Ostern ist ein bedeutendes Fest des Christentums weltweit, das an die Kreuzigung, den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus erinnert. Das Datum dieses Festes ist beweglich, und die Kriterien für seine Definition wurden von der katholischen Kirche im 4. Jahrhundert n.C., anlässlich des Konzils von Nizza, festgelegt.
Die religiösen Autoritäten einigten sich darauf, dass Ostern am ersten Sonntag nach dem Vollmond, der auf die Frühlings-Tagundnachtgleiche (in der nördlichen Hemisphäre) fällt, gefeiert werden sollte. Der Zeitraum für diese Feierlichkeiten liegt also zwischen dem 22. März und dem 25. April.
Das christliche Osterfest ist eine Neuinterpretation des jüdischen Festes zum Gedenken an die Befreiung des hebräischen Volkes aus der Sklaverei in Ägypten, das „Pesach“ genannt wird, was dem Hebräischen entstammt und auf Deutsch „Durchgang“ bedeutet – es bezieht sich auf den Durchgang des Todesengels im historischen Ägypten (die zehnte Plage).
Ostern und Karwoche
Die Karwoche beginnt am Palmsonntag, dem Tag des Einzugs Jesu in die Stadt Jerusalem. Ein weiterer bedeutungsvoller Tag in dieser Woche ist der Gründonnerstag, an dem das letzte Abendmahl zwischen Christus und seinen Jüngern stattfand. An diesem Tag wird traditionell der Ritus der Fußwaschung praktiziert, der an die Fußwaschung Jesu für seine Jünger erinnert.
Der Karfreitag erinnert an die Kreuzigung und den Tod Christi auf dem Kalvarienberg, der nach der biblischen Erzählung nach seiner Verhaftung in Gethsemane, dem Opfer des Verrats durch Judas Ischariot, erfolgte. Der Tag nach Christi Tod ist als “Halleluja-Samstag“ bekannt und schließlich der Ostersonntag, der dem Tag der Auferstehung Christi gewidmet ist.
Brasilianische Ostertraditionen
Das Osterfest wird im Christentum auf unterschiedliche Weise gefeiert, da es verschiedene christliche Konfessionen gibt: orthodoxe Katholiken und Protestanten (und innerhalb des Protestantismus gibt es eine Reihe verschiedener Konfessionen).
In Brasilien ist die beliebteste Tradition die katholische, auf dem Fundament der portugiesischen Katholiken, die als erste Europäer dieses Land betraten. In der Karwoche wird das Osterfest mit Messen und verschiedenen Interpretationen der Kreuzigung und der Auferstehung Christi, als “Passion Christi“ (Paixão de Cristo), begangen.
Und da Brasilien nach den Portugiesen Einwanderer aus allen Ecken der Welt aufgenommen hat, die sich in den verschiedenen Regionen des riesigen Landes eine neue Heimat schufen, haben sie auch ihre angestammten Sitten und Gebräuche mitgebracht – und sie mehr oder weniger mit anderen Kulturen verwoben.
Heute sind alle Einwanderer als “Brasilianer“ anerkannt, und den verschiedenen Ausdrucksformen ihrer jeweiligen Traditionen sind keine Grenzen gesetzt – sicher ist es interessant, ein paar Höhepunkte der Osterfeierlichkeiten in den verschiedenen Landesteilen zu erleben – wir haben ein paar für Sie zusammengefasst.
Im Süden
Im Bundesstaat Paraná backen Einwanderer und ukrainische Nachkommen “Paska“, ein selbst gebackenes Brot, das bei der ersten Messe am Sonntag gesegnet werden sollte. Eine weitere Tradition sind die “Pêssankas“, handverzierte Eier. Die darauf gezeichneten Linien bedeuten gute Wünsche für den Beschenkten.
In Ivoti (Rio Grande do Sul) werden Hunde und Katzen blau oder rosa angemalt, um den Kindern zu verkünden, dass die schönste Zeit des Jahres naht. Auch wegen des starken deutschen Einflusses ist die Stadt voll von Schokoladeneiernestern.
In Pejuçara, ebenfalls im Landesinneren von Rio Grande do Sul, sind die 4.000 Einwohner stolz darauf, Wandteppiche aus “Fuxicos“ (Stofffetzen) anzufertigen, die in den Kirchen und auf den Straßen der Stadt verteilt werden.
Ostern in Pomerode, der „deutschesten Stadt Brasiliens“, hat sogar einen germanischen Namen. Das Osterfest dauert dort einen Monat lang. In den frühen Morgenstunden von Samstag bis Ostersonntag wird ein Ständchen („Osterstüppen“) dargeboten.
Im Südosten
Die Tradition des „malhação de Judas“ (verdreschen des Judas) wurde von den Portugiesen mitgebracht und besteht darin, eine mit Sägespänen bedeckte Puppe in den Straßen mit Dreschflegeln zu verprügeln und anschließend anzuzünden.
In São Paulo ist der größte Konzentrationspunkt die Rua Lavapés, im Stadtteil Cambuci, wo die “Malhação“ seit 1937 stattfindet – oft präsentiert man diese Puppe auch mit dem Gesicht eines in Ungnade gefallenen Politikers!
Die griechische Gemeinde, die sich vor allem in São Paulo und Rio de Janeiro konzentriert, färbt gekochte Eier gewöhnlich rot. Nach der Dekoration fordern sich zwei Personen gegenseitig heraus. Jede Person nimmt ein Ei, denkt an einen Wunsch, und dann schlagen sie ihre Eier aneinander. Derjenige, dessen Ei unversehrt bleibt, dessen Wunsch geht in Erfüllung.
Die Geschichte der Blumenteppiche in Ouro Preto (Bundesstaat Minas Gerais) begann im Jahr 1733, dem Jahr der Wiedereröffnung der Mutterkirche “Nossa Senhora do Pilar“. Wie mit kunstvoll gewebten Teppichen sind die Straßen der drei Kilometer langen Prozession bedeckt mit Ornamenten aus gefärbtem Sägemehl, Sand, Stroh und Blüten.
Im Mittleren Westen
In Pirenópolis (Bundesstaat Goiás) werden in der Karwoche in den Straßen des historischen Zentrums und in den Herrenhäusern aus dem XVIII. Jahrhundert die Szenen des Todes und der Auferstehung Christi nachgestellt. Höhepunkte sind die originellen, wunderschönen Bilder und Gewänder, die von den Gläubigen bei den Prozessionen getragen werden.
In Mato Grosso do Sul hat das Festtagsmenü einen paraguayischen Einfluss. Die berühmte “Chipa“, eine mit Kräutern gewürzte Käsebrotvariante, und die “Sopa Paraguaia“, ein Maiskuchen.
In der Stadt Goiás findet die jährliche Feuerwerksprozession statt.
Das Ritual wurde 1745 ins Leben gerufen und erinnert an das Leiden und Sterben Jesu Christi. Rund 20 Tausend Menschen nehmen daran teil. Von Donnerstag auf Freitag defilieren um Mitternacht 500 Männer mit Fackeln in einer Prozession durch die Stadt, begleitet von Trommelwirbeln. Die Stadt selbst liegt dann in völligem Dunkel.
Im Nordosten
Drei Gerichte sind zu Ostern im Nordosten Tradition. Das erste ist “Quibebe“, eine Art Püree aus Kürbis (Jerimum), das am Karfreitag gegessen wird. Das zweite ist Kokosnussreis (in Kokosnussmilch gekocht). Und das Unverzichtbare sind Kokosnussbohnen, die in Form einer sehr dicken Brühe serviert werden.
Piauí ist der katholischste Bundesstaat Brasiliens. Fast 88% der Bevölkerung sind praktizierende Katholiken. Deshalb erinnern sich viele Menschen aus Piauí an die vielen Verbote, die einst in der Karwoche galten. Am Passionsfreitag war es zum Beispiel verboten, ein Bad zu nehmen und sich zu kämmen.
In “Brejo da Madre de Deus“, in der “Fazenda Nova“, findet eine Aufführung der “Paxão de Cristo“ statt, die als das größte Open-Air-Spektakel der Welt gilt. Auf 100.000 Quadratmetern, umgeben von einer vier Meter hohen Granitsteinmauer, hat man das “Jerusalem zur Zeit Christi“ teilweise nachgebaut. Jedes Jahr findet in der Karwoche das beliebte Spektakel „Die Passion Christi von Neu-Jerusalem“ statt.
An dieser Aufführung nehmen rund 500 Darsteller teil, darunter national bekannte Schauspieler, regionale Akteure und Statisten. Es gilt als das größte Freilichttheater der Welt und verfügt über künstliche Seen, neun Bühnen, eine 3.500 m lange Mauer und 70 Türme.
Die berühmte bahianische “Fogaréu-Prozession“ findet in Serrinha seit 1930 statt –sie wurde in ein immaterielles historisches Erbe Bahias umgewandelt. Rund 30 000 Gläubige besteigen mit Kerzen und Fackeln den Hügel “Nossa Senhora Santana“, den höchsten Punkt der Stadt.
Im Norden
Die “Prozession unseres Toten Herrn“ findet im ganzen Land statt. Der tote Christus wird während einer Prozession getragen. Im Verlauf der Prozession nähern sich Menschen, die ein gesundheitliches Problem haben, mit einem Stück Schnur dem Körperteil des Heilands, der mit ihrer Krankheit zusammenhängt. Zum Beispiel: Wer Schmerzen im Bein hat, umschlingt sein Bein.
Diese Schnur sollte dann an einem beliebigen Körperteil des Kranken befestigt werden, in der Hoffnung auf Heilung. In Belém verlässt die Prozession die Sé-Kathedrale in Richtung der Kirche São João, wobei die Bilder von “Nosso Senhor Morto“ (Unserem toten Herrn) und “Nossa Senhora das Dores“ (Unserer Lieben Frau der Schmerzen) durch die Straßen des historischen Zentrums getragen werden.
In der Karwoche halten die Katholiken in Belém Prozessionen ab, die durch die sieben historischen Kirchen im Zentrum der Stadt führen.
In der Kleinstadt Barcarena (Bundesstaat Pará) findet die berühmteste Aufführung der Passion Christi der nördlichen Region statt. Eine szenografische Stadt wurde gebaut, um die 130 Schauspieler und 200 Statisten aufzunehmen, die das Spektakel, das heute „Passion of the Amazon“ heißt, präsentieren.
Die Ostersymbole
Das Ei ist ein Symbol der Geburt und der Erneuerung des Lebens. Bei den alten Völkern, wie Römern, Chinesen und Ägyptern, stellte es die Form des Universums dar. Deshalb bemalte man Eier von Hühnern, die dann bei Festen zur Schau gestellt wurden. Bereits im 12. Jahrhundert waren sie ein Teil des Osterfestes.
Im 15. Jahrhundert begannen die Menschen, Eier an Freunde und Verwandte zu verschenken, die dann während der Ostermesse gesegnet wurden. Am Anfang waren es echte Eier, meist Hühnereier. Später wurden sie aus Porzellan, Glas, Stein, Holz, Papier und Schildkrötenpanzer hergestellt.
Im alten Ägypten war das Kaninchen ein Symbol der Fruchtbarkeit. Da es sich schnell fortpflanzt und viele Jungtiere hervorbringt, steht das Kaninchen für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt und damit für die Kirche, die auch immer neue Jünger haben will.
Die Legende vom Osterhasen ist in Deutschland entstanden. Das Kaninchen als Symbol für das religiöse Fest kam 1910 mit deutschen Einwanderern nach Brasilien.