Der “Pau-Brasil“ (Brasilholz), eine endemische Baumart, die nach der Entdeckung durch die Portugiesen zu einer begehrten Handelsware wurde und inzwischen als Symbol Brasiliens gilt, steht gegenwärtig im Mittelpunkt wissenschaftlichen Interesses – man testet seine therapeutischen Qualitäten für die Krebsbekämpfung.
Brasilien bekam seinen Namen nach dem roten Kernholz dieses Baumstammes, einer intensiven Farbe, die nach ihrer Entdeckung Mode wurde in Portugal, sodass man das importierte Brasilholz (Caesalpinia Echinata, Lam) während der Kolonialzeit mit Gold aufzuwiegen pflegte. Heute hält das Brasilholz eine weitere Überraschung parat: Neueste Forschungsergebnisse demonstrieren, dass es Substanzen enthält, die sich als wertvoll für die Krebsbehandlung erwiesen haben.
Andererseits steht dieser Baum ganz oben auf der Liste der meist bedrohten Baumarten Brasiliens und ist streng geschützt, seine Fällung ist im gesamten nationalen Territorium verboten. Das Motiv für sein Verschwinden aus den Wäldern ist jener rote Extrakt, den man bereits während der Kolonialzeit hemmungslos ausgebeutet hat, um daraus eine Farbstoff für Kleidung zu gewinnen. Inzwischen weiss man, dass er ausserdem eine desinfizierende und heilende Wirkung besitzt.
Wie Forscher der “Universidade Federal de Pernambuco“ (UFPE) und der “Universidade Católica de Pernambuco“ (Unicap) berichten, werden gegenwärtig Untersuchungen hinsichtlich der therapeutischen Eigenschaften des “Pau-Brasil“ im Land durchgeführt. Labortests wurden an Mäusen vorgenommen, die nach Applikation des Pflanzenextrakts eine zufriedenstellende Resistenz gegen Krebs bewiesen. Gegenwärtig untersucht man eine eventuelle toxische Nebenwirkung dieser Substanzen.
Die Wissenschaftler bestätigen, dass der pure Pflanzenextrakt unter anderem auch “Brasileína“ enthält, eine chemische Komponente, die die rote Färbung bewirkt. Die Eingeborenen benutzten schon denselben Extrakt zur Bekämpfung von Krankheiten. Im Lauf der Jahre hat man das “Brasiléina“ synthetisch hergestellt und so die Abholzung gemindert.
Die neuesten Forschungen haben gezeigt, dass der den Mäusen verabreichte Extrakt – entwickelt von der Equipe des Professors Ângelo Josá Camarotti, von der Unicap – ein Wachstum von Tumoren zu 87% verhindert. Das ist ein sehr positives Ergebnis, wenn man bedenkt, dass man eine Substanz mit einem Wirkungsgrad zwischen 50% und 60% als effizient betrachtet. Trotz dieser optimistischen Vorschau ist sich die Equipe im Klaren, dass sie noch einen langen Weg mit vielen weiteren Tests vor sich hat, bis die Ergebnisse so ausgereift sind, dass man sie an Menschen testen kann.
Der “Pau-Brasil“ ist ein Schatz der Natur, den nur wenige Brasilianer kennen. Ein Beispiel dafür ist die Existenz nur eines einzigen Museums, das sich in Glória de Goitá (Bundesstaat Pernambuco) befindet, seine Exponate betreffen allein den symbolischen Baum, und es wurden ins Leben gerufen von der “Universidade Federal Rural de Pernambuco“ (UFRPE) und dem Agrarministerium.
“Der “Brasilholz-Baum“ ist eine der vielen nativen Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Es gibt viele andere in derselben Situation, wie zum Beispiel der “Jacarandá-da-Bahia“ (Fabaceae Papilionoidae)“, sagt ein Professor der Hochschule für Agrarkultur Luiz de Queiroz. “Es gibt keine spezifischen Incentive-Programme zur Rettung von Populationen dieser Baumarten und vieler anderer. Zweifellos bin ich dafür, dass Programme zum Studium der genetischen Basis und der Erhaltung für diese wertvollen, bedrohten Arten existieren sollten“.
“Pernambuco war der erste Bundesstaat – und vielleicht der einzige – der angefangen hat, die Schuld aufzuarbeiten, die wir gegenüber dem “Pau-Brasil“ hatten, indem die UFRPE 1967 Ableger an alle brasilianischen Hauptstädte geschickt hat. Sie pflanzte 1973 zirka 50.000 Ableger rund um das hydrographische Becken des Stausees des Rio Tapacurá, und wurde 1988 mit der Gründung der “Nationalen Stiftung Pau-Brasil“ belohnt, deren Präsident Professor Roldão Siqueira Fontes war, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Biologie in Brasilien“, bestätigt der Professor der UFRPE.
Die “Nationale Stiftung Pau-Brasil“ (Funbrasil) ist verantwortlich für die Produktion von 100.000 bis 200.000 Ableger pro Jahr, arbeitet für die Umwelterziehung in Schulen und promoviert ökologische Schnitzeljagden. Die Ableger werden in alle Winkel Brasiliens verschickt, auch in die abgelegensten. Gründer der Stiftung war der Professor Roldão Siqueira Fontes, der 1996 verstarb, aber seine Arbeit wird von seiner Tochter, Ana Cristina Roldão fortgesetzt. Mehr als 3 Millionen Ableger vom Pau-Brasil wurden bereits von dieser Institution im Land verteilt.
In den vergangenen Monaten haben brasilianische und ausländische Spezialisten ihr besonderes Interesse an der Pflanzung und Erhaltung des Pau-Brasil demonstriert. Seminare zur Erhaltung und Aufforstung dieser Baumart wurden in Recife durchgeführt mit dem Ziel, ein promotionales Netz der Spezies zu schaffen. Die Idee ist es, so die Mitarbeiter, machbare Vorschläge für kommerzielle, heterogene Pflanzungen zu erarbeiten. “Wir wollen ausserdem Modelle für eine Neueinführung des Pau-Brasil in die natürlichen Fragmente des Atlantischen Regenwaldes kreieren, und suchen nach adäquaten Alternativen für die Bundesstaaten nördlich von Bahia“, erklärt der technische Direktor der “Associação Plantas do Nordeste“ (APNE).
Wissenswertes vom Baum
Der Brasilholz-Baum stammt aus brasilianischem Boden, sein bevorzugter Standort war der Atlantische Regenwald, von Ceará über Bahia bis nach Rio de Janeiro. Sein Stamm ist mit Dornen besetzt und kann eine Wuchshöhe von 30 Metern und einen Umfang von 1,5 Metern erreichen. Sein Kernholz ist rot durch eine Substanz, die “Brasiléin“ genannt wird und seit der Kolonialzeit zum Färben von Stoffen verwendet wurde, deshalb seine enorme Ausbeutung. Auch sein Holz wurde für die Anfertigung von Musikinstrumenten verwendet – es war besonders begehrt für Geigenbögen, zum Beispiel. Der Baum blüht im September und Oktober und trägt zwischen November und Januar Früchte.
Das Holz wurde seit 1503 rücksichtslos ausgebeutet, und der Baum galt bereits in freier Natur als ausgestorben, bis er 1928 im Bundesstaat Pernambuco wiederentdeckt wurde. Man erklärte ihn zum Baum des Jahres 1961 und zum nationalen Symbol im Jahr 1972. Heute ist seine Population begrenzt auf wenige natürliche Flecken in Pernambuco, wenige Exemplare in Bahia und seltene kommerzielle Pflanzungsareale – einige Exemplare sind in der Landschaftsarchitektur eingesetzt worden, seit seiner Ernennung zum Nationalsymbol 1972.
Der Dia do Pau-Brasil (Tag des Brasilholz-Baums) wird jeweils am 03. Mai in ganz Brasilien gefeiert.