Der Volksmund nennt die Pflanze auch: Jabuticabeira; Jabuticaba–preta
Wissenschaftlicher Name: Myrcia cauliflora Berg
Deutscher Name: Baumstammkirsche
Aus der botanischen Familie der: Myrtaceae
Herkunft: Brasilien – Atlantischer Regenwald
Charakteristische Eigenschaften der Pflanze
Baum von bis zu 8 Metern Höhe, von pyramidenförmigem Aussehen. Junge Blätter rot – werden mit zunehmendem Alter grün. Die Blüten sind rein weiss und befinden sich direkt am Stamm und an den Ästen. Der Baum blüht zweimal pro Jahr: zwischen Juli und August und zwischen November bis Dezember.
Frucht
Kirschgross und rund, von dunkel–rostroter Färbung, das Fruchtfleisch weisslich, süss, umgibt einen bis vier Kerne. Reift zwischen August und September sowie zwischen Januar und Februar.
Anbau
Die Pflanze bevorzugt tiefe Böden, reich an organischen Substanzen. Braucht relativ viel Wasser. Ansonsten entwickelt sie sich gut in jedem Klima. Ihr Wachstum ist langsam und die Pflanzung sollte in der Regenperiode erfolgen – mittels Samen und auch durch Stecklinge.
Wer niemals einen „Kuss der Jabuticaba“ probiert hat, frisch vom überladenen Baum gepflückt, der möge sich beeilen – denn die Ernte, obwohl immer reichlich, ist von kurzer Dauer: Personen jeden Alters, Tiere unzähliger Gattungen, Vögel und Insekten streiten sich um die köstlichen Früchte, die man auch als „brasilianische Kirschen“ bezeichnet hat.
Der Baum ist sehr langlebig und es dauert ein bisschen, bis er die ersten Früchte hervorbringt – aber dann hört er damit nicht mehr auf – und je älter er wird, um so produktiver seine Ernte. Bietet er schon ein unvergessliches Spektakel, wenn er in Blüte steht – er bedeckt sich mit kleinen weissen Blüten von paradiesischem Duft – so übertrifft sein Überfluss an Früchten auch die kühnsten Erwartungen. Es sind Millionen und Abermillionen an Blüten und Früchten, die er hervorbringt, und die sich über alle Zweige und den Stamm bis hinunter zum Boden ausbreiten.
Einige Spielarten präsentieren Früchte, die von feinen Streifen in karminroter Färbung gezeichnet sind, andere bringen Früchte hervor, die eine olivgrüne Grundfarbe haben und mit einem dunklen Streifenmuster versehen sind. Die Früchte sind alle rund, wie Glasmurmeln, manchmal ein bisschen grösser als diese, und abhängig von der besonderen Spezies, nähern sich manche Früchte auch der Form und dem Durchmesser einer grossen Pflaume. In allen Fällen kann man die resistente, dunkle Schale jedoch mit einem leichten Biss zum Aufplatzen bringen, und dann quillt einem das weissliche, saftige Fruchtfleisch entgegen. In den meisten Fällen ist sein Geschmack angenehm süss, im Zentrum befinden sich maximal vier Kerne von bräunlicher Farbe.
Es sind verschiedene Arten von „Jabuticabeiras“ und „Jabuticabas“ bekannt – fast schon eine Sammlung, die zwischen 12 und 15 unterschiedliche Spezies enthält. Unter diesen ist zirka die Hälfte sehr produktiv, der andere Teil nicht besonders. Der Typ „Sabará“ bringt unter allen den anderen angebauten Arten die beliebtesten Früchte hervor – und die süssesten. Und bei der „Paulista“ benannten Art ist alles besonders gross: sowohl die rostroten Früchte als auch ihre Produktion! Die „Rajada“ präsentiert eine grössere Frucht von grünlicher Färbung, und sie ist besonders süss. Die „Ponhema“ ist für Gelees und Süssigkeiten am besten zu gebrauchen.
Eigentlich ist dies aber nicht nur das Privileg der „Ponhema“: der Saft einer jeden der genannten Arten, ausgequetscht und mit ein bisschen Zucker gekocht – ohne oder mit der Schale – ergibt einen vorzüglichen Gelee. Man serviert ihn als Dessert oder als Kompott und sogar als Beigabe zu gesalzenen Menüs von Geflügel oder Rindfleisch. Aus den fermentierten Früchten, noch in ihrer Schale, pflegt man einen hausgemachten Likör herzustellen, der im ganzen Land besonders beliebt ist. Im Bundesstaat Goiás benutzt man sogar die Schale der halbreifen Frucht für eine Kompott–Spezialität.
Alle Jabuticabeiras sind Bäume, die aus Brasilien stammen, und die bis zum heutigen Tag auch innerhalb aller Regionen angetroffen werden. Allerdings sind sie besonders zahlreich in den Bundesstaaten von Minas Gerais, Espirito Santo, Rio de Janeiro, São Paulo und in Paraná.
In historischen Zeiten erschienen die ersten Jabuticaba–Bäume wahrscheinlich an den Ufern von Flüssen und Bächen der Südost–Region Brasiliens – und zwar in dichten Gruppen, die ganze Uferwälder bildeten – und dann breiteten sie sich aus, nicht zuletzt auch durch die systematische Kultivierung des Menschen. Seither hat sich der Jabuticabeira gewissermassen zu einem obligatorischen Obstbaum in ihrem Garten entwickelt. Auf den Fazendas im Süden von Minas Gerais und im Bundesstaat São Paulo waren sie ausserordentlich zahlreich – schön, wenn das so bliebe – dort pflegten die lokalen Bewohner weite Pflanzungen zu unterhalten, auf denen sie exklusiv verschiedene Arten von Jabuticabas angebaut hatten, die, ohne kommerzielle Absichten, den glücklichen Familien rund herum zugute kamen – und der gesamten Bevölkerung in dieser Region.
Trotz ihrer unbestreitbaren Qualitäten – ihres beliebten Geschmacks und dem Überfluss ihrer Früchte – ist der Jabuticabeira bis heute ein relativ unbekannter Baum geblieben, der nicht über relativ kleine Pflanzungen und häusliche Obstgärten hinaus gekommen ist. Mit anderen Worten: eine wirtschaftliche Nutzung der Jabuticabas ist noch nicht in Sicht. Die beiden wichtigsten Faktoren, welche gegen eine wirtschaftlichere Nutzung sprechen sind: zuerst die Kosten und Schwierigkeiten einer Ernte auf einer Pflanzung mit vielen dieser Bäume – und zum andern, die Konservierung der Früchte – sie sind am besten direkt vom Baum zu geniessen, denn ihre Fermentierung beginnt oft schon einen Tag nach der Ernte. Und ausserdem weiss jedes Kind, das schon einmal vor Freude ausser sich einen vollbeladenen Jabuticaba–Baum entdeckt hat: „Jabuticaba chupa–se no pé“ (… lutscht man unter dem Baum)!