Lençóis Maranhenses Nationalpark

Zuletzt bearbeitet: 9. Oktober 2021

Weit davon entfernt eine Wüste zu sein, ist “Lençóis Maranhenses“ eine jener Regionen Brasiliens, die man als einzigartig bezeichnen kann. Das Szenario – Resultat der konstanten Winde, der Meeresströmungen und der Bewegung der Wellen – ist bis zum Horizont von Sanddünen bedeckt und präsentiert weitläufige, einsame Strände über eine Länge von mehr als 90 Kilometer entlang der rauhen Küste von Maranhão. Eine weitere Besonderheit ist die Regenmenge, welche hier während eines Jahres vom Himmel fällt: denn die beträgt zirka das 300-fache der Niederschlagsmenge in der afrikanischen Wüste Sahara. Um die seltenen Charakteristika dieses Ökosystems zu schützen, hat man hier im Juni 1981 einen Nationalpark gegründet.

Lençois Maranhenses – Foto: Rafael Neddermeyer/FotosPublicas

Gründungsdatum: Juni 1981
Fläche: 155.000 Hektar
Ökosystem: Mangrovenwald und Restinga
Relief: Küstenebene, bedeckt mit Dünen, umgeben von Restingas und Mangrovenwäldern
Aktivitäten: Wanderungen, Überquerungen, Baden in Lagunen, Flüge mit Ultraleicht-Flugzeugen, fotografisches Trekking
Ort: Bundesstaat Maranhão – Dörfer Barreirinhas, Humberto de Campos und Primeira Cruz

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Auf einer Fläche von 155.000 Hektar – grösser als die Stadt São Paulo – präsentieren sich die so genannten Wanderdünen als besondere Attraktion – schneeweiss und in steter Bewegung. Auf den ersten Blick glaubt man, sich in einer Wüste zu befinden – aus diesem Grund auch die Bezeichnung “Brasilianische Sahara“ – dann entdeckt man die enormen Lagunen mit kristallklarem Wasser dazwischen, welche sich während der Regenperiode, zwischen November und Juni, aufstauen. Obwohl sie nur temporär existieren, sind diese Lagunen voller Fische, die den durchziehenden Zugvögeln aus dem Norden unseres Planeten als Nahrung dienen.

Der Grundwasserspiegel in dieser Region liegt so dicht unter der Erdoberfläche, dass es genügt, wenn man ein Rohr von 2 Metern Länge in den Boden steckt, um Wasser daraus hervorquellen zu sehen. Die Lagunen, welche sich im Verlauf der Regenperiode bilden, sind nichts anderes als sich auffüllende Vertiefungen zwischen den Dünen. Diese Oasen mitten im Sand bieten einigen Nomaden-Familien eine temporäre Heimstatt. Während der Regenzeit begeben sie sich zwischen die Dünen, um in den Lagunen dem Fischfang nachzugehen, in der Trockenzeit ziehen sie sich aus der “Wüstenei“ zurück an die Ufer der Flüsse, wo sie von bescheidenem Ackerbau leben.

nach obenDie Landschaft

Die Hauptattraktion für Besucher der “Lençóis“ sind die grossen Sanddünen, welche sich, aus der Vogelperspektive betrachtet, wie unter der Sonne zum Trocknen ausgelegte Betttücher (Lençóis) über die Landschaft breiten. Sie bestehen aus äusserst feinem und leichtem Quarzsand, erreichen eine Höhe von bis zu 40 Metern, und erstrecken sich von der Küste bis zu 50km ins Innere des Kontinents.

Fast so fein wie Talkum-Puder, brennt der Sand auf der Haut, wenn der Wind ihn aufwirbelt. Die Farbe der Lagunen schwankt zwischen Türkisblau und Smaragdgrün – sie liegen fast unbewegt unter einem manchmal wolkenfreien, manchmal mit Schäfchenwolken übersäten, tiefblauen Himmel – ein Ort wie aus der Schöpfungsgeschichte!

nach obenDie Vegetation

Der grösste Teil des Parks besitzt keinerlei Pflanzendecke. Auf einer relativ kleinen Fläche erhebt sich das Mangrove-Dickicht, dessen Vorkommen von den feuchten Várzea-Böden abhängt – das heisst, sie sind nicht nur auf Flächen zu finden, welche direkt vom Meer bewässert werden, sondern säumen auch die Ufer von Flüssen und Flussarmen. Von besonderer Bedeutung sind: Mangue-vermelho (Rote Mangrove), die bis zu 12 Meter hoch wird – Mangue-branco (Weisse Mangrove) und die Mangue-siriúba (Avicennia schaueriana).

An den Stränden und auf den Dünen überwiegen Capim-de-areia (Sandgras), Alecrim-da-praia (Strandhafer) und Pimenteira (Pfeffer-Strauch). Auf den Restingas dagegen kommen bedeutende Arten vor, welche zur Befestigung der Dünen beitragen, wie zum Beispiel: Cipó-de-leite (Oxypetalum leonii fontella), Sumaré-da-areia (Cyrtopodium sp.), Janaúbas (Plumeria drastica), Mangabeiras (Echiets glauca) und Orquídeas-da-restinga (Epidendrum ellipticum).

nach obenDie Fauna

Im Küstenteil des Nationalparks finden sich viele Vogelarten, die hier durchziehen oder nisten, wie zum Beispiel: Maçaricos (Tringa flavipes), Trinta-réis-boreal (Sterna hirundo) und Marreca-de-asa-azul (Anas discors), die aus den USA kommen – zwischen Februar und April. Im Mangrove-Wald kann man Jacaretinga (Caiman crocodilus), den Veado-mateiro (Mazama americana) und das Paca (Agouti) beobachten. In den “Lençóis“ kommt sogar noch die Tartaruga-verde (Chelonia mydas) vor, die ihre Eier während der Nacht im Sand des Strandes vergräbt.

nach obenDas Klima

Tropisch, mit einer mittleren Jahrestemperatur stets über 18°C – kann tagsüber aber bis auf 40°C klettern! Die jährlichen Niederschläge, die zwei Jahreszeiten definieren, eine regnerische und eine trockene, belaufen sich auf einen mittleren Wert von 1.600mm.

nach obenSehenswürdigkeiten

Der Park hat keine spezifischen Eingangstore, denn es gibt um ihn herum keine Strassen, nur Sand. Die meist benutzten Zufahrten führen über Barreirinhas – per Fähre – über Atins oder Sucuriju, im extremen Westen.

Lagoa Azul
Eine Lagune mit transparentem Wasser und bis zu 3 Metern Tiefe – sie befindet sich an der Parkgrenze. Um zu ihr zu gelangen, wandert man von Barreirinhas ungefähr 30 Minuten.

Lagoa Boa Esperança
Diese Lagune hat nur während der Regenzeit Wasser. Sie ist ideal für ein erfrischendes Bad und einen Kanu-Ausflug. Ebenfalls an der Parkgrenze gelegen, auf der Seite von Barreirinhas, kann man sie innerhalb von 40 Minuten Wanderung erreichen.

Lagoa Bonita
Eine der wenigen beständigen Lagunen innerhalb der “Lençóis“, ein wunderbarer Natur-Pool. Sie befindet sich an der Parkgrenze, auf dem Weg zur Lagoa Azul. Sie ist die von Touristen am meisten besuchte.

Lagoa Santo Amaro
Die grösste Lagune des Parks und übers ganze Jahr wasserführend. Um sie zu erreichen, muss man die Hälfte des Parks von Ost nach West durchqueren.

Baixa Grande
Eine kleine Kommune, vollkommen isoliert von anderen Dörfern. Die Familien an diesem Ort verblüffen den Besucher mit ihren rudimentären Gewohnheiten. Sie leben im Zentrum des Parks und sind nur schwer zu erreichen.

Povoado de Sucuriju
Eine andere kleine Kommune in der Nähe der südlichen Parkgrenze. Man kommt hin mit einem Fahrzeug 4×4.

Queimada dos Britos
Eine Oase inmitten einem Meer von Sanddünen, begrenzt vom Rio Negro. Diese Kommune ist die weitaus interessanteste für Besucher von aussen. Sie liegt etwa 4 Stunden Fahrt von Sucuriju aus – allerdings nur per 4×4 Fahrzeug (Allradantrieb).

nach obenEmpfehlungen für Besucher:

Die “Lençóis“ zu besuchen, wird ein unvergessliches Abenteuer, jedoch bitten wir Sie, folgendes zu beachten:

  • Bringen Sie eine gute körperliche Kondition und entsprechende Disposition für lange Fusswanderungen entlang der Strände und durch die Dünen mit.
  • Verlassen Sie sich auf einen spezialisierten Guide, der die Region gut kennt, wenn Sie Wanderungen unternehmen.
  • Der starke, unablässige Wind täuscht über die hohen Temperaturen hinweg – durch die stets frische Luft hat man den Eindruck, dass die Sonne gar nicht so stark brennt – bitte tragen sie vor jeder Wanderung einen starken Solarfilter auf, damit Sie Ihren Besuch nicht bereuen!
  • Unbedingt eine Sonnenbrille aufsetzen, um die starke Reflektion des weissen Sandes im Sonnenlicht zu minimieren!
  • Grundkenntnisse in Erster Hilfe und niemals alleine wandern machen Ihren Aufenthalt sicherer.
  • Nehmen Sie stets genügend Wasser auf die Wanderungen mit, denn diese Region ist heiss, und Ihr Körper trocknet schneller aus als Sie glauben!
  • Denken Sie daran, dieser Park steht in seinem Gesamt unter Naturschutz, deshalb ist es unumgänglich, dass Sie allen von Ihnen produzierten Abfall wieder mit zurück nehmen!!
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