WINNIPEG – KANADA 24. Juli bis 06. August Athleten Gesamt: 2.361 |
Zahl der teilnehmenden Länder: 29 Holländische Antillen, Argentinien, Bahamas, Barbados, Belize, Bermudas, Bolivien, Brasilien, Kanada, Chile, Costa Rica, Kolumbien, Kuba, El Salvador, Ecuador, USA, Guatemala, Guyana, Jungferninseln, Jamaika, Mexiko, Nicarágua, Panama, Paraguay, Peru, Porto Rico, Trinidad und Tobago, Uruguay und Venezuela. |
Sport-Disziplinen: 20 Leichtathletik, Basketball, Baseball, Boxen, Radsport, Fechten, Wassersport (Schwimmen, Kunstspringen, Synchron-Schwimmen, Wasserball), Fussball, Bodenturnen, Reitsport, Judo, Gewichtheben, Ringen, Moderner Fünfkampf, Rudern, Tennis, Schiessen, Segeln und Volleyball – und neu: Hockey. |
MEDAILLENSPIEGEL
RANG | GESAMT | |||
1° USA | 128 | 69 | 47 | 244 |
2° Kanada | 17 | 39 | 50 | 106 |
3° Brasilien | 11 | 10 | 5 | 26 |
4° Argentinien | 8 | 14 | 12 | 34 |
5° Mexiko | 7 | 16 | 25 | 48 |
Rückblick
Die erste grossartige Vorstellung des amerikanischen Schwimmwunders Mark Spitz, der als eine Ikone des Sports in die olympische Geschichte eingegangen ist, geschah bei den “Jogos Pan-Americanos“ 1967 in Winnipeg. Er stellte damals zwei Weltrekorde ein (100 m und 200 m Schmetterling) und half dem US-amerikanischen Team den Weltrekord in der Schwimmstaffel 4x200m Freistil ebenfalls einzustellen. Und, um noch einen drauf zu geben, gewann Spitz eine weitere Goldmedaille bei der 4x11m Staffel und im Medley – insgesamt 5 Goldmedaillen!
Seine Performance in Winnipeg schürte die allgemeinen Erwartungen hinsichtlich seiner Leistungen bei der Olympiade von Mexiko enorm. Und, obwohl er seine Siege schon angekündigt hatte (er wollte diesmal sechs Goldmedaillen einheimsen), gelang ihm der höchste Platz auf dem Podest nur in den Prüfungen der Staffel (4x100m Freistil und 4x200m Freistil). Bei den individuellen Prüfungen gewann er Silber (100m Schmetterling) und eine Bronze (100m Freistil). Allerdings sollte sein Mythos mit den Olympischen Spielen in München (1972) erst richtig wachsen: dort errang der Wunderknabe aus den USA insgesamt sieben Goldmedaillen!!
Der amerikanische Schwimmer war nicht der Einzige, der sich in Winnipeg hervortat. Der kanadische “PAN“ war geprägt von einem allgemein hohen technischen Niveau, das in der Einstellung zahlreicher Pan- und auch Weltrekorde gipfelte. Allein in der Leichtathletik wurden 27 pan-amerikanische Rekorde neu aufgestellt. Beim Schwimmen, 14 neue Weltbestzeiten! Die US-amerikanische Delegation brachte auch Bob Beamon mit nach Winnipeg, der im Weitsprung die Marke von 8,07m erreichte und die Silbermedaille gewann – sein Landsmann Ralph Boston sprang sogar 8,29m und bekam die Goldmedaille. Ein Jahr später in Mexiko, sprang Beamon in die Sportgeschichte, indem er den Weltrekord im Weitsprung mit unglaublichen 8,90m einstellte!
Auch Brasilien konnte in der Leichtathletik ein Ergebnis vorweisen, welches dem Ruhm eines Mannes Vorschub leistete: Nelson Prudêncio gewann die Silbermedaille im Dreisprung mit einer Weite von 16,45m – und damit erweckte er ganz grosse Hoffnungen für Mexiko im folgenden Jahr. Und diese Hoffnungen bestätigten sich nicht nur in Mexiko-City, wo er im Dreisprung 17,27 erreichte, sondern auch in München 1972, wo er mit 17,05m die Bronzemedaille bekam. Aída dos Santos, als einzige Repräsentantin Brasiliens in der Leichtathletik und einzige Frau in der brasilianischen Delegation bei der Olympiade von Tokio 1964, wo sie auf dem vierten Platz im Hochsprung landete, war in Winnipeg zu nervös um eine Medaille in dieser Disziplin zu bekommen – vorher hatte sie allerdings eine Bronzemedaille im Pentatlon geschafft, die sie mit nach Hause brachte.
Brasilien nahm an 15 Disziplinen teil – keine Teilnehmer hatten sich für Baseball, Fussball, Hockey und Ringen in den brasilianischen Reihen gefunden. Mit einer Delegation, die wesentlich kleiner war als bei der letzten Veranstaltung in São Paulo, erreichte man jedoch ein respektables Ergebnis, welches sich gar nicht so sehr von dem in São Paulo unterschied (11 goldene, 10 silberne und 5 bronzene Medaillen – während es 1963 in São Paulo 14 goldene, 20 silberne und 18 bronzene gewesen waren) – damit hatten die Brasilianer andere Länder mit einer viel grösseren Zahl von Athleten (wie Kuba und Mexiko) in den Schatten gestellt.
Beim Segeln entsprachen die Teams der Klassen “Finn“ (mit Jörg Bruder) und “Snipe“ (mit Nelson Piccolo und Carlos Henrique de Lorenzi) ihrem Status beim Ranking der Weltklasse und errangen Gold. Aber ihre brasilianischen Konkurrenten im “Flying Dutchman“ Burkhard Cordes und Reinaldo Conrad – mit Silber in Winnipeg – sollten die einzigen Brasilianer sein, die ein Jahr später in Mexiko eine Medaille im Segeln errangen – die Bronzemedaille derselben Klasse.
Obwohl die USA mit einer Equipe antrat, die als “unschlagbar“ gehandelt wurde, mussten sie eine Schlappe von Brasilien beim Team-Springen im Reitsport einstecken. Mit einer brillanten Vorstellung des Reiters Nelson Pessoa – danach als Weltbester bezeichnet – sowie seinen Team-Kollegen Antonio Simões, José Reynoso und Renyldo Guimarães, bekamen die Brasilianer Gold! Eine ebenfalls brillante Vorstellung gaben auch der Schwimmer José Sylvio Fiolo – Gold beim 100m und 200m Brust und Bronze bei der 4x100m Medley-Staffel (an der Seite von Ilson Pinto Asturiamo, Waldyr Mendes Ramos und João Costa Lima Neto) – sowie der Tennis-Champion Thomaz Koch, Erstplazierter beim Einzel und beim Doppel (an der Seite von Edson Mandarino, mit dem er auch eine Gewinner-Equipe beim Davis-Cup im gleichen Jahr bildete).
Trotz dem allgemeinen Erfolg des “PAN“, war die Eröffnungs-Zeremonie nicht gelungen. Ein Unwetter entlud sich über dem Stadion von Winnipeg und schlug die Zuschauer in die Flucht. Nur 18.097 Personen harrten aus, und das Musikkorps spielte in klatschnassen Uniformen und mit vom Regen verstimmten Instrumenten. Das Unwetter konnte allerdings den Prinzen Philip von England nicht vertreiben, der unverzagt, in französischer und englischer Sprache, die “Jogos Pan-Americanos“ von Winnipeg offiziell eröffnete!