Cuiabá die Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso liegt im Norden des Pantanal-Gebietes und ist das nördliche Eingangstor für Reisen in den Pantanal.
Gründung: 08. April, 1719
Lage: 176 Meter über Meer
Bevölkerungszahl: 618.124 (Stand 2020)
Grösse/km2: 3.362,7 km2
Bevölkerungsdichte/km2: 163,88 Einw./km2
Regenzeit: November bis Januar
Die Stadt besetzt eine Fläche von 12.790 km² und gruppiert sich hauptsächlich um die Quelle des Flüsschens „Corrego da Prainha“ – dort, wo jener „Miguel Sutil“ damals den grössten Goldfund aller Zeiten gemacht hat – erinnern Sie sich (sonst lesen Sie am besten einmal den Teil „Aus der Geschichte“). Heute zieht sich die Stadt bis hinunter zum Rio Cuiabá, der 3 km vom Stadtzentrum entfernt, die Hauptstadt einst von ihrer Schwesterstadt „Várzea Grande“ trennte. Heute verbinden verschiedene Brücken die beiden, und der moderne Flughafen der Hauptstadt befindet sich auf dem Gelände der Schwesterstadt.
Cuiabá ist eine der heissesten Städte Brasiliens – 26º C ist ein mittlerer Wert, aber wenn man von einer Mindest-Temperatur von 10º C (nachts, Juli/August) und einem Maximum von 42º C (tags, Dezember/Februar) spricht, dann sollte man sich auf diese Gegend in punkto Kleidung sorgfältig vorbereiten.
Es regnet ausgiebig in Cuiabá und oft in den Monaten Januar bis April – Jahresdurchschnitt sind um die 1.750 mm Niederschlag. Dafür ist es zwischen Mai bis fast Oktober ausgesprochen trocken. Beherrscht wird die Gegend allgemein durch die Vegetation des Cerrado, ausgenommen am Ufer des Rio Cuiabá, wo sich ein kleines Kontingent der „Reserva Florestal“ des Distrikts befindet – das ist alles, was der Rodung und Erosion im Stadtgebiet bis heute widerstanden hat. Also erscheint uns auch der selbst zugestandene Begriff „Cidade Verde“ (Grüne Stadt) ziemlich weit hergeholt, und die wenigen Grünanlagen der Stadt sind in der Regel, besonders während der trockenen Monate, staubbedeckt. Dann bietet die Stadt einen schmuddeligen, lehmfarbenen Anblick.
Es gibt, vergleichsweise mit anderen Städten, in Cuiabá nicht viel zu sehen, wofür es sich lohnen würde, hier ein paar Tage zu verbringen, bevor man sich ins Abenteuer mit der Natur einlässt – im „Pantanal“ oder in der „Chapada dos Guimarães“. Cuiabá ist eher eine Durchgangsstadt für den Touristen, hat ein paar architektonische und kulturelle Sehenswürdigkeiten, die wir Ihnen im Anschluss auflisten. Auch ein paar Hotels, die wir empfehlen können und ein paar testwürdige Restaurants, in denen besonders Fisch aus dem Pantanal die Delikatesse ist, die Sie probieren sollten.
Nehmen wir also an, Sie sind mit dem Flieger gegen Mittag in Cuiabá angekommen und möchten sich eine Nacht in einem schönen Hotel ausruhen, bevor es ins Pantanal weitergeht. Also haben Sie den ganzen Nachmittag vor sich, und wir zeigen Ihnen den wesentlichen Kern der Stadt in diesen paar Stunden:
Fangen wir mit dem imposanten Gouverneurs-Palast an und den anderen historischen Gebäuden rund um den „Praça da República“. Hier sind wir im Stadtzentrum, und hier gibt’s ein bisschen Grün und auch ein paar Bänke zum Ausruhen. Auf der Kreuzung davor steht die Kathedrale der Stadt, die „Catedral Metropolitana“, mit einem ansprechenden Äusseren, zwei Glockentürmen, und innen Fenster und Türen eingelegt mit bunten Glasmosaiken. Hinter dem Altar ein riesiges Mosaik des majestätischen Christus, erstellt von den Kindern der Stadt, und kleinere Mosaiken in den Seitenschiffen.
Neben dieser Kirche befindet sich der „Praça Alencastro“, ein anderer von Bäumen beschatteter Platz. Auf verschiedene Plätze der Stadt verteilt werden Sie offene Märkte mit Verkaufsständen entdecken, die alle möglichen Artikel des täglichen Bedarfs feilhalten. Zum Beispiel auf der „Praça Ipiranga“, dort wo sich die Avenida „Isaac Póvoas“ mit der Avenida „Tenente Coronel Duarte“ kreuzt. Davor, auf einem Hügel, steht die Kirche „Nossa Senhora do Bom Despacho“ aus dem Jahr 1720, in gotischem Baustil, inspiriert durch Notre Dame in Paris (so sagen die Beschreibungen). Das „Museu de Arte Sacra“ befindet sich neben der Kirche.
Besuchen Sie den Stadtteil „Prainha“, dort fand jener Miguel Sutil das viele Gold am Ufer des Flüsschens gleichen Namens, und hier nahm die Stadt ihren Anfang. Seite an Seite finden Sie dort die Kirche „Nossa Senhora do Rosário“ und die Kapelle „Capela São Benedito“ – beide aus dem Jahr 1722 – angelegt in barockem Baustil von den Sklaven der Minenschürfer. Interessantes Interior – beide Bauwerke stehen unter Denkmalschutz.
Sehenswert die Museen für „Antropologia“ (Anthropologie), „História Natural“ (Naturgeschichte) und „Cultura Popular“ (Volkskultur) – zusammengefasst in der „Fundação Cultural de Mato Grosso“ an jenem schon erwähnten „Praça da Republica“ – mit historischen Fotorafien, Dokumenten, Möbeln, religiöser Kunst, einer Galerie kontemporärer Kunst, ausgestopften Tieren, Steinen und Hölzern der Region, indianischen Artikeln und Waffen, archäologischen Funden und Keramiken. Das „Museu de Pedras Ramis Bucair“ enthält 4.000 archäologische Exponate – auch den Oberschenkelknochen des Tyrannosaurus Rex, aus der „Chapada dos Guimarães“, einen Meteoriten und Steinwerkzeuge aus der Neolythischen Epoche (Rua Geraldo Pimentel, 195).
Wenn man die Universität „Universidade de Mato Grosso“ von der Seite des Swimming Pools her betritt – 10 Minuten per Bus vom Stadtzentrum – findet man hier ein kleines, sehenswertes Museum mit Artikeln der Indianer, das „Museu do Índio, Museu Rondon“ eine wirklich ansprechende Asservaten-Sammlung. Gehen Sie weiter auf der Strasse, die den Campus durchquert, finden Sie zur Linken das Schild eines Mini-Zoos (Zoologico) – mit vielen sehenswerten Tieren, besonders aus dem „Pantanal“. Und gegenüber dem Zoo befindet sich das Theater.
Sicher genug Sehenswürdigkeiten für einen Nachmittag, oder sogar für einen ganzen Tag, in Cuiabá. Und vergessen Sie nicht, am Abend jenen Fisch aus dem Pantanal zu probieren. Besonders empfehlenswert ist er in der „Peixaria Popular“ (Stadtteil Goiabeiras, Av. São Sebastião, 2324), denn die servieren dem Gast gleich eine Auswahl: „Pintado“ gekocht, Rippenstück vom „Pacu“ und paniertes Filet vom „Cachara“ mit Beigaben – reichlich und gut.
Und wenn Sie den Rest des Abends noch in angenehmer Gesellschaft verbringen möchten, dann finden Sie auf der „Avenida CPA“ ein gutes Lokal am andern, wo man im Freien sitzen kann und die Cuiabanos beobachten – besonders an den Wochenenden ist hier viel los. An der CPA gibt’s auch eine Reihe vorzüglicher „Churrascarias“, wenn Ihnen mehr nach Fleisch zumute sein sollte. Und wenn Sie am Schluss der Meinung sind, dass Cuiabá Ihnen doch viel Interessantes geboten hat, dann würden wir uns darüber freuen, denn man muss nicht unbedingt nach der Meinung anderer seinen Urlaub verbringen, sondern sollte sich aus aus einem guten Informationsfundus das herauspicken können, was einem persönlich zusagt – und das hat oft wenig mit der Meinung anderer zu tun.
„Alles ist eine Frage des persönlichen Geschmacks“, sprach der Affe und biss genüsslich in die Seife.
KULTURELLES UND FOLKLORISTISCHES
Mato Grosso ist eine Region, die von Brasilianern aus allen möglichen Richtungen des Landes besiedelt wurde. Viele sind Nachkommen jener Urgrossväter, die einmal dem Lockruf des Goldes gefolgt und ihre Sitten und Gebräuche aus dem Süden, dem Osten oder Nordosten mitgebracht haben. Ihre religiösen und profanen Feste, ihre Rhythmen und Tänze, ihre Musik und ihre Poesie. Auch ihre spezielle Küche, die sie, entsprechend ihrer Erfahrungen mit den indianischen Sklaven, noch durch die eine oder andere lokaltypische Ingredienz ergänzten.
Die populärsten Feste sind die „Festas Juninas“ (im Nordosten bereits ausführlich erklärt), die den Heiligen „São João, Santo Antônio“ und „São Pedro“ gewidmet sind. Mit Volkstanz, Spielen, Präsentationen, Süssigkeiten und salzigen Leckereien und Mahlzeiten, die auf dem Reisigfeuer zubereitet werden.
Die sogenannte „Folia de Reis“ (nach Weihnachten) ist im Tal des Rio Araguaia verbreitet – hier kann man den „Catira“ kennenlernen – gesungen und getanzt nur von Männern, typisch in dieser Region.
Das „Festa do Divino Espirito Santo“ wird in verschiedenen Distrikten zelebriert – seine Teilnehmer tanzen den afrikanischen „Lundu“.
In den Distrikten Poconé, Porto Espiridão und Cáceres führt man jährlich die „Cavalhada“ auf. Alles Feste, über die wir im einen oder anderen Bundesstaat schon Einzelheiten berichtet haben. In den Städten, die an Flussufern liegen, sind Prozessionen auf dem Wasser üblich, mit denen man die Schutzheiligen der Orte ehrt und feiert.
Die landestypischen erotischen Tänze „Rasqueado“ und „Siriri“ kann man, in der Regel in den Distrikten rund um Cuiabá, anlässlich von privaten Festen, wie Geburtstagen und Jubiläen beobachten, aber auch während des lokalen Karnevals und während des profanen Teils eines Volksfestes. Eine Besonderheit ist der „Boi-à-Serra“, eine Variante des nordöstlichen „Bumba-meu-Boi“, zu erleben während des Karnevals, in einigen Stadtteilen von Cuiabá oder in „Santo Antônio de Leverger“, wenige Kilometer von Cuiabá:
Der „Boi“ (Ochse), die Hauptfigur des getanzten Dramas, an dem hier in Mato Grosso besonders die Kinder ihren grössten Spass haben, wird folgendermassen konfektioniert: zuerst bastelt man ein Gestell aus besonders leichtem, biegsamen Holz, das man dort mit „Melado de Pomba“ bezeichnet. Über dieses leichte Gerüst kommt ein ebenso leichter, aber flauschiger Überwurf aus Stoff, möglichst in der natürlichen Farbe des Tieres. Als Kopf wird ein ausgebeinter, ausgekochter Originalschädel eines Ochsen verwendet, den man noch ein bisschen bemalt und ihm Augen aus grossen Knöpfen oder ähnlichem Material einsetzt. Der Tänzer steigt nun in dieses Gerüst – ein kleines vergittertes Guckfenster ist unter dem Kopf angebracht – und bewegt den „Boi“ im Rhythmus der Musik und in Scheinangriffen auf die Zuschauer, zwischendurch.
Begleitet wird er von anderen Figuren aus der menschlichen und tierischen Fauna: da gibt es den „Cabeça de Apá“, die „Mãe do Morro“, den „Tuiuiu“, die „Ema“, den „Morcego“ und den „Cavalo sem Cabeça“, die, je nach Veranstaltungsort, unterschiedlich ausfallen. Die Begleitmusik heisst „Cururu“, und die sie spielen nennt man „Cururueiros“. Eine sehr interessante Band mit ganz eigentümlichen Instrumenten, wie zum Beispiel der „Viola de Cocho“ (ein Saiteninstrument, bespannt mit Affendarmsaiten) oder dem „Ganzá“. Ein Vorsänger leitet das Ganze und erzählt die Moritat, in der dann die einzelnen Figuren ihren Platz einnehmen und ihren Part präsentieren. Ein Riesenspass für Jung und Alt, der in der Regel auf offener Strasse stattfindet.
Der „Congo“ genannte Tanz findet zu Ehren des Heiligen „São Benedito“ statt – typisches Fest der alten Hauptstadt „Vila Bela“ und von „Nossa Senhora do Livramento“. Auch in diesem Fall dürfen die Frauen nicht am Tanz teilnehmen. Nur am sogenannten „Chorado“, einem anderen Teil des Festes. Charakteristisch für den Distrikt von „Poconé“, am Eingang zum Pantanal, ist der „Dança dos Mascarados“, ebenfalls einem Ehrenfest für „São Benedito“.
Das Kunsthandwerk in Mato Grosso wird in erster Linie von den Indianern und ihren überragenden handwerklichen Fähikeiten, sowie ihrer geradezu genialen Kombinationsgabe von Materialien und Farben, bestimmt. Auf der ganzen Welt gibt es keine besseren Beispiele für in Handarbeit aus Naturmaterialien gefertigte Gegenstände des täglichen Bedarfs, des Schmucks oder als Waffen, die haltbarer, praktischer, formschöner und geschmackvoller gestaltet wären.
Man findet gute Hängematten (sollte zum Aussuchen allerdings einen Einheimischen mitnehmen, der sich in den verschiedenen Qualitäten auskennt), Holzarbeiten, zum Beispiel Gebrauchsartikel wie Mörser, Melkschemel, Ochsenjochs. Aber da die alle wahrscheinlich zu gross und zu schwer zum Mitnehmen sind wie wär’s mit: Geflochtenem aus Pflanzenfasern der Buriti, Taquara oder Urumbamba? Zum Beispiel Körbe in allen Grössen, Matten, Fächer etc. Auch aus diesen Materialien sind die besten Stücke die, welche aus Indianerhand kommen!
Schauen Sie sich zuerst die Kunst der Indianer in den Museen an, die werden Sie zu einem entsprechenden Souvenir inspirieren. Manchmal können Sie dort selbst das eine oder andere Stück erstehen.