Ab den 30er Jahren halfen die immer populärer werdenden Radiosender dabei, die Ära des Samba im ganzen Land zu verbreiten. Dabei erlangten seine Ableger, der „Samba-Canção“ (Samba-Song) und der „Samba-Exaltação“ (Samba-Begeisterung) besondere Popularität. Der „Samba-Canção“ wurde 1928 mit dem Song „Ai, Ioiô“ (von Henrique Vogeler) lanciert, mit der Stimme von Aracy Cortes. Auch bekannt unter der Bezeichnung „Samba de meio ano“ (Halbjahres-Samba) festigte sich der „Samba-Canção“ im folgenden Jahrzehnt. Er stellte eine etwas langsamere Form und Kadenz des Samba dar und besass als musikalische Untermalung eine Melodie von leichter Akzeptanz. Seine Basis wurde später von ausländischen Rhythmen beeinflusst – besonders vom Foxtrott und in den 40er Jahren vom Bolero mit sentimentalem Inhalt.
Während der „Samba-de-Morro“ verschiedene Themen wie Betrügereien, untreue Frauen, Favelas etc. behandelte, lenkte der „Samba-Canção“ den Brennpunkt auf die subjektive Seite des Schmerzes und des Undanks – in erster Linie aus der Sicht des leidenden Liebhabers, ganz in der Thematik des Bolero. Er wurde zum Lieblings-Genre der Mittelklasse. Ausser „Ai, Ioiô“ waren weitere Klassiker des „Samba-Canção“: „Risque“, „No Rancho Fundo“, „Copacabana“ und „Ninguém Me Ama“. Seine berühmtesten Komponisten waren: Noel Rosa, Ary Barroso, Lamartine Babo, Braguinha (auch bekannt als João de Barro) und Ataulfo Alves. Weitere bekannte Namen dieses Stils waren: Antônio Maria, Custódio Mesquita, Dolores Duran, Fernando Lobo, Henrique Vogeler, Ismael Neto, Lupicínio Rodrigues, Batatinha und Adoniran Barbosa – letzterer mit einer beliebten Dosis Satire.
Am Ende der 50er Jahre, mit dem Auftauchen des Bossa Nova, geriet der melodramatische „Samba-Canção“ ein wenig in Vergessenheit und lieh fortan seine Stimme weniger dramatischen Szenerien, wie Strand, Meer, Sonne – das waren Themen, welche von einer neuen Gilde von Komponisten bevorzugt wurden, wie Carlos Lyra, Mario Telles, Roberto Menescal, Ronaldo Boscoli, unter anderen, angeführt vom Poeten Vinicius de Moraes. Diese Art von Samba-Canção präsentierte sich im 2/4 Takt, beeinflusst von der Cool-Jazz-Gitarre eines Barney Kessel und der Stimme von July London im Album „July is My Name“.
Jedoch die Ideologie des „Neuen Staates von Getúlio Vargas“ kontaminierte die Samba-Szene. Von der bekehrten Gaunerei des „O Bonde São Januário“ (von Ataúlfo Alves und Wilson Batista) kam man zum „Aquarela do Brasil“ (von Ary Barroso), aufgenommen von Francisco Alves im Jahr 1939. Dieser Song avancierte zum Top-Song des „Samba-Exaltação“ und wurde zum ersten brasilianischen Erfolg im Ausland. Charakteristisch für den „Samba-Exaltação“ waren Kompositionen mit patriotischen Versen. Der portugiesisch-brasilianischen Sängerin Carmen Miranda gelang es, den Samba international bis in die Kinos bekannt zu machen.
Mit der Unterstützung des Präsidenten Getúlio Vargas bekam der Samba den Status einer „offiziellen Musik“ Brasiliens. Aber dieser Status einer nationalen Identität entstand vor allem auch durch seine Anerkennung von Seiten der Intellektuellen wie Heitor Villa-Lobos, der mit dem klassischen nordamerikanischen Maestro Leopold Stokowski auf dem Schiff Uruguay eine Tonaufnahme organisierte (1940), an der Cartola, Donga, João da Baiana, Pixinguinha und Zé da Zilda teilnahmen.
Ebenfalls während der 40er Jahre erschien eine neue Generation von Künstlern auf dem Plan, wie zum Beispiel Francisco Alves, Mário Reis, Orlando Silva, Silvio Caldas und, etwas später, Aracy de Almeida, Dalva de Oliveira, Elizeth Cardoso, unter anderen. Neubearbeitungen, wie die von Assis Valente, von Ataulfo Alves, von Custódio Mesquita, von Dorival Caymmi, von Herivelto Martins, von Pedro Caetano und von Synval Silva führten den Samba in eine neue Richtung – ganz im Sinne der Musikindustrie.