Nachruf

Zuletzt bearbeitet: 29. Oktober 2013

Mariana wurde zum Tod verurteilt. Verurteilt und hingerichtet, ohne die Chance einer Verteidigung. Ihr Verbrechen? Sie hatte den Mut, die Inkompetenz, Unvorsichtigkeit, Unverantwortung und Gleichgültigkeit unserer regierenden Autoritäten herauszufordern – der (un)verantwortlichen Organe, eines Präsidenten der Republik, der ängstlich und schwankend die Entscheidung eines Problems hinauszögert, das jeder halbwegs informierte Bürger durchaus zu lösen vermag.

tam-tragdieMariana kaufte sich eine Flugpassage für den Flug 3054 der TAM-Airline. Und damit war, ohne dass sie es ahnte, über sie die Höchststrafe verhängt worden. Sie flog nach Porto Alegre zu einem Vorstellungsgespräch mit dem Ziel, eine Stelle bei einer internationalen ONG anzunehmen, die sich mit den Menschenrechten auf unserem Planeten befasst. Mariana war von Beruf Rechtsanwältin, eine Spezialistin in internationalem Recht auf dem Gebiet Umwelt, und eine unbeugsame Verteidigerin de Wasserversorgung als eines der Menschenrechte. Sie besass ein beneidenswertes Curriculum und erfreute sich internationaler Anerkennung ob ihrer zahlreichen Konferenzen im Ausland, ihrer veröffentlichten Arbeiten und ihrer Teilnahme an grossen, demselben Thema gewidmeten Kolloquien.

Sie kehrte nicht mehr nach Hause zurück. Wurde auf verbrecherische Weise exekutiert, zusammen mit mehr als 180 anderen Personen, die man mit einem Flugzeug auf die Reise schickte, von dem man zu diesem Zeitpunkt bereits wusste, dass es einen mechanischen Defekt aufwies. Die Frage, welche stets unter solchen Umständen aufzutauchen pflegt: WER HAT SCHULD? Die Infraero, Anac, Cindacta, Decea, FAB – Minister, Präsident Lula, die Airlines? Dies sind einige der für die zivile Luftfahrt (un)verantwortlichen Gesellschaften in unserem Land.

Wo sind die regierenden Autoritäten, die seit neun Monaten – seit dem Flugzeugabsturz der GOL – jene successiven Krisen der zivilen Luftfahrt miterleben und sich im administrativen Chaos einrichten, dessen Ergebnis jener haarsträubend schlechte Service ist, der jenen offeriert wird, die aus welchen Gründen auch immer, es wagen, sich dessen bedienen zu wollen ! Ist das die Frucht des Fortschritts, der gelobten Entwicklung, Herr Minister Mantega? “Sich entspannen und geniessen“ – oder besser “entspannen und sterben“ Sexologin und Ministerin Suplicy? Nun, ist ja nicht die Schuld der Regierung, sondern die der Airline. Schei . . . drauf! War es nicht der Minister Marco Aurélio Garcia, der jene obszöne Geste vor versteckter Kamera machte, mit der er seiner offensichtlichen Freude darüber ausdrückte, dass erste Ermittlungen die Regierung ent- und anscheinend die Fluggesellschaft belasteten? Und was sagt der Lula zu alledem?

Die brasilianische Gesellschaft muss dieser Situation ein Ende bereiten. Allein unser Schrei kann die dösenden Dirigenten aufwecken. Niemand steht am Steuer – wir befinden uns mitten in einem Unwetter. Ich möchte mich in diesem furchtbaren Moment mit allen Familien der Katastrophenopfer solidarisch erklären. Gemeinsam wird unser Schmerzensschrei nicht überhört werden und in unserer Revolte sind wir stärker . . .

Von meiner Prinzessin Mariana bin ich sicher, dass sie ihren Frieden gefunden hat. Sie haben sie zum Tod verurteilt und hingerichtet. Sie war ein solch feiner Charakter, voller Leben und vielen Projekten – jetzt haben sie sie mir zurück gegeben in Form eines Stückes Kohle. Ihr Tod darf nicht vergeblich gewesen sein. Ich schlage allen, die meinen Bericht lesen, vor, zu kämpfen und ihrer Ungehaltenheit hinsichtlich der vorgefallenen Missstände Ausdruck zu geben, damit nicht weitere Personen mit ihrem Leben für die Gleichgültigkeit und Respektlosigkeit unserer regierenden Autoritäten bezahlen müssen!

Adeus, meine Prinzessin. Gott ist bei dir. Wir werden dich immer lieben.

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AutorIn: Klaus D. Günther · Bildquelle: AgenciaBrasil

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