Der Überfluss des Lebens in Amazonien verbirgt einen kuriosen Widerspruch: In den meisten Fällen sind die Arten, welche dort leben, seltene Exemplare. Einige von ihnen an sehr spezielle Regionen und ökologische Bedingungen gebunden – es gibt Arten, die existieren nur im Einzugsbereich eines einzigen “in Portugiesisch Igarapé“ (Bächlein). Andere kommen vielleicht in ganz Amazonien vor, aber stets in geringen Konzentrationen, mit wenigen Exemplaren pro Gebiet. “In einem temperierten Wald gibt es 100 Bäume auf einen Hektar, und die sind alle von der gleichen Art.
In Amazonien gibt es 100 Bäume auf einen Hektar, und jeder Baum ist von einer anderen Art“, vergleicht ein Forscher. “Wenn man mal darüber nachdenkt, erkennt man die logische Konsequenz der Anpassung: Die einzige Möglichkeit, so viele Arten auf einem Hektar unterzubringen ist die, wenige Individuen von jeder zu platzieren“.
In den Augen eines Laien mögen die Bäume Amazoniens alle gleich erscheinen. Aber mit ein wenig botanischem Training (oder der Assistenz eines guten Guides) erkennt man die Unterschiede bald. Auf den 100 Quadratkilometern des Ducke-Reservats in Manaus, zum Beispiel, gibt es verschiedene Arten von Bäumen, von denen wir nur ein einziges Exemplar kennen. “Klar, dass wir nicht jeden Meter des Reservats untersucht haben, aber das gibt einem schon eine Vorstellung von der Rarität, von der wir sprechen“, sagt ein Botaniker, der das Inventarium der Flora dieser Einheit koordiniert hat, das als das vollständigste Amazoniens gilt.
Und dies ist ein Grund mehr, den Schock der Abholzung Amazoniens auf die Biodiversifikation nicht zu unterschätzen.