Geschichte Februar 2009

Zuletzt bearbeitet: 20. September 2012
Es war einmal ein Mann, der verbrachte sein Leben auf sehr unregelmässige Art und Weise – er hatte keinerlei Gefühl für massvolle Grenzen seiner Ausschweifungen und bewegte sich ständig zwischen Gewinn und Verlust. Einmal war er reich, dann wieder völlig pleite – andauernd sah er sich entweder sehr vielversprechenden Situationen gegenüber oder verdammt schlechten.

Endlich hatte er diese fehlende Kontinuität in seinem Leben satt – dieses Auf und Ab, himmelhoch jauchzend und wieder zu Tode betrübt – also entschloss er sich, einen weisen Mann aufzusuchen, damit dieser ihm rate, wie er sein Leben in den Griff kriegen könnte.

Der weise Mann aber sagte ihm scheinbar nichts Neues: Er riet ihm lediglich, sowohl die einfachen wie die schwierigen Situationen seines Lebens mit demselben Einsatz zu meistern. Zum Schluss gab er dem Mann noch ein kleines gefaltetes Papier in die Hand und sprach:

Hebe dieses Papier gut auf und lebe Dein Leben. Falls Du eines Tages in eine Situation kommst, in der Du vor lauter Glück Dich jemanden anvertrauen möchtest oder eine andere Situation Dich in tiefe Traurigkeit stürzt und Du Gefahr läufst, daran zu zerbrechen – Du dich also in einer Situation befindest, in der Du nicht mehr ein noch aus weisst – dann öffne dieses Papier.

Die Zeit verging, und der Mann hatte sich damit abgefunden, von seinem Leben das Gute wie das Schlechte einfach zu akzeptieren. Und dann kam der Tag, an dem er alles verlor – seine Arbeit, sein Einkommen, sogar seine Familie – er war plötzlich ganz allein und musste um sein tägliches Brot andere anbetteln. Ohne Ausweg für seine Probleme, und nachdem er Gott auf Knien gebeten hatte, ihn aus diesem Jammertal zu erlösen, erinnerte er sich plötzlich jenes Weisen und des kleinen gefalteten Papiers. Irgendwo hatte er es hingesteckt – also durchsuchte er seine wenige Habe, fand und entfaltete es.

Da stand geschrieben: “AUCH DAS GEHT VORBEI”!

Die Chinesen schwören, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt, die man sich überall in ihrem Land erzählt. Und sie sagen, dass diese Geschichte zu ihrem volkstümlichen Brauch geführt hat, Gebäck herzustellen, welches man zum Dessert serviert, und in das man kleine Papierchen mit einer Botschaft versteckt – der Besucher wird diesen Brauch in jedem chinesischen Restaurant entdecken.

Was der alte weise Mann da auf das Papier geschrieben hatte, war tröstlich und mag manchen niedergeschlagenen Zeitgenossen wieder aufrichten: Es gibt nichts Böses und auch nichts Gutes, das ewig währt – und Glück bedeutet, sich sowohl dem einen wie dem andern mit demselben Einsatz, derselben Zuversicht und Gottvertrauen zu stellen – und sein Leben so korrekt wie möglich zu verbringen.

Ihre Janice Drummond Reynolds

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