Johnny Alf ist der Sohn eines Militärleutnants, der 1932 starb. Seine verwitwete Mutter arbeitete als Hausangestellte bei einer Familie im Stadtteil Tijuca und zog ihren Sohn allein auf. Dieser begann im Alter von neun Jahren Klavierstunden bei Geni Borges zu nehmen, (einer Freundin der Familie, bei der seine Mutter arbeitete). Nach seiner Einführung in die klassische Musik begann er, sich auch für die Volksmusik zu interessieren – besonders die, welche mit dem Kino in Verbindung stand.
Seine bevorzugten Komponisten waren Cole Porter, George Gershwin und Nat King Cole. Er studierte am “Colégio Pedro II“ bis zu seiner Militärzeit. Mit 14 Jahren stellte er seine erste Gruppe zusammen und, mittels er Verbindungen seiner Schule, nahm er Kontakt auf mit dem “Instituto Brasil Estados Unidos“ (IBEU), um Englisch zu lernen. In jener Institution bekam er seinen Pseudonym “Johnny Alf“ während eines Jazz-Programms von Paulo Santos beim Radiosender MEC.
Er arbeitete in der Buchhaltung der “Estrada de Ferro Leopoldina“ (Leopoldina-Eisenbahn), und mit den Leuten des IBEU gründete er einen Club zum Austausch von brasilianischer und nordamerikanischer Musik – mit wöchentlichen Anhörungen von neuen Platten, Filmen, Shows und Diskussionen, unter anderen Aktivitäten. Als der Pianist und Sänger Dick Farney 1949 aus den USA zurückkam, erfuhr er von diesem Club und wurde Mitglied. Von da an nannte sich die Vereinigung “Sinatra-Farney Fan Club“. Weitere Musiker waren Mitglieder des Clubs, unter ihnen João Donato, Paulo Moura, Nora Ney, Doris Monteiro, Bebeto Castilho, Tom Jobim und Luiz Bonfá. In dieser Zeit spielte Johnny Alf abends und erledigte seinen Militärdienst am Tag.
Künstlerische Laufbahn
1952 wurde er durch Vermittlung von Dick Farney und Nora Ney in der “Cantina do César“ als Pianist engagiert – die Kantine gehörte dem Radiosprecher César de Alencar – erster Schritt seiner professionellen Karriere. Eine gewisse Mary Gonçalves begann sich als Sängerin zu profilieren – mit drei Kompositionen von Johnny Alf: “Estamos sós“ – “O que é amar“ und “Escuta“, die sie in ihre Platte “Convite ao romance“ aufnahm. Daraufhin wurde er eingeladen, sich als Pianist einer Musikergruppe anzuschliessen, mit welcher der Geiger Fafá Lemos im Nachtclub “Monte Carlo“ auftrat. Auf Einladung des Produzenten Ramalho Neto nahm er zu jener Zeit beim Sinter-Verlag seine erste Platte auf, eine 78 RPM, die zwei Instrumentalstücke (Piano, Gitarre und Kontrabass) enthielt: “Falsete“, seine Komposition, und “De cigarro em cigarro“ (von Luiz Bonfá). Während jener Zeit spielte er, abwechselnd mit Newton Mendonça, im Nachtclub “Mandarim“, dann im “Clube da Chave“ und in den Nachtclubs “Drink“ und “Plaza“. Zwei seiner Kompositionen begannen sich von den anderen abzuheben: “Céu e Mar“ und “Rapaz do Bem“ – komponiert im Jahr 1953 und als Vorläufer des Bossa Nova betrachtet.
1955 ging er nach São Paulo, wo er im Nachtclub “Baiúca“ und in der “Bar Michel“ auftrat. Des Weiteren lancierte er in Rio de Janeiro durch den Verlag Copacabana eine 78 RPM Platte mit den Titeln “Rapaz do Bem“ und “O Tempo e o Vento“ – letztere ebenfalls eine Eigenkomposition.
1961 nahm er bei der RCA seine erste Langspielplatte auf – mit dem Titel “Rapaz do Bem“, die seine Kompositionen “Escuta” – “O que é amar” – “Fim de semana em Eldorado” – “Ilusão à toa” – “Tudo distante de mim” – “Vem” und den Titel-Song präsentierten, ausserdem noch “Feitiçaria” (Custódio Mesquita und Evaldo Ruy), “Fuga” (Durval Ferreira), “Tema sem palavras” (Durval Ferreira und Maurício Einhorn), “Penso em você” (Paulo Soledade und Fernando Lobo) sowie “Que vou dizer eu” (Victor Freire und Klécius Caldas). Noch im gleichen Jahr bekam er eine Einladung des Komponisten Chico Feitosa, an der Bossa-Nova-Show teilzunehmen, die in der Carnegie-Hall von New York stattfand. Aber er reiste nicht, sondern blieb in São Paulo.
1962 kehrte er nach Rio de Janeiro zurück und begann in der “Bottle’s Bar“ zu spielen – zur selben Zeit, als dort das “Tamba-Trio“, Sergio Mendes, Luis Carlos Vinhas und Silvia Telles auftraten. Johnny Alf bildete ein Trio mit dem Kontrabassisten Tião Neto und dem Schlagzeuger Edison Machado, mit denen er sich im “Little Club“ und im “Top Club“ präsentierte.
1964 brachte er die LP “Diagonal“ heraus, mit seinen Kompositionen “Disa” (mit Maurício Einhorn), “Termos de canção” (mit Victor Freire), “Triste noturno” (mit Zé Maria), “Podem falar”, “Céu e mar” und “’Seu’‘ Chopin desculpe” – ausserdem mit “O Céu é você” (Luis Bonfá und Maria Helena Toledo), “Bondinho do Pão-de-açúcar” (Armando Cavalcanti und Victor Freire), “Vejo a tarde cair” (Tita und Edwiges), “Desejo do mar” (Marcos Valle und Paulo Sergio Valle), “Moça-flor” (Durval Ferreira und Luis Fernando Freire) sowie den Titel (von Durval Ferreira und Maurício Einhorn).
Ab dem Jahr 1965 präsentierte er sich an verschiedenen Orten im Interior von São Paulo. Er arbeitete auch als Musiklehrer am Konservatorium Meireles in São Paulo.
Im folgenden Jahr erschien die LP “Johnny Alf“, welche seine Kompositionen “Canção pra disfarçar” und “Gismi”, präsentierte, beide mit José Briamonte, “Quase tudo Igual” (mit Ari Francisco), “Eu quis fugir de teus olhos” (mit Laércio Vieira), “Kaô Xangô”, “Céu alegre”, “Se eu te disser” und “Bossa só”, ausserdem “Imenso do amor” (Durval Ferreira und Humberto Pires), “Samba sem balanço” (Vera Brasil), “Tudo que é preciso” (Durval Ferreira und Pedro Camargo) sowie “Eu só sei” (Armando Cavalcanti und Victor Freire), mit Arrangements von José Briamonte.
Er nahm 1967 am “III Festival de Música Popular Brasileira“ des Fernsehkanals Record in São Paulo teil – mit seiner Komposition “Eu e a Brisa“, interpretiert von der Sängerin Márcia. Die Musik wurde zwar disqualifiziert im Ausscheidungswettbewerb, verwandelte sich aber in einen der grössten Erfolge seiner Karriere. Es folgten “Decisão“ und “Garota da minha cidade“. Seine Komposition “Rapaz de bem“ wurde im Ausland von Lalo Schifrin aufgenommen.
Ab der 70er Jahre liess er sich fest in São Paulo nieder, wo er in Shows und bei Plattenaufnahmen mitwirkte.
1971 nahm er die LP “Ele é Johnny Alf“ auf – mit seinen Kompositionen “Ama-me” (mit Ari Francisco), “Ilusão à toa”, “Garota da minha cidade”, “Pensando em você”, “Canto pra Pai Corvo”, “Eu e o crepúsculo”, “Eh Mundo bom taí”, “Decisão” und “Anabela”, ausserdem “Leme” (Armando Cavalcanti , Roberto Nascimento und Victor Freire) und “Despedida de Mangueira” (Benedito Lacerda und Aldo Cabral).
1974 erschien die LP “Nós“ auf den Markt, die seine Kompositionen “O que é amar”, “Acorda Ulysses” “Plenilúnio”, “Um tema pro Simon” sowie den Titelsong präsentierte – ausserdem “Saudações” (Egberto Gismonti und Paulo César Pinheiro), “Um gosto de fim” (Ivan Lins und Ronaldo Monteiro), “Músico simples” (Gilberto Gil), “Outros povos” (Milton Nascimento und Márcio Borges) und “É um cravo e tem espinho” (Gonzaguinha).
Im Jahr 1975 nahm er am “MPB 100 – ao vivo“ teil, einer Sammlung von acht LPs, die aus der gleichnamigen Serie für das Projekt “Projeto Minerva“ des Radiokanals MEC von Ricardo Cravo Albin präsentiert wurden – im Segment “Samba-canção e bossa nova“ singt er an der Seite von Alaíde Costa und Lúcio Alves.
1978 kommt die LP “Desbunde total”, die seine Kompositionen “Com voz de plenitude” (mit Édison Penha) “Oxum”, “Sidarta”, “Orgulho de bom sambista”, “Que volte a tristeza”, “Eu pretendo não chorar”, “Anunciação”, “Paz de um grande amor”, “Olhaí” und den Titelsong enthält – ausserdem “Passe livre” (Armando Cavalcanti und Victor Freire) sowie “Para não falar de amor” (Paulo Miranda und Buião).
Die erste veröffentlichte CD erschien 1990 mit dem Titel “Olhos negros“ – auf der registrierte er seine Kompositionen “Nossa festa” (mit Alberto Chinelli), “Ilusão à toa”, “Dois corações”, “Seu Chopin desculpe”, “Rapaz de bem”, “O que é amar”, “Eu e a brisa”, “Sonhos e fantasias”, “Nós” sowie die Titelmelodie zusammen mit Ronaldo Bastos. Die Platte präsentiert die folgenden Sänger : Gal Costa (in “Ilusão à toa”), Chico Buarque (in “Seu Chopin desculpe”), Zizi Possi (in “Nós”), Emílio Santiago (in “Rapaz de bem”), Caetano Veloso (in “Olhos negros”), Sandra de Sá (in “O que é amar”), Gilberto Gil (in “Eu e a brisa”) und Leny Andrade (in “Nossa festa”).
Folgende Instrumentalisten beteiligten sich an diesen Aufnahmen: Roberto Menescal, Marcio Montarroyos, Liber Gadelha, Jamil Joanes, Lucas Maciel, Otávio Fialho, Ivo Caldas, Paulinho Braga, Marcelo Costa, Zé Carlos Bigorna, Luiz Farah, Tutuca Borba, Alberto Chimelli, Sidinho Moreira, Marcos Amma, Jaques Morelenbaum, Márcio Mallard, Alfredo Vidal, Carlos Eduardo Hack, Carmelita Reis de Souza, Francisco Perrota, Giancarlo Pareschi, José Alves da Silva, Paschoal Perrota, Walter Hack, Arlindo Figueiredo Penteado, Eduardo Roberto Pereira, Jesuína Noronha Passaroto und Murilo Loures . Die Arrangements schrieb Guto Graça Mello.
1997 nahm er mit Leandro Braga die CD “Noel Rosa – letra e música“ auf, die ausser den Kompositionen des mit dieser Platte geehrten Komponisten, auch Johnny Alfs Song “Noel, Rosa do Samba” (mit Paulo César Pinheiro) präsentierte. Diese CD wurde mit einer Show im SESC Pompéia, in São Paulo, angekündigt.
1998 erscheint die CD “Cult Alf – 40 anos de bossa nova” mit den Songs “Fim de semana em Eldorado”, “Luz eterna”, “Céu e mar” und “Idriss” – sowie Stücken anderer Autoren. An der Platte beteiligten sich Idriss Boudrioua (Sax), Marcos Souza (Bass) und Carlos Ramón (Schlagzeug).
Im darauf folgenden Jahr kommt die CD “Eu e a bossa“ heraus, die seine Kompositionen “Plexus”, “Rapaz de bem”, “Ilusão à toa”, “Oxum”, “O que é amar”, “E aí?” und “Eu e a brisa” präsentierte, ausserdem “O grande amor” (Tom Jobim und Vinicius de Moraes) und “Tristeza de nós dois” (Durval Ferreira und Maurício Einhorn / Pedro Camargo).
Noch in den neunziger Jahren beteiligte er sich an Aufnahmen der Songbooks von Ary Barroso (1995), Tom Jobim (1996), Djavan (1997), Marcos Valle (1998), João Donato (1999) und Chico Buarque (1999), herausgegeben vom Verlag Lumiar Discos.
Im Jahr 2000 präsentierte sich Johnny Alf im “Teatro III“ des Kulturzentrums der “Banco do Brasil“ (Rio de Janeiro) in der Show “Da Fossa à Bossa“ – einer Serie von vier Episoden, geschrieben und dirigiert von Ricardo Cravo Albin zur 500-Jahr-Feier der Entdeckung Brasiliens.
Im Jahr 2004 beteiligte er sich an der Seite von Carlos Lyra, João Donato, Roberto Menescal, Wanda Sá, Leny Andrade, Pery Ribeiro, Durval Ferreira, Marcos Valle, Os Cariocas und Bossacucanova – neben Eliane Elias als internationale Attraktion – am Spektakel “Bossa Nova in Concert“, aufgeführt im Showhouse Canecão von Rio de Janeiro. Die Show wurde moderiert von Miele, die instrumentale Band setzte sich zusammen aus Durval Ferreira (Gitarre), Adriano Giffoni (Kontrabass), Marcio Bahia (Schlagzeug), Fernando Merlino (Keyboard), Ricardo Pontes (Sax und Flöte) und Jessé Sadoc (Trompete), Konzeption und künstlerische Leitung Solange Kafuri, Texte von Heloisa Tapajós, Szenenbilder Ney Madeira und Lídia Kosovski, Projektionen Sílvio Braga. Die Show wurde im folgenden Jahr wiederholt – diesmal mit Oscar Castro Neves als internationale Attraktion – im Parque dos Patins (Rio de Janeiro) – daraus entstanden CD und DVD “Bossa Nova in Concert“ herausgegeben von der EMI.
Die 2006 erschienene CD heisst ”Mais um som”, mit seinen Kompositionen “Ai saudade” und “Arpoador”, beide mit Rômulo Gomes, “Pisou na bola”, “Noite sem lua”, “Convite”, “Quero amanhecer”, “E aí?”, “Choratina”, “Tema da cidade longe”, “Foi tempo de verão”, “Operação esquecimento”, “Ensaio pra ilusão”, “Sintonia”, “Céu de estrelas” sowie dem Titelsong. Bei der CD wirkten mit: Rubinho Antunes (Trompete und Flügelhorn), Alexis Bittencourt (Guitarre), Marcos Souza (Bass) und Ramon Montanhaur (Schlagzeug).
Diskographie Johnny Alf
- Mais um som (2006)
- Johnny Alf – Eu e a Bossa – 40 anos de Bossa Nova (2001)
- As sete palavras de Cristo na Cruz – Dom Pedro Casaldáliga (1999)
- Cult Alf – Johnny Alf – gravado ao vivo (1998)
- Johnny Alf e Leandro Braga – Letra e música Noel Rosa (1997)
- Olhos Negros, participação Gilberto Gil,Chico Buarque,Caetano Veloso, Roberto Menescal, Leny Andrade e outros. (1990)
- O que é amar (1988)
- Johnny Alf – Eu e a brisa (1986)
- Desbunde total (1978)
- Nós (1974)
- Johnny Alf – compacto duplo (1972)
- Ele é Johnny Alf (1971)
- Johnny Alf e Sexteto Contraponto (1968)
- Johnny Alf – arranjos de José Briamonte (1965)
- Diagonal (Lp) (1964)
- Rapaz de bem (longplay) (1961)
- Johnny Alf (78 rpm) (1958)
- Johnny Alf (78 rpm) (1955)
- Convite ao Romance – Mary Gonçalves (1952)
- Johnny Alf (1952)