Künstlername: Ronaldo
Kompletter Name: Luiz Nazario De Lima
Geburtsdatum: 22/09/1976
Geburtsort: Bento Ribeiro (RJ)
Position: Angriff
Link: Website
Vereine:
14/02/2011: Bekanntgabe Beendigung der Profikarriere
09/12/2008: Corinthians (SP)
30/01/2007 bis 08/12/2008: AC Mailand
2002 bis 29/01/2007: Real Madrid
1997 bis 2002: Inter Mailand
1996 bis 1997: FC Barcelona
1994 bis 1996: PSV Eindhoven
1993 bis 1994: Cruzeiro (MG)
1991 bis 1993: São Cristovao (RJ)
1990 bis 1991: Social Ramos Clube (RJ)
WM-Einsätze Seleção:
WM 1994 USA
WM 1998 Frankreich
WM 2002 Japan/Südkorea
WM 2006 Deutschland
„Ronaldo Nazário“ erblickt am 22. September 1976, im Stadtteil Bento Ribeiro, einem der unzähligen „Suburbs“ an der nördlichen Peripherie von Rio de Janeiro das Licht der Welt. Er ist das dritte Kind eines Angestellten der lokalen Telefongesellschaft – seinen Namen verdankt er dem guten Doktor Ronaldo Valente, der die Entbindung seiner Mutter leitete. Man registriert ihn als “Ronaldo-Luíz“ – aber seine Geschwister Nelinho und Ione nennen ihn liebevoll “Dadado“. Schwarzgelockt und stets vergnügt, entwickelt sich “Dadado“ zum pfiffigsten kleinen Kerl der “Rua General César Obino“, in der seine Eltern das Haus Nummer 114 mit eigenen Händen hingestellt haben. Schon früh steht der Kleine auf seinen zwei Beinen, spielt mit den Nachbarskindern und dreht sich im Rhythmus der Musik, die das Leben in Rio de Janeiro allenthalben umgibt – aber der kleine Ronaldo spricht nicht . Als er seine ersten Worte formt, ist er fast drei Jahre alt, aber schon lange begeisterter Zuschauer bei den “Peladas“ (Fussball-Spiele im Hinterhof mit Freunden), die sein Vater zu Festlichkeiten immer veranstaltet.
Die Schule kommt viel zu früh – stört die Sonnentage zwischen Kindern, Spielen und Tore schiessen, barfuss im Hinterhof des Häuschens. Bücher und Schreibhefte kommen ihm vor, wie eine respektlose Abschweifung von seiner schon definierten Vorstellung: genauso wie “Zico“ zu werden, sein Idol. (Zico war brasilianischer Nationalspieler, trainiert heute die Japaner). Hinter dem Ball herzurennen, im Staub von Bento Ribeiro, interessiert ihn bei weitem mehr als die Schule – seine Mutter holt ihn dann jedesmal wieder auf den Teppich. Bis er in sein erstes Team aufgenommen wird: dem “Tennisclub von Valqueire“. Ronaldo ist noch klein, und klein ist auch sein erster Ball – ein Salon-Fussball. Anfangs versucht er sich als Torhüter, aber da setzen sie ihn bei den richtigen Spielen dauernd auf die Reservebank. Also spielt er lieber im Sturm und amüsiert sich. Schiesst und trifft. Bei einem Entscheidungsspiel des “Campeonato Carioca Dente-de-Leite“ (der hiesigen Milchzahn-Meisterschaft), schlägt der arme Club Valqueire den reichen Vasco da Gama. Unter den Zuschauern beobachtet ein Mitglied des “Clube Social Ramos“ fasziniert die Spieltaktik des kleinen Ronaldo. Gegen den Widerstand seiner Mutter Sônia gelingt Ronaldos Verpflanzung in den neuen Club.
Zwei Stunden dauert jedesmal die Fahrt von Bento Ribeiro – zweimal pro Woche zum Training, eine gewaltige Umstellung. Aber auch im neuen Club nur Salon-Fussball! Ronaldo fühlt sich fit für das Abenteuer auf dem grossen Spielfeld im Freien. Eines Tages beschliesst er einen Test zu machen – beim Club Flamengo. Sie bemerken ihn überhaupt nicht. Er wird abgelehnt. Und während des Heimwegs, traurig und erschüttert über seinen Misserfolg, klauen sie ihm auch noch im Gedränge seine Uhr, die er von seinem ersten Geld gekauft hatte. Was für ein mieser Tag! Und alles wegen diesem verdammten Test im Flamengo-Club!
Ronaldo besiegt seine Niedergeschlagenheit mit einer doppelten Portion Enthusiasmus. Mit 13 Jahren spielt er Salon-Fussball beim Clube Social Ramos und Feld-Fussball beim Clube São Cristóvão. Und er wird ein bewunderter Torschütze bei den Meisterschaften beider Clubs. Schliesslich widmet er sich nur noch dem Clube São Cristóvão, spielt wie ein Grosser und lässt seiner Mutter keine ruhige Minute. Sie hätte ihn gerne mit den Büchern in der Hand gesehen und nicht andauernd mit dem Ball auf dem Fuss. “Ein grosses Talent“, äussert sich ein bekannter Sportredakteur, und die Talent-Sucher “Reinaldo Pitta“ und “Alexandre Martins“ bekommen Ronaldos Transfer-Recht für 7.500 US-Dollar!
Ronaldo beschenkt sich selbst mit den Turnschuhen, von denen er stets geträumt hatte – einem Paar “Nike“ – und wird Protagonist einer jugendlichen Auswahlmannschaft beim “Campionato Sul-Americano“ in Kolumbien. Danach finden die Talentsucher für ihn einen besseren Platz: für den Preis von 50.000 US-Dollar wird er zu “Cruzeiro“ in Minas Gerais, transferiert, einem Club mit dem Prestige einer Industriestadt, in der westlichen Mitte Brasiliens. Weit weg von den Stränden seiner Heimat in Rio, lernt er nun das Leben eines Fussball-Profis kennen. Aber er ist zufrieden und entblösst lächelnd seine beiden sympathischen Hasenzähne – die Veteranen des Teams schliessen ihn ins Herz.
In den Momenten des Heimwehs sind seine Eltern stets bei ihm, besuchen ihn oder begleiten seine Präsentationen bei den Mineirischen Meisterschaften oder dann bei der „Copa do Brasil“. Die ersten Schritte seiner professionellen Karriere sind schnell und eindrucksvoll. Die lokalen Journalisten beschreiben Ronaldo als “pures Talent“ und schon im Dezember 1993, im Alter von erst 17 Jahren, geht Ronaldos grösster Traum in Erfüllung: er wird in die gelbgrüne Nationalelf berufen und bekommt endlich ein richtiges Salär. Jetzt kann seine Mutter aus dem staubigen Bento Ribeiro in eine Wohnung in der Südzone von Rio umziehen.
1994 gab er sein Länderspieldebüt in der brasilianischen Nationalmannschaft und im selben Jahr nahm Ronaldo auch an der Weltmeisterschaft in den USA teil. Klar wurden verschiedene europäische Vereine auf ihn aufmerksam. Obwohl sich darunter auch die beiden italienischen Spitzenklubs Juventus Turin und AC Mailand befanden, wechselte er auf Anraten seines Kollegen Romário zum niederländischen Topverein PSV Eindhoven.
Von 1994 bis 1996 war er für Eindhoven im Einsatz und avancierte mit 54 Toren in 57 Pflichtspielen zu einem Topstürmer. Er wurde nun für viele europäischen Spitzenvereine interessant und wechselte dann 1996 für 30 Millionen USD zum spanischen Toppclub FC Barcelona. Kurz war Ronaldo bei den Katalanen, dafür sehr erfolgreich für den Club: 1. wurde er mit 34 Treffern der Torschützenkönig in der Primera División und 2. schoss er im Finale des Europapokals der Pokalsieger das entscheidende 1:0 gegen den Titelverteidiger Paris Saint-Germain. In dieser Zeit, seiner bisher erfolgreichsten in der Karriere wurde er zweimal zum Weltfussballer (1996 und 1997) und einmal Europas Fussballer des Jahres (1997) gewählt. Und Ronaldo war bei beiden Auszeichnungen der jüngste Spieler aller Zeiten.
In der Saison 1997/1998 wechselte Ronaldo zum italienischen Traditionsverein Inter Mailand. Die “Nerazzurri“ erhofften sich von seinem Engagement die Dominanz von Juventus Turin und dem AC Mailand in der Serie A zu brechen und so den ersten Meistertitel seit 1989 zu gewinnen. Runde 50 Millionen USD war dem Club die Ablöse Wert (für die damalige Zeit eine unvorstellbare Summe und auch die höchste weltweit.) Anfänglich konnten die vielen Stars (u. a. Youri Djorkaeff, Diego Simeone oder Ivan Zamoranof) mit Juventus mithalten, verloren aber zunehmend den Anschluss und wurden am Ende der Saison “nur“ die Vize-Meister. Gewannen aber UEFA-Pokal. Ronaldo wurde nur zweiter der Torschützenliste hinter Oliver Bierhoff. Das war neu für ihn, denn in allen anderen Ligen, in denen er bis dahin gespielt hatte, erreichte er auf Anhieb den Status eines Torschützenkönigs.
Die Saison 1999/2000 verlief für Inter noch katastrophaler: Der 8. Platz und somit nicht einmal die Teilnahme am Europapokal. Aber auch für Ronaldo brachen harte Zeiten an. Er kämpfte in der laufenden Saison immer wieder mit kleineren Blessuren und Verletzungen. Deshalb kam er nur auf 19 Einsätze, in den er aber stolze 14 Tore schoss. Sein Verletzungspech setzte sich auch in der neuen Saison fort, so verletzte er sich im November 1999 das rechte Knie schwer, zum Entsetzen der Clubverantwortlichen und seiner Fans. Nicht genug damit – bei seinem Comeback rund vier Monate später – nach rund sechs Minuten schrie er erneut vor Schmerzen und musste die Partie abbrechen. Diagnose im rechten Knie waren die Bänder erneut gerissen. Seine noch junge Karriere stand auf dem Spiel.
Nach 17 Monaten intensiver Rehabilitation in Brasilien, gab er am 20. September 2001 im UEFA-Cup gegen den FC Braşov ein erneutes Comeback. Ronaldo war in der Rückrunde der Saison 2001/2002 massgeblich am guten Abschneiden Inters beteiligt, erzielte er in zehn Spielen sieben Tore. Inter behielt bis zum letzten Spieltag die Chance auf den Gewinn der Meisterschaft. Durch ein 2:4 am letzten Spieltag gegen Lazio Rom wurde der erste Tabellenplatz jedoch noch an Juventus Turin verloren.
An der Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und in Japan feierte Ronaldo ein beeindruckendes Comback und führte die Seleção zum 5. Weltmeistertitel. Er selber wurde mit 8 Treffern vor seinem Mannschaftskollegen Rivaldo Torschützenkönig.
Real Madrid hatte Ronaldo auf der Einkaufsliste und Ronaldo liess sich zur Enttäuschung der vielen Inter-Fans für 45 Millionen Euro aus seinem Vertrag lösen und wechselte 2002 zum Starensemble von Real Madrid. Mit den “Königlichen“ gewann er im selben Jahr noch den Weltpokal, und er konnte einen Treffer zum 2:0-Sieg für die Madrilenen beisteuern. Zwei weitere Höhepunkte konnte Ronaldo 2002 ebenfalls noch erleben: Er wurde zum 3-Mal zum Welt- und zum 2-Mal zu Europas Fussballer des Jahres gewählt.
Ronaldo zeigte sich weiterhin treffsicher und sehr erfolgreich. Er konnte nach 1997 (beim FC Barcelona) zum zweiten Mal die “Pichichi“, die Trophäe des spanischen Torschützenkönigs, in Empfang nehmen. Der Mannschaft Real Madrid hingegen lief es nicht optimal und die hohen Erwartungen eines Titels konnten von den vielen Superstars nicht erfüllt werden.
In der Saison 2006/2007 konnte sich Ronaldo im Verein nicht mehr durchsetzen und blieb 215 Tage in der Liga ohne Torerfolg, was zur Folge hatte, dass er vom neuen Trainer Fabio Capello aus der Stammelf ausgemustert wurde. Unzufriedenheit und wieder kleinere Verletzungen veranlassten Ronaldo sich aus Madrid zu verabschieden und im Januar 2007 wechselte er zurück nach Mailand in die italienische Serie A., dieses mal aber zum AC Mailand, dem ehemaligen Lokalrivalen – womit er sich bei den Inter-Fans noch mehr in Misskredit brachte. Bei “Milan“ bekam er wieder mehr Spielpraxis und konnte erneut Torerfolge feiern. Da er in dieser Saison schon für Madrid in der Champions League zum Einsatz kam, fehlte ihm die Spielberechtigung, um im Final mit den Mailändern aktiv mitzuspielen. Nichts desto trotz, der AC Mailand gewann die Champions League.
Ein erneuter Rückschlag für den Topskorer auch in der 2007/08. Nach seiner im Juli 2007 zugezogener Oberschenkelverletzung, folgte beim Comeback-Versuch eine Wadenverletzung, sodass er seinem Verein insgesamt ein halbes Jahr nicht zur Verfügung stand. Nicht genug damit, er geriet auch noch unter Dopingverdacht aufgrund einer Bluttransfusion zur schnelleren Genesung seines Oberschenkels, und es tauchten Gerüchte über einen Wechsel zu Fenerbahçe Istanbul bzw. Flamengo Rio de Janeiro auf. Bei seinem Comeback am 13. Januar 2008 konnte Ronaldo erneut überzeugen, als er im Ligaspiel gegen den SSC Neapel zweimal traf und ein weiteres Tor vorbereitete. Das Comeback dauerte jedoch nur einen Monat, denn am 13. Februar 2008 verletzte Ronaldo sich erneut schwer, als ihm im Ligaspiel gegen AS Livorno die Patellasehne im linken Knie vollständig riss. Die behandelnden Ärzte prognostizierten eine Heilung bis frühestens November 2008. Parallel dazu wurden neue Dopingverdächtigungen gegenüber ihm bzw. seinen früheren Vereinen geäussert. So soll laut Aussage seines ehemaligen Trainers bei Cruzeiro Belo Horizonte, Nelinho, sowie des Koordinators des Antidopingausschusses des brasilianischen Fußballverbandes, Bernardino Santi, ihm während seiner Zeit beim PSV Eindhoven Anabolika zum Muskelwachstum verabreicht worden sein. Diese Behandlungen seien auch der Hauptgrund für Ronaldos Verletzungsanfälligkeit.
Die Verantwortlichen des AC Mailand verlängerten Ronaldos laufenden Vertrag nicht mehr, so dass er zum 1. Juli 2008 vereinslos wurde. Zurück nach Rio de Janeiro um sein Rehabilitations-Training zu absolvieren, unterschrieb Ronaldo im Dezember 2008 ein Einjahresvertrag bei den Corinthians São Paulo. Mit Corinthians gewann er auf Anhieb die Staatsmeisterschaft von São Paulo sowie die Copa do Brasil, den brasilianischen Pokalwettbewerb. Er selbst war mit acht Toren in zehn Spielen (Staatsmeisterschaft) bzw. drei Toren in acht Spielen (Pokal) an den Titelgewinnen beteiligt.
Die ganze Fussball-Welt kannte die Nummer 9 aus Brasilien oder den Ronaldo, einen inzwischen gereiften Mann, der aus dem Schatten ins Licht getreten ist und beschloss: “Hier möchte ich bleiben“! Mit seinem Talent, seiner Beharrlichkeit und seiner ganz persönlichen Sympathie und Offenheit für die Probleme anderer, hat er sich nicht nur in die Herzen der Brasilianer sondern in die aller guten Menschen dieser Welt gespielt. Längst ist er nicht mehr nur ein guter Fussballspieler, sondern auch der würdige Repräsentant eines Volkes, das in seiner Bescheidenheit, Beharrlichkeit und seinem Willen zum Frieden, Beispiel sein kann.
„Es war eine wunderschöne, emotionale und wunderbare Karriere“, sagte Ronaldo bei seiner Rücktrittsrede am 14. Februar 2011 in São Paulo unter Tränen.
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Die Seleção und die Brasilianer verabschiedeten den zweitbesten Torschützen ihrer Geschichte offiziell in einem Testspiel gegen Rumänien (am Dienstag, 07. Juni 2011), das Brasilien durch ein Tor von Fred mit 1:0 gewann.
Der heute 34-jährige Ronaldo wurde 15 Minuten für Ende der ersten Halbzeit für den Torschützen Fred eingewechselt. Il Fenômeno gelangen 3 Torschüsse, aber kein Tor. Insgesamt erzielte Ronaldo seit 1994 in 104 Spielen für die Seleção 67 Treffer. Nur „Rei Pelé“ schaffte mit 95 Toren mehr.
Die Bilanz des Ronaldo Luís Nazário de Lima in seiner 17-jährigen Fussballerkarriere: 2-maliger Weltmeister (1994 und 2002), 3-maliger Weltfussballer (1996, 1997 und 2002), 2-maliger Europas Fussballer des Jahres (1997, 2002) und Rekord-WM-Torschütze mit 15 WM-Toren.
Mit Ronaldo verliert die Fussball-Welt einen einzigartigen Spieler.