An einem der ältesten Orte unseres Planeten gelegen, ist der MONTE RORAIMA immer noch ein Rätsel für die Wissenschaftler, Abenteurer, Esoteriker und Mystiker. Ein geheimnisvoller und gleichzeitig wundervoller Ort. Eine vollkommen andere Welt als die, die wir kennen oder schon gesehen haben. Eine unendliche Quelle kosmischer Energie, welche von unzähligen Kristallen absorbiert wird, die überall auf der felsigen Fläche verteilt sind – dazwischen monumentale Steinquader geformt von Wasser und Wind.
Gründungsdatum: Juni 1989
Fläche: 116.000 Hektar
Ökosystem: Tropischer äquatorialer Wald mit Cerrado-Einbrüchen
Relief: Tafelberg, mit felsigen Rändern.
Aktivitäten: Wanderungen, Überquerungen, Klettern, fotografisches Trekking und Umwelterziehung.
Ort: Roraima – extremer Norden des Landes, an der Grenze zwischen Guiana und Venezuela
Wegen seiner Höhe von 2.875 Metern ist der Berg stets von Wolken eingehüllt, die das Klima von Mystik und Magie noch verstärken – ein Ort, der uns dazu anregt, über unsere Existenz in diesem Universum nachzudenken. Nur wer schon einmal dort gewesen ist, hat eine genauere Vorstellung von diesem besonderen Besuch im Schloss des Gottes Makunaima. Dies ist eine Erfahrung, von der man unmöglich in allen ihren wunderbaren Einzelheiten berichten kann – die Zeit scheint auf dem Gipfel dieses Berges stillzustehen.
Von weitem präsentiert sich die schwindelerregende braune Wand in Blautönen, was dem Berg den Namen gab: In der Taurepán-Sprache, die von den “Pemones“, einem venezuelanischen Indio-Volk gesprochen wird, heisst “rora“ = blau, “imu“ = gross – also “RORAIMA“ = der blaue Riese.
Geschichte
Schon vor Gründung des Parks existierte im Umfeld des Berges ein Wohngebiet der Indianer auf brasilianischer Seite – genannt “Ingaricó“ – und weil die Gegend besonders schwierig zu erreichen war, blieb der Berg während vielen Jahrhunderten von einer menschlichen Eroberung verschont. Bis zum Anfang des 20-sten Jahrhunderts konnte man den Süden Roraimas nur auf dem Flussweg erreichen. Sich den Gefahren zu Land auszusetzen – bedeckt von dichtem Regenwald und mit zahlreichen Bergen – war praktisch unmöglich, und nur ganz wenige nahmen dieses Risiko auf sich. Einer dieser Abenteurer war der Engländer Walter Raleigh, der sich noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts über die Antillen einschiffte und den Regenwald durchquerte – er kam bis zum Fuss des Berges auf seiner Suche nach irgendwelchen Schätzen.
Dieses Abenteuer versorgte ihn mit genügend Material, um ein Buch zu schreiben, welches er “Kristallberg“ nannte. Ebenfalls noch im 19. Jahrhundert brachen zahlreiche Expeditionen aus Europa zum Amazonasregenwald auf, um von dort zu versuchen, den Gipfel des Monte Roraima zu erreichen. Der erste, dem es schliesslich gelang, war der englische Botaniker Everard Thum, der im Jahr 1884 bis zur oberen Plattform hinaufstieg und detaillierte Aufzeichnungen seiner Expedition hinterliess, die auch im National Geographic veröffentlicht wurden. Eine andere erfolgreiche Expedition war die des Deutschen Koch-Grünberg, der das Buch “Vom Roraima zum Orinoko“ geschrieben hat, eine der von Mário de Andrade konsultierten Quellen nach denen sein “Macunaima“ entstand. 1927 war es Marechal Rondon, der bis zu dem Ort “Mato Virgem do Uraricoera“ vorstiess, auf seiner Expedition zur Festlegung der brasilianischen Grenzen zu Venezuela und Guyana.
Die Gründung des “Parque Nacional do Monte Roraima“, im Juni 1989, wurde vom Programm “Nossa Natureza“ (Unsere Natur) vorangetrieben, dessen Ziel der Schutz der Ökosysteme der “Serra do Pacaraíma“ war. Mit einer Fläche von 116.000 Hektar gehört der Park zum “Maciço das Guianas“, in dem sich ebenfalls die “Serra do Caburaí“ befindet – im extremen Norden Brasiliens, im Bundesstaat Roraima.
Der Monte Roraima wird von den Ingaricó-Indianern als “A casa de Macunaíma“ (Haus de Macunaíma) bezeichnet. Die venezuelanischen Pemones nennen ihn “Madre de todas las Àguas“ (Mutter aller Wasser).
Die geologische Formation des “Maciço das Guianas“: Sie bildete sich vor etwa 2 bis 1,7 Milliarden Jahren, und die sedimentäre Hochebene, auf der sich der Monte Roraima befindet, bildete sich noch vor der Trennung der beiden Kontinente Afrika und Südamerika, Ergebnis der tektonischen Bewegungen, welche vor zirka 150 Millionen Jahren stattfanden. Seine Berge und Gebirgszüge wurden dann von den Wassern geformt zum heutigen Relief. Der Nationalpark wird im südlichen Teil dieser Formation von argentinischen Hochebenen bestimmt, an der Grenze zwischen den beiden Ländern.
Landschaft
Der Monte Roraima präsentiert geologische Formationen von kolossaler szenischer Schönheit, mit Erhebungen über 1.000 Metern, abgeflachtem Relief auf den Gipfeln, Wasserfällen an den Felsenrändern, Einbrüche und Schluchten bedeckt mit Wäldern, die Quellen bedeutender Flüsse dieser Region hervorbringen, wie zum Beispiel der Cotingo. An den Felswänden des Parks kann man auch Zeichnungen prähistorischer Völker finden, welche einst die Region bewohnten.
Der Monte Roraima, einer der höchsten Berge Brasiliens, mit einer Form, die einem riesigen Tisch aus Arenit gleicht – mit einer “Tischplatte“ von zirka 40 Quadratkilometern Ausdehnung – wird von den Indianern “Tepui“ genannt. Ein immenses Plateau, umgeben von Savannen, welche die tropischen Wälder der Flüsse Amazonas und Arenoso einfassen, sie präsentieren enorme Einbrüche mit Formationen, welche alle menschliche Vorstellungskraft übersteigen, ihre Vegetation ist vor zirka 120 Millionen Jahren entstanden und enthält annähernd 50% endemischer (nur an diesem Ort vorkommenden) Pflanzen)!
Der Berg war Quelle der Inspiration für die Fiktion des Engländers Arthur Conan Doyle und sein Buch “The Lost World“, welches die Abenteuer eines Journalisten und eines Wissenschaftlers in jener Region erzählt.
Die Flora
Die Vegetation präsentiert sich als “Floresta Ombrófila Densa Montana“ (dichter, ombrophyler Bergwald) mit Cerrado-Lichtungen zwischendurch – zum grössten Teil auf der venezuelanischen Seite gelegen. Auf den Gipfeln der “Tepuis“, auf den sichtbaren Felspartien, haben sich “Campos de Altitude“ gebildet. Dort finden sich die meisten endemischen Exemplare, welche nur dort überleben und sich wegen ihrer Isolation und durch die extremen Klimabedingungen von anderen Spezies wesentlich unterscheiden. Es fallen dem Besucher hunderte von Blumenarten und Farnen auf, die auf dem felsigen Boden bunte Gärten bilden. Auffallend sind auch die kanibalistischen Bromelien, die wegen dem fehlenden fruchtbaren Boden Mechanismen entwickelt haben, mit denen sie Insekten fangen und verdauen können.
An den Ufern der Bäche, welche jene Areale durchkreuzen, finden sich Morototó (Didymopanax morototoni), die Parapará (?) und Palmenarten, wie die Paxiúba (I. exorrhiza Mart.) und die Açaí (Euterpe oleracea, Syn.: Euterpe edulis). In den höher gelegenen Wäldern kommen vor: Seringa-brava (?), Louro-vermelho (Ocotea rubra),Timbó-pau (Timbo rana), Itaúba-vermelha (Mezilaurus itauba), Matamatá-branco (Eschweilera odora), Matamatá-vermelho (Cariniana micrantha), Mangabarana (Austroplenckia populnea), Tamaquaré (Caraipa grandifolia Mart.) und Tinteiro (Arrabidaea brachypoda).
Die Fauna
So wie bei der Endemie der Pflanzen, gibt es auch in der lokalen Tierwelt endemische Arten. Hervorzuheben sind die grossen Katzen, wie Onça-pintada (gefleckter Jaguar) und Jaguatirica (Ozelot), Anta (Tapir), Porco-do-mato (Wildschwein), Tamanduá (Ameisenbär) und Preguiça (Faultier). Unter den Primaten finden wir Micos-de-cheiro (Totenkopfäffchen), Macacos-prego (Kapuzineraffen), Macacos-aranha (Spinnenaffen) und Guaribas (Brüllaffen). Die Fischarten dagegen sind nicht sehr zahlreich im Park wegen dem steilen Relief des Rio Cotingo – voller Stromschnellen und Wasserfälle, welche die Verbreitung der Fische bis hinauf zum oberen Cotingo verhindern.
Eine besonders ungewöhnliche Tierart – und endemisch für die Tepuis – ist das schwarze Fröschlein (Oreophynella quelchii), näher verwandt mit den afrikanischen Amphibien als jenen brasilianischen, welche den Fuss dieser Berge bewohnen. Ihr Vorkommen beweist einmal mehr, dass unser Kontinent einmal mit Afrika verbunden war!
Das Klima
Ist tropisch warm und feucht, mit erhöhten thermischen Schwankungen, besonders auf den Gipfeln der Berge, wo die Temperatur ganz plötzlich und brüsk fallen kann. Der Tepui besitzt sein eigenes Mikro-Klima, und das ist stets unvorhersehbar! Während das Thermometer auf der Savanne bis zu 30°C während des Tages verzeichnet, kann die Temperatur auf dem Berggipfel nachts bis zu 5°C fallen. Wegen der schneidenden feuchten Winde zu jedweder Jahreszeit können klare Tage von einer Stunde zur andern eine geschlossene Wolkendecke bilden. Der jährliche Niederschlag liegt zwischen 1.500 und 1.750mm.
Die Attraktionen
Monte Roraima
Ist die grösste Attraktion der Gegend – dieser Tepui präsentiert an verschiedenen Stellen seiner Wände herabfliessendes Wasser und Wasserfälle, wie zum Beispiel jene des Rio Cotingo. Um zu seinem Gipfel zu gelangen, sind Flüsse und Felsen zu Beginn der Wanderung zu überqueren. Auf der venezuelanischen Seite kann man die Besteigung in der Regel innerhalb von 12 Stunden bewältigen – und braucht keine Bergsteigerausrüstung. Auf der brasilianischen Seite dagegen, sollte man Bergsteiger Techniken beherrschen, um eine 400m Steilwand m Bergrücken bewältigen zu können.
Monte Caburai
Der nördlichste Punkt Brasiliens, an der Grenze zum Nachbarland Guyana, hat eine Höhe von 1.465m. Er liegt an der Grenze eines immensen Plateaus, das sich entlang der Grenze zwischen beiden Ländern erstreckt und wo der Rio Maú entspringt, welcher den Berghang hinabfliesst und verschiedene Wasserfälle bildet. Auch der Rio Uailã entspringt hier und bildet sogleich Stromschnellen und den Wasserfall “Garã-Garã“ mit einem freien Fall von 100m.
Serra do Sol
Sie liegt im Südosten des Parks, mit 2.400m Höhe – ein weiterer erlebenswerter Ort, den man nicht auslassen sollte! Der Park wird im Süden, Westen und Nordosten von Eingeborenen ITs der “Ingaricó“, “Patamona“ und “Taurepang“ eingefasst.
Serra do Tepequém
Im Süden des Nationalparks, sie ist umgeben von der Landwirtschaft Roraimas, im Munizip von Amajari. Der Gebirgszug ist ein einmaliger Zeuge von Sedimenten der Roraima-Gruppe – in fortgeschrittener Erosion, welche den Eindruck eines Vulkankraters erweckt – auf seinem Gipfel befand sich dermaleinst die erste Diamantenfundstelle des Bundesstaates. Der antike Pfad, welcher von den Diamantenschürfern angelegt wurde, um die 1.110 Meter bis zum Gipfel hinaufzusteigen, wird gegenwärtig als Trekking-Pfad benutzt. Im Gebirge gibt es verschiedene Quellen, und die Wasserfälle “Paiva“ und “Funil“ sind attraktive Sights für Besucher.
Vale dos Cristais (Tal der Kristalle)
Liegt im Nordwesten auf dem Gipfel des Monte Roraima, hier konzentrieren sich besonders viele Kristall-Bildungen.
Parque Nacional de Canaima
Auf der venezuelanischen Seite – hier befindet sich die grösste Konzentration der “Tepuis“, mit einem Alter von 1,7 Milliarden Jahren. Der Park präsentiert den grössten Wasserfall unseres Planeten, mit einem direkten Fall von 979m Höhe – ausserdem Cerrados, tropischen Regenwälder und den Rio Carrao.
Uiramutã
Im extremen Norden gelegen, ist dieses Munizip der einzige Zugang zum Nationalpark auf brasilianischer Seite. Hier leben die Eingeborenen Kommunen der “Makuxi“ und “Ingaricó“. Die Zufahrt führt über die Strasse BR-174 (ist asphaltiert) und später über die Nebenstrassen RR-202, RR-171 und RR-401.
Empfehlungen für Besucher:
- Der Park besitzt keine Infrastruktur für Besucher.
- Die beste Jahreszeit für Besuche liegt zwischen Dezember und März, wenn die Regenfälle abnehmen und die Pfade weniger schlüpfrig sind. In den übrigen Monaten des Jahres lohnt sich das Abenteuer allerdings besonders wegen dem Spektakel der zahlreichen Wasserfälle, die von allen Tepuis herabdonnern.
- Um zum Gipfel des Monte Roraima zu gelangen, sollten Sie die venezuelanische Seite bevorzugen, für die man keine alpinistischen Techniken beherrschen muss!
- Nach venezuelanischem Reglement ist die Begleitung eines Führers obligatorisch, wenn man die Tepuis der Region besteigen will!
- Nehmen Sie entsprechende Ausrüstung zum Campen auf den Gipfeln mit – auch um dem Risiko extremer Temperaturen in der Nacht begegnen zu können!
- Nehmen Sie keinerlei Blumen, Früchte oder Pflanzen von dort mit – einige sind endemisch und deshalb streng geschützt!
- Stören Sie die Tiere nicht in ihrem Habitat (sie sind die absoluten Schönheiten dieses Parks)!
- Verlassen Sie den Park so, wie Sie ihn vorgefunden haben – damit die Besucher nach Ihnen ebenfalls das Privileg haben werden, ihn so kennenzulernen, wie Sie selbst!