Der Attraktivität seines Körpers entweder durch sportliche Betätigung oder – wenn einem das zu anstrengend ist oder zu lange dauert – auch durch so genannte “Schönheitsoperationen“ auf die Sprünge zu helfen, steht in Brasilien ebenfalls fast an erster Stelle aller persönlichen Probleme – zumindest bei einer bestimmten, den Körperkult verherrlichenden Elite, die sich die Kosten und die dafür aufzuwendende Zeit leisten kann. Korrekturen, die der Schönheit dienen, gehören gewissermassen zum guten Ton.
Natürlich sind auch hier die Frauen tonangebend – das heisst, viele von ihnen gehören schon eher zur Kategorie der “Körperwahnsinnigen“, was ihnen den wiederholten Gang unters Messer des Chirurgen irgendwie zu erleichtern scheint. Und dann gibt es noch diejenigen, welche die schweissgeschwängerte Stickigkeit jener überall aus dem Boden schiessenden Fitness-Studios (die bei uns sehr sinnig “Academias“ heissen) viele Stunden am Tag inhalieren als wäre es Rosenduft – die „Akademiker“ modellieren ihre Muskeln, damit sie später im ärmelfreien T-Shirt an der Copacabana jenen Traumtorso abgeben, von dem sie glauben, dass er auch ohne Kopf beim weiblichen Geschlecht gut ankommt und sozusagen ein sichtbares Omen ist für jene noch verhüllte Potenz, die sie in ihrer knappen Badehose vor sich herschieben – möglichst in Stoff straffender Hab-acht-Stellung. Auch auf die “Akademikerinnen“ – also die weiblichen Besucher dieser Fitness-Studios – scheint der brünstige Schweissgeruch, der über den Foltermaschinen schwebt, eher anregend zu wirken.
Was sollen sie auch anderes tun als sich trimmen, in einem Land, in dem die Konfektionsgrössen für Damen, in der Regel, nur bis 42 zu haben sind? Also “trainieren“ sie stundenlang und leicht bekleidet ihre vom Skalpell modellierten und mit Silikon und Collagen aufgepeppten Rundungen in diesen Folterkammern, denn auch für sie gilt: “Wer schön sein will, muss leiden“. Hinterher darf man sich in anerkennenden Pfiffen und anzüglichen Bemerkungen der Männerwelt aalen, wenn man seinen Wonnekörper über das Wellentrottoir der Copa im “Fio dental“ (Zahnseiden-Bikini, weil er so schmal ist) bewegt oder in Ipanema, unter den Seufzern unzähliger Lustmolche, in den weichen Sandstrand drückt. Und dann schliesst man die Mandelaugen und träumt von einem Märchenprinzen oder lieber noch von einem Talentsucher des TV-Globo, der einen für die “Novela-das-oito“ (Acht-Uhr-Novele) entdecken wird.
Übrigens, auch in Deutschland berichtet die Statistik von einer halben Million Schönheitsoperationen pro Jahr – Tendenz steigend. Jedoch steht damit die Bundesrepublik lediglich auf Platz 8 der weltweiten “ästhetischen Eingriffe“ – Brasilien ist 2012 auf den 3. Platz und der Spitzenreiter ist neu Südkorea.
Eigentlich war es meine erklärte Absicht, an dieser Stelle etwas über unsere “SPORT-RUBRIK“ im BrasilienPortal zu schreiben, und nun sehen Sie mal, auf welche Abwege mich das geführt hat. Jedoch ist sicher nicht abzustreiten, dass man mit dem Begriff Sport stets auch einen gewissen Körperkult verbindet – besonders in einem Land wie Brasilien. Und aus dieser Verbindung mag auch in den 30er Jahren der Beach-Volley-Ball in Brasilien entstanden sein, der längst auch in Europa immer mehr Anhänger findet.
Tatsächlich: der “Vôlei de praia“, wie er bei uns heisst, ist eine brasilianische Tradition, die auf die 30er Jahre zurück geht, als die ersten “Torneios“ (Turniere) der Amateure an den Stränden von Copacabana und Ipanema ausgetragen wurden. Allerdings sah man Jahrzehnte im “Vôlei de praia“ nur ein Strandvergnügen, dem an den Wochenenden Millionen Menschen huldigten – besonders an den Stränden von Rio de Janeiro.
Es war im Jahr 1986, als man zum ersten Mal grosse internationale Strandvolley-Grössen zum “Hollywood-Volley“ einlud – in Copacabana (Rio de Janeiro) und in Santos (São Paulo). Nach diesem Wettbewerb begann der nicht mehr zu bremsende Siegeszug des ehemaligen “brasilianischen Strandvergnügens“ in der internationalen Presse und in den Herzen eines weltweiten Publikums – was Wunder, dass der Beach-Volley-Ball sogar zur olympischen Disziplin avancierte. Höhepunkte aus brasilianischer Sicht waren dann die Goldmedaille der Männer bei den olympischen Spielen 2004 in Griechenland, von Ricardo und Emanuel, sowie die Silber-Medaille der Frauen durch Adriana Behar und Shelda. Oder der Weltmeistertitel 2005 in Berlin, durch Márcio und Fábio Luz und die Siege der Vizeweltmeisterinnen Larissa und Juliana.
Ein anderer, noch viel populärer Rekord, um den alle Länder dieser Welt die Brasilianer beneiden gilt dem Fussball: Sie sind Fussballweltmeister – und zwar 5-Mal (1958, 1962, 1970, 1994, 2002) – “Penta-Campião“ heisst das in Brasilien. Und die “Copa América“ wurde von der “Seleção“ sogar ganze achtmal gewonnen (1919, 1922, 1949, 1989, 1997, 1999, 2004, 2007) und den “Confederations Cup“ “4-Mal“ (1997, 2005, 2009 und 2013). Als Veranstalter der Fussball WM 2014 zählen die Buchmacher Brasilien zu den grossen WM Titelfavoriten.
Und um Sie an weitere brasilianische Meistertitel zu erinnern:
Bei der FIFA-Junioren-Weltmeisterschaft 2003, in den Arabischen Emiraten, wurde die “Seleçãozinho“ (das ist die Jugend-Auswahl) Weltmeister. 2005 konnten sie den Titel in den Niederlanden aber nicht verteidigen.
Das brasilianische Frauenfussball-Team gewann 2004 und 2008 an den olympischen Spielen in Griechenland und Peking die Silbermedaille, an den Pan-Amerikanischen Spielen in Rio 2007 die Goldmedaille.
Auch bei anderen Ballsportarten stehen die Brasilien-Teams immer wieder im Rampenlicht: so zuletzt das Frauen-Volleyball-Team mit einer Goldmedaille in Peking 2008 und London 2012, oder das Volleyball-Männer-Team mit seiner Gold-Medaille bei den Olympischen Spielen in Griechenland und Silber 2008 in Peking und 2012 in London.
Nur den 3. Platz belegten die Brasilianer bei den ersten offiziellen FIFA-Beach-Soccer-Weltmeisterschaften in Rio de Janeiro, im Mai 2005, hinter Frankreich und Portugal. Frankreich wird damit erster Weltmeister, seit der offiziellen Anerkennung des Strandfussballs durch die FIFA – übrigens auch eine „brasilianische Erfindung“. In den vorhergehenden elf “inoffiziellen“ Weltmeisterschaften dieser Sportart hatten die Brasilianer zehnmal den Titel errungen, die Portugiesen einmal. 2006, 2007, 2008 und 2009 heisst der Weltmester dann: Brasilien.
Nicht nur bei so bekannten Ball-Sportarten, wie oben beschrieben, gehören brasilianische SportlerInnen und Teams zur Weltspitze, sondern sie sind auch bei folgenden Kategorien stets unter den Besten zu finden:
…Segeln in der Laser-Klasse – vielfach ausgezeichneter Athlet: Robert Scheidt u.a. Gold-Medaille in Griechenland bei der Olympiade 2004, Silber in Peking 2008 und Bronze 2012 in London.
…In der Star-Klasse beim Segeln – das Team Ferreira Marcelo Grae Torben u.a. mit einer Silber-Medaille bei den olympischen Spielen 2004 in Griechenland.
…Im Springreiten steht ein inzwischen bekannter Name für Podestplätze: Pessoa Rodrigo.
…Im Judo räumen die brasilianischen Frauen und Männer schon mal Bronze bis Gold ab – zuletzt in London 2012: Sarah Menezes Gold bei den Frauen und Mayra Aguiar Bronze und Felipe Kitadai und Rafael Silva Bronze bei den Männer.
…Auch in der Leichtathletik sorgen qualifizierte Leistungen für Anerkennung, wie z.B. Lima Vanderlei im Marathon von Griechenland, mit einer Bronze-Medaille.
…Im Bodenturnen steht seit einiger Zeit der Name Daiane dos Santos in den Schlagzeilen der Medien – mit Goldmedaillen bei internationalen Wettbewerben (z.B Gold beim Weltcup-Finale im Kunstturnen in Birmingham, im Dezember 2004).
…Bei den männlichen Athleten der Olympia-Sieger von China 2008 César Cielo im 50m Freistil-Schwimmen und die Bronze über 100m der selben Disziplin und einer Bronze 2012, der Schwimmer Thiago Pereira mit einer Silber-Medaille über 400m Lagen in London 2012 oder Diego Hypólito, der im Bodenturnen immer wieder Spitzenplätze erreicht.
Und wer kennt nicht den unvergessenen, 3-fachen Formel1-Weltmeister (1988, 1990, 1991) und Ausnahmeathleten Ayrton Senna? Oder die anderen brasilianischen Weltmeister in der Adelsklasse des Rennsports: Nelson Piquet (Weltmeister 1981, 1983, 1987), Emerson Fittipaldi (Weltmeister 1972, 1974). Den “ewigen Zweiten“ Rubens Barrichello und dem Vizeweltmeister 2008 Felipe Massa.
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