Vila Isabel

Zuletzt bearbeitet: 15. Februar 2024

Allgemeine Daten der Sambaschule Unidos de Vila Isabel

bandeira-vila-isabelGegründet: 04. April 1946
Vereinsfarben: Blau/Weiss
Symbol: Krone
Aus dem Stadtteil: „Vila Isabel“

Präsident: Fernando Fernandes dos Santos
Karnevalist/In: Paulo Barros
Karnevalsdirektor: Luiz
Sänger: Tinga
Leiter der Perkussions-Gruppe (Mestre de bateria): Macaco Branco
Königin der Perkussion (Rainha da Bateria): Sabrina Sato

Samba-Enredo 2024 (Themen-Samba)
Gbala – Viagem ao Templo da Criação (reedição do enredo de 1993)
Gbala – die Reise zum Tempel der Schöpfung (Neuauflage des Enredos von 1993)

Mitwirkende 2024: 2.700
Alas (Flügel): 28
Allegorische Wagen: 6

Probelokal: Boulevard 28 de setembro, 382 – Vila Isabel
Proben: Mittwochs ab 20h und Samstag ab 22h
Quadra: Boulevard Vinte e Oito de Setembro nº 382 – Vila Isabel
Werkstatt: Rua Rivadávia Correa 60 – Cidade do Samba – Gamboa
Telefon: (21) 2263 – 3937 (Werkstatt) und (21) 2578 – 0077 (Quadra)

Karnevalssieger Grupo Especial
2013, 2006, 1988

Video Impression Karnevalsparade 2024

Video Impression Karnevalsparade 2023

Foto Impression Karnevalsparade 2023

Vila Isabel 2023 – Foto: Tata Barreto | Riotur

Video Impression Karnevalsparade 2022

Foto Impression Karnevalsparade 2022

Unidos de Vila Isabel – Foto: Gabriel Monteiro/Riotur

Foto Impression Karnevalsparade 2020

Paraden Rio 2020 – Vila Isabel – Foto: Gabriel Nascimento/Riotur

Video Impression Karnevalsparade 2020

Video Impression Karnevalsparade 2019

Foto Impressionen Karnevalsparade 2018

Foto Impressionen Karnevalsparade 2017

Foto Impressionen Karnevalsparade 2016

Foto Impressionen Karnevalsparade 2015

Foto Impressionen Karnevalsparade 2014

Impressionen Karnevalsparade 2013

Aus der Vereinsgeschichte

In den 40er Jahren erkannte Antônio Fernandes da Silveira – bekannter als „Seu China“ – in einem der Blocks, die auf der Strasse paradierten, eine Chance, seinen Namen in der Geschichte des Karnevals zu verewigen. Die Inspiration bekam er von den „Acadêmicos da Vila“, einer Gruppe, die durch den charmanten Stadtteil Vila Isabel marschierte, dem Geburtsort des grossen Sambistas Noel Rosa.

Der „Bloco“ genoss ein gewisses Ansehen wegen seiner guten Organisation: alle Komponenten waren kostümiert, und sie benutzten ein Seil, um sich vom Publikum abzugrenzen. Entschlossen, eine „Escola de Samba“ zu erschaffen, versammelte „Seu China“ auf dem „Morro dos Macacos“ Freunde der Gruppe „Acadêmicos da Vila“ um 1946 die „Unidos de Vila Isabel“ zu gründen.

Die meisten Mitglieder wohnten im Umfeld des Stadtteils – ihr erklärtes Ziel war nun, sich auf der Praça Onze zu präsentieren, im Zentrum von Rio, zusammen mit den Grossen, wie zum Beispiel der Mangueira und der Portela. In dieser Geschichte wechselten die Farben: War man als „Acadêmicos da Vila“ in Rot und Schwarz aufgetreten, so akzeptierte man nunmehr einen Vorschlag des „China“, in Blau und Weiss zu paradieren – und das ist bis heute so geblieben.

Ihre erste offizielle Parade fand 1947 statt, mit einer Zahl von 100 Mitgliedern (Komponenten). Nachdem die Schule fast 20 Jahre lang in zweitrangigen Paraden aufgetreten war, eroberte sie sich 1966 das Recht, in der Spitzengruppe marschieren zu dürfen, mit dem Thema: „Três Épocas do Brasil“. Die Schule überraschte mit einem vierten Platz und durchbrach damit die Hegemonie der vier Grossmächte jener Epoche: Portela, Mangueira, Império Serrano und Salgueiro.

Eine Tradition bei der Vila Isabel war eine Sammlung guter Sambas. Und einer der Verantwortlichen für diesen Schatz war Martinho da Vila. Der Komponist, der um ein Haar zur „Império Serrano“ übergelaufen wäre, wurde 1966 für die blau-weisse Fahne gewonnen. Martinho beschenkte die Karneval-Fans mit unvergesslichen Sambas, wie „Quatro séculos de modas e costumes“, bis heute immer wieder gespielt in Samba-Konzerten.

Inspiriert von seinem Umfeld brachte der Komponist immer wieder neue Samba-Themen in die Paraden ein, mit leichten Texten und ebensolchen Melodien, die heute zu seinen bedeutendsten Werken gehören, wie zum Beispiel „Yayá do Cais Dourados“ (1969) und „Onde o Brasil Aprendeu a Liberdade“ (1972).

1980 gelang der Vila Isabel erneut der Aufstieg in die „Grupo Especial“ nachdem sie ihren ersten Abstieg hatten hinnehmen müssen. Und diese Rückkehr hätte besser nicht sein können: mit dem Thema „Sonho de um Sonho“ – inspiriert von einem Gedicht von Carlos Drummond de Andrade, sang die Schule einen der schönsten Sambas der Karnevalsgeschichte: „Sonhei / Que estava sonhando um sonho sonhado / O sonho de um sonho magnetizado“ – kein anderer als Martinho da Vila zusammen mit Rodolpho und Graúna.

Die Konkurrenz wurde immer hektischer, und die Vila Isabel wollte sich nunmehr mit den ganz Grossen anlegen – mit dieser Absicht engagierte sie 1985 den Karnevalisten Max Lopes, der sich bereits bei der Mangueira verewigt hatte. Jedoch währte diese Partnerschaft nicht lange – bis 1987 – obwohl sie gute Paraden abgeworfen hatte.

Ohne eigenes Clubhaus und mit nur wenig Geld in der Kasse, entschloss sich die Schule (1988) zur Gestaltung eines afrikanischen Themas – eingedenk des 100-jährigen Jubiläums der Abschaffung der Sklaverei. Der ausgesuchte Thementitel hiess „Kizomba“, ein Wort angolanischen Ursprungs, das „Verbrüderung“ bedeutet.

Die Avenida verwandelte sich wahrhaftig in einen afrikanischen Zeremonienplatz: Nach dem Luxus und der Vollendung vorhergehender Paraden der Konkurrenz, applaudierte das Publikum der Parade einer rustikalen Vila Isabel, die simple Materialien mit einer Verve präsentierte, wie sie selten bei einer Parade zu spüren war – Ergebnis eines untadeligen Samba-Songs und einer unvergleichlichen Begeisterung der Sänger, die „Valeu, Zumbi, o grito forte dos Palmares“ interpretierten.

Wenn man dem verstorbenen Luiz Carlos da Vila glauben will, einem der Autoren jenes historischen Werkes, so war jeder einzelne Komponente bei dieser Parade von einem „Orixá“ besessen – einem afrikanischen Naturgeist. Und diese Naturgeister, stolz auf dieses Fest der Vila Isabel ihnen zu Ehren, verhalfen ihr zur ersten Champioship ihrer Geschichte!

Nach dem Sieg hatte die Blau-Weisse grosse Schwierigkeiten, sich in der Spitzengruppe halten zu können – einige Jahre kämpfte sie, um nicht absteigen zu müssen. Und dann kam im Jahr 2000 dieser Abstieg unaufhaltbar – vier Jahre lang musste sie in der „Grupo de Acesso“ werkeln, bis ihr im Jahr 2004 das Recht zur Rückkehr in die Creme des Samba gelang. Und um ihr erneutes Debut auch standesgemäss zu präsentieren, nahm sie den Karnevalisten Joãosinho Trinta unter Vertrag, der, obwohl gesundheitlich nicht auf der Höhe, das Thema „Singrando em Mares bravios . . . E construindo o Futuro“ – über die Geschichte der Seefahrt – entwickelte.

2006 war ein grosses Jahr für die Vila Isabel: Sie siegten mit dem Thema „Soy loco por ti América – A Vila canta a latinidade“ (Ich bin verrückt nach dir, Amerika – die Vila besingt die Latinität). Übrigens: Der Präsident von Venezuela, Hugo Chávez, feierte den Sieg der Vila Isabel in Rio. Sein Land sponserte die Parade der Samba-Schule, die dem Thema “Südamerika“ gewidmet war. Die Finanzierung führte zu harscher Kritik von Seiten der Opposition in Venezuela.

Dieser Sieg der „Vila Isabel“ brach mit einem Tabu: Sie siegte nach einer Parade am Sonntag – während die Tendenz der letzten zehn Jahre anscheinend darauf hinauslief, dass der Sieger bis dato stets aus einer Montags-Parade hervorging!

2010 unternahm die Sambaschule Unidos de Vila Isabel ein Zeitreise. Sie präsentierte eine Hommage an den 1910 geborenen Komponisten und Musiker Noel de Medeiros Rosa aus Rio de Janeiro, der massgeblich die Musica Popular Brasileira beeinflusst hat, obwohl er bereits im Alter von 27 Jahren an Tuberkulose starb. Das Motto „Noel: A presença do poeta da Vila“ (Noel: Die Gegenwart des Dorfpoeten) wurde laut den Karnevalisten ausgewählt, da Noel im Viertel Vila Isabel aufwuchs und selbst heute dort noch eine wichtige Figur darstellt.

Die 8 Allegoriewagen erinnerten an seine Leidenschaft inmitten des Tanzes, Alkohols, leichten Mädchen, Glückspiels und vor allem des Sambas. Die wichtigen Stationen seines kurzen Lebens waren in der Parade in chronologischer Reihenfolge anzutreffen. Mit dieser Hommage erreichte Vila Isabel den 4. Schlussrang.

Die Samba-Parade 2011 von Vila Isabel dürfte in zweierlei Hinsicht eine haarige Angelegenheit sein. Zum einen thematisierte die Schule ihren Samba-Enredo „Mythen und Geschichten an den Haaren miteinander verwoben“, konnte dies jedoch keineswegs einleuchtend vermitteln. Während die Schlangenhaare der Medusa, die Geschichte Rapunzels oder die Perücken in der französischen Renaissance noch passten, gingen viele Kostümgruppen schlichtweg am Thema vorbei.

Als Beitrag zum Karneval 2012 von Rio wählte die Samba-Schule “Vila Isabel“ die Geschichte des afrikanischen Staates Angola zum Thema ihrer diesjährigen Parade. Mit dem Thema “Você semba la… que eu sambo cá. O canto Livre de Angola! “ (Du semba dort . . . ich sambo hier. Der freie Gesang Angolas) beendete die Schule die Paraden der ersten Nacht in der Spitzengruppe von Rio de Janeiro und zeigte, dass unsere Verbindung mit jenem afrikanischen Land weit über die gemeinsame portugiesische Sprache hinausgeht.

Die “Vila“ hat in den von den angolanischen Sklaven mitgebrachten Traditionen die Wurzeln des Samba entdeckt und verband damit auch, am Ende der Parade, eine Ehrung des Volkssängers Martinho da Vila. Die Präsentation ihrer Parade trug die Unterschrift der Karnevalistin Rosa Magahães.

Der Parcours durch jene afrikanische Region begann mit der Front-Kommission, die eine afrikanische Savanne darstellte. Die Darsteller bewegten sich auf der Sapucaí innerhalb einer Allegorie, die ein Teilstück von diesem Biom präsentierte. Afrikaner kämpften mit wilden Tieren und entwickelten verschiedene Choreographien auf dem Wagen. Vila Isabel erreichte 299.5 Punkte, was den 3. Rang an der Sambaparade Rio de Janeiro 2012 bedeutete.

Vila Isabel präsentierte 2013 die bescheidene Lebensart des Volkes im Interior Brasiliens, wie den Tanz zur Violine, die Besuche des “Compadre“, die Feste im “Arraial“ und die religiösen Prozessionen. Das Thema “A Vila canta o Brasil, celeiro do mundo – Água no feijão que chegou mais um“ (Die Vila besingt Brasilien, die Speisekammer der Welt – Wasser auf die Bohnen, wir haben einen Gast).

Die Parade begann mit der Präsentation der Erde, die vom Landmann bewohnt wird, mit dem Erwachen durch die aufgehende Sonne, wenn er zur Arbeit auf dem Feld geht. Im zweiten Sektor demonstrierte der Wagen “Tatu“ die Dramen des Landwirts. Es erschienen in diesem Bereich die Überschwemmungen und die Trockenperioden, die die Arbeit des Landmanns behindern und seine Ernte gefährden. Der dritte Sektor eröffnete mit dem Wagen “Heuschrecken“ und war den Schädlingen der Landwirtschaft gewidmet.

Die produktive Seite der Landwirtschaft wurde symbolisiert durch eine grosse Sonnenblume. Die Erneuerung des Lebens erschien im vierten und fünften Sektor – mit Blumen, Früchten, Gemüse und diversen anderen Produkten. Hervorgehoben wurde die Arbeit der portugiesischen, italienischen, ukrainischen, japanischen und deutschen Emigranten, bedeutsam für die Entwicklung der Landwirtschaft in Brasilien.

Das Thema veranlasste einige Kommentatoren brasilianischer Medien auch auf die Dissonanz zwischen der vorgestellten “ökologisch nahezu heilen Welt” und der scheinbar nicht aufzuhaltenden Umweltzerstörung in Brasilien hin. Die Tatsache dass der grösste Einzelsponsor der Parade mit über einer Million Euro einer der weltweit grössten Hersteller von genmanipuliertem Saatgut ist, stiess so manchen bitter auf. Am Ende gewann die Schule mit 299,7 Punkten und durfte damit nach 1988 und 2006 zum dritten Mal den begehrten Pokal in Empfang nehmen.

Die Vila Isabel versucht 2014 nochmal Champion zu werden mit dem Thema: “Retratos de um país plural“ (Portraits eines pluralistischen Landes)

Die Schule musste sich zu ihrem Ärgernis sich mit halbfertigen Kostümen begnügen, weil das von ihr verpflichtete Atelier nicht rechtzeitig liefern konnte.

2013 wurden sie Champion mit ihrem Thema über das Interior Brasiliens und das Leben auf dem Land. Das Thema in diesem Jahr wies gewissermassen in dieselbe Richtung (aufs Land). Die “Vila Isabel“ präsentierte die “Wiederentdeckung der Erde und des brasilianischen Volkes“ und die “Portraits eines pluralistischen Brasiliens“.

Die Parade zeigte Bilder des brasilianischen “Sertão“ – angefangen bei den Spitzenklöpplerinnen von Ceará und Rio Grande do Norte, über die Kokosnuss-Spalterinnen von Maranhão, Piauí und Pará, bis zu den Gaúchos der Pampas und ihrer traditionellen Viehzucht. Die Front-Kommission repräsentierte die Sertaneja-Kultur – mit Akzentuierung auf die Xylogravur. Es gab auch eine Ala mit Darstellung der “afrikanischen Krieger“, Symbol der religiösen Glaubensrichtung der afrikanischen Kommunen. Der Eröffnungswagen als Sklavenschiff erschien mit afrikanischen Masken, Trommeln und Schilden.

Der zweite Wagen zeigte den Atlantischen Regenwald und den Beginn der Besetzung Brasiliens durch die Portugiesen. Es gab weitere Alas und Wagen, die dem Wald gewidmet waren, der Caatinga, der Soja-Pflanzung, dem Pantanal und dem Sertão. Und eine kuriose Ala prangerte sogar den Schmuggel mit Wildtieren an.

Mit der Titelverteidigung wurde 2014 nichts, Vila Isabel erreichte den 10. Schlussrang.

Vila Isabel ehrte den 80-jährigen Maestro Isaac Karabtchevsky, aus São Paulo mit dem Thema: “O Maestro Brasileiro está na Terra de Noel. A Partitura Azul e Branco, da Nossa Vila Isabel“ (Der Maestro Brasileiro befindet sich im Noel-Land. Blau-Weiss ist die Partitur unserer Vila Isabel).

So erinnerten die einzelnen Sektoren (Alas) der Schule an Musikinstrumente, wie Flöten, Pauken und ein ganzes Orchester im goldenen Eröffnungswagen, in dem auch der Maestro Karabtchevsky selbst sass und die Königin der Percussion, Sabrina Sato, tanzte Samba als “Schwarzer Schwan“, in Anlehnung an das Ballett “Schwanensee“ des Russen Pjotr Illitch Tschaikovsky.

Weitere Figuren aus Opern beherrschten die Alas, wie zum Beispiel die Piraten aus “Fosca“, die Sklaven aus “Lo Schiavo“ und die Indios aus “O Guarani“. Der Russe Igor Strawinsky wurde vom Ala-Fussvolk geehrt, die als “Feuervögel“ kostümiert waren. Die Percussion war kostümiert als “Otello“, nach der Oper von Giuseppe Verdi.

Die “Vila“ brachte die klassische Musik auf die Avenida Sapucaí, was den Juroren nicht zu gefallen schien. Die 266,2 Punkte ergaben den verletzen 11. Schlussrang für die Schule aus Rios Stadtteil Vila Isabel.

Die Vila Isabel wählte 2016 den verstorbenen Ex-Gouverneur Miguel Arraes und seinen Bundesstaat Pernambuco zum Thema ihrer Parade. Der 1916 im Nordosten Brasiliens geborene Miguel Arraes war Bürgermeister Recifes und Gouverneur Pernambucos.

Durch die Not des Volkes und die Dürre schwer beeindruckt und bemüht soziale Konflikte zu lösen hat er die Herzen der Bevölkerung gewonnen, von der er den Namen “Pai Arraia“ (Vater Arraia) erhalten hat.

”O maestro brasileiro na terra de Noel…Tem partitura azul e branca da nossa Vila Isabel.” (Der brasilianische Maestro im Land des Noel… hat eine blau-weisse Partitur unserer Vila Isabel) war das Samba-Thema zur Parade.

Der 8. Schlussrang war das Ergebnis der Darstellung.

Eine Reise durch die Musikgeschichte des amerikanischen Kontinents mit ihren afrikanischen Wurzeln hat Vila Isabel 2017 geboten – “O som da cor“ (Der Ton der Farbe). Im Mittelpunkt stand der Einfluss der Schwarzen, die nicht nur den Samba geprägt haben, sondern ebenso Rock, Pop, Soul und Jazz, wie ebenso die Vermischung der Kulturen.

Aufgewartet hat Vila Isabel mit herausragenden Alegorien, wie einem gigantischen silbernen Schiff, das sich auf Wellen zu bewegen schien und die schwarze Kultur, die Afrikaner mit gebracht hat. Auf Begeisterung beim Publikum stieß der Wagen mit Musikgrößen wie Michael Jackson, Tina Turner, Ray Charles und Stevie Wonder.

Anschaulich gezeigt hat Vila Isabel zudem, wie Musik und Rhythmen aus dem schweren Alltag der Sklaven heraus entstanden ist. Am Ende erreichte die Vila deb 10. Schlussrang.

Für einen imposanten Auftritt hat Unidos da Vila Isabel 2018 gesorgt. Sie hat mit viel Technik und Kreativität beeindruckt. Im Mittelpunkt ihres Enredos – Corra que o futuro vem aí (Lauf, die Zukunft kommt) standen Entdeckungen und Erfindungen, die die Welt verändert und zum Fortschritt der Gesellschaft beigetragen haben.

Gezeigt wurde aber auch eine Reise in die Vergangenheit, um in die Zukunft zu gelangen, wie es Carnevalesco Paulo Barros ausgedrückt hat.

Im Vordergrund stand die Technik. Von der war auch der Rock der ersten Porta Bandeira geprägt. Statt aus einem Schwall von Federn bestand dieser aus 20.000 Led-Lämpchen. Sie haben züngelnde Flammen auf das 45 Kilogramm schwere Kostüm gezeichnet und das Feuer als eine der wichtigen Entdeckungen der Menschheit symbolisiert.

Der Carnevalesco Paulo Barros war die letzten Jahre ein Garant für Spitzenplätze. Mit der Vila Isabel reichte es lediglich auf den 9. Schlussrang.

Mit Luxus pur und gigantischen Allegorien hat Vila Isabel 2019 geglänzt (Em nome do Pai, do Filho e dos Santos, a Vila canta a Cidade de Pedro – Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Heiligen, die Vila besingt die Stadt Petrus). Sie hat die Geschichte der Stadt Petrópolis erzählt. Dom Pedro I. hatte sich in die Region verliebt und den Traum, dort den Sommersitz der kaiserlichen Familie zu errichten. Dom Pedro II. hat diesen in die Tat umgesetzt.

Jetzt war es das Publikum im Sambódromo da Marquês de Sapucaí, das sich von der Darbietung hat hinreißen lassen. Beim Vorbeiziehen gab es von ihm immer wieder die Rufe “é campeão”, Sie ist Champion. Einen Wermutstropfen gab es trotzdem. Vila Isabel hat mit ihrer Parade 76 Minuten überschritten, eine Minute mehr als erlaubt. Mit Punktabzügen muss sie deshalb wohl rechnen.

Die Darbietung war hingegen ein wahrer Augenschmaus. Highlights waren unter anderem gigantische Allegorien, wie der Abre-Alas. Der wurde von sieben Meter hohen, weißen Pferden flankiert, deren Bewegungen via Robotertechnik gesteuert wurden. Sie haben die kaiserliche, goldene Kutsche gezogen.

Der letzte allegorische Wagen war dem Thema Freiheit gewidmet. Er repräsentierte die Abschaffung des Sklaventums und dem Gesetz dazu, das von Prinzessin Isabel unterzeichnet worden war. Mit auf dem Wagen befand sich die Familie der im vergangenen Jahr ermordeten Marielle Franco, die sich für die Menschenrechte und Verbesserungen in den Favelas eingesetzt hatte. Die Vila zeigte einen mitreissenden Auftritt, der sie auf den 3. Schlussrang brachte.

Vila Isabel erzählte die Entstehungsgeschichte der Hauptstadt Brasília aus einem völlig neuen Winkel. Grundlage war eine erfundene Legende, dessen Hauptfigur ein Indio-Junge ist, der kleine Brasilien. Das Thema dazu: Gigante pela própria natureza: Jaçanã e um índio chamado Brasil – “Gigantisch von Natur aus: Jaçanã und ein Indio genannt Brasilien“. Groß wird er erst, nachdem er sein Volk kennenlernt.

Dessen Kulturen, Einzigartigkeit und Fähigkeiten vereinen sich letztlich in der Hauptstadt Brasília. Dargestellt hat Vila Isabel dies mit luxuriösen und detailreichen Kostümen und Allegorien, mit denen die verschiedenen Regionen des Landes symbolisiert wurden. In den Alas der tanzenden Menschen kamen die Biome des Landes wie Regenwälder, Pampa, Cerrado und der trockene Nordosten auf die Avenida.

Vila Isabel hat die Indios nicht einfach nachgebildet oder sich an Klischees bedient. Vielmehr hat sie die Urvölker des Landes in Blautönen gezeigt mit einem Federschmuck in den Farben Brasiliens, gelb-grün. Auch beim ersten Wagen, den Abre-Alas, standen die indigenen Völker im Vordergrund. Auf ihm war Mutter Erde in Form einer eindrucksvollen Skulptur als Mutter mit dem kleinen Indio-Jungen zu sehen.

Präsentiert wurde die Bedeutung der Indios für Brasilien. Andere Allegorien und Alas zeigten die Kulturen der Völker, die nach 1500 ins Land kamen. Nicht vergessen wurden dabei die Menschen aus Afrika. Für Vila Isabel reichte es am Schluss für den 8. Rang.

Vila Isabel hat am Karneval 2022 den Sänger, Komponist und Autor Martinho da Vila geehrt – der Samba dazu: (Canta, canta, minha gente! A Vila é de Martinho) – Singt, singt, mein Volk!

Die Geschichten Martinhos da Vila und der Sambaschule sind eng miteinander verbunden. Martinho da Vila ist seit 1965 aktives Mitglied von Vila Isabel und hat diverse Samba-Enredos für sie geschrieben. Erzählt hat die Sambaschule jetzt seine Geschichte, die ihres Ehrenpräsidenten.

Vila Isabel zeigte dabei ebenso die afrikanischen Wurzeln von Martinho da Vila auf. Bei der Frontkommission war es ein Volk aus Angola, das den Ton angab und schließlich den hoch oben auf einer Plattform sitzenden, 84-Jährigen krönte.

Martinho ist aber längst nicht nur Sambakönig. Er ist ebenso für die Música Popular Brasileira (MPB) von großer Bedeutung. Weniger bekannt sind hingegen seine Schriftsteller-Aktivitäten. 16 Bücher hat er geschrieben.

Mit ihrer Parade hat Vila Isabel ihren Ehrenpräsidenten gebührend gefeiert. Der tanzte zum Schluss auf der Samba-Avenida ausgelassen und mit hochgestreckten Armen mit. Mit dabei waren bei der Parade ebenso fünf seiner acht Kinder.

Vila Isabel hat in den frühen Morgenstunden des Sonntags den Abschluss der zweiten Paradenacht im beinahe voll besetzten Sambódromo Marquês de Sapucaí gebildet. Für die Schule wurde es letztlich der 4. Schlussrang.

Vila Isabel hat ein einzigartiges Spektakel mit atemberaubenden Effekten geboten. Im Mittelpunkt des Themas standen religiöse Feste «Nessa Festa Eu Levo Fé!» (An dieses Fest glaube ich!). Die wurden mit Leichtigkeit und Humor präsentiert und boten gleichzeitig eine Reise um die Welt und durch die Zeiten. Von Bacchus, dem Gott des Weines und Rausches ausgehend führten sie über Ägypten, Indien, China und andere Länder nach Brasilien.

Gezeigt wurden Feste verschiedener Religionen und Länder, wie das Fest der Toten in Mexiko, die Feiern um den Heiligen Georg, das Fest der afrikanischen Gottheit Jemanjá, die in Brasilien mit Maria verschmilzt. Für viele war Vila Isabel der Favorit. Am Ende war es der 3. Platz.

Vila Isabel brachte 2024 die Neuauflage von „Gbalá! Eine Reise zum Tempel der Schöpfung“. Das 1993 von Oswaldo Jardim geschaffene Werk wurde von Paulo Barros in eine zeitgenössische Fassung gebracht. „Gbalá!“ ist ein Werk, das die Geschichten der Yoruba über die Erschaffung der Erde erzählt. Mehr als 30 Jahre nach seiner Entstehung aktualisiert die Schule die Botschaft des Stücks von 1993, indem sie den Schaden aufzeigt, den der Mensch der Erde zufügen kann, bis hin zu ihrer Rettung durch die Kinder, die das Symbol der Hoffnung in der Welt sind. Die Hoffnung, dass der Mensch zur Einsicht kommt und Sorge zur Natur trägt, war den Juroren den 6. Rang wert.

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