meisten und schwersten Unfälle mit dem Tityus serrulatus, dessen Gift auch Menschenleben gefährden kann.

Unsere Beschreibungen dieser fünf auffälligsten Skorpione Brasiliens sollen stellvertretend für die zirka 160 verschiedenen Arten stehen, die bisher in Brasilien registriert worden sind.

Tityus-bahiensis
Tityus-bahiensis
Der Skorpion Tityus bahiensis präsentiert eine dunkelbraune, manchmal rotbraune, Körperfärbung und gelbe Beine mit dunklen Flecken. Seine Körperlänge, wie die der meisten Skorpione der Ordnung Tityus, liegt zwischen 5 und 7 Zentimetern. Im Gegensatz zu den meisten Spinnentieren sind die männlichen Exemplare bei dieser Skorpionart grösser als die weiblichen. Der Tityus bahiensis ernährt sich in der Regel von Schaben, Grillen, Spinnen und auch Insektenlarven.

Dieser Skorpion verursacht die meisten Unfälle im Bundesstaat São Paulo, obwohl er – sein Name deutet es an – eigentlich aus dem Bundesstaat Bahia stammt, sich aber weit über dessen Grenzen hinaus ausgebreitet hat. Er bevorzugt eigentlich eine feuchte Umgebung, wie den Atlantischen Regenwald und die Galeriewälder des Cerrado. Seine geografische Verbreitung reicht heute vom Bundesstaat Bahia bis in den Süden von Santa Catarina und Mato Grosso do Sul.

Tityus-stigmurus
Tityus-stigmurus
Ein Skorpion von hellgelber Körperfärbung, mit einem schwarzen Dreieck auf dem Kopf und einem dunklen Streifen in der Mitte des Rückens, der sich bis zum Körperende hinzieht ist der Tityus stigmurus. Eine Spezies, die besonders im Nordosten Brasiliens sehr häufig ist. Durch seine gelbliche Färbung passt er sich gut dem sandigen Boden der halbtrockenen Regionen seines Habitats an und ist so fast unsichtbar.

Er hat eine Körperlänge von rund 7 Zentimetern und ernährt sich vorzugsweise von Insekten, Spinnen und auch anderen Skorpionen. Wie die meisten seiner Artgenossen ist er nachtaktiv, sein Sehvermögen ist mangelhaft, er orientiert sich deshalb mittels seiner Sensor-Behaarung, die bei allen Skorpionen die Aufgabe der Orientierung und Identifikation von Beutetieren übernimmt.

Eine Skorpion-Spezies, die sich fast ausschliesslich durch Partenogenese reproduziert – also ohne eine Befruchtung durch ein männliches Exemplar auskommt. Es existieren zwar beide Geschlechter, jedoch ist eine Begegnung der beiden selten. Die weiblichen Tiere bringen zwischen 8 bis 14 Junge zur Welt. Diese Spezies ist dem urbanen Leben bestens angepasst und kann in menschlicher Gemeinschaft bestens zurechtkommen, angelockt von Insekten (Küchenschaben) und von der Möglichkeit, sich in menschlichen Behausungen gut verstecken zu können.

Um eine Einquartierung dieser ungebetenen Gäste zu verhindern, sollte man die Objekte des Haushalts stets an sauberen Orten ohne Feuchtigkeit aufbewahren, und alle Örtlichkeiten säubern, an denen sich Küchenschaben entwickeln könnten, von denen sich Skorpione in der Stadt vorwiegend ernähren. Der Stich des Tityus stigmurus ist sehr schmerzhaft und benötigt unbedingt ärztliche Behandlung, besonders bei Kindern, alten Leuten und Personen mit Immunschwäche, oder die durch Krankheit bereits geschwächt sind.

Der Skorpion Tityus trivittatus hat einen dunkelgelben Körper, mit drei fast schwarzen Längsstreifen – geringe Farbabweichungen sind möglich. Er kann sich ebenfalls durch Partenogenese reproduzieren. Er erreicht eine Körperlänge von 7 Zentimetern. Seine geografische Verbreitung ist auf die Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Paraná, Mato Grosso do Sul, Mato Grosso, Goiás und Rio de Janeiro begrenzt.

Der Körper des Tityus cambridgei hat eine kastanienrote bis ins Schwarz tendierende Gesamtfärbung, mit hellen Punkten. Schwanz und Scheren sind besonders lang – bei den männlichen Exemplaren noch grösser als bei den weiblichen. Die Tiere werden bis zu 8,5 Zentimeter lang, sie ernähren sich von kleinen Tieren, Wirbellosen und Insekten. Sie benutzen ihre Scheren und den Stachel, um sich gegen Beutejäger zu verteidigen und sich mit anderen Skorpionen zu duellieren. Auch für den bereits beschriebenen “Hochzeitstanz“ gebrauchen sie ihre Scheren. Diese Spezies lebt ausschliesslich im Regenwald Amazoniens.

Tityus-serrulatus
Tityus-serrulatus
Der gefährlichste unter den Skorpionen Brasiliens wird im Volksmund “Escorpião amarelo“ – der Gelbe Skorpion (Tityus serrulatus) genannt. Er kann 7 Zentimeter lang werden. Die Bezeichnung “serrulatus“ bezieht sich auf einen sägezahnartigen Kamm auf den 30 bis 40 Ringen des Schwanzes. Seine Reproduktion ist partenogenetisch – das Muttertier bringt zweimal pro Jahr jeweils 20 Junge zur Welt – in ihrem Lebenszyklus etwa 160 Junge insgesamt! Wegen der Anpassungsfähigkeit an menschliche Behausungen und der Gefährlichkeit des Stiches ist dieser Skorpion verantwortlich für die meisten in Brasiliens Städten registrierten Unfälle.

In den letzten fünfundzwanzig Jahren hat er sich über ganz Südamerika verbreitet – in Brasilien kommt er besonders häufig in den Bundesstaaten Minas Gerais, Bahia, Espirito Santo, Rio de Janeiro und São Paulo vor – die meisten Unfälle werden aus Minas Gerais gemeldet. Jährlich werden in ganz Brasilien zirka 8.000 Unfälle mit dem “Gelben“ gemeldet, aber nur 0,58% davon verlaufen tödlich – meistens bei Kindern unter 7 Jahren.

Brasilien registriert seit dem Jahr 1988 alle gemeldeten Unfälle mit Skorpionen, und jedes Jahr stellt man eine Zunahme solcher Fälle fest. Auch nach Berichten der “Fundação Oswaldo Cruz“ (FIOCRUZ) ist die Tendenz der Unfälle durch Skorpionstiche in den letzten Jahren gestiegen: 2010 wurden 8.848 Fälle im Bundesstaat Minas Gerais registriert, 6.837 in Pernambuco, 5.995 in Bahia und 4.576 im Staat São Paulo. Allein in Rio de Janeiro stellte man zwischen den Jahren 2000 und 2010 einen Anstieg der Unfälle um 88% fest.

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