Klassifizierung der Eidechsen

Zuletzt bearbeitet: 5. Mai 2021

Die Evolution der Squamata (Schuppenkriechtiere) fand in grossen phylogenetischen Stammlinien statt. Die Mehrheit der Spezies einer dieser Gruppen, der Iguania, bedienen sich vornehmlich der visuellen Erkennung ihrer Beute, die sie mit der Zunge fangen, und sie verbringen lange Wartezeiten lauernd im Versteck, bis die aktiven Beutetiere vorbeikommen. Die Arten der Familie Iguanidae, die hier behandelt werden, gehören zu dieser Gruppe. Die andere grosse Gruppe, die Scleroglossa, entwickelte sich in eine andere Richtung. Die Zunge war nicht beteiligt beim Beutefang des Urahns der Scleroglossa, sondern die Beute wurde direkt mittels der Kiefer gepackt. Was die Untergruppe der Scleroglossa betrift (die Gekkota oder Autarchoglossa), wird die Zunge zwar benutzt, aber nicht zum Beutegreifen sondern zum Säubern der Lippen und der Augenoberfläche (Gekkota), oder um chemische Signale ins Innere des Mauls zu tragen (Autarchoglossa).

Die Gekkota-Gruppe umfasst alle Spezies der Familie Gekkonidae (Geckos) und einige Eidechsengruppen Australiens mit stark reduzierten Beinen. Die Autarchoglossa (die werden in Skinkartige und Schleichenartige unterteilt) umfassen die Familien mit Repräsentanten in Amazonien Gymnophthalmidae, Teiidae, Amphisbaenidae und Scincidae, ausserdem die Schlangen (die in diesem Fall nicht behandelt werden) und viele andere Gruppen, die nicht in Amazonien vorkommen. Die Mehrzahl der Autarchoglossa bewegt sich kontinuierlich auf der Jagd.

Die Klassifizierung der Eidechsen hat in den letzten Jahren verschiedene Änderungen erfahren, besonders betreffs ihrer Familienzugehörigkeit, und es ist sehr wahrscheinlich, dass weitere Änderungen stattfinden werden. Zum Beispiel die Familie Iguanidae, wird von einigen Biologen in diverse Familien unterteilt. Bei den Gymnophthalmidae haben jüngere Studien eine Unterteilung in Unterfamilien vorgeschlagen, aber in diesem Fall gibt es noch Uneinigkeiten. Um dem Leser zu helfen, geben wir zu jeder Spezies die Unterfamilie an, in die er eingeordnet worden ist – entsprechend der jüngsten Klassifizierungen.

Familie der Geckos – Gekkonidae

Diese Familie umfasst die so genannten Mauereidechsen oder Geckos. Ihr Kopf ist vorwiegend mit körnigen Schuppen bedeckt, normalerweise haben die Tiere keine Augenlider, die Zunge ist fleischig und wird zur Reinigung der Augen verwendet. Spezies dieser Familie sind in den meisten Teilen der Welt verbreitet, ausgenommen besonders kalte Regionen, wie die Antarktis und Grönland. Zahlreiche Arten leben auf ozeanischen Inseln. Obwohl sich die meisten Geckos sexuell reproduzieren (Männchen und Weibchen präsent), sind einige von ihnen parthenogenetisch, alle Individuen der Population sind weiblichen Geschlechts.

Familie Gekkonidae – Foto: Marcel Langthim auf Pixabay

Man kennt ausserdem einige Gecko-Spezies, deren Jungtiere ein vorbestimmtes Geschlecht haben durch die Temperaturen bei der Bebrütung der Eier. Die Unterfamilie Gekkoninae (Eigentliche Geckos) ist fast kosmopolitisch verbreitet. Sie umfasst sowohl nachtaktive Arten – mit elliptischen Pupillen, die Töne hervorbringen – als auch tagaktive Spezies – mit runden Pupillen, die stumm sind. Die Unterfamilie Sphaerodactylinae (Kugelfingergeckos) kommt nur in der Neuen Welt vor und besteht hauptsächlich aus tagaktiven Spezies mit runden Pupillen.

Zwei Gattungen der Unterfamilie Gekkoninae (Hemidactylus – Halbfinger-Geckos) und (Thecadactylus – Ruebenschwanzgeckos), nachtaktiv) und vier Gattungen der Unterfamilie Sphaerodactylinae (Coleodactylus, Gonatodes, Lepidoblepharis und Pseudogonatodes, tagaktiv) sind im brasilianischen Teil Amazoniens verbreitet. Fünf Gattungen der Gekkonidae sind innerhalb des RFAD bekannt.

Familie der Leguane – Iguanidae

Im RFAD findet man insgesamt sieben Gattungen und elf Spezies der Unterfamilie Iguanidae (Leguane), Polychrotidae (Leguanartige) und Tropiduridae (Leguanartige). Einige Biologen betrachten die Subfamilien in der vorliegenden Klassifizierung als Familien, unterteilen die Gattung Anolis (baumbewohnende Echsen) in fünf – und folgen damit dieser Qualifikation.

Familie Iguanidae – Foto: Gleb Korovko auf Pixabay

Norops und Dactyloa kommen ebenfalls in Amazonien und im RFAD vor. Die Ausbreitung der Iguanidae umfasst ganz Amerika und die Mehrheit der ozeanischen Inseln, die zum Kontinent gehören, Madagaskar und die Inseln im zentralen Osten des Pazifiks. Die Eidechsen dieser Familie besitzen zahlreiche, unregelmässige Schuppen auf dem Kopf, und ihre Zunge ist fleischig.

Sie bewohnen eine grosse Vielfalt von Habitats und Microhabitats, auf Bäumen, auf Felsen, auf dem Boden und auch am Meeresufer. Alle sind tagaktiv. Die Mehrheit ernährt sich von Wirbellosen, aber einige fressen auch kleinere Wirbeltiere, während die Iguanidae vorwiegend Pflanzenfresser sind. Viele der Spezies, die Wirbellose fressen, verschmähen auch Pflanzen nicht.

Familie der Skinke – Scincidae

Die Skink-Familie ist über den gesamten Globus verbreitet, mit Ausnahme der kälteren Regionen, wie der Antarktis und Grönland. In Südamerika ist sie allerdings nur durch eine Gattung vertreten, die Mabuya. Diese Gattung umfasst Spezies aus Amerika, Afrika und Asien, sie wurde erst kürzlich abgetrennt und enthält gegenwärtig nur die amerikanischen Spezies.

Familie Scincidae – Foto: Danielle Shaw auf Pixabay

Das sind Eidechsen mit zykloiden Schuppen, mit darunter liegenden (osteodermen) Knochenplatten, und mit relativ grossen Kopfschuppen, inklusive einem internasalen Paar (die bei den Teiidae und Gymnophthalmidae fehlen). Die Zunge ist breit und ohne geteilte Spitze. Die Spezies der Gattung Mabuya sind heliophyl und scheinbar alle sind lebendgebärend. Lediglich eine Spezies, die Mabuya nigropunctata, wurde bisher im RFAD entdeckt.

Familie der Zwerg- oder Brillentejus – Gymnophthalmidae

Die Familie der Gymnophthalmidae besteht annähernd aus 30 Gattungen kleiner Eidechsen, deren Mehrheit kurze Beine besitzt, mit langgestrecktem Körper und Schwanz. Die Kopfschuppen sind relativ gross und regelmässig, und die nasalen getrennt durch die frontnasale Schuppe. Die Mehrheit der Spezies besitzt bewegliche Augenlider, mit einem zentralen, halbtransparenten Fenster. Die Zunge ist gespalten.

Familie der Echsen – Foto: alexas_fotos auf Pixabay

Die meisten Eidechsen dieser Familien leben in der Bodendecke welker Blätter oder in niedriger Vegetation. Bei einigen Spezies sind Vorder- und/oder Hinterbeine so verkürzt, dass sie kaum noch existieren, und Körper und Schwanz sind extrem verlängert, sodass sie eine fast wurmartige Form haben. Diese Spezies lebt entweder im Boden oder zwischen dem welken Blattwerk des Bodens.

Die Familie ist begrenzt auf die Neue Welt und kommt im grössten Teil Südamerikas vor – ihre Verbreitung erstreckt sich im Norden bis ins südliche Mexiko. Es existieren wenigstens 30 Arten der Gymnophthalmidae im brasilianischen Teil Amazoniens, und andere werden sicher in Zukunft noch entdeckt werden. Zehn Spezies und acht Gattungen sind im RFAD bekannt.

Familie der Schieneneidechsen – Teiidae

Diese Familie ist nur in der Neuen Welt beheimatet. Die Kopfschuppen sind relativ gross, und die nasalen Schuppen stehen mit denen des Rückens in Kontakt. Die Zunge ist zweigeteilt. Sechs Gattungen und wenigstens dreizehn Spezies sind im brasilianischen Teil Amazoniens bekannt.

Familie der Echsen – Foto: Nicole Koehler auf Pixabay

Die Mehrheit der Teiidae-Spezies bewegt sich sehr aktiv und ist heliotherm, um die Körpertemperatur während der Aktivit6at hoch zu halten. Einige Arten der Gattung Kentropyx sind halb-baumbewohnend und Arten von Crocodilurus und Dracaena sind halb-aquatisch – die anderen sind Bodenbewohner.

Im RFAD sind Spezies von drei Gattungen bekannt: Ameiva, Kentropyx und Tupinambis. Die Spezies Cnemidophorus und Crocodilurus findet man in Manaus, und sie werden zukünftig auch im RFAD zu finden sein.

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