Foto-Zeitzeugen

Zuletzt bearbeitet: 1. Juni 2021

Die neue Rubrik “Foto-Zeitzeugen“ betrifft Brasilien der 60- bis 80-er Jahre, und soll eine kleine Übersicht der Eindrücke vermitteln, wie sie unser Autor und Fotograf Klaus D. Günther in diesem Land damals erlebte. Dazu nimmt er Sie mit auf eine Zeitreise durch die Highlights seiner Begegnungen mit Stadt- und Inlandbewohnern, im Südosten, mittleren Westen, Nordosten und Norden – in einem Land, so riesig wie ein Kontinent – in dem er selbst von 1961 bis 2011 gelebt und gearbeitet hat.

Aber lassen wir ihn selbst berichten, wie es zu seinem abenteuerlichen Lebenslauf kam:
Meine persönliche Entdeckung Brasiliens begann im Oktober 1961, als ich nach einer langen Schiffsüberfahrt von einundzwanzig Tagen mit zwei Koffern und einem Sack voll fantastischer Vorstellungen in der Hafenstadt Santos an Land ging. Was ich anschließend aus dem Fenster des Busses sah, der mich die achtzig Serpentinenkilometer nach São Paulo hinaufbrachte, übertraf meine kühnsten Erwartungen – Urwald in zahllosen Grünnuancen bedeckte die Berghänge, rosa, violett und gelb blühende Bäume dazwischen, Wasserkaskaden, die in grellem Weiß aus dem Grün herausblitzten – es war Liebe auf den ersten Blick.

Nach zwei Jahren in der versmogten Großstadt, als Grafiker in einer Werbeagentur, hatte ich genug – und versuchte es mit Rio de Janeiro. Dem Redaktionschef einer bekannten Wochenzeitschrift gefiel, was ich so nebenbei fotografiert hatte, und so bekam ich meinen zweiten Job in einem Metier, das ich bisher nur als Hobby betrieben hatte – kam aber damit meinen Träumen schon ein bisschen näher.

Bald wussten alle meine Kollegen, dass mich vor allem die wilde Natur ihres Landes faszinierte. Prompt schoben sie mich vor, wenn zum Beispiel ein Flugzeugabsturz im Amazonas-Urwald oder die Befriedung eines neu entdeckten Indiodorfes dokumentiert werden sollten, denn diese wilde Natur war meinen Kollegen zu unbequem, die Moskitos zu unangenehm, die Geschehnisse zu unberechenbar und oft sogar gefährlich. Die meisten von ihnen hatten Familie, sie brauchten abends ihr Bierchen und wollten am Wochenende an den Strand oder zum Fußball – also bekam ich diese Aufträge. Und ich liebte sie!

Meine Bilder gefielen auch den Lesern – besonders eine Fotoserie aus dem Bundesstaat Bahia, in der es mir gelang, die afrikanische Seele seiner sympathischen Bewohner einzufangen und ihren mystischen Gebräuchen Ausdruck zu verleihen – das war mein “Durchbruch“.

Nun begann man mich zu den abenteuerlichsten Aufträgen heranzuziehen: Mit den “Jangadeiros“ des Nordostens war ich zum Fischfang auf hoher See – die “Caranguejeiros“ fotografierte ich beim Krebsfang in den Mangrove-Sümpfen von Paraíba – und ich entdeckte den Weg zurück in die Steinzeit bei indigenen Völkern des Mato Grosso und im Amazonasgebiet.

Unter anderem befuhr ich die berüchtigte “Transamazônica“ mit dem Motorrad – eine Tour, die zwei Jahre dauerte, zusammen mit einem deutschen Freund – um mir ein persönliches Bild vom Raubbau des Menschen an diesem größten Ökosystem unseres Planeten machen zu können.

Die großartige, wilde Natur ließ mich nicht mehr los. Das Angebot eines brasilianischen Kollegen, der mit seinem Hausboot Touristen durch das Tierparadies “Pantanal“ schipperte, kam mir da gerade recht – er stellte mich als Dolmetscher und Entertainer für seine vorwiegend ausländischen Gäste ein – ideale Gelegenheit, unterwegs die vielen exotischen Tiere zu fotografieren.

In den 50 Jahren meines Lebens im Land meiner Träume habe ich viel Überraschendes und Faszinierendes erlebt – habe Tausende von Fotos geschossen und schließlich doch den Weg zurück in meine Heimat Deutschland gefunden, wo ich der Sehnsucht nach meiner Wahlheimat Brasilien als Mitarbeiter am “BrasilienPortal“ Ausdruck verleihe“.

Jede Woche präsentieren wir hier einen neuen Foto-Zeitzeugen aus dem Archiv von Klaus D. Günther. Schauen Sie vorbei es lohnt sich.

RJ in den frühen 60-er Jahre – Foto: Klaus D. Günther
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