Urubu und Tartaruga

Zuletzt bearbeitet: 3. Januar 2013

Der Geier (Urubu) und die Schildkröte (Tartaruga) sind die Protagonisten dieser Legende, die von einem Fest im Himmel erzählt, zu dem “Nossa Senhora“ (die Heilige Muttergottes) alle Tiere auf unserem Planeten eingeladen hatte. Das grosse Problem war der Transport verschiedener Gäste.

urubuDie Vögel hatten es da am einfachsten – brauchten nur mit ihren Flügeln zu schlagen, zu den Wolken hinauf zu fliegen und schon waren sie im Himmel. Die Schmetterlinge, Käfer und all die anderen Insekten würden sich des Windes bedienen, um hinauf zu kommen. Die Fische würden über den Regenbogen hinauf schwimmen. Aber mit einigen anderen Tieren war das nicht so einfach.

Eine heftige Diskussion entbrannte daraufhin im Tierreich, und man kam überein, dass bestimmte Gruppen von Vögeln sich zusammenschliessen sollten, um solche Tiere wie die Wild- und Wasserschweine, Hirsche, Jaguare, Pumas, Otter, Nasen- und Ameisenbären zu transportieren. Hunderte von Vögeln schickten sich nun an, diese Transportaufgabe zu erfüllen – als plötzlich ein schreckliches Geschrei die Versammlung unterbrach – “Und ich“, schrie die Schildkröte, “wer nimmt mich mit in den Himmel“?

Stille ringsum – niemand meldete sich, um sie zu transportieren. Man entschuldigte sich – die Schildkröte sei viel zu gross und zu schwer, und vor allem viel zu unbeholfen. Schliesslich reckte der Geier seinen nackten Hals in die Luft und meinte von sich überzeugt: “Ich bring’ diese grosse, unbeholfene Schildkröte hinauf“! Und während das erstaunte Durcheinanderquatschen noch anhielt, fuhr er fort: “Amiga, steig auf meinen Rücken“! Aber meint ihr nun, dass damit der Schildkröte geholfen war? Sie brauchte eine ganze Schar von tierischen Helfern, um endlich auf den Rücken des Geiers klettern zu können – und nachdem sie sich dort niedergelassen hatte, öffnete der seine enormen Schwingen und flog schwerfällig davon – er flog und flog…

Aber eine so grosse Schildkröte ist tatsächlich nicht einfach zu transportieren! Sie begann nach links zu rutschen – dann wieder nach rechts. Eine halbe Stunde später gab der Geier seine Hoffnung auf, je mit dieser schweren Last den Himmel zu erreichen – er kam einfach über eine bestimmte Höhe in den Wolken nicht hinaus, und der Schweiss tropfte ihm aus dem Schnabel. “Tut mir leid, Comadre“, sprachs, schüttelte sich kurz, und die arme Schildkröte fiel aus den Wolken und raste der Erde zu, wo sie auf den Felsen aufschlug und ihr Panzer in tausend Stücke zerbarst.

Der Geier oben am Himmel zuckte die Schultern: “Wo gibt’s denn so was – ein so unbeholfenes Vieh zu einem Fest im Himmel einzuladen! Und er lachte schallend, bis sein nackter Hals Falten warf. Jedoch unser Heilige Mutter hatte alles genau gesehen – und es hatte ihr gar nicht gefallen. Sie beschloss, den feigen, hinterhältigen Geier zu bestrafen und verfügte, dass dieser sich fortan nur noch von den Resten toter Tiere ernähren dürfe.

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